Dr. Wolfgang Pirker Ried, wohin gehst du? - Die Grünen Ried im ...

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Dr. Wolfgang Pirker
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pirker.wm06@aon.at
02.11.2007 00:00
Ried, wohin gehst du?
Parndorf in Ried?
Wenn man, so wie ich am 30. Oktober 2007, zu nächtlicher Stunde vom Stelzhamerplatz zum
Hauptplatz spaziert, vom oberen Hauptplatz in Richtung Dietmarbrunnen blickt und die Buntheit
der Fassaden auf sich einwirken lässt, die Verschiedenheit der Häuser, die gerade wegen dieser
Verschiedenheit eine so intensive Ensemblewirkung erzeugen, dann kann man schon nachvollziehen,
dass es Einkaufszentren-Entwicklungsfirmen und Architekturbüros gibt, die Lust haben, ein
solchermaßen gewachsenes Ambiente einer kleinen Innenstadt auf eine Region übertragen zu wollen,
in der nichts davon je existiert hat. Einziger Grund: um Kundschaft anzulocken.
Wer schon einmal im burgenländischen Parndorf war, weiß, was ich meine. Dort wurde künstlich
geschaffen und dennoch nicht erreicht, was Ried seit 150 Jahren hat: eine Seele. In Gestalt der Innenstadt.
Ob das den Menschen, die täglich hier in Ried unterwegs sind, noch auffällt? Schon einmal aufgefallen ist?
Warum fiel es mir überhaupt auf?
Ich war vor diesem nächtlichen Spaziergang in der Landesmusikschule, dem ehemaligen Konvikt, gewesen.
Bei einer Podiumsdiskussion. Thema: Wohin geht Ried? Die Rieder Rundschau hatte geladen und
wollte genaueres erfahren. Reinhard Burgstaller moderierte. Frau hatte er für das Podium zwar keine
gefunden vielleicht wurde an den falschen Orten gesucht doch waren auch die Aussagen der Männer
informativ und aufschlussreich, mitunter ganz schön scharf, und vor allem: in der Tendenz eindeutig.
Wohin geht also Ried?
Zu dieser Frage gaben mit Ernst Mayr (Fussl), Reinhard Wittreich und Thomas Kosar (Kastner&Öhler), mit
Albert Ortig (Bürgermeister), Michael Steffan (Obmann Werbeverbund), Franz Dim (Messepräsident) und
Stefan Lettner (Cima, Leitbild-Ried 2020-Koordinator) sieben Männer Antworten, die vom Publikum
entweder mit viel Applaus bedacht oder mit Applausverweigerung bestraft wurden. Zu den Abgestraften

Albert Ortig (Bürgermeister), Michael Steffan (Obmann Werbeverbund), Franz Dim (Messepräsident) und
Stefan Lettner (Cima, Leitbild-Ried 2020-Koordinator) sieben Männer Antworten, die vom Publikum
entweder mit viel Applaus bedacht oder mit Applausverweigerung bestraft wurden. Zu den Abgestraften
zählten an diesem Abend vor allem Bürgermeister Ortig (ÖVP) und sein Vize Steffan (SPÖ). Sie wollten
neben Vertretern der Energie Ried als ziemlich Einzige im Saal die Befürchtung nicht teilen, dass die
Neuerrichtung eines Einkaufszentrums (Shopping-Mall) am Messegelände dem Innenstadthandel derart
zusetzen würde, dass viele der bestehenden Geschäfte zusperren oder sich im neuen EKZ einmieten
müssten. Auch die vielen Stimmen aus dem Publikum sprachen sich großteils für die K&Ö Variante aus,
nämlich das bestehende Haus in unmittelbarer Nähe zu vergrößern und durch die Eislaufgasse eine
attraktive fußläufige Verbindung zur Innenstadt zu schaffen. Darunter würde die Innenstadt sicher nicht
leiden, sondern könnte insgesamt erweitert und aufgewertet werden, vor allem wenn die begehrten Modeund
Elektromärkte mit dabei sind, wovon bei jedem der Projekte auszugehen ist. Weiters könnte bei
Verzicht auf das EKZ-Messegelände die Rieder Messe in der derzeitigen Form gerettet und nach einer
längst überfälligen Umwegrentabilitätsrechnung unter klaren Rahmenbedingungen weitergeführt werden.
Die schwierige Frage der Lösung des Verkehrsproblems, die schon anlässlich der Themenpark-Diskussion
in den 90-er Jahren nicht beantwortet werden konnte jedenfalls nicht zur Zufriedenheit der dort
wohnenden Menschen wäre dann auch vom Tisch. Was nicht heißt, dass diese Frage beim K&Ö Projekt
schon beantwortet wäre. Doch unter dem Aspekt einer nachhaltigen Raumplanung, die die fußläufige
Anbindung von Einkaufszentren genauso mit einbezieht wie die Erreichbarkeit durch Öffentliche
Verkehrsmitteln, sollte hier eher eine Lösung gelingen. Dies gilt auch in Hinblick auf die Verlegung des
Busbahnhofs zum Bahnhof und die damit verbundenen Aufwertung der gesamten Bahnhofstraße. Diese
Entwicklung ist ja derzeit schon spürbar, wenn man die Zunahme der Geschäfte in diesem Bereich
beobachtet.
Eine erfreuliche Botschaft hatte schließlich die einzige Landespolitikerin, die an diesem Abend im
Publikum, nicht am Podium anwesend war, zu verkünden. Im Gegensatz zu Vizebürgermeister Michael
Steffan (SPÖ), der noch zu Beginn der Diskussion meinte, das EKZ St.Marienkirchen bei Schärding sei mit
Zustimmung seiner ParteikollegInnen in der Landesregierung genehmigt worden, wusste die grüne LAbg.
Maria Wageneder, dass genau das Gegenteil wahr war und die SPÖ der Linie der Grünen gefolgt sei und
ebenfalls dagegen gestimmt hatte. (Wie inzwischen bekannt wurde, stellte LR Sigl diesen
Tagesordnungspunkt wegen der drohenden Abstimmungsniederlage (Gegenstimmen von Grünen und SP!)
zurück.)
Dass das Argument, neue Einkaufszentren würden so und so viele neue Arbeitsplätze schaffen, zwar
stimmt, dass aber die Zahl der vernichteten Arbeitsplätze höher ist, sollte auch noch erwähnt werden. Und
dass es in Ried überhaupt viel mehr zu diskutieren gäbe als an diesem Abend thematisiert wurde, sei auch
ergänzt. Aber an diesem Abend ließ das hoch interessierte und diskussionsfreudige Publikum nur zwei
Themen zu: Einkaufszentrum und Innenstadt. Und die Botschaft des Abends war klar: Die Rieder
Innenstadt ist nicht tot wie anderswo, sie lebt und hat eine blühende Zukunft vor sich, wenn man die
richtigen Entscheidungen trifft. Ein Parndorf am Messegelände wäre sicher die falsche.
Anmerkung: Parndorf steht in Zusammenhang mit dem Messegelände als Synonym für Einkaufszentren
im allgemeinen und bezieht sich nicht auf die Architektur im speziellen. Der Entwurf für das Messegelände
sieht ein EKZ der klassischen Form vor.
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