Studenten in Sommerlagern - Universität Leipzig
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,<br />
"Hier wird der Mensch theoretisch<br />
vernichtet"<br />
Zu e<strong>in</strong>em Büch uber Kand<strong>in</strong>sky und die abstrakte Kunst'<br />
\<br />
Das Bescllleßen der Le<strong>in</strong>wand Illit Farbe<br />
betrachtet eIn normaler Mensch ebensowemg<br />
als Kunst WIe ihr Beschmieren durch<br />
emen Affen. Aber WIe konnte sich Im , kuL<br />
t urvollen' Abendlande die Kunst auf dIe<br />
Vorstufe menschhcher Schopfung begeben<br />
und dennoch als Kunst betrachtet werden?<br />
- Rudolf Korn antwortet auf diese Frage<br />
In semem Werk "Kandmsky und die Theone<br />
der abstrakten Kunst"<br />
Dleses Buch 1St auch fur Schwarmel' vom<br />
Abstraktiomsmus empfehlenswert, selbst<br />
wenn es lhnen leid tun sollte, die von ihnen<br />
bewunderte Kunst lhrer geIstigen UmschleJ.erung<br />
beraubt zu sehen Aber solche<br />
Schwarmer besitzen bel uns SeltenheJtswert<br />
Selbst 1m Westen 1st dIe HoheIt der<br />
AbstraktlOnlsten Anlaß zu schmerzlichen<br />
Resumees. Der ,amenkamsche Redakteul<br />
Jenk<strong>in</strong> Lloyd Jones sagte beIspIelsweIse auf<br />
Journalistenversammlungen ]n Chikago<br />
und New Orleans<br />
NIveau e<strong>in</strong>es SchIldermalers<br />
genugt<br />
,DIe großen Maler und Bildhauel deI<br />
Vergangenhelt studIerten dIe AnatomIe so<br />
eIfrIg, daß Sie tellWelSe fur dIeses StudIum<br />
LeIchen rauben mußten Und heute, nachdem<br />
VIele Jahlhundel te vergangen smd, be_<br />
geistern WH' uns Immer noch für Ihre<br />
Schopfungen an der Decke der Slxtlmsehen<br />
Kapelle<br />
Aber fur den model nen AbstIaktiofllsten<br />
taugt solche SelbstdiszIpl<strong>in</strong> mcht Alles, was<br />
er btaucht. smd Farben und em Auge fur<br />
PubliClty. Er kann Farben ungeordnet auf<br />
dIe Lemwand brmgen -<br />
dIe Welt der<br />
Kunst wIrd lhn vergotiern Er kann ml t<br />
dem Auto kreuz und quer durch dIe Farbenlachen<br />
fahren -<br />
die Zel tschnft "Ltfe"<br />
wud Ihm emen Lobesartikel widmen Talent<br />
1st etwas fur SpIeßburger. Von euch<br />
aber verlangt man grenzenlose Frechheit.<br />
Wenn Ihr eme Kuh zeIchnen wollt, so muß<br />
eure Zeichnung llgendeme Ähnlichkeit mIt<br />
eIner Kuh haben Dafür bedarf es emer<br />
FertigkeJ.t, die dem NIveau emes Schtldelmalers<br />
entsprechen mag Aber Ihr konnt erklaren,<br />
daß ihr au;f dem BIld dIe eIgene<br />
Seele darstellen werdet . .. WeIß denn Jemand,<br />
WIe eure Seele aussIeht? Als Ergebms<br />
smd unsere Museen ml t KlecksereI angefullt,<br />
die dIe Besucher resIgniert betrachten,<br />
ohne den Mut aufzubrmgen zuzugeben,<br />
daß SIe nIchts verstehen f. (.,Wer verfalscht<br />
die Seele AmeflKas?" von J L<br />
Jones, ND<br />
vom 13. 7. 1962)<br />
"Es 1st der Fluch der basen Tat, die B.Qses<br />
Immer muß gebaren'" sagte Schll1er.<br />
Flucht <strong>in</strong>s Reich des Sche<strong>in</strong>s<br />
Kanrunsky begann In den ersten Jahren<br />
unseres Jahrhunderts m dIeser Art Kunst '<br />
zu praktIzIeren und SIe theoretisch zu recht_ \<br />
fertIgen. Da seme "BIlder" dem Betrachter<br />
eIgentlich mchts zu sagen hatten, schneb er<br />
um sO mehr daruber, um zu erklaren, was<br />
man darm sehen konnte Rudolf Korn verfolgte<br />
mIt seIner ArbeIt das ZIel, "dIe Halt_<br />
