Agnes Pischläger-Myrrha - Akademisches Gymnasium
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Abb.1: Virgil Solis: Myrrhe begehrt Kinyros, 1851, Frankfurt<br />
Dieser Kupferstich zeigt das Schlafgemach von König Kinyros. <strong>Myrrha</strong>s Amme übergibt ihm<br />
Myrrhe, sagt aber nicht, dass es seine Tochter ist. Myrrhe ist nackt dargestellt, ohne besonderen<br />
Schmuck. Ihr Vater hingegen liegt mittig im großen Bett, das pompös wirkt. Im Hintergrund ist eine<br />
weitere Szene dargestellt, in welcher eine nackte Frau von einem nackten Mann mit einem Schwert<br />
in der Hand verfolgt wird. Es könnte sein, dass diese Szene eine Andeutung auf den weiteren<br />
Verlauf der Erzählung ist: als Kinyros schließlich erkennt, dass seine Geliebte seine Tochter ist, will<br />
er sie töten, und sie flieht.<br />
Die Nacktheit der <strong>Myrrha</strong> steht in Verbindung mit ihrer Absicht, die Liebe zu ihrem Vater endlich<br />
auszuleben, obwohl sie sich sehr für ihre Liebe schämt. Sie befindet sich folglich in einer sehr<br />
zwiespältigen Situation. Ihre leicht gebückte Haltung weist auf ihre Ängste hin, erkannt zu werden,<br />
sowie auf das Schamgefühl aufgrund der inzestiösen Gefühle zu ihrem Vater. 2<br />
Ovid erwähnt ihre Angst auch im Originaltext 16 :<br />
Ov. Met. 10 , 465-459<br />
26<br />
Vgl von Albrecht: 1994, S.541