Auszug der Ausgabe Juli / August 2011 - Deutscher Marinebund
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Navy News<br />
Fotos: Wikipedia, Museum Luxor, Wikimedia, Swan Hunter, Milphotos, Deutsche Marine (4), Michael Nitz, Lockheed Martin<br />
Fregatte Sh a r m el Sh e i kh <strong>der</strong> Pe r r y-Klasse<br />
Ehemaliges deutsches FK-Schnellboot <strong>der</strong> Klasse 148<br />
Ta b a r j a, ex deutsche Bergen<br />
FK-Schnellboot <strong>der</strong> Ra m a d a n-Klasse<br />
erst einmal nach billigen Alternativen<br />
auf dem Gebrauchtmarkt suchen.<br />
Mit einem Personalumfang von fast<br />
20.000 Mann und mehr als 100 in <strong>der</strong><br />
Liste <strong>der</strong> Kriegsschiffe aufgeführten<br />
Schiffen und Booten präsentiert sich<br />
die Ägyp tische Marine heute rein zahlenmäßig<br />
als die stärkste im gesamten<br />
arabischen Raum. Die operative<br />
Führung erfolgt direkt aus dem Marinehauptquartier<br />
in Ras El Tina bei<br />
Alexandria. Hier findet sich auch <strong>der</strong><br />
größte Flottenstützpunkt mit u.a. <strong>der</strong><br />
Fregatten- und U-Bootbrigade. Weitere<br />
kleinere Stützpunkte gibt es entlang<br />
<strong>der</strong> ganzen Mittelmeerküste, von<br />
Sollum bis Port Said, im Suezkanal<br />
(Ismailia) und an dessen Südausgang,<br />
sowie schließlich im Roten Meer bei<br />
Hurghada und Safajah.<br />
Die operativen Fähigkeiten bleiben<br />
allerdings doch hinter den Erwartungen<br />
an eine zahlenmäßig so umfangreiche<br />
Flotte zurück. Dies liegt nicht nur<br />
an <strong>der</strong> dargestellten „materiellen Vielfalt“.<br />
Auch wenn Übungen mit an<strong>der</strong>en<br />
(westli chen) Marinen allmählich<br />
zunehmen, bleiben doch erhebliche<br />
Ausbildungsde fizite; Schiffe und Boote<br />
„produzieren“ nur wenige Seetage;<br />
bei Führung „nach Gutsherrenart“<br />
ist <strong>der</strong> Teamgedanke bei Besatzungen<br />
nur wenig ausgeprägt. Auch die regionale<br />
Zersplitterung vom Mittelmeer<br />
bis ins Rote Meer ist nicht gerade<br />
vorteilhaft. Hauptfaktor dürfte aber<br />
sein, dass – wie im gesamten Nahen<br />
und Mittleren Osten – die Marine<br />
auch in Ägypten konzeptionell aber<br />
vor allem auch finanziell weit hinter<br />
Heer und Luftwaffe rangiert. Bei <strong>der</strong><br />
politischen und militärischen Führung<br />
(in den letzten Jahrzehnten überdies<br />
weitgehend identisch) gibt es kaum<br />
Verständnis für übergreifende maritime<br />
Belange, und die Funktion einer<br />
Marine wird weitestgehend in bloßer<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Landstreitkräfte<br />
von See her gesehen. In <strong>der</strong> Konsequenz<br />
bleiben ihre Mittel für Neubeschaffungen,<br />
aber auch für Wartung<br />
und Instandhaltung vorhandener Einheiten<br />
deutlich begrenzt. Sie müssen<br />
sich mit dem begnügen, was Heer und<br />
Luftwaffe „übrig lassen“.<br />
Auch wenn hochseefähige Kampfschiffe<br />
zur Flotte gehören, werden für<br />
die Marine jenseits <strong>der</strong> Küstengewässer<br />
kaum Aufgaben erkannt, und dies<br />
reflek tiert auch ihr offizieller Auftrag.<br />
Zunächst einmal soll sie Häfen, Küste<br />
und Hoheitsgewässer sowie die<br />
Eingänge des Suezkanals und dessen<br />
Ansteuerun gen schützen und gegnerische<br />
Angriffe von See abwehren.<br />
Dazu verfügt sie auch über Küstenverteidigungsstellen<br />
mit FK-Batterien.<br />
Darüber hinaus soll sie Operationen<br />
<strong>der</strong> Landstreitkräfte durch seeseitigen<br />
Flankenschutz, amphibische Operationen<br />
und Kommando-Unternehmen<br />
unterstützen und schließlich Binnenwasserstraßen<br />
und den Suezkanal<br />
vor Terrorangriffen schützen sowie<br />
Schmuggel und Migration über See<br />
bekämpfen. Für diesen Teil <strong>der</strong> Auftragserfüllung<br />
ist ihr operativ auch die<br />
ansonsten strukturell zu den Grenztruppen<br />
gehörende Küstenwache unterstellt.<br />
Eine eigene Marinefliegerkomponente<br />
gibt es nicht; Flugzeuge<br />
<strong>der</strong> Luftwaffe erfüllen bei Bedarf maritime<br />
Aufgaben.<br />
Auch in Zukunft wird die ägyptische<br />
Marine von substanzieller Hilfe<br />
befreun deter Nationen abhängig bleiben.<br />
Wie diese sich vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> „Arabischen Revolution“<br />
gestalten wird, ob man vielleicht wie<strong>der</strong><br />
einmal neue Partner suchen muss,<br />
bleibt abzuwarten. Viel wird sicher<br />
auch davon abhän gen, in welchem<br />
Maße (radikale) islamische Elemente<br />
die künftige ägyptische Politik bestimmen<br />
– und wie sich dann das Verhältnis<br />
zu Israel entwickelt.<br />
Leinen los! 4-11 19