losJgkelt der Argumente zu zeigen, mIt denen<br />
die abstrakte Kunst seIt funfundvIerzIg<br />
Jahlen gestutzt Wird"<br />
MIt welchen Argumenten v,"111 Kandmsky<br />
dIe EXIstenznotwendigkeit der abstrakten<br />
Kunst begrunden, und WIe werden SIe von<br />
Korn WIderlegt? WIr wollen das kurz skiz<br />
ZIeren, aber es 1st naturlIch, daß WH' die<br />
wertvolle Analyse des AutOlS nur andeutungsweIse<br />
verrrutte<strong>in</strong> konnen<br />
DIe BourgeOlsle gmg sozusagen mIt Begmn<br />
unseres Jahrhunderts m dIe letzte<br />
Runde Ihre glOßen Gedanken, Ideen und<br />
Vorsatze zur Wellverbesserung, mit denen<br />
SIe angetreten. hatte sie langst aufgegeben,<br />
und sie begann unmer mehr auf dIe nackte<br />
Gewalt zu bauen Das wachsende, SIch or-<br />
,<br />
gamsatollsch und IdeologISch fOltTiielende<br />
Plo!etauat gemahnte sie an den Untergang<br />
lIuer Hel'lschafL In der Kunst vel suchte<br />
die BoU! geolsle den Schem der GlOße zu<br />
wahren, lOdern Sie 10 das ReIch des Schems<br />
floh, denn In Ihl er WIrklichkeit konnte sie<br />
wahre Gloße mcht. meht hnden DIe reaktIOnarste<br />
und unWlssenschafthchste Art der<br />
PhilosophIe, dei su.bJektIve Idealismus,<br />
wurde zum Credo des IeaktlOnarsten Teiles<br />
der BourgeOlsle und machte selTIen Emlluß<br />
auf dIe Kunst geltend Rudolf KOI n weist<br />
dalauf hlTI, daß dIese Flucht In den I1'1ationah<br />
smus bel eInigen Kunstlern anfangs<br />
durchaus subjektIV elulIebel Protest gegen<br />
dIe konyentlomerte Kunst und Kultur Ihrer<br />
Zelt gewesen sem mochte. Abel um 1910<br />
wurden zwei Wege moghch der zum SOZialistIschen<br />
Reahsmus odel eIne \'VeIterent<br />
Wicklung dei bm'gerhchen Dekadenz<br />
Elgenthch hatte dIe abstrakt.e Kunst und<br />
Ihre TheorIe In der Arbeiterklasse den etn·<br />
zig konsequenten WIdersachel. Das wale<br />
selbst fur Kandmsky schon erkennbar gewesen,<br />
aber er lIeferte mlt semer Begrundung<br />
der abstrakten Kunst der reaktionalen<br />
BourgeOIsIe eIDe Waffe 1m IdeologIschen<br />
Klassenkampf<br />
Trennung von Natur und Kunst<br />
Rudolf Korn arbeItet heraus, daß Kand<br />
lnsky von semer Irrationahshschen POSItlOn<br />
aus gegen die "stumpfe MateIle" um<br />
das "GeIstIge" kampfte, wobeI er mechamsch<br />
den GeIst von der MateIle trennte,<br />
Ihn verselbstandigte Er leugnete konsequent<br />
dIe Moglichkelten der rationalen Erkenntrus.<br />
Selne WIchtigste Kategone 1st dfe<br />
"geheIme Seele", das "GeIstige", das In<br />
allen DlOgen enthalten seI und SICh 10<br />
"Seelenvlbrationen", Im .,Inne ren Klang"<br />
bestimmten, "hoheren ' Menschen offenbare<br />
Nur diese wemgen "Hohel'en" konnten<br />
(natürlIch nm gefuhlsrnäßlg 1 ) die<br />
,.wahre Wll'klichkelt" erkennen Kandmsky<br />
kommt auf Grund dessen zu solchen "WeISheiten"<br />
"Es 1st flIcht notig, SIch an dIe ,Natur'<br />
zu halten, denn diese 1st nur e<strong>in</strong> Tell<br />
der Natur 1m allgememen . .<br />
SO 1St der<br />
grune, gelbe, rote Baum auf der Wlese nur<br />
e<strong>in</strong> mateneller Fall. eme zufallige matenahSIerte<br />
Form des Baumes, welchen w u' In<br />
uns fuhlen. wenn WIr das Wort Baum<br />
hOl en " (R Korn, Kandmsky S 28)<br />
Rudoli Korn ZIeht den Schluß<br />
"Kand<strong>in</strong>sky<br />
vollZIeht praktisch und theoretisch<br />
den Schmtt, den dIe Kunst vollIg von Ihrer<br />
I \<br />
