Kai Wolfinger - Robert Walser-Zentrum
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Dass nicht zuletzt für <strong>Robert</strong> <strong>Walser</strong> als Autor die Gestaltung seiner Bücher höchste<br />
Priorität hatte, ist durch biographische Zeugnisse belegt. Beispielsweise schreibt<br />
<strong>Walser</strong> über die Gestaltung seines Buches «Geschichten» in einem Brief an den Kurt<br />
Wolff Verlag:<br />
Was den übrigen Inhalt Ihres Schreibens anbelangt, so teile ich Ihnen mit, daß Karl <strong>Walser</strong> für<br />
das Geschichtenbuch Federzeichnungen machen wird. Die Geschichten (alles gedruckte) sind<br />
vom Künstler sorgfältig, als für die Illustration am besten geeignet, ausgewählt worden. 8<br />
So unterstreicht ein Hinweis von <strong>Walser</strong> selbst, welche Bedeutung er der Bebilderung<br />
und Gestaltung seiner Bücher gegeben hat. Die Gestaltung von Büchern hat<br />
auch Eingang in <strong>Walser</strong>s Erzählungen genommen; sein Prosastück «Der Buchdeckel»<br />
formuliert beiläufig humoristisch eine (mutmaßlich auf einer wahren Begebenheit<br />
beruhenden) Anekdote, in der ein Bekannter des Dichters nur den Buchdeckel lobte:<br />
Jeder Autor hat seinen Bekanntenkreis, und so sandte ich das Buch an eine Persönlichkeit, die<br />
mir schrieb, sie danke mir, könne aber zunächst nur dem Buchdeckel ein Lob spenden. Das<br />
andere wolle sie sich gelegentlich zu Gemüte führen. / Fühle mir nach, was ich empfand; ich<br />
war paff und blieb ein Weilchen völlig konfus. Die eigentümliche Art, Werke der Feder zu<br />
würdigen, machte auf mich den Eindruck eines Erlebnisses, das sich mir einprägte und ich dir<br />
deshalb hier auftische. (SW 16, S. 271) 9<br />
Ausgangspunkt: Der Räuber<br />
Der unvergessliche <strong>Walser</strong>-Herausgeber Jochen Greven gibt in seiner von <strong>Walser</strong><br />
inspirierten Forschungsautobiographie einen Hinweis zur Buchgestaltung, bei der er<br />
– ganz im Gegensatz zum Buchdeckel-Prosastück – sehr genau auf die passenden<br />
Bilder zu einem vorliegenden <strong>Walser</strong>-Text achtete:<br />
1998 begann der Suhrkamp Verlag, die zwanzig Taschenbuchbände der «Sämtlichen Werke in<br />
Einzelausgaben» <strong>Robert</strong> <strong>Walser</strong>s bei Gelegenheit von Nachdrucken mit neuen farbigen Umschlägen<br />
auszustatten. Dazu verwendete man Motive aus Bildern des Schweizer Malers Félix<br />
Valloton [sic!], eines ungefähren Zeitgenossen <strong>Walser</strong>s, eine originelle, attraktive und nicht<br />
unpassende Wahl, auch wenn sich aus ihr im Einzelnen einige etwas kuriose Assoziationen<br />
ergaben, etwa wenn sich <strong>Walser</strong>s «Räuber», der doch zweifelsfrei in Bern daheim ist, nun mit<br />
8<br />
9<br />
<strong>Robert</strong> <strong>Walser</strong>: «Briefe», hg. von Jörg Schäfer unter Mitarbeit von <strong>Robert</strong> Mächler, Frankfurt am<br />
Main 1979, S. 59.<br />
Vgl. auch die Betonung der Buchdeckel in diesem Prosastück u. in «Abhandlung» (SW 17, S. 144).<br />
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