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Transkription der Rede des abtretenden Rektors Steindorff

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[Seite 14]<br />

handschrift zu Reproduktionszwecken an die Universitätsbibliothek gab<br />

die Möglichkeit, ihre Miniaturen im engeren Kreise <strong>der</strong> Universität zu zeigen.<br />

Diese Ausstellung erfreute sich zahlreichen Besuchs. Das gleiche g i l t<br />

von <strong>der</strong> Ausstellung ausgewählter Stücke aus dem überreichen Bestande<br />

<strong>der</strong> Kestnerschen Autographensammlung, die von Herrn Universitätsbibliothekar<br />

Dr. H i l l i g e r bearbeitet worden ist.<br />

Die Universitätsbibliothek beteiligte sich auch an <strong>der</strong> im Frühjahr zu<br />

Kopenhagen veranstalteten Goethe-Ausstellung, die für die geistigen Beziehungen<br />

zwischen Deutschland und Dänemark nicht ohne Bedeutung<br />

und Wirkung gewesen ist.<br />

Die Akademische Lesehalle hat eine neue Ordnung erhalten. Die<br />

mit ihr räumlich verbundne Zweigstelle hat sich bewährt. Sie darf ebenso<br />

wie die regelmäßige Benachrichtigung <strong>der</strong> Institute von den Neuerwerbungen<br />

als ein Schritt zu engerer Verbindung zwischen Universität und<br />

Universitätsbibliothek geweitet werden.<br />

Der langgeplante deutsche Leihverkehr ist endlich Wirklichkeit geworden.<br />

Die Benutzer können jetzt durch die angeschlossenen Bibliotheken<br />

nicht am Ort vorhandne Bücher und Zeitschriften gegen 10 Pfennig<br />

Bandgebühr sich von an<strong>der</strong>en Bibliotheken beschaffen lassen.<br />

Die größte Sorge <strong>des</strong> <strong>Rektors</strong> bildete auch in dem verflossenen<br />

Studienjahr die w i r t s c h a f t l i c he Not <strong>der</strong> S t u d e n t e n s c h a f t , von <strong>der</strong><br />

ich ja bereits eindringlich gesprochen habe. Auf die oft geäußerte Frage,<br />

ob sich denn nicht nach Festigung unserer Währung diese Not gebessert<br />

habe, vermag we<strong>der</strong> ich noch wie ich glaube, sonst jemand eine<br />

bündige Antwort zu erteilen. Im allgemeinen hab ich den Eindruck, daß<br />

die Lage <strong>der</strong> meisten Studierenden noch sehr traurig ist und daß ohne<br />

beständige Unterstützungen ein großer Teil von ihnen, und gewiß nicht<br />

die Schlechtesten, gezwungen wäre eine wissenschaftliche Arbeit aufzugeben.<br />

Schon jetzt haben nicht wenige <strong>der</strong> Universität den Rücken gekehrt<br />

und sich an<strong>der</strong>en nichtakademischen Berufen zugewendet. Beweis<br />

hierfür ist, daß die Zahl <strong>der</strong> Studierenden, die am 30. Oktober 1923<br />

5034 betrug, heute auf 3906 zurückgegangen ist. Allerdings vermag ich<br />

in dieser augenblicklichen Min<strong>der</strong>ung keine Katastrophe für unsre Hochschule<br />

zu erblicken. Sie ist vielleicht sogar, wenn man an die geringen<br />

Aussichten denkt, die in <strong>der</strong> nächsten Zukunft die akademischen Berufe<br />

in Deutschland haben werden, zu begrüben; beson<strong>der</strong>s wenn sich die<br />

Wünsche erfüllen, daß sich dem Studium <strong>der</strong> Wissenschaften nur <strong>der</strong>jenige<br />

Teil unsrer Jugend zuwenden möge, <strong>der</strong> charakterfest und körper<br />

lich stark, <strong>der</strong> Schwierigkeit Herr zu werden vermag, die das harte Leben in<br />

unseren verarmten Vaterlande auftürmt und <strong>der</strong> zugleich auch die geistigen<br />

Fähigkeiten besitzt, bei großem Fleiße die höchsten Leistungen zu erzielen.<br />

Die Sorge um die studentische Wohlfahrt hat allerdings, wie ich<br />

eben eingestand, <strong>der</strong> Rektor gehabt; die mühevolle Arbeit aber, diese<br />

Not zu lin<strong>der</strong>n, haben ihm an<strong>der</strong>e Stellen abgenommen. Hier ist vor<br />

allem <strong>der</strong> Verein „Wirtschaftsselbsthilfe“ zu nennen, in dem jetzt die<br />

studentische Fürsorge organisiert ist. Seinen Leitern, dem Fürsorgedirektor<br />

Professor Körte und dem Vorsitzenden cand. phil. Thieme, sei nicht nur<br />

mein, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ganzen Universität herzlicher Dank ausgesprochen<br />

für alles, was das Fürsorgeamt und die Wirtschaftsselbsthilfe für die stu-

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