eWIgen Nahrmutter, der WlrkhchkeIt J<br />
tlennt" (S 31) Da SIe nun ke<strong>in</strong>en Inhalt<br />
mehr beSItzt, machte Kand<strong>in</strong>sky die Malelei<br />
an SIch zwn Inhalt der MalereI Er elklarte<br />
Ihle FOlmgesetzmaßIgkerten zu Tlagern<br />
des ,Geistigen " Wld erhebt deren a11-<br />
gememe ~sthetIsche<br />
ReIZe zur hochsten<br />
ZIelsetzung der Kunst SJe verliert so 1hl e<br />
eigenthche Aufgabe, dIe WU'kllchkelt bildhaft<br />
Widerzuspiegeln und asthetlsch zu<br />
bewerten Bishet wal en deI Mensch und<br />
seIne BeZIehungen zm Umwelt der g r oß~<br />
al bge Gegenstand deI' Kunst Aber fur<br />
Knndlflsky bedeutet der Mensch ebenso<br />
wenig Wle fur ehe GlOßbourgcOlsle, dle Ihn<br />
hennbaren Emheit zusammengeschlossen<br />
werden " (S 53)<br />
Naturalismus und Formahsmus<br />
smd Bruder<br />
An andeler Stelle velwelst er auf dIe<br />
Notwendigkelt des be d e u t sam e n Gegenstandes<br />
als Voraussetzung 1UI' das Entstehen<br />
elfl€8 bedeutsamen Kunstwerkes<br />
(S 74) DabeI kennzeichnet er den Naturahsmus<br />
als Bruder des FormalIsmus "Als<br />
kunstlel'ISche Methode Ist el' durch das unkritIsche<br />
Verhälten gegenuber' dem Gegen~<br />
standlichen gekennzeichnet, wodurch We-<br />
IIAlgenscher Morgen l '<br />
von Karl-Erich Muller.<br />
IUl klIngende Munzen ln zwei Weltknegen<br />
massen welse hmschlacliten heß<br />
Rudolf Korn sagt "HIer WIrd der Mensch<br />
theoretisch vel'ntchtet, um dIe Kunst eIner<br />
absterbenden Klasse zu l etten « (8 39) Und<br />
man kann Illnzufugen, er w urde nicht nur<br />
tpeorehsch velmchtet, um dIese abstelbende<br />
Klasse uberhaupt zu retten -<br />
AllerdIngs,<br />
es war umsonst<br />
DIe Unsmmgkelt des BegIiffes der "reln<br />
E;n MalereI" C,reme MIttel", "relOe Formen",<br />
"reIne HarmonIe", "re<strong>in</strong>e Schonhelt'1<br />
usw) rIchtig zu dUlchschauen. hIlft uns<br />
KorD, wenn el am . BeispIel von Rembrandts<br />
Blldms der Hendnck)e Stoffels von<br />
1658/59 beweIst, "daß em echtes Kunstwerk<br />
mJt reIchem, e rgreIfendem Inhalt nur<br />
dann zustandekommt. wenn Gegensta nd~<br />
hches und ,rem Malensches' zu emer unsenthches<br />
und Unwesentliches Im Blld mcht<br />
zu untelschelden smd Was dem Formalismus<br />
an ObJekh vgebundenheit fehlt, bietet<br />
deI Naturah smus gewlSsenmaßen ,ZUVIel'.<br />
Belde konnen ästhetlsch~<br />
Reize aufweisen,<br />
aber belde smd keme - vollgültige -<br />
Kunst" (S 58)<br />
DIese enge VerbIijdung zwischen Formaltsmus<br />
und Naturalismus zu erkennen 1St<br />
wIchhg, weIl e<strong>in</strong>e deI größten Demagoglen<br />
der dekadenten Kunstauffassung darln be_<br />
steht, den Reahsmus als Naturahsmus abzustempeln<br />
Damit beweIsen die FormalIsten<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur. daß SIe objektiv DIcht<br />
In der Lage smd, eIn Kunstwerk n ch tig<br />
emzlIschätzene Fur SIe gelten auch hIer nur<br />
dIe elementarasthetischen Pr<strong>in</strong>ZIpIen.<br />
Abstrakte Gefilhle<br />
statt Schönheit<br />
Da dIe Produkte der FormalIsten Im<br />
Grunde mchts verffiltteln, mehts bedeuten<br />
- was heute von Ihnen z. T 7.ugegeben und<br />
zur "hochsten FreiheIt" elklart wll'd - ,<br />
velsuchte Kandmsky dIe "remen MIttel'·<br />
a pnon zu Gefuhlstragern zu erheben So<br />
behauptete er, und In solchen Behauptungen<br />
besteht seme "Wlssenschaft"<br />
