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Agnes Pischläger-Myrrha - Akademisches Gymnasium

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<strong>Akademisches</strong> <strong>Gymnasium</strong> Linz<br />

<strong>Myrrha</strong> in Ovids Metamorphosen<br />

Vorwissenschaftliche Arbeit<br />

vorgelegt von: <strong>Agnes</strong> <strong>Pischläger</strong><br />

eingereicht bei: Prof. Mag. Ehrentraud Prokisch-Werl<br />

6a-Klasse<br />

Schuljahr 2011/12<br />

Linz, Jänner 2012


Abstract:<br />

Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte aus Ovids Metamorphosen, in der die Königstochter<br />

<strong>Myrrha</strong> nach dem Inzest mit ihrem Vater von den Göttern in einen Strauch verwandelt wird. Ich<br />

gehe näher auf das Aition des Myrrhestrauchs ein und erläutere kurz die Bedeutung der Myrrhe im<br />

Lauf der Geschichte bis in unsere Zeit. Außerdem wird an Hand eines Rezeptionsbeispiels, nämlich<br />

einem Kupferstich von Virgil Solis "Myrrhe begehrt Kinyros", die Bedeutung der Sage der <strong>Myrrha</strong><br />

in der darstellenden Kunst untersucht. In meiner Arbeit findet sich auch ein Textauszug aus dem<br />

Originalwerk Ovids und einer von mir persönlich erstellten Übersetzung. Weiters wird das Inzest-<br />

Motiv in der Literatur behandelt, das nicht nur in der Erzählung der <strong>Myrrha</strong> eine tragende Rolle<br />

spielt.


Vorwort:<br />

Da ab dem Schuljahr 2013/14 für jeden Schüler die Abfassung einer sogenannten<br />

„Vorwissenschaftlichen Arbeit“ verpflichtend sein wird, möchte ich schon jetzt eine Arbeit<br />

schreiben, die dem Aufbau einer solchen "Vorwissenschaftlichen Arbeit" gerecht wird. Ich<br />

persönlich finde die Thematik, die uns von unserer Lateinprofessorin Prof. Mag. Ehrentraud<br />

Prokisch-Werl vorgegeben wurde, gut gewählt: durch die Erforschung und Erarbeitung des wohl<br />

bedeutendsten und größten Werk Ovids erhalten wir ein Wissen, das uns in unserem weiteren Leben<br />

sicherlich eine große Unterstützung sein wird.<br />

Linz, Februar 2012 <strong>Agnes</strong> <strong>Pischläger</strong>


Inhaltsverzeichnis:<br />

1. Einleitung 4<br />

2.<strong>Myrrha</strong> 5<br />

2.1.Inhaltsangabe 5<br />

2.2. Textauszug in lateinischer Originalfassung 6<br />

2.3. Deutsche Übersetzung 7<br />

2.4. Erklärung der Eigennamen 8<br />

2.5.Zum Aition des Myrrhestrauchs 9<br />

2.6.Das Inzestmotiv in der Literatur 9<br />

3.Rezeption des Mythos in der darstellenden Kunst 11<br />

4.Zusammenfassung 12<br />

Literaturverzeichnis 13<br />

Abbildungsnachweis 13


1.Einleitung<br />

In 15 Büchern verfasste Ovid einst 250 Verwandlungsgeschichten aus der antiken Mythologie, die<br />

gemeinsam sein wahrscheinlich bedeutendstes Werk, die Metamorphosen (griechisch<br />

