Klar und ohne Schnickschnack ...« - boersenblatt.net
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DOSSIER Buchhändlertage<br />
<strong>boersenblatt</strong>.<strong>net</strong> Vor wenigen Tagen haben wir unser<br />
neues Online-Portal geöff<strong>net</strong>. Dass dort gleich ein<br />
so lebendiges Treiben herrscht, verdanken wir den<br />
Nutzern. Viele haben uns auch ihre Meinung zum<br />
Relaunch geschrieben.<br />
»<strong>Klar</strong> <strong>und</strong> <strong>ohne</strong><br />
<strong>Schnickschnack</strong> ...<strong>«</strong><br />
»Obwohl ich mir vorstellen kann, dass es<br />
hinter den Kulissen viel Hektik gab, war<br />
es nach außen ein Relaunch wie aus dem<br />
Bilderbuch – <strong>ohne</strong> Baustellenschilder<br />
<strong>und</strong> ›Demnächst‹-Hinweise. Außerdem<br />
zeigen sinnvolle Elemente, dass das<br />
BÖRSENBLATT Web 2.0 verstanden hat,<br />
<strong>ohne</strong> den unnötigen <strong>Schnickschnack</strong> zu<br />
unterstützen.<strong>«</strong><br />
Wolfgang Tischer (Das Literatur-Café)<br />
»Großes Kompliment für den Relaunch.<br />
Die Optik <strong>und</strong> die Struktur finde ich sehr<br />
gelungen. Die Tag Clouds <strong>und</strong> die Werbung<br />
finde ich allerdings zu viel.<strong>«</strong><br />
Alexandra Klusmann<br />
(Redaktion buch-pr.de)<br />
»Der neue Auftritt gefällt mir wirklich<br />
sehr gut. Glückwunsch! Ich werde noch<br />
öfter auf Eure Seite gehen. Über einen<br />
Link zur Buchmesse würde ich mich sehr<br />
freuen.<strong>«</strong><br />
Thomas Minkus<br />
(Frankfurter Buchmesse)<br />
»Sehr schöner neuer Auftritt! Ganz toll<br />
finde ich, dass es endlich einen RSS-Feed<br />
gibt!<strong>«</strong><br />
Katja Straub (Esslinger Verlag)<br />
»Ich finde den neuen Auftritt sehr<br />
gelungen, übersichtlich <strong>und</strong> klar. Die<br />
Umgewöhnung hat auch nur ein, zwei<br />
Tage gedauert, dann hab ich mich wieder<br />
zurechtgef<strong>und</strong>