.. JedeS'<br />
Werk und Jedes emzelne Mittel des Werkes<br />
verursacht 10 Jedem Menschen.<br />
e<strong>in</strong>e<br />
VIbration, dIe 1m Grunde der des Kunstlel's<br />
Jdentisch ISt I, (S 68) Aber wahrend e<strong>in</strong><br />
lealtshsches Kunstwelk wohl lmstande 1St,<br />
dem Betrclchter Gefuhle und damIt zugleIch<br />
Erkenntmsse zu ubermltteln, wel'den die<br />
aus Ihm herausgelosten malenschen Mittel<br />
smnlos und nichtssagend, WIe es em formalistisches<br />
Gemalde auch In semel Gesamt<br />
heIt 1St<br />
Eberhard Vorberg, Staabex;amensorbelt der Abteilung Kunsterziehung<br />
Kandmsky gedachte mit semen "l'emen<br />
Mitteln" das .. Schonheüsgefuhl deI<br />
Menschen<br />
zu befnedlgen Doch er. bemuhte SIch<br />
letzten Endes vergepens, denn dIe Besonderheit<br />
des Menschen besteht lVItel' ande<br />
~em daun, daß el seIne Umwelt e t kennen<br />
und SIe Sich zu eIgen machen Will Aber die<br />
FormalIsten haben hochstens abstrakte Gefuhle<br />
z u bIeten Nem, w ll'ldlche Schonhelt<br />
kann nur dIe realIstische Kunst geben<br />
Nich t nUI deshalb, well SIe dIe kunstlenschen<br />
Mittel S<strong>in</strong>nvoll eInsetzt. WIe Rudolf<br />
Korn betont, sondern auch weil SIe dIe<br />
SchonheIt 10 der WuklIchkeIt entdeckt und<br />
a uf Ihre Welse formuhert Schonheit Ist 10<br />
deI· kapitalIstischen WIrklIchkeit meht zu<br />
f<strong>in</strong>den. SIe kann slch nur unter sozlal1stJ,<br />
sche n VeI haltrussen Imr;ner vollkommenel<br />
e ntWickeln Also getreu Ihler Funktion als<br />
Retter der bourgeOIsen Kunst und a ls Velteldlger<br />
der untergehenden kapItalistisch en<br />
Gesellschaft verbannen<br />
die FormalIsten<br />
mIt der Wn'khChkeit auch dIe wahre Schön_<br />
heIt aus dem Kunstwerk und versuchen<br />
glelchzeitIg die Kunst des SOZIalIstischen<br />
RealIsmus als Schonfarbelei zu ver1~ugnen.<br />
I<br />
Rudol! Korn untersucht auch das Ver.<br />
haltms der Vertreter der "remen MalereI'1<br />
zu andelen K unstgattungen. Es 1St auffallend,<br />
daß dIe Abstraktiomsten rrut Vorhebe<br />
Gememsamkel ten ZWIschen MalereI und<br />
MUSIk suchen, wahrend sie gegen das Lite_<br />
ralISieren m der bildenden Kunst;. polemi<br />
SIeren. Als "literansch u<br />
bezeIchnete Kandmskyem<br />
Kunstwerk, das als Schwalz<br />
WeIß-Reproduktion noch emen bestimmten<br />
Wert beSItzt Fur Ihn machte allem dIe<br />
Farbe die SpeZIfik der Malerei aus Kot n<br />
sagte dazu "Gemalde, deren zeichnenscheL'<br />
Formbestand bereits eme Aussage elgibt<br />
kannen durch dIe Falbe unendlich<br />
geW<strong>in</strong>nen; a ber em abstraktes Gemalde, bel<br />
dem die ZeIchnung mchts sagt. gewmnt<br />
auch durch dIe laffimerteste Farblgkett<br />
mcht" (S 100)<br />
Dle Frontstellung gegen das "Lrteransehe"<br />
In der Malerei bedeutete also auch<br />
nIchts andel es, als Ihr dIe Gegenstandhchkelt<br />
zu nehmen.<br />
MUSIk und Malerei -<br />
Zu Auffassungen von<br />
Prof. Hellmuth-Christian Wolff<br />
Die Emhelt von MUSIk und Malerei herzustellen,<br />
schIen dem "Abstraktlomsten<br />
Vater" leichter zu sem , weil dIe MUSIk die<br />
Wn'klichkelt Indirekt oder mIttelbar WIderspIegelt<br />
und weIl Sie SIch eInes umfangreIchen<br />
fOlmalen Systems bedIent Als dllt~<br />
ten Grund ne nnt Korn dIe starke Gebundenheit<br />
des Muslkverstandmsses an besondeie<br />
BIldung und TradItion<br />