μεταμόρφωσις = Umgestaltung, Umwandlung,Verwandlung) darstellen.<br />

So lauten die sehr bekannten ersten vier Verse aus Ovids Werk 1:<br />

In nova fert animus mutatas dicere formas<br />

corpora; di, coeptis (nam vos mutastis et illas)<br />

adspirate meis primaque ab origine mundi<br />

ad mea perpetuum deducite tempora carmen!<br />

Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt wurden,<br />

treibt mich der Geist. Ihr Götter- habt ihr doch jene Verwandlungen bewirkt-,<br />

beflügelt mein Beginnen und führt meine Dichtung ununterbrochen<br />

vom allerersten Uranfang der Welt bis zu meiner Zeit.<br />

Er beginnt mit seinen Erzählungen bei der Enstehung der Welt (ab origine mundi), wobei er sich an<br />

dieser Stelle den griechischen Dichter Hesiod zum Vorbild nimmt, der schon um 200 v. Chr. eine<br />

Theorie zur Weltentstehung aufgestellt hatte, und beendet seinen Epos in seiner eigenen Zeit (ad<br />

mea tempora).<br />

Eine Erzählung daraus, im 10. Buch, ist die der <strong>Myrrha</strong>, eine heutzutage eher unbekannte<br />

Verwandlungsgeschichte, die von dem Inzestfall zwischen dem König Kinyras und seiner Tochter<br />

<strong>Myrrha</strong> handelt 2 .<br />

Auf diese Geschichte, ihr Aition der Myrrhe, sowie auf die Rolle des Inzest in der Antike möchte<br />

ich in dieser Arbeit näher eingehen.<br />

1<br />

1<br />

Vgl. von Albrecht 1994, S.6f<br />

2<br />

Ovid met. 10, 298-502


2.<strong>Myrrha</strong><br />

2.1. Inhaltsangabe 3<br />

Pygmalion beschloss einst, von den Fehlern seiner Mitmenschen erschreckt, ehelos zu leben. Doch<br />

dann verliebte er sich in eine von ihm selbst angefertigte Statue, die die Göttin Venus für ihn zum<br />

Leben erweckte. Die beiden zeugten Paphos, dessen Sohn wiederum der spätere König Kinyros<br />

war. Kinyros war glücklich, bis sich seine eigene Tochter Myrrhe unsterblich in ihn verliebte. Jene<br />

hasste sich selbst dafür und erzählte keinem von ihrer Liebe, bis sie es eines Tages ihrer Amme<br />

beichtete. Diese brachte sie zum Vater, der sie in derselben Nacht, in dem Glauben, <strong>Myrrha</strong> wäre<br />

irgendein Mädchen, dass ihn begehrte, schwängerte. Nach weiteren Liebesnächten bemerkte der<br />

Vater wer seine Geliebte war, und wollte sie töten weil er es als eine riesige Schande empfand.<br />

<strong>Myrrha</strong> flüchtete, war lange unterwegs, bis sie im sabäischen Land Rast machte. Sie fühlte sich so<br />

schuldig, dass sie weder tot noch lebend sein wollte- sie bat schließlich die Götter, sie zu<br />

verwandeln. Diese erhörten sie und machten sie zu einem Myrrhestrauch. Mithilfe von Lucina<br />

gebar sie, in Form eines Strauches, ihren wunderschönen Sohn Adonis. Venus verliebte sich<br />

unsterblich in Adonis, der jedoch eines Tages bei der Jagd starb. Sie rettete ihn, indem sie ihn<br />

halbjährlich aus der Unterwelt holte und er als Blume auf der Erde sein durfte.<br />

