Auszug der Ausgabe Juli / August 2011 - Deutscher Marinebund

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Deutsche Marine Wirbelsturm statt Eurocopter? Sikorsky im Wettrennen um neuen Marine-Bordhubschrauber Die Deutsche Marine braucht dringend neue Bordhubschrauber. Die eingeführten Flugzeugmuster Sea Lynx und Sea King nähern sich mit etwa 30 bzw. fast 40 Dienstjahren dem Ende einer wirtschaftlichen Nutzung und ihrer Verwendungsdauer. Für die Fregatten der Klassen 124 und 125 sowie für die Einsatzgruppenversorger Klasse 702 ist ein Bedarf von 30 Mehrzweck-Hubschraubern vorhanden. Die Aufgaben umfassen die Seeraumüberwachung und Aufklärung von Überwasserkontakten, die Durchführung von Boarding- Einsätzen, die U-Bootjagd sowie allgemeine Transportaufgaben und den Such- und Rettungsdienst über See. Schon seit langen Jahren ist der von Eurocopter entwickelte MH-90 als neuer Marinehubschrauber im Gespräch. Seine Beschaffung wurde aber noch immer nicht eingeleitet. Die Vorschläge der Industrie waren bisher nicht mit den Anforderungen der Marine in Einklang zu bringen. Nun bedroht ein Wirbelsturm den MH-90. Im August 2010 hat das amerikanische Unternehmen Sikorsky Aircraft Corporation auf die Ausschreibung der deutschen Bundesregierung zur Lieferung von neuen Hubschraubern für die Marine ebenfalls ein Angebot abgegeben. Zusammen mit deutschen Partnerunternehmen bietet Sikorsky den Hubschrauber CH-148 Cyclone an. Der Cyclone beinhaltet eingeführte und im Einsatz bewährte Technik. Für dieses Fluggerät hat sich zuletzt auch die kanadische Marine entschieden, wo es derzeit erfolgreich in umfangreichen Erprobungen ist. Der Cyclone ist ein echter Mehrzweckhubschrauber mit einer erweiterbaren Architektur für deutsche Optionen und spätere Modifizierungen. Er leitet sich technisch vom verbreiteten Zivilhubschrauber S-92 ab, der vor allem bei Öl- und Gasunternehmen im Einsatz ist und dort weltweit Plattformen bedient. In Rekordzeit für kommerziell eingesetzte Helikopter hat die S-92 Hubschrauberflotte mittlerweile 250.000 Flugstunden erfolgreich absolviert. Im September 2004 hatte die Serie ihren Dienst angetreten und ihre Leistungsfähigkeit in zahlreichen Flugstunden in kürzester Zeit unter Beweis gestellt. Die Beständigkeit des Luftfahrzeuges, kombiniert mit Geschwindigkeit, Stärke und Reichweite, bietet die ideale Basis dazu, auch militärische Nutzer künftig mit einer robusten und zuverlässigen Plattform für eine Vielzahl von Einsätzen zu versorgen. Der Cyclone hat ein Eigengewicht von 13,3 t und erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 140 kn. Angetrieben wird er von zwei GE CT 7-8 Turbinentriebwerken mit einer Leistung von jeweils 1.939 kW. Zu den Merkmalen des CH-148 gehören eine optimierte Rotor- und Antriebskonstruktion, ein Schutz vor Vogelschlag sowie eine fehler- und schadenstolerante Konstruktion. Darüber hinaus verfügt das Luftfahrzeug über besondere Sicherheitssitze, ein aufprallsicheres Treibstoffsystem, einen Schutz gegen elektromagnetische Impulse und eine Blitzschutzvorrichtung. Die Sikorsky Aircraft Corporation sieht in ihrem angebotenen Modell einen aussichtsreichen Kandidaten für das deutsche Rüstungsvorhaben. Im Falle der Beschaffung durch die Deutsche Marine planen Sikorsky und Rheinmetall Defence mit weiteren Unternehmen eine wegweisende Kooperation als German Multi-Role Helicopter Team (GMRHT). Der Cyclone wäre nicht der erste Sikorsky- Hubschrauber in der Deutschen Marine. In den 1960er-Jahren war der Seenotrettungshubschrauber Sikorsky H-34, ein Modell aus der S-58-Familie, unermüdlich im Einsatz für in Not geratene Menschen. Seit nunmehr fast 40 Jahren ist der Sea King im Dienst. Dieser Hubschrauber ist eine Lizenzfertigung der Firma Westland und basiert auf der Sikorsky S-61. Mit dem Zulauf der Einsatzgruppenversorger findet er seither auf der Berlin und der Frankfurt am Main in einem umfangreichen Einsatzspektrum auch als Bordhubschrauber Verwendung. Text: Hans Karr; Foto: Sikorsky Leinen los! 4-11 13