I<br />
Erstaunll eh 1St es, daß solche von Kandmsky<br />
vertretenen<br />
unwIssenschaftl1chen<br />
Theol'len selbst noch an unsele t Umvel Sltat<br />
herumgeIstern So hIelt Prof DI Wolff<br />
vom Institut fur Muslkwlssenschaft vor<br />
langerer Zelt emen Vortrag uber das "Mu<br />
SikalIsche In deI' modernen Malerei", 10<br />
dem er allen Ernstes, Sich auf Klee und<br />
Kandmsky berufend, von der "mUSIkalischen<br />
Phase" der Malel el sprach und den<br />
IIhohel'en Reahsmusf< der abstrakten Kunst<br />
pnes. Als asthebschen SubJektlvlsmus<br />
muß man es bezelchnen, wenn Prof.<br />
Dr Wolff nach Klee bestimmten Falben bestImmte<br />
Tonwel'te zuerkennt und sagt.<br />
,NatuIllch kann man Jeden beheblgen an·<br />
deren Ton fur eIDe andele Farbe setzen ..<br />
Es ISt mcht rIchtIg, daß die MIttel aller<br />
Kunstgattungen .,Im letzten mnerllchen<br />
GI unde vollkommen gleIch" selen<br />
(KandlOsky) SIe wel den namllch bestimmt<br />
von der Versch iedenartigkelt der menschhchen<br />
SInnesorgane Demen tsprechend<br />
haben SIe Ih re speZIellen WIderspIegelungsfunktIOnen<br />
Das WIld von Korn ausfuhrh ch<br />
dargelegt<br />
Im weiteren geht der Autor auf d1e<br />
EIgenwerte von Farbe und Form em sowie<br />
auf die Smnloslgkelt der KompOSItIon um<br />
der KompositIOn Willen.<br />
,<br />
Das politische ZIel<br />
der abstrakten Kunst<br />
DIese Theone und PraXiS deI abstl akten<br />
Kunst, die Sich so scheInbar selbst genugen,<br />
dIe fernab von der gegenstandhchen Welt<br />
dIe "Yergelstung" der Kunst anstreben und<br />
SIch so unpolitisch geben, haben dennoch<br />
Ihren IdeologIschen Zweck u nd l'hr pohh- r' r<br />
sches ZIel Benn dJl:~<br />
"okonomIsch-politische<br />
PraXIS des ImperIalIsmus verlangte entsprechende<br />
Ideologische Begrundungen und<br />
Vel teldIgungen Der Chal aktel der Impel'I<br />
ahstischen Ideologie laßt SIch durch die<br />
,Umwertung l allel Wt;rle kennzeichnen".<br />
(S 168) Das pOlItische ZIel der imperialIstIschen<br />
Kunst besteht dann, der WIderspIegelung<br />
der wahren Verhaltmsse entgegen<br />
ZUWIrken, dIe Menschen davon abzulenken<br />
und Jede realistIsche Kunst, besonders dle<br />
sozlaltstlsch-~'~allstlsche Kunst, zu dLffamIeren<br />
HIer hal1en KItsch und AbstraktlOOlsmus<br />
gleIche FunktIonen. "Dei<br />
,Isolierte'<br />
oder auch unpolItIsche ,GeIst' 1St das best.e<br />
Mittel, die ]mpellalIstische<br />
Politik unangetastet<br />
zu lassen" ( 189.) So werden die<br />
AbstraktlOOlsten -<br />
selbst bel subJektiver<br />
EhrhchkeIt -<br />
oft zu MIttatern bel den pohtischen<br />
Verbrechen der Imperialisten<br />
Im Gegensatz dazu verkundet dIe Kunst<br />
des sozlabstlschen Reahsmus offen als<br />
Ihren Zweck, .. mit HIlfe der speZifischen<br />
Wirkung Jeder Kunstgattung auf das Empf<strong>in</strong>den,<br />
Denken und Fuhlen der Menschen<br />
zu WIrken<br />
Sie wunscht dIe werktatlgen<br />
Massen auf Ihre Welse mIt sOZlab stischem<br />
Bewußtsem zu erfullen, SIe ZU erfleuen und<br />
zu begeIste<strong>in</strong>, um so ihre prakhs~e Tatigkelt<br />
auf das edelste ZIel zu lenken, das dle<br />
Menschheit kennt. auf den Kommumsmus.'l<br />
(S 190) Rila Jorek<br />
*) Rudolf Korn, Kandmsky und dIe Theone<br />
der abstrakten Kunst, Berlm 1960 J<br />
212 Seiten,<br />
18 DM. I I<br />
MARGI<br />
NALIEN<br />