3<br />

3<br />

Vgl. von Albrecht: 1994, S. 531-545


2.2. Textauszug in lateinischer Originalfassung<br />

Ov. met. 10 , 315-320; 10 , 487-494; 10 , 499-505<br />

315 Hic amor est odio maius scelus. undique lecti<br />

te cupiunt proceres, totoque Oriente iuventus<br />

ad thalami certamen adest: ex omnibus unum<br />

elige, <strong>Myrrha</strong>, virum, dum ne sit in omnibus unus.<br />

illa quidem sentit foedoque repugnat amori<br />

320 et secum "quo mente feror? quid molior?" inquit<br />

mortuaque exstinctos ambobus pellite regnis<br />

mutataeque mihi vitamque necemque negate!"<br />

numen confessis aliquod patet: ultima certe<br />

vota suos habuere deos. nam crura loquentis<br />

490 terra supervenit, ruptosque obliqua per ungues<br />

porrigitur radix, longi firmamina trunci,<br />

ossaque robur agunt, mediaque manente medulla<br />

sanguis it in sucos, in magnos bracchia ramos,<br />

in parvos digiti, duratur cortice pellis.<br />

quae quamquam amisit veteres cum corpore sensus,<br />

500 flet tamen, et tepidae manant ex arbore guttae.<br />

est honor et lacrimis, stillataque cortice murra<br />

nomen erile tenet nulloque tacebitur aevo.<br />

'At male conceptus sub robore creverat infans<br />

quaerebatque viam, qua se genetrice relicta<br />

505 exsereret; media gravidus tumet arbore venter.


2.3. Deutsche Übersetzung<br />

315 Diese Liebe ist ein größeres Verbrechen als Hass.<br />

Es begehren dich von überall her erlesene Adelige,<br />

Aus dem ganzen Orient ist die Jugend zum Wettstreit um das Schlafgemach da;<br />

wähle aus allen, <strong>Myrrha</strong>, einen Mann,<br />

doch dass der ein unter allen nicht dabei ist.<br />

Jene fühlt es zwar und bekämpft die grässliche Liebe<br />

320 und sagt zu sich: "Wohin werde ich von meinem Verstand gebracht?<br />

Was setze ich in Bewegung?"<br />

Versagt mir sowohl das Leben als auch den Tod<br />

und verwandelt mich!"<br />

Irgendein Gott ist offen für das Erlaubte:<br />

Jedenfalls die letzten Wünsche fanden ihre Götter<br />

490 denn während sie sprach, überkam Erde ihre Beine<br />

und nachdem sie sie schräg durchbrochen hatte,<br />

dehnt sich die Wurzel über die Fingernägel aus,<br />

die Stütze des langen Stammes.<br />

Und die Knochen werden zum Kern,<br />

und in der Mitte bleibt das Mark,<br />

das Blut wird zu Saft,<br />

zu großen Ästen die Arme,<br />

zu kleinen die Finger<br />

die Haut wird hart gemacht zu Rinde.<br />

Obwohl sie mit dem Körper die früheren Sinne verlor,<br />

500 weint sie dennoch, und es rinnen vom Baum warme Tropfen.<br />

Sie ist von Ehre, und mit den Tränen,<br />

die von der Rinde getropft waren erhält der Myrrhestrauch<br />

den Namen der Herrin und er wird zu keiner Zeit verschwiegen.<br />

Aber unter der Rinde wächst das schlecht gezeugte Kind<br />

und sucht sich einen Weg, auf welchem er sich die Mutter verlassend zeigen kann.<br />

505 Mitten im Baume schwillt der schwangere Bauch


2.4.Erklärung der Eigennamen<br />

Adonis 4 : der wunderschöne Sohn <strong>Myrrha</strong>s und ihres Vaters Kinyros, in den sich die<br />

Göttin Venus verliebt. Er wird auf der Jagd von einem Eber getötet.<br />

Kinyros 5 : der Sohn Paphos`, Vater der Myrrhe und des Adonis.<br />

Lucina 6 : eine alte Geburtsgöttin<br />

<strong>Myrrha</strong> 7 : die Tochter des Königs Kinyros, die sich in ihren Vater verliebt und in einen Strauch<br />

verwandelt wird. Sie ist die Mutter des Adonis.<br />

Paphos 8 : die Tochter Pygmalions und Galateas.<br />

Pygmalion 9 : ein Künstler, der aufgrund schlechter Erfahrungen mit Frauen beschlossen hat, ehelos<br />

zu leben, sich dann jedoch in die von ihm selbst gefertigte Statue Galatea verliebt.<br />

Sabäisches Land (Saba) 10 : Landschaft in Arabien<br />

Venus (griech. Aphrodite) 11 : die Göttin der Schönheit und der Liebe, Tochter Juppiters und der<br />

