Download (5 MB) - Ulm/Neu-Ulm
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TitelThema<br />
Die „Kommandozentrale“ des Fischerstechens –<br />
natürlich im Fischerviertel gelegen<br />
Maßgeschneidert: Hermann Scheuffele holt<br />
sein Bäuerinnenkostüm aus dem Schrank<br />
WICHTIGE GRUNDBEGRIFFE<br />
Der Speer Eigentlich eine Lanze. 2,80 Meter lang und<br />
aus dem besonders biegsamen Eschenholz. An der Spitze<br />
durch eine gepolsterte Scheibe entschärft und am anderen<br />
Ende mit einem gerundeten Querholz versehen, das beim<br />
Stechen an die Schulter gepresst wird.<br />
Die Zille Ein etwa zehn Meter langer, schmaler Kahn.<br />
Die BesatZUNG Der vordere und der hintere Stechruderer<br />
haben Steuerungsfunktionen, der mittlere sorgt für die<br />
nötige Geschwindigkeit. Der Stecher steht hinten auf einer<br />
sehr kleinen Plattform.<br />
Das Schiedsgericht überwacht die Einhaltung der<br />
Regeln, der Zunft- und Zeremonienmeister gibt die<br />
Entscheidungen bekannt.<br />
DER WETTSTREIT<br />
Es treten 15 Stecherpaare an. Per Zille fahren die Kontra -<br />
henten von den beiden Donauufern aus aufeinander zu.<br />
Begegnen sich die beiden Kähne, versuchen die Stecher,<br />
sich mit einem an der Spitze gepolsterten Speer gegenseitig<br />
in die Donau zu stoßen.<br />
DIE GRUNDREGELN<br />
In Ermangelung der nötigen Rösser sollen einer Lokalsage<br />
zufolge Zillen zum Einsatz gekommen sein. Erstmals in<br />
historischen Quellen greifbar wird der Brauch im Jahr 1545, als<br />
der Rat der Stadt einen Antrag auf ein Fischerstechen abschlägig<br />
beschied. Eindeutig dem mittelalterlichen Figurenkanon<br />
gehören der Narr, die Bäuerin und der Bauer an – für die<br />
Reichstädter in ihrem Dünkel waren die Agrarier der Inbegriff<br />
von Tölpel haftigkeit.<br />
Im frühen 17. Jahrhundert wurde das Stechen auf Direktive des<br />
Rats hin von der kalten in die warme Jahreszeit verlegt und<br />
schließlich auf den „Schwördienstag“ fixiert, den Tag nach dem<br />
<strong>Ulm</strong>er Verfassungsfest, bei dem die männliche Bevölkerung<br />
alljährlich ihren Eid auf die Ortsverfassung ablegte. Als <strong>Ulm</strong><br />
1802 den Status als Reichsstadt verlor und damit der Schwörmontag<br />
seine Grundlage, hatte das Fischerstechen seinen<br />
terminlichen Anker eingebüßt. Gestochen wurde weiterhin, nun<br />
bei besonderen Anlässen wie der Münstervollendung 1890 oder,<br />
wie immer schon, bei hohen Besuchen.<br />
300 Teilnehmer am Festzug<br />
Der Figuren-Kanon variiert immer wieder. Historische Gestalten<br />
wurden erst 1950 eingeführt, womit das Fischer stechen<br />
unverwechselbar und „ulmischer“ wurde. Als Termine wurden<br />
Beim Stechen müssen sich die Kontrahenten „ritterlich<br />
die Brust bieten“. Ausweichen oder Wegdrehen ist grob<br />
unritterlich und hat die Disqualifikation zur Folge. Ein<br />
Stecher muss „trocken“ bleiben, um im Turnier weiterzukommen<br />
– als „nass“ gilt ein Stecher, wenn er ins Wasser<br />
fällt vom Standplatz in die Zille tritt seinen Speer verliert<br />
nach dem Speer des Gegners greift durch unfaires<br />
Handeln seinen eigenen Sturz verhindert oder den des<br />
Gegners provoziert.<br />
DER ABLAUF DES TURNIERS<br />
Pro Paar erfolgen zwei Durchgänge, wer dabei mindestens<br />
einmal „trocken“ bleibt, kommt in die nächste Runde.<br />
Nach mehreren Zwischenrunden, je nach dem, wird im<br />
Finale, in erneut zwei Durchgängen gestochen, der Ta g e s-<br />
sieger ermittelt. Da das <strong>Ulm</strong>er Fischerstechen an zwei<br />
aufeinander folgenden Sonntagen stattfindet, stechen<br />
nach dem Tagesfinale am zweiten Sonntag die beiden<br />
Tagessieger um den Gesamtsieg.<br />
18<br />
Göttlicher Beistand: Vereinsfahne<br />
der Schiffleute mit Flussgott Danubius