"Germanen s<strong>in</strong>d ... "<br />
I DIe Ramer S<strong>in</strong>d kriegerISch, tapfer,<br />
stark, graU5a1TI, die Germanen tapfer,<br />
stark. schnell, kl'legensch, klug, dle Hunnen<br />
grausam, schnell, wild, knegerlsch,<br />
klelO , die Amel'lkaner stark, angebensch,<br />
fleIßIg, lelch, k:!lug, dIe Deutschen fleIßIg,<br />
klug, tapfer, dIe Russen grau5am, stark,<br />
felge, faul." Dl€Se Antworten smd das Ergebms<br />
emer Umfrage der westdeutschen<br />
Zeltschrlft "DIe deutsche Schule" In Schulen<br />
dei Bundesl'epubhk Jedes Kmd elhielt<br />
emen Bogen Papier und hatte nun<br />
zu schreIben "DJe Romer SInd 1 die<br />
. Germanen SInd 'Es sollten moghchst \<br />
nIcht mehr als Vler EIgenschaften genannt<br />
werden. Mit dfJ..esel Umfrage wollte man<br />
emen EmblIck !TI die UnterrichtsarbeIt elhalten<br />
DIe Danen stnd g e'LZlg~r a~s ehe Itahener<br />
Dte spamschen Frauen geben Steh lelchte1'<br />
der verbotenen Ltebe htn als dte<br />
deutschen Alle Letten stehlen. Alle<br />
BuLgaren n.echen schlecht. Rumanen s'md<br />
tapferer als Franzosen<br />
Russen unterschlagen<br />
Geld. Das zst alles ntcht wahrw<br />
trd aber tm nachsten Knege gedruckt<br />
zu lesen sem<br />
Kurt Tltchalsky<br />
<strong>Universität</strong>szeitung, Nr. 31 .. 2. 8. 1962, S.<br />
I<br />
/<br />
Chemiker, kennt ihr Prof. Carl Wurster? Fragen wir heute<br />
e<strong>in</strong>en Chemiestudenten nach Carl Wurster, so wird uns meistens<br />
die Antwort zuteil: Nach ihm ist Wursters Rot benannt, e<strong>in</strong> Semich<strong>in</strong>on,<br />
das durch Oxydation von asymmetrischem Dimethyl-pphenylendiam<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> saurer Lösung entsteht. Viele schätzen ihn als<br />
e<strong>in</strong>en guten Wissenschaftler, aMr über se<strong>in</strong>e politische Tätigkeit<br />
wissen sie so gut wie nichts. Wer ist aber nun dieser Mann?<br />
Von Wolfgang König<br />
Carl WUl'ster J geboren am 2. 12 1900 10<br />
StuUgarL. begann seme Lauf bahn bel den<br />
IG-Farben als Werkstudent. Als gelehnger<br />
Schuler selUer Herren arbeitete el<br />
slch<br />
Stufe um Stufe empor und wurde zu eme,n<br />
der fuhrendsten und emf1ußlelchsten Kopfe<br />
des Konze1 nvorstandes der IG ... Farben<br />
Von 193B blS 1945 wal' earl Wurstel' VorstandsmitglIed<br />
der IG-Farben AG und MItglIed<br />
des T,ec(1msche n Ausschusses SOWIe<br />
des Chemikahenausschusses Von 1940 biS<br />
1945 war er "'LeIter der 1t B~ tnebsgemetnschaft<br />
OberrhelO" der IG Er fuhrte den<br />
VorsItz m der anorgamschen ,KommISSIon<br />
und wurde Betnebsfuhl'er der Oppau<br />
Werke Ludw1gshafen<br />
Außerdem wal' er<br />
VIelfaches AufslchtsratsmItglled manderen<br />
Unternehmen der IG-Far'Qen.<br />
...<br />
Geburtshelfer des Faschismus<br />
Wurstel' gehorte mit Zu den fyIonopoh sten,<br />
die Hüler 10 den --sattel ' hoben und 1hm<br />
durch Ihre reIchlIche Unterstutzung zur<br />
Macht verhalfen Er wurde aktives MItglIed<br />
der NSDAP und del "Deutschen AIbeltsfront"<br />
Als engstel<br />
Mitarbeiter von<br />
Professor Krauch, der gl a uen EmInen z 1m<br />
"Rat deI Gotter" der IG-Farbe n wal Wurstel'<br />
fuhre nd tahg 1m .. Amt fur Deutsche<br />
Roh- und Werkstoffe 1m VI erJahrp13n", das<br />
von Oberst des Generalstabes Loeb geleItet<br />
wurde Hier arbeitete Wurstel In der Ablellung<br />