Titanin Dione oder aus Meerschaum geboren, Gemahlin Vulcans, Mutter des<br />

Amor.<br />

2.5. Der Myrrhestrauch 12<br />

4<br />

Vgl. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike;Ziegler, K.; Sontheimer, W.; Stuttgart; 1964; S.70<br />

5<br />

Vgl. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike; Ziegler, K.; Sontheimer, W.; 1964, S.216f<br />

6<br />

Vgl. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike; Ziegler, K.; Sontheimer, W.; 1964, S.755f<br />

7<br />

Vgl. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike; Ziegler, K.; Sontheimer, W.; 1964, S.1524f<br />

8<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion#Ovid(1.3.2012)<br />

9<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion (1.3.2012)<br />

10<br />

Vgl. Von Albrecht, 1994, S. 958<br />

11<br />

Vgl. Von Albrecht, 1994, S. 959


Die Verwandlung <strong>Myrrha</strong>s in einen Strauch führt uns zum Aition der Metamorphose: denn die<br />

Königstochter <strong>Myrrha</strong> ist demnach Namensgeberin des Harzes einer arabisch-ostafrikanischen<br />

Strauchart, das unter anderem als Räucherwerk und als Mundwasser verwendet wird .<br />

Beheimatet ist diese Pflanze vor allem in Nordafrika, Somalia, Jemen und Sudan, die Sträucher<br />

haben große, spitze Dornen, die Blätter sind wechselständig und ihr Name stammt ursprünglich aus<br />

dem Arabischen "murr", was bitter bedeutet. Das Harz des Myrrhenstrauchs hat mehrere<br />

Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Ätherisches Öl, Monoterpene und Schleimstoffe. Diese werden<br />

medizinisch wegen ihrer entzündungshemmenden, antiseptischen und schmerzstillenden Wirkung<br />

verwendet.<br />

Zur Gewinnung dieses Harzes werden die Äste geritzt und das austretende Harz wird in kleinen<br />

Klumpen gesammelt. Symbolisch steht dieses tropfende Harz für die Tränen der verwandelten<br />

<strong>Myrrha</strong>.<br />

Es ist allgemein bekannt, dass die Heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Baltasar zur Geburt<br />

Jesu Christi je ein Geschenk mitbrachten: Weihrauch, Gold und Myrrhe. Gold war schon damals<br />

überaus wertvoll, doch auch Weihrauch und Myrrhe galten aufgrund ihres weiten Transportweges<br />

durch die Wüste und die anfallenden Zölle als kostbar. Schon im alten Ägypten wurde<br />

Myrrhentinktur zur Einbalsamierung von Leichen verwendet. Vor Christus wurde Myrrhe unter<br />

anderem als Aphrodisiakum verwendet (z.B. als Parfum). 4<br />

2.6.Das Inzestmotiv in der Literatur 13<br />

In der Sage der <strong>Myrrha</strong> spielt das Inzestmotiv, in diesem Fall die Liebesbeziehung zwischen der<br />

Königstochter und ihrem Vater Kinyros, eine tragende Rolle. Doch nicht nur Ovid macht es zum<br />

zentralen Thema in seiner Metamorphose, auch viele andere Schriftsteller verfassten Werke, die von<br />

Liebe zwischen Verwandten handeln. Es schrieb zum Beispiel schon rund 400 Jahre vor Ovid<br />

Sophokles ein Drama um König Ödipus, der unwissentlich eine Ehe mit seiner eigenen Mutter<br />

eingeht 14 . . Auch im Roman „Wälsungenblut“ von Thomas Mann geht es um Geschwisterliebe,<br />

genauso wie im Roman „Homo Faber“ von Max Frisch Tochter Sabeth und ihr Vater eine<br />

Liebesbeziehung führen, um hier nur einige Beispiel zu nennen.<br />

Auf die Parallelen zwischen der Inzestliebe in der Metamorphose der <strong>Myrrha</strong> und dem Roman<br />

