Zur Frage der Kategorie des Ewigen im Werke Jeremias ... - DigiBern
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Jahrbuch <strong>des</strong> Oberaargaus, Bd. 47 (2004)<br />
Entwicklung muss Anwendung finden in <strong>der</strong> Welt. Wer die Welt durchfahren<br />
hat, seinen Entwicklungszyklus erfüllt hat, ist aufgerufen, sein<br />
Können, sein höheres Sein in die Welt hineinzutragen. Zu wirken in <strong>der</strong><br />
Welt. Weltwirkung ist aber – um zur Terminologie von Lévy-Strauss zurückzukehren<br />
– das Feld <strong>der</strong> heissen Gesellschaft. Entwicklungszyklen<br />
sind kalt, ihre Anwendungen in <strong>der</strong> Welt sind heiss. Weltwirkung ist<br />
linear, nicht mehr zyklisch, sie schafft – aufgrund <strong>der</strong> Entwicklung – nun<br />
das Einmalige, das Zielgerichtete. Dieses Zielgerichtete, Einmalige greift<br />
seinerseits wie<strong>der</strong> in das Zyklische <strong>der</strong> Entwicklung an<strong>der</strong>er Menschen<br />
ein, ist Erlebnis und Formen<strong>des</strong> <strong>im</strong> ewigen Entwicklungszyklus an<strong>der</strong>er<br />
Menschen.<br />
In dieser Verbindung von Ewigkeit und Zeitlichkeit, von Zyklus und Pfeil<br />
entsteht die Romanwelt, in dieser Verbindung wird sie aber erst überzeugend.<br />
Der Kreislauf <strong>der</strong> Entwicklung, <strong>der</strong> Zyklus, ist dialektisch auf den<br />
Zeitenpfeil bezogen. Geschichtliche Entwicklung, gerichtete Zeit <strong>des</strong> Anfangs<br />
und <strong>des</strong> En<strong>des</strong>, vollzieht sich auf <strong>der</strong> Folie <strong>des</strong> zyklischen Kreislaufes.<br />
Gerichtete Zeit braucht eine Vorstellung von zyklischer Ewigkeit,<br />
damit sie überhaupt gedacht werden kann, Anfang und Ende kann nur<br />
von einem festen Punkt eines ausserhalb Stehenden erkannt werden. Zeit<br />
braucht ihre Aufhebung, um überhaupt gedacht werden zu können.<br />
Der Mensch kann <strong>des</strong>wegen nur aufgrund <strong>des</strong> Bewusstseins <strong>der</strong> zyklischen<br />
Ewigkeit das Geschichtlich-Gerichtete reflektieren. O<strong>der</strong> einfacher:<br />
Nur wer die Entwicklung durchlaufen hat, wird das bewusst<br />
wahrnehmen können, was ihm an geschichtlicher Einmaligkeit entgegentritt.<br />
Und nur wer die Entwicklung <strong>im</strong> Zyklus durchlaufen hat, wird<br />
als ein Überlegener handeln können, als einer <strong>der</strong> das Geschehen einzuordnen<br />
weiss, in die Dialektik von Zeit und Ewigkeit. Aus Entwicklung<br />
und ihrer Anwendung in <strong>der</strong> Welt entsteht, nun auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Literatur,<br />
die Handlung. Die beiden Elemente <strong>des</strong> Heissen und <strong>des</strong> Kalten<br />
organisieren Handlung, sie organisieren auch Kultur.<br />
Der Mensch, <strong>der</strong> sich entwickelt hat, ist nun aufgerufen, sein höheres,<br />
gleichsam in <strong>der</strong> Ewigkeit gewonnenes Sein in die Welt <strong>der</strong> Gerichtetheit<br />
hineinzutragen. Indem er dies tut, entsteht die Verbindung von zyklischer<br />
Ewigkeit und gerichteter Zeit, entsteht das Chronotop Roman, welches<br />
erst durch diese Verbindung überzeugend wird.<br />
Die Feuerglocke ruft die Familie in Liebiwyl, die sich wie<strong>der</strong> gefunden hat<br />
<strong>im</strong> Abendmahl an Pfingsten, in die Welt und das Geschehen hinein. Die<br />
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