IH, Forschung und EntWIcklung<br />
Der KonzernvOi stand ,bIllIgte se<strong>in</strong>e Vorschlage<br />
und handelte nach WUl sters Plan.<br />
So wUl den dIe pOlmschen Werke "Bol'uta'.<br />
"Wola" und "WtnnlCa U demonttel t und<br />
nach Deutschland transportIert DIesen Anlagen<br />
fOlgte e<strong>in</strong> großer Strom von Ostal<br />
beItel n, die von der,SS nach Deutschland<br />
getneben WUI den, um dte Rustungsmaschme<br />
10 Gang zu halten .Fur dIesen<br />
Raub am Eigentum des polmschen Volk~s<br />
wurde Wuster das Ritterkreuz und das<br />
Knegsveidlenstkreuz verlIehen. DIe Ml1-<br />
honen, dIe die Konzerne den Faschisten<br />
a m Anfang zukommen heßen, flossen Jetzt<br />
zehn_ und hundertfach In Ihre eigenen<br />
T resore zUl'uck. 4 Mtlltarden RM waren der<br />
Profit der IG-Farben unter dem FaschiSmus<br />
Von 1939 bIS 1943 schluckte die IG<br />
Falben 203 mlandlsche und lund 200 auslandische<br />
Unternehmen<br />
,W,ieder im ,Glanze<br />
der alten Macht<br />
Als 1945 das Caschlsln:lche System unter<br />
den Schlagen der Alluerten<br />
zusammenbrach<br />
und die große Abrechnung mIt den<br />
Krlegsvel'blecheln gehalten werden sollte,<br />
wurde Hel'rn Wurstel' kem Härchen gekrummt<br />
DIe amenkamschen MonopolIsten<br />
hielten schu tzend<br />
lhl'e Hand uber Ihre<br />
deutschen Partner<br />
In emer P lessemeldung aus Nurnbel'g<br />
vom 26 2 1948 heIßt es "DIe Anklagebehorde<br />
Im P l'ozeß gegen dIe 23 IG-Dll'ektOlen<br />
behauptet In em em Schriftsatz an<br />
das TrIbunal. dIe VerteIdIgung des Hauptchemikers<br />
der J..G, Dr. Otto Ambras, habe<br />
veranlaßt, daß mehrere Lastwagen mI t belastenden<br />
Dokumenten besonders uber die<br />
Vel'bmdung deI IG und Dr Ambras mit<br />
Auschwltz veI nlchtet wm den"<br />
Angeklagt wal en dIe DirektoIen deI IG<br />
wegen Planung, VorbereItung, Beg<strong>in</strong>n und<br />
Fuhl'ung von Angnffs~~l1egen<br />
und ElDlallen<br />
m a ndere Lander. Plunderung und Raub,<br />
Versklavung und MassenmOld. MitglIedschaft<br />
In der SS, gememsamer Planung<br />
und Verschworung.<br />
earl Wurstel' wurde freigesprochen. DIe<br />
Höchststrafen erillelten der Giftgasspezlahst<br />
Ambros und der Auschwltz-Plrektor<br />
DUl'rfeld Beide wurden zu Je 8 Jahren Gefangms<br />
verurteIlt. Die meIsten Angeklagten<br />
haben abel Ihre Strafe mcht abgebußt,<br />
sondern saßen nach wemgen Jahren schon<br />
Wieder <strong>in</strong> Ihren Dn·ektorensesseln. Das<br />
\\.'a1' dIe Gegenleistung dafur, daß da~·<br />
IG<br />
Far ben den amenkamschen ChemIetrusts<br />
ewe gIoße Zahl von Patenten zur weIteren<br />
Ausbeutung uberheß Heute regiert Carl<br />
Wur,ster w ieder zusammen ml t den anderen<br />
Angeklagten, Wie tel' Meer, Schmitz,<br />
Schmtzler. GaJewskI, Schneider, Ambros,<br />
Buteflsch, DUIrfeld, Gattmeau u<br />
a . die<br />
Nachfolgekonzerne der IG-Farben, die<br />
em en Staat un Staate der Bonner Neofaschisten<br />
dalstellen Vlurster 1St heute<br />
berufen<br />
1952 ernanntf! Ihn dIe NatUl:<br />
wissenschafthch-Mathematische<br />
Fakultat<br />
der Umversltat Heldelberg ,,10 Wurdlgung<br />
selDer erf<strong>in</strong>derIschen und techfnsch-WlrtschaftlIchen<br />
BeI.trage auf dem GebIete der<br />
ChemIe" zum Honorarprofessor Im g11Ichen<br />
Jahr wurde el' von der Umversltät<br />
Tubmgen zum Dl'. h. c promovier t 1954<br />
