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Studenten in Sommerlagern - Universität Leipzig

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Mit efnem 'Be<strong>in</strong> bereits im Kommunismus<br />

Darf · ich vorstellen, Balujew. - R~man nem.' Gesprächspartner fr.eundschafUich auf ist für Balujew nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />

von Wadim Koshewnikow: Ver.lag die ,·Schultel·· und versicherte: " Die Prämie technische Angelegenheit, werden doch die<br />

Kultur und Fortschritt, Berl<strong>in</strong> .: 1962. ' für vorfristige Fertigstellung haben wü' <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en von Menschen gesteuert. Es<br />

332 Seiten, Preis 7,50 DM. ) _ . der- Ta~cl;i ~: Garantiel·t. Man kann sich ke<strong>in</strong>en<br />

besseren Boden denken."<br />

tuung <strong>in</strong> der Arbeit f<strong>in</strong>den und damit<br />

s<strong>in</strong>d Menschen, die e<strong>in</strong>e selbstlose Genug­<br />

. .<br />

-<br />

Pawel Gawrilowitsch Balujew 'ist Lei~<br />

tel' der Unter:wasserarbeiten ' beim Bau .' ." Unr.l wenn wir . die Leitung durch den<br />

e~n~r. Erdgas-Fernleitung. ' Di~smal haUer '<br />

Sumpf<br />

. ,<br />

' legen?"<br />

. .. . .<br />

sle eanen großartigen Bauplatz: .Der're<strong>in</strong>- , : W:trd . e~ .mtt der Pramte vermuthch Esste<br />

Badeort '- herrliCher Strand ':und' dur· . "sig se<strong>in</strong>. Die Masch<strong>in</strong>en wel'den uns vel'­<br />

tende Kiefel;n: Wie am Rigaer-Strartd! Pa~ , drecken, aber sie s<strong>in</strong>d stark genug. Wir<br />

tente Kerle; die 'Proj'ektierer!'" ,'. wü:rden es schaffen."<br />

Diese guten Bed<strong>in</strong>gungen verhießen:-Der -:. Balujew war zu dem Schluß gekommen,<br />

Dük,er wir:d zwei Monate vor der Frist daß, man unter e<strong>in</strong>er V Jraussetzung die<br />

unter Wasser gebracht, und . das war ' mit . Gasleitung durch das sumpfige Gelände<br />

Auszeichnung l,lnd hoher Geldprämie ver- }egen könne: Man mußte den Arbeitern<br />

bunden. . die Schwierigkeiten begreiflich machen<br />

Doch Ba:lujew zog es nicht nach dem und <strong>in</strong> ihnen den festen Willen wecken<br />

Strand, sondern unablässig ergründ~te er<br />

den .Morast, der die Projektierer veran- ··<br />

ihrer Herr zu werden, Davon handelt da~<br />

Buch. '<br />

laßt .hatte, e<strong>in</strong>en ' Urriweg von vier ' Kilo- Balujew hatte <strong>in</strong> der Zeit der Indumetern<br />

zu projektieren....<br />

strialisierung unter unvorstellbar harten<br />

Höchts merkwürdig verhielt sich Pawel Bed<strong>in</strong>gungen als Bauarbeiter begonnen,<br />

Gawrilowitsch, nachdem er die sumpfige -leitete dann im Polargebiet den Bau von<br />

Flußniederung kreuz und quel' d1Lrch- Verteidigungsanlagen, war auch vorüberfors'cht<br />

hatt!?<br />

'gehend <strong>in</strong> leitender Stellung als Wirt-<br />

Es ist e<strong>in</strong> alter Brauch, daß die ' Baumei- schaftsfunktionär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hauptverwalste'T'<br />

, auf die Projektierer schimpfen. Del' tung tätig. Das Studium zu beenden, hatte<br />

Bauentwurf kann noch so gut se'<strong>in</strong>, es ge~ er ke<strong>in</strong>e Zeit gefunden. Im Großen Vaterhört<br />

zum guten Ton, ihn zu ver.reißen. Auf ländischen Krieg wurde er von der Front<br />

diese Weise ' wird die Belegschaft ange- abkommandiert, um im Fernen Osten<br />

spornt, im Verlauf der Arbeit,weitere Vel'- e<strong>in</strong>e Unterwasserleitung zu legen. Vi'ermal<br />

besserungen durchzuführen.<br />

zertrümmerte der Ozean den Düker und<br />

Und auf e<strong>in</strong>mal, allen Traditionen. zum schleuderte ihn an das vereiste Ufer. Vier-<br />