Navy News US-Luftverteidigung für Europa Beginn des European Phased Adaptive Approach In Leinen Los! 3-2011 auf Seite 30 wurde bereits kurz über das Eintreffen von USS Monterey (CG 61) im Mittelmeer auf seiner Station zur Abwehr ballistischer Raketen berichtet. Damit hat eine neue Phase sicherheitspolitischen und militärischen Beistandes der USA für Europa begonnen: Der European Phased Adaptive Approach (EPAA). Das neue Konzept des EPAA ist in vier Phasen gegliedert, deren Realisierung in 2011 begonnen hat und die gemäß der Planung bis 2020 abgeschlossen sein soll. Das Eintreffen des Kreuzers USS Monterey auf seiner BMD-Station im Mittelmeer ist das erste sichtbare Zeichen für den Beginn des EPAA. USS Monterey ist eine von aktuell 21 Einheiten der US Navy, welche mit dem speziell für die Abwehr ballistischer Bedrohungen konzipierten Aegis 3.6.1. BMD 1 -Gefechtsführungssystem und Abwehrflugkörpern vom Typ SM-3 Block 1A ausgerüstet ist. Unterstützt wird die Einheit in naher Zukunft durch ebenfalls in Europa stationierte Luftraum-Überwachungsradare AN/TPY-2 und das in Ramstein etablierte Führungssystem C2BMC. C2BMC steht für „Command, Control, Battle Management & Communication“. Es ist das Herzstück des US-amerikanischen Ballistic Missile Defense System (BMDS). Ein solches Führungssystem wurde außerhalb Amerikas erstmals 2010 in Bahrain in Betrieb genommen. Seit Jahresbeginn 2011 steht in Ramstein unter dem Kommando von USEUCOM 2 ein weiteres System im Rahmen der Regional Defense 3 für Europa zur Verfügung. Es ermöglicht mit seinen vernetzten Sensoren sowie seiner Anbindung an die NATO-Frühwarnorganisation eine schnelle und robuste Lagebildgewinnung und unterstützt damit die Aegis-BMD-Einheiten in ihrer Auftragserfüllung. Ziel dieser ersten Phase ist die Herstellung einer initial capability gegen Start einer SM-3 Bedrohungen SRBM: Short Range Ballistic Missile (< 1.000 km Reichweite) MRBM: Medium Range Ballistic Missile (1.000 – 3.000 km) IRBM: Intermediate Range Ballistic Missile (3.000 – 5.000 km) ICBM: Intercontinental Ballistic Missile (> 5.500 km) SRBM, MRBM und IRBM (siehe Kasten Bedrohung). Sie soll noch in 2011 abgeschlossen sein, die Interoperabilität mit den NATO Führungssystemen weiter verbessert werden. Diese Fähigkeit richtet sich gegen Bedrohungen aus dem Bereich des Nahen und Mittleren Ostens und zielt auf den Schutz Südeuropas. In der zweiten Phase werden zwischen 2012 und 2015 erste Infrastrukturmaßnahmen zur Stationierung von „Aegis-Ashore“ in Rumänien und Polen durchgeführt, das System auf Hawaii getestet. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine landgestützte Version des bewährten Gefechtsführungssystems der US Navy einschließlich eines SPY-1-Radarturmes sowie eines Flugkörper-Starters. Tatsächlich wird das System aussehen, als habe man die Brückenaufbauten eines Aegis-Schiffes abgeflext und an Land gestellt. Ebenfalls in dieser Phase werden die Aegis-BMD-Einheiten mit der neuen Aegis-Software 4.0.1 und dem verbesserten Flugkörper SM-3 Block IB ausgerüstet, was deren Fähigkeit zur vernetzten Operationsführung weiter verbessert. Insbesondere wird damit auch die Option „Launch-on-Remote“ eingeführt, welche es ermöglicht, SM-3 Block IB Flugkörper auf Daten der über das C2BMC vernetzten Sensoren zu starten. Bis 2018 soll die dritte Phase des EPAA, Robust IRBM Defense, abgeschlossen sein. Sie beinhaltet den Aufbau und die Inbetriebnahme der beiden Aegis-Ashore-Systeme in Rumänien und Polen sowie die Einführung der Aegis-5.1-Software in Verbindung mit dem Flugkörper SM-3 Block IIA bei den Aegis-Systemen in See. Die Modifikationen in den individuellen Systemen erlauben eine Verbesserung der Zieldatendiskriminierung und der Möglichkeit, Raketen durch die Nutzung von Fremddaten zu bekämpfen (Engage-on-Remote). Der geschützte Bereich erweitert sich bis Mitteleuropa. 2020 soll mit Abschluss der vierten Phase – Early Intercept and Regional ICBM Defense – die Regional Defense für ganz Europa einsatzfähig sein. Ab 2018 werden die Flugkörper SM-3 Block IIB mit ihrer höheren Reichweite und gesteigerten Geschwindigkeit in den Aegis-BMD-Systemen an Land eingerüstet. Regional Defense für Europa bedeutet gleichzeitig, eine erste Verteidigungslinie der US Homeland Defense 7.000 Kilometer vor der US- 14 Leinen los! 4-11
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