verheh Ihm dIe Techmsche Hochschule<br />
Munchen den TItel emes Dr.-Ing. E h. Fur<br />
seme Veldlenste um dIe Unterstutzung der<br />
Bonner POhtlk wurde \Vulstel von Adenauel<br />
mIt dem "Großen VerdIenstkreuz<br />
nut Stern" dekonert. Emen solchen Mann,<br />
der eng mit der ~olttJk<br />
der westdeutschen<br />
Monopole und der Bonner Neofasclllsten<br />
verbunden ISt, WIdmen aber heute noch<br />
westdeutsche Wissenschaftler Ihre Ar beiten<br />
1959 wUI'de Wurstel' Prasldent deI Gesellschaft<br />
Deutscher ChemIker (Westdeutschland)<br />
und 1960 Vlzeprasident.<br />
VOlsltzendet des Vorstandes der BASF AG<br />
Das zeIgt am deuthchsten den Ch31altter<br />
Ludwlgshafen, stellvertretender Aufslchts-<br />
des westdeutschen Staates, der KnegsverratsvorsItzender<br />
deI Dwsbulgel," Kupfer- brecher ehrt und auflechte PatrIoten WIe<br />
h utte und Aufslchtsratsvorsltzender der<br />
den ChemIker Oskar Neumann verfolgt<br />
Gewerkschaft Auguste VlctOl'la m Mall. und em kerkert. Wenn das n ationale Doku-<br />
Ferner Sitzt er 1m AufSIChtsrat der ment e<strong>in</strong>schatzt, daß Sich gegenwarhg auf<br />
Degussa, emem der aggreSSIvsten west-<br />
deutschem Boden ZWeI Staaten fe<strong>in</strong>dhch<br />
deutschen Konzerne, die wesentlIch an der<br />
gegenuberstehen, dann mcht zuletzt des-<br />
Atomrustung beteIlIgt slOd.<br />
balb, weIl 10 Westdeutschland solche alte<br />
In der heuhgen Konzel'nleltung ist Wur- Monopolisten WJe WUlster WIeder anl<br />
ster verantwortlich fur eme der dreI gro-<br />
Schaltpult emer ChemlerustungswlItschaft<br />
ßen Konzernsaulen, die "Betl'lebsgeme<strong>in</strong>-<br />
SI tzen, Menschen, die emen Ritler und<br />
schaft Ludwlgshafen ll • lZ gehort mit zu emen Adenauer a n dIe Macht gesdloben<br />
den Hauptvertretern der westdeutschen<br />
haben und heute WIeder dIeselben ZIele<br />
Fmanzobgal'chle So bekleIdet er den WIe damals verfOlgen Ihr gl oßter Wunsch<br />
Posten em es Aufslchtsrats der Deutschen<br />
1St es, unsere volkselgenen Betuebe In der<br />
Ba nk, <strong>in</strong> der auch der Fmanzier Hltlers<br />
DDR wIedei' unter Ihr Kommando zu bnnund<br />
Adenauers, Hermann Abs, tatig 1St. gen Aber daraus WlId mchts Die Bour-<br />
Solche !-eu te Wie Wurste. haben dabeI geOlsie hat den Ansp~uch auf dIe Führung<br />
heu te~ ffi5Ch'-Vielge'fäfir1iC'h ei'e"" Mfttef'jn der --. eer deutSchen Nation endgulhg verspielt.<br />
Hand als e hedem DIe "Kernreaktol'bau- Auch dIe hOchfhegenden ~lane der' IGund<br />
Fmanz1erungsgesellschaft" 10 Karls-<br />
Farben-Bosse weJ.1den emes Tages 10 '\Vest-<br />
Iuhe wird von der IG mitkontrolliert. Im deutschland ZLL Wasser welden._<br />
Atomforschungszentrum Juhch WIrd spaltbares<br />
Uran 235 m Kurze p1'oduzlert werden<br />
(Atombombe Typ Hlroshlma ) In<br />
Karlsruhe ensteht em Institut zur Gew<strong>in</strong>-<br />
I nung von Plutonium Auf dem Gelande<br />
des atomaren EntwIcklungszentrums der<br />
IG 10 Flankfm t-G11eshelm WIrd e<strong>in</strong>e Anlage<br />
zur ProduktIOn von Jahrlich 150 t<br />
schwelen Wassers gebaut, das entsprIcht<br />
fast VIer Funftel der gegenwartigen USA<br />
ProduktIOn<br />
... aber trotzdem<br />
e<strong>in</strong> Ehrenmann<br />
War Wurstel' schon von 1942 bls 1946<br />
Mitghed des StändIgen Au sschusses der<br />
Deutschen Bunsengesellschaft, 50 wurde er<br />
von 1952 PIO 1055 WIeder 10 dl.~e Funl