Trotz, lobte und pries Balujew .den Ent- mal n\ußten sie von vorn anfangen. "Die<br />

wurf, der die Umgehung der Fl1lßniede:' Insel galt als Etapp~, und sie fühlten sich<br />

rung vorsah, <strong>in</strong> den höchsten Tönen. Doch auch so, denn hier wurden sie ja nicht von<br />

tat er das ' auf e<strong>in</strong>e etwas berremdliche Kugeln durchbohrt wie ihresgleichen an<br />

Weise. •. der FrJnt. Auf der Il1sel starb man bloß<br />

"Ja, sehen Sie", begann er. " Da hab 'ich an L.un~enentzündung, I wurde von. den<br />

s~<strong>in</strong>erzeit gelernt, daß die Gerade . die kÜl'- Wellen m den Ozean , gespult, e~stlckte ,<br />

zeste Verb<strong>in</strong>dung zwischen zwei Punkten wenn der Taucheranzug entzwea gmg,<br />

ist, Zwar häbe ich nicht zu Ende stiLdiel·t wurde. Dei Orkan von e<strong>in</strong>stürze~den Beund<br />

weiß nicht alles, aber <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>- tonpfellern zermalmt oder :ron eH~em ~?Ssicht<br />

b<strong>in</strong> ich :1!J.i,,= doch sic;her. , Und , was ger.lssenen. Tau ersc~l.?gen , das dle ?ht~stellt<br />

sich nun ' heraus? Daß ich engstmtig . ät1;~gE!" Wlrkung , e<strong>in</strong>es Geschoßsphtters<br />

bitn und gar· niehts verstehe." EJr -blitnzelte- ._hatt.e. T 1'* • .<br />

pfiffig se<strong>in</strong> Gegenüber an und erklärte be- . D1~se bewe~te \ erg~ngenhe1t war Baluwundernd:<br />

"Rii.hrend diese F1ürsorge fÜl' Je:vs Schule, Sle ~att~ ·rhn gelehrt, daß man<br />

uns Bauleute! Da müssen wir den Projek- rmt ~enschen, dle .rhre ~ufgab~ kenne~,<br />

tierern unseren proletarischen Dank sa- von rhr besess.en sm~, dIe um Ihre yergen."<br />

Und mit verdächtiger Treuh 'erzig~ antwortung Wlsse~, J.ede. A~!gabe losen<br />

keit fuhr er fort: "Was' für gutmütige Bw'- kann, w~Qn ma~ SIe nchtlg ~uhrt . . .<br />

schen, und $0 großzügig!' Als ob es i1i~en ' , All~rdmgs~ fru?er unterh1el~ SIch em<br />

auf so e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit wie vier Kilometer Bauleiter 1!llt sem er tause~dkop~gen ~e-<br />

Rohr an/(äme! Zweitausend Tonnen Stahl legschaft, mdem er auf eme KIste sheg<br />

planen sie mehr e<strong>in</strong>, bloß damit wir wis ,un? ~<strong>in</strong>e zündende Rede hielt. Heute aber,<br />

nicht die Füße naß machen und Ice<strong>in</strong>en da em Mann auf dem ~chaufelr.adbag~er<br />

Schnupfen kriegen." Er seufzte . neidvolZ: • das Soll von 200 Erdarbeitern erfullt, ware<br />

" Jaja, die Projektierer, sie verstehen nicht . das grotesk. .. .<br />

nur etwas vön Technik, ' sondern auch von ',,,Pawel Gawrilowitsch besaß die Fahig-<br />

Mediz<strong>in</strong>."<br />

keit, warm, schlicht und e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich mit<br />

