Agnes Pischläger-Myrrha - Akademisches Gymnasium
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2.3. Deutsche Übersetzung<br />
315 Diese Liebe ist ein größeres Verbrechen als Hass.<br />
Es begehren dich von überall her erlesene Adelige,<br />
Aus dem ganzen Orient ist die Jugend zum Wettstreit um das Schlafgemach da;<br />
wähle aus allen, <strong>Myrrha</strong>, einen Mann,<br />
doch dass der ein unter allen nicht dabei ist.<br />
Jene fühlt es zwar und bekämpft die grässliche Liebe<br />
320 und sagt zu sich: "Wohin werde ich von meinem Verstand gebracht?<br />
Was setze ich in Bewegung?"<br />
Versagt mir sowohl das Leben als auch den Tod<br />
und verwandelt mich!"<br />
Irgendein Gott ist offen für das Erlaubte:<br />
Jedenfalls die letzten Wünsche fanden ihre Götter<br />
490 denn während sie sprach, überkam Erde ihre Beine<br />
und nachdem sie sie schräg durchbrochen hatte,<br />
dehnt sich die Wurzel über die Fingernägel aus,<br />
die Stütze des langen Stammes.<br />
Und die Knochen werden zum Kern,<br />
und in der Mitte bleibt das Mark,<br />
das Blut wird zu Saft,<br />
zu großen Ästen die Arme,<br />
zu kleinen die Finger<br />
die Haut wird hart gemacht zu Rinde.<br />
Obwohl sie mit dem Körper die früheren Sinne verlor,<br />
500 weint sie dennoch, und es rinnen vom Baum warme Tropfen.<br />
Sie ist von Ehre, und mit den Tränen,<br />
die von der Rinde getropft waren erhält der Myrrhestrauch<br />
den Namen der Herrin und er wird zu keiner Zeit verschwiegen.<br />
Aber unter der Rinde wächst das schlecht gezeugte Kind<br />
und sucht sich einen Weg, auf welchem er sich die Mutter verlassend zeigen kann.<br />
505 Mitten im Baume schwillt der schwangere Bauch