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Kai Wolfinger - Robert Walser-Zentrum

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nur durch seine Binnenillustrationen im Geschichtenband die Ikonographie des melancholischen<br />

Schreibers, sondern schafft ein Exempel, das schon auf dem Cover die<br />

thematische Klammer des ganzen Bandes formuliert. 12<br />

Zur Genese des Deckels des Schülertagebuchs<br />

Ein anderes Beispiel für eine interessante Buchdeckelgestaltung bei <strong>Robert</strong> <strong>Walser</strong><br />

möchte ich an meinen Beobachtungen entlang mäandernd nun etwas eingehender<br />

vorstellen. Hierzu habe ich <strong>Walser</strong>s bekanntestes Buch gewählt, das nun auch bald<br />

als Band in der Kritischen <strong>Walser</strong> Ausgabe vorliegen wird: den Schülerroman «Jakob<br />

von Gunten». Der oft gedeutete und nacherzählte Inhalt des Buches, des Schülertagebuchs<br />

der Titelfigur Jakob von Gunten, ist der Alltag der Eleven in und verschiedene<br />

Themen aus der Dienerschule Benjamenta. Der Text schildert eine eigentümliche<br />

Dichtung aus Freiheitsdrang, Unterwerfung und Versklavung, Großstadtthematik,<br />

Erziehungsdiskurs und Sexualsymbolik. 13 Wenn wir uns das Cover anschauen,<br />

so fällt sofort auf, dass kein Motiv im klassischen Sinne als Buchdeckelgestaltung<br />

gewählt wurde. Karl <strong>Walser</strong> wählt ein anderes Verfahren, als er es bei «Geschwister<br />

Tanner» oder «Der Gehülfe» erprobt hatte, wo er Figuren oder Schlüsselszenen der<br />

Romanhandlung als Sujet wählte.<br />

12<br />

13<br />

Dies impliziert auch, dass das Cover dazu genützt werden kann, wie eine Klammer um den Inhalt<br />

des Buches betrachtet zu werden, die bereits eine Interpretationsrichtung vorgibt.<br />

Wenigstens erwähnt sei an dieser Stelle die Nähe zu Frank Wedekinds Novelle «Mine-Haha oder<br />

Über die körperliche Erziehung der jungen Mädchen», worauf schon Jochen Greven unter Aufnahme<br />

eines Hinweises von Otto F. Best hingewiesen hat. Siehe: SW 11, S. 176, in: Frank Wedekind:<br />

«Mine-Haha und andere Erzählungen», Hamburg 1955, S. 5–52.<br />

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