" Sie me<strong>in</strong>en, die Umleitung wäre nicht<br />

nötig?" '<br />

Tausenden Bauarbeitern zu sprechen, als<br />

hätte er e<strong>in</strong>en Mann vor sich, aber es be-<br />

Ich me<strong>in</strong>e ' wir wissen ohneh<strong>in</strong> nicht reitete ihm anfangs Mühe, mit e<strong>in</strong>em<br />

w;;'s wir mit ~ll dem Metall' anfdngen . sol~ Mann so zu sprechen, als hätte er Tausende<br />

len. Wie schießen es schon auf den Mond." vor sich."<br />

" Pawel Gawrilowitsch, lassen Sie d'ie ' Der' Leser wird bekannt mit den Lebens-<br />

Scherze. Wie . denken Sie über die Umlei~ geschichten vieler Menschen, <strong>in</strong>dem Balutung?"<br />

jew sich mit ihnen bekannt macht, und<br />

"Ich denke, an ... zig Tonnen .Metall; ge- sieht die Fe<strong>in</strong>heiten ihrer Charaktere, <strong>in</strong>nauer<br />

an e<strong>in</strong>ige 'Kilometer Rohr", erwi- dem Baluje.w sie erforscht, denn die Fühderte<br />

Balujew ausweichend. Er klopfte' sei 7 .rung der Trasse durch das Sumpfgelände<br />

wie der Autor urteilt - mit e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> bereits<br />

im Kommunismus stehen, Menschen,<br />

die mit Gelassenheit Heldentaten <strong>in</strong> der<br />

Arbeit vollbr<strong>in</strong>gen. Aber es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e unnahbaren<br />

Heroen, sondern lebendige M~nschen<br />

mit tausend Eigenheiten, Balujew<br />

nicht ausgenommen. Aber es s<strong>in</strong>d Menschen,<br />

für die es schon <strong>in</strong> honem Maße<br />

ke<strong>in</strong>e Trennung von persönlichem Leben<br />

und Arbeit m'ehr gibt.<br />

. Balujew ist nicht der Mann, der e<strong>in</strong>en<br />

B~riclit an die übergeordnete Instanz<br />

schicken könnte mit dem Inhalt: Im Zusammenhang<br />

mit der schlecht tragenden<br />

Bodenoberfläche habe ich die Arbeit e<strong>in</strong>gestellt,<br />

warte auf Anweisungen, Unterschrift.<br />

Er ist nicht der Mann, der sich e<strong>in</strong><br />

Panzerhemd von Anweisungen Ulld Instruktionen<br />

anzieht, um persönlich stets gesichert<br />

zu se<strong>in</strong>, denn ihm geht es um die<br />

Sache.<br />

"Wir hqben den zwanzigsten Parteitag<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Bedeutung noch nicht erfaßt",<br />

sagt er e<strong>in</strong>mal zu se<strong>in</strong>em Arbeitsdirektor.<br />

"Mit jedem Tag wird es schöner,<br />

die Menschen s<strong>in</strong>d von der Kühnheit der<br />

Tat beflügelt, sie trauen sich mehr zu."<br />

Kühftige Wirtschaftswissenschaftler, und<br />

nicht nur ihr, lest dieses Buch. Nichts gegen<br />

e<strong>in</strong>e Vorlesung, aber das s<strong>in</strong>d zehn Vorlesungen<br />