„Homo Faber“ möchte ich noch näher eingehen 15 .<br />

Die Geschichten handeln beide von einer Liebe zwischen Tochter und Vater, und in beiden wissen<br />

4<br />

Vgl. Der Brockhaus in einem Band, 1985, S.598<br />

12<br />

Vgl. Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden, 1971, Band 13, S. 138<br />

Vgl. http://www.awl.ch/heilpflanzen/commiphora_myrrha/index.htm<br />

Vgl. http://www.awl.ch/heilpflanzen/commiphora_myrrha/WeihrauchMyrrhe.pdf<br />

13<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Inzest#Inzest_in_Musik_und_Literatur<br />

14<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig_%C3%96dipus<br />

15<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_faber_(Buch)


die Väter vorerst nicht, dass ihre Liebe inzestiös ist. <strong>Myrrha</strong> aber ist sich im Klaren darüber, dass sie<br />

Liebe zu ihrem Vater hegt, wohingegen Sabeth diese Tatsache erst viel später erfährt. Hier<br />

unterscheiden sich die beiden Erzählungen. Die Töchter fühlen sich jeweils hingezogen zu der<br />

Erwachsenheit, Stärke und Sicherheit, die die älteren Männer ausstrahlen. Die Väter hingegen reizt<br />

das Jungfräuliche, die Möglichkeit, ihren Beschützerinstinkt ausleben zu können sowie die<br />

Möglichkeit, sich wieder jung zu fühlen. Wesentlich ist auch, dass die Töchter sicherlich große<br />

Ähnlichkeiten mit ihren Müttern aufweisen, die beide Männer lieben/ geliebt haben. In beiden<br />

Fällen kommt es auch zur körperlichen Liebe, die jedoch in der Geschichte der <strong>Myrrha</strong> wesentlich<br />

im Vordergrund steht, im Gegensatz zu „Homo Faber“, wo auch eine platonische Beziehung<br />

beschrieben wird. Als Kinyros erkennt, dass <strong>Myrrha</strong> seine Tochter ist, versucht er, sie zu töten.<br />

Faber ist zwar geschockt, jegliche Reaktion wird jedoch von der Trauer über den Tod seiner Tochter<br />

überschattet.<br />

Am Ende beider Geschichten sterben die beiden Töchter, <strong>Myrrha</strong>, in dem sie in einen Strauch<br />

verwandelt wird, und Sabeth an Kopfverletzungen.<br />

3. Rezeption des Mythos in der darstellenden Kunst


Abb.1: Virgil Solis: Myrrhe begehrt Kinyros, 1851, Frankfurt<br />

Dieser Kupferstich zeigt das Schlafgemach von König Kinyros. <strong>Myrrha</strong>s Amme übergibt ihm<br />

Myrrhe, sagt aber nicht, dass es seine Tochter ist. Myrrhe ist nackt dargestellt, ohne besonderen<br />

Schmuck. Ihr Vater hingegen liegt mittig im großen Bett, das pompös wirkt. Im Hintergrund ist eine<br />

weitere Szene dargestellt, in welcher eine nackte Frau von einem nackten Mann mit einem Schwert<br />

in der Hand verfolgt wird. Es könnte sein, dass diese Szene eine Andeutung auf den weiteren<br />

Verlauf der Erzählung ist: als Kinyros schließlich erkennt, dass seine Geliebte seine Tochter ist, will<br />

er sie töten, und sie flieht.<br />

Die Nacktheit der <strong>Myrrha</strong> steht in Verbindung mit ihrer Absicht, die Liebe zu ihrem Vater endlich<br />

auszuleben, obwohl sie sich sehr für ihre Liebe schämt. Sie befindet sich folglich in einer sehr<br />

zwiespältigen Situation. Ihre leicht gebückte Haltung weist auf ihre Ängste hin, erkannt zu werden,<br />

sowie auf das Schamgefühl aufgrund der inzestiösen Gefühle zu ihrem Vater. 2<br />

