Kai Wolfinger - Robert Walser-Zentrum
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Man kann diesen Zusammenhang zwischen «Jakob von Gunten» und Fichtes Buch<br />
geradezu als medientheoretische, ‹bildliche Intertextualität› 18 beschreiben, als würden<br />
die Cover sich gegenseitig zitieren. Folgerichtig erzählt Fichte «eine Art Entwicklungsroman»,<br />
die komplizierte Entwicklungsgeschichte eines Jungen nach einem<br />
Waisenhausaufenthalt (nicht in einer Dienerschule) in den Nachkriegsjahren.<br />
Das Kleid Jakob von Guntens<br />
Nun habe ich bereits versucht zu betonen, welche große Rolle die Zusammenarbeit<br />
von <strong>Robert</strong> <strong>Walser</strong> mit seinem Bruder Karl gespielt hat und konnte zumindest andeuten,<br />
dass die Buchdeckelgestaltungen und Coverbilder mit in die Deutung des<br />
Textes genommen werden könnten. Nun ist aber die Publikationsgeschichte <strong>Robert</strong><br />
<strong>Walser</strong>s, welche vor allem nach dem Tod des Autors geschrieben wurde, noch lange<br />
nicht beendet und an einem die Unüberblickbarkeit berührenden Punkt angelangt:<br />
Wenn man nur die Gesamtausgaben und Sämtlichen Werke <strong>Walser</strong>s, alle Anthologien<br />
und Übersetzungen in fremde Sprache bedenkt, so begegnet uns ein ganzes Arsenal<br />
von Coverbilder. 19 Weil sie zu unserem Grundbeispiel «Jakob von Gunten»<br />
18<br />
19<br />
Legt man der theoretischen Figur der Intertextualität einen erweiterten Textbegriff zugrunde, so<br />
kann auch der Text eines Bildes auf ein anderes Bildes verweisen.<br />
Es sei nicht der interessante Zusammenhang verschwiegen, dass z. B. die englische Übersetzung<br />
des «Jakob von Gunten» von Christopher Middleton die Illustration von Karl <strong>Walser</strong>s «Die<br />
Schulstube» auf dem Cover trägt, was unter unserem Fokus «Fritz Kochers Aufsätze» in die Nähe<br />
des «Jakob von Gunten» rückt. Die italienische Übersetzung hingegen hat zum Cover die Karl<br />
<strong>Walser</strong>-Illustration der Commis-Geschichte (aus «Fritz Kochers Aufsätze»), was wiederum eine<br />
andere, weitreichende Querverbindung ergibt.<br />
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