<strong>in</strong> politischer ÖkonJmie des Sozialismus,<br />

und zwar von der besten Güte.<br />

G. L.<br />

Sehnsucht nach der Feuertaufe<br />

Drei trafen sich wieder. Kurzroman<br />

von Wassili Axjonow. Verlag Neues<br />

Leben, Berl<strong>in</strong> 1962, 264 Seiten, Preis<br />

5,20 DM.<br />

Drei Len<strong>in</strong>grader Mediz<strong>in</strong>studenten, die<br />

eben ihr Examen abgelegt haben, bummeln<br />

auf dem Newski-Prospekt und treffen<br />

zwei Kriegs<strong>in</strong>validen. Die Frontkämpfer<br />

wollen mit den <strong>Studenten</strong> <strong>in</strong>s Gespräch<br />

kommen: "Wes Geistes K<strong>in</strong>der ihr seid,<br />

möcht ich wissen, ihr jungen Leute von<br />

heute, w~s zeigt euer Lebens<strong>in</strong>dex? In<br />

eurem Alter haben wir gewußt, was wir zu<br />

tun hatten. Wir haben auf Leben und Tod<br />

gekämpft und die Stellungen gehalten."<br />

Die <strong>Studenten</strong> stutzen, und, da die beiden<br />

AI1jen zufällig etwas .angeheitert s<strong>in</strong>d, gibt<br />

es Mißverständnis, Streit und vorläufig<br />

ke<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage.<br />

. Und docn gibt diese kurze ~zene <strong>in</strong><br />

Wassili Axjonowsk Erzählung ihrem Inhalt<br />

die entscheidende Richtung... Dem<br />

Autor gel<strong>in</strong>gt es" dem Leser nach der Lektüre<br />

die überzeugung zu geben: , "<br />

Unsere modernen" jungen Menschen, die<br />

unbeschwert heranwachsen, die sich extravagant<br />

kleiden, sich für Jazz begeistern<br />

und gern über abstrakte Malerei diskutiei'en,<br />

s<strong>in</strong>d zu Heldentaten imst~de, s<strong>in</strong>d<br />

.bereit, das Erbe der alten Kommuniste~<br />

fortzusetzen.<br />

. Er zeigt es dm'an, wie sich unsere drei<br />

frischgebackenen Ärzte <strong>in</strong> ihrem Beruf<br />

und als Sowjetbürger bewähren,<br />

Die 23jährigen der optimistische,<br />

etwas leichtfertige Karpow, der skeptische,<br />

grüblerische Maximow und der nachdenklich,<br />

menschlich reife Selen<strong>in</strong> beschäftigen<br />

sich <strong>in</strong> der Art junger Menschen <strong>in</strong> den<br />

Tagen kurz nach dem Examen und vor<br />

ihrem E<strong>in</strong>satz als Ärzte viel mit dem S<strong>in</strong>n<br />

Kle<strong>in</strong>e , Umfrage unter<br />

Germanistikstudenten:<br />

I Was empfehlt ihr<br />

als Sommerlektüre?<br />

Brigitte Ebneth: Für die Feri~n . habe<br />

ich mir Bruno Voelkners "D i e<br />

B 'auern vom Karvenbruch"<br />

vorgenommen.<br />

Elke Seidel: Ich will "P h ara 0"<br />

von Pl'US zu Ende lesen.<br />

Inge Tenzer: Auf me<strong>in</strong>em Programm<br />

steht Seegers "H erb s t ,l' a u c h".<br />

Sehr <strong>in</strong>teressieren mich auch Werke<br />

von- Tralow.<br />

Gisela Lemmer und Roswith'a Fuge:<br />

·Wir werden Bölls Werk "A d a m, wo<br />

'war s t du?" lesen und I darüber '<br />

diskutiel'en,<br />

Joachim Unger: Ich lese Marianne<br />

Bruns " Das ist Diebstahl";<br />

außerdem noch Novellen von<br />

Ts c h e c h 0 w.<br />

Ursula Liebsch: Me<strong>in</strong> Steckenpferd<br />

wird B r e c h t -Lektüre se<strong>in</strong>.<br />

Inge Kaufmann: Und ich beschäftige<br />

mich mit Werken von Keil e r­<br />

mann.<br />

des Lebens. Sie alle tragen die Sehnsucht<br />

nach e<strong>in</strong>em erregten Leben, nach Feuertaufen<br />

Heldentum und Romantik <strong>in</strong> ·sich.<br />

Das' Zusammentreffen rriit, den · beiden<br />

Kriegs<strong>in</strong>validen ist Selen<strong>in</strong> Anlaß, sich<br />

nd'ch stärker mit ~er Frage des Pflichtbewußtse<strong>in</strong>s,<br />

des Verantwortungsgefühls<br />

vor den vergangenen und künftigen Generationen<br />

zu beschäftigen. Auch mit se<strong>in</strong>em '<br />

Handeln - er geht als Arzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weit abgelegenes<br />