Ovid erwähnt ihre Angst auch im Originaltext 16 :<br />

Ov. Met. 10 , 465-459<br />

26<br />

Vgl von Albrecht: 1994, S.541


(...) thalami iam limina tangit,<br />

iamque fores aperit, iam ducitur intus; at illi<br />

poplite succidou genua untremuere, fugitque<br />

et color et sanguis, animusque relinquiteuntem;<br />

Schon kommt sie an die Schwelle der Kammer,<br />

schon öffnet sie die Tür, schon wird sie hineingeführt<br />

Da wankten und zitterten ihr die Knie.<br />

Mit dem Blut entflieht die Farbe aus ihrem Gesicht,<br />

und während sie weitergeht, verläßt sie der Mut;<br />

Im Ganzen betrachtet finde ich das Bild schön, weil eine einfache Zeichnung dem Betrachter die<br />

Gefühle der Protagonisten aus Ovids Metamorphose trotz der schlichten Darstellung sehr gut<br />

nahebringt.<br />

4.Zusammenfassung<br />

Die Geschichte der Myrrhe ist eine sehr bewegende Erzählung von einer Verwandlung, die<br />

aufgrund von Scham passiert. Ovid bringt die Gefühle der Protagonistin oder eher den Kampf<br />

gegen die Gefühle sehr gut zum Ausdruck, der Leser kann gut mit dem Leiden der <strong>Myrrha</strong><br />

mitfühlen. Aus diesem Grund hat mich diese Geschichte sehr berührt.<br />

Ich bin auch sehr beeindruckt von Ovids grandioser Fähigkeit, sein Werk in ein fast komplett<br />

verknüpftes Netz aus einzelnen Metamorphosen zu verwandeln, sowie natürlich von der Klarheit<br />

und Schönheit seiner Sprache. Dass seinem Werk auch heute noch, mehr als 2000 Jahre nachdem es<br />

geschaffen wurde, eine sehr große Bedeutung zuteilwird, beweist, was für ein großartiger Dichter<br />

Ovid war und ich bin sicher, dass mir die Arbeit mit einer seiner Metamorphosen im Zuge der<br />

Verfassung einer „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ für mein Allgemeinwissen sowie für meine<br />

Zukunft eine große Bereicherung war.<br />

Literaturverzeichnis


Primärliteratur<br />

P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Übersetzt und herausgegeben von Michael von Albrecht.<br />

Reclams Universalbibliothek Nr. 1360. Stuttgart: Reclam 1994<br />

URL: http://www.gottwein.de/Lat/ov/met10la.php#<strong>Myrrha</strong><br />

Sekundärliteratur<br />

Der Brockhaus in einem Band. F.A. Brockhaus Gmbh. Wiesbaden 1985<br />

Brockhaus Enzyklopädie in 20 Bänden. F.A. Brockhaus Gmbh. Wiesbaden 1971<br />

Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike; Band 1;Ziegler, K.; Sontheimer, W.; Stuttgart: Alfred<br />

Druckenmüller Verlag 1964.<br />

Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike; Band 3;Ziegler, K.; Sontheimer, W.; Stuttgart: Alfred<br />

Druckenmüller Verlag 1964.<br />

URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion# Ovid(1.3.2012)<br />

URL http://de.wikipedia.org/wiki/Pygmalion (1.3.2012)<br />

URL: http://www.awl.ch/heilpflanzen/commiphora_myrrha/index.htm(29.2.2012)<br />

URL: http://www.awl.ch/heilpflanzen/commiphora_myrrha/WeihrauchMyrrhe.pdf(29.2.2012)<br />

URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Inzest#Inzest_in_Musik_und_Literatur(29.2.2012)<br />

URL: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig_%C3%96dipus(29.2.2012)<br />

URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_faber_(Buch)(29.2.2012)<br />

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