Dorf - beweist er, daß er se<strong>in</strong>em<br />

Leben e<strong>in</strong>en wertvollen . Inhalt geben<br />

kann, nach vielem Nachdenken und vor<br />

allem nach langen Streitgesprächen mit.<br />

.se<strong>in</strong>em Freund Maximow, der se<strong>in</strong>en<br />

Schritt nicht verstehen will und nicht e<strong>in</strong>sieht,<br />

"warum es patriotische Pflicht ist,<br />

e<strong>in</strong> ve.l;trottelter Dorfarzt zu werden", sondern<br />

mit "Hochspannung leben" will.<br />

In der Person Maximows deutet Axjonow<br />

an, daß e<strong>in</strong>ige junge Menschen, z u~<br />

tiefst verwundet von der Zeit des Personenkults,<br />

skeptisch gegenüber den Idealen<br />

geworden s<strong>in</strong>d, die damals mit gleichen<br />

Worten verkündet worden s<strong>in</strong>d.<br />

So zynisch, ja oft provokatorisch Maximow<br />

Selen<strong>in</strong> gegenüber' sich auch aufführt<br />

- der Leser spürt, daß dieser "Provokateur"<br />

der eigentliche Maximow gar<br />

nicht ist. Und warum? Weil ihn se<strong>in</strong> Handeln<br />

bei se<strong>in</strong>er ersten großen menschlichen<br />

Bewährungsprobe als ehrlichen Sowjetbürger<br />

zeigt. Maximow, der wie Karpow<br />

e<strong>in</strong>e Stelle als Schiffsarzt angenommen<br />

hat, entdeckt Unterschlagungen, widersteht<br />

dem Bestechungsversuch e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>flußreichen<br />

Karrieristen, gl-eift ihn an und 1;iskiert,<br />

da er ke<strong>in</strong>e Beweise hat, se<strong>in</strong>en<br />

"Platz an der Sonne". .<br />

Ohne es sich bewußt zu se<strong>in</strong>, ist auch<br />

Maximow schon zum staatsbewußten Sowjetbürger<br />

erzogen worden, der um e<strong>in</strong>er<br />

gerechten Sach~ willen persönliche -bpfer<br />

br<strong>in</strong>gen kann, Auch wenn er sich das nicht<br />

e<strong>in</strong>gestehen will, auch wenn es ihn mehr<br />

<strong>in</strong>nere Konflikte und Irrtümer als beispielsweise<br />

Selen<strong>in</strong> kostet - auch wenn er<br />

sich <strong>in</strong> der Rolle des "Zynikers" geradezu<br />

gefällt· - wenn es darauf ankommt, ist mit<br />

Maximow zu rechnen. Nicht zu unterschät-<br />

, zen .ist dabei, daß Maximow durch die Gespräche<br />

mit Selen<strong>in</strong>, dem reifsten und bewußtesten<br />

der drei Freunde, wächst·.<br />

Sehr gelungen überzeugt Axjonow den<br />

Leser davon, daß die Sehnsu.cht junger<br />

Menschen nach Heldentum und Romantik<br />

dort se<strong>in</strong>e schönste Erfüllung f<strong>in</strong>det, wo<br />

die Arbeit befriedigt und <strong>in</strong>teressant ist,<br />

wo man se<strong>in</strong>e Fähigkeiten nach Herzenslust<br />

erproben kann. So schildert Axjonow<br />

Selen<strong>in</strong>s Landleben, das nicht e<strong>in</strong>fach beg<strong>in</strong>nt,<br />

für ihn, den typischen Intellektuellen,<br />

der bisher nur <strong>in</strong> der Großstadt<br />

wohnte und der se<strong>in</strong> Mädchen im fernen<br />

Len<strong>in</strong>grad liebt. Aber es gibt dort die <strong>in</strong>teressantesten<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Fälle, und<br />

täglich hat er Gelegenheit, sich vor den<br />

E<strong>in</strong>wohnern, die . ihm va'trauen, als Sowjetbürger<br />

- ja als Erzieher zu bewähren<br />

(se<strong>in</strong> K'ampf . gegen Alkoholismus, und<br />

Simulanten" gegen überaltete Heilmethoden)<br />

und so a~s , Arzt zu wachsen.<br />

Ohne'daß :es der Autor ·nur e<strong>in</strong>mal ausspricht<br />

oder im Dialog andeutet, empflndet<br />

der Leser alle<strong>in</strong> dm'ch die Schilderung<br />

von Arbeit und Leben der drei Freunde,<br />

um wirviel .langweiliger es im Vergleich<br />

zu Selen<strong>in</strong>s PraXis a uf ' dem Hafen zugeht,<br />

wo Karpow .und Maximow arbeiten, unbefriedigt,<br />

.da sie ihr ärztliches Können blsh~'<br />

~och nicht. bewiesen. ~e} de l~nen..allmahhch<br />

begreifen, was Sle mit Ihrer unbestimmten<br />

Sehnsucht nach Glück und<br />

romantischem Heldentum geme<strong>in</strong>t haben:<br />

Mit Leib und Seele Arzt se<strong>in</strong>, dort arbeiten<br />

.. wo man das am besten kann.<br />

Die große Heldentat der Ärzte, nach der<br />

sie sich so gesehnt haben, sieht ganz anders<br />

aus, als sie sich vorgestellt haben.<br />

Karpow und Maximow besuchen Selen<strong>in</strong><br />

auf se<strong>in</strong>em Dorf. Das Wiedersehen ist tragisch:<br />

Selen<strong>in</strong> wurde' von e<strong>in</strong>em Schurken<br />

. fast umgebracht: Se<strong>in</strong>e Freunde retten ihm<br />

I duI'Ch e<strong>in</strong>e schwierige Operation das<br />

Leben .. ,<br />

Selen<strong>in</strong>, Maximow, Karpow beantwor-<br />

.. ten die 'Frage der Frontkämpfer - ist die<br />

mod~rne Jugend zu Heldentum bereit -,<br />

mit Ihren Taten, durch die sie 'beweisen,<br />

daß sie wie Selen<strong>in</strong> begriffen haben: "Man<br />

muß die Sache der Vorfahren um der<br />

Nachfahren willen fqrtsetzen. Wir alle s<strong>in</strong>d<br />

Glieder e<strong>in</strong>er Kette."<br />

'Neue 'Prüfungen<br />

Ankunft im AlUag. Kurzerzählung<br />

vo.n Bl'igitte Reimann. Vel'lag ,Nettes<br />

' Leben, Berl<strong>in</strong> 1962, 282 Seiten, Preis<br />

5;80 DM.<br />

"Anlmnft im Alltag" bedeutet für die<br />

frIschgebackenen Abiturienten das praktische<br />

Jahr im Komb<strong>in</strong>at "Schwarze<br />

Pumpe".<br />

Für das zurückhaltende Mädchen Recha,<br />

für den g,ewandten, selbstsiche1-en Curt mit<br />

"C" und den schweigsamen NikoLaus ist<br />

das Komb~nat mit se<strong>in</strong>en rieSigen Hallen,<br />

Kühltürmen und Kränen e<strong>in</strong>e Welt, die<br />

sie nur aus der Zeitung kennen.<br />

So verschieden wie ihre Herkunft s<strong>in</strong>d<br />

i,hre Vorstellungen von dem Werk und<br />

se<strong>in</strong>en Erbauern. Die elternlos'e Recha hat<br />

die freundliche Geborgenheit e<strong>in</strong>es Internats<br />

verlassen. Sie wählte die unruhige,<br />

fordernde Welt der Arbeit, um e<strong>in</strong>e neue,<br />

e<strong>in</strong>e andere Prüfung zu bestehen. Nikolaus<br />

kommt mit ruhiger ' Selbstvenständlichkeit;<br />

die Freud·e auf die Arbeit ist<br />

gleichzeitig Freude auf neue lVI,enschen,<br />

neue Farben und Formen für se<strong>in</strong>e<br />

Malerei.<br />

Curt dagegen zog das praktische Jahr '<br />

als "kle<strong>in</strong>eres übel" dem Dienst <strong>in</strong> der<br />

Volksarmee vor. Er nirmnt weder die<br />

Arbeit noch die MeTh~'chen erns t, renommiert<br />

bei jeder Gelegenheit rillt sehlem<br />

Werkleiter-Vater und versucht eifrig, sich<br />

"beliebt" w machen. Auch vor den Mädchen<br />

entfaltet er all s'e<strong>in</strong>en "Glanz" und<br />

muß doch e<strong>in</strong>es Tages begreifen, daß es<br />

zwischen Nikolaus und Rech,a stärkere<br />

Bande gibt. Beide haben, im Gegensatz zu<br />

Curt, längst e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>in</strong> der Brigade<br />

gefunden. Sie lachen nicht mehr über<br />

den Arbeiter, der erst jetzt lesen lernt;<br />

denn sie kennen se<strong>in</strong>e Geschichte, dje<br />

nicht die ihre ist. Sie freuen sich über das<br />

lebhafte Interesse der_ Kumpel an den<br />

Zeichnungen und Bildern von Nikolaus, Zu<br />

der Bewunderung für ihren Brigadier<br />

Hamann gesellt sich das Verstehen des<br />

MElnschen Hamann, der ihnen nun ke<strong>in</strong><br />

Idealbilfi mehr ist, sondern e<strong>in</strong> guter,<br />

treuer F eund.<br />

Auch Curt vergißt, daß er nur e<strong>in</strong> Jahr<br />

"runterreißen" -wollte; denn <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

lernen sie aufs Neue s.ehen und begre:ifen:<br />

sich selbst, die Fre~.mde, das Komb<strong>in</strong>at, die<br />

Republik.<br />

Waltraut Schubart<br />

Echte Konflikte<br />

Tennis zu dritt. <strong>Studenten</strong>geschichten<br />

von Gel·t Bill<strong>in</strong>g und Benito Wogatzki.<br />

Vel'lag Neues Leben, Berl<strong>in</strong> 1962. 184<br />

. Seiten, Preis 4,80 DM.<br />

Die Geschichte, di,e'dem Buch den Namen<br />

gab, "Tennis zu dritt·,; handelt von e<strong>in</strong>em<br />

Liebeskonflikt: Zwei befreundete Physikstudenten,<br />

die geme<strong>in</strong>sam mit ihren<br />

Diplomarbeiten e<strong>in</strong>en Forschungsauftrag<br />

~rfüllen, verlieben sich auf dem Tennisplatz<br />

<strong>in</strong> die hübsch'e Ver.a Anbach. Vera,<br />

vor zwei Jahren republikflüchtig geworden,<br />

ist vor e<strong>in</strong>em Vierteljahr aus Westde<br />

utschland zurückgekehrt. Die Rivalität<br />

d,er beiden Freunde, Fred und Stephan,<br />

wird immer stärker, führt zum Freundsch.aftsbruch,<br />

und schHeßlich ist ihnen das<br />

Zusamment1-effen unerträglich. Vera hat<br />

sich für Stephan entschieden.<br />

Als Fred das erkennt, wirft es ihn seelisch<br />

nieder. .Bisher hatten die Dipolom-<br />

. arbeiten der Freunde schon sehr unter<br />

il;1ren Spannungen gelitten, jetzt will Fred<br />

se<strong>in</strong>e ganz abbrechen.<br />

Erst die , Worte Dr. Bergers, Wissensch,aft~er<br />

am Physikalischen Institut, er<strong>in</strong>nern<br />

ihn an se<strong>in</strong>e Pflich , durch persönliche<br />

Sorgen das Forschungsvoi'haben<br />

nicht zu gefährden. Fred überw<strong>in</strong>det sich<br />

und beendet mit Stephan di,e Ai'beit. Danach<br />

jedoch trennen sich die beiden endgültig.<br />

Dieser Schritt ist nach, vielen Jahren<br />

enger Freundschaft sehr schmerzlich.<br />

Der Konflikt dieser Geschichte wird<br />

realistisch dargestellt und ßelöst. Es wird<br />

uns ke<strong>in</strong>e Ideallösung vorgesetzt. .<br />

Auch die Begründung Veras, warum sie<br />

aus Westdeuts~land wrückgekommen sei,<br />

ersche<strong>in</strong>t uns wahrheitsgetreu. Sie erklärt<br />

ihren Schritt nicht durch e<strong>in</strong>e abstrakte<br />

Rede übe.r KoatJitalism\llS u,nd Sozia,lisIDus,<br />

sondern mit e<strong>in</strong>er Tatsache aus ihrem<br />

Lebenselq1eis.<br />

. Wir me<strong>in</strong>en; auch die sprachliche Gestaltung<br />

dieser Geschichte' ist im allgeme<strong>in</strong>en<br />

' gut, besonders dort, wo del'<br />

Autor im Reportagestil das sportlich~ 'Geschehen<br />

~uf dem Tenpisplatz beschreibt.<br />

Und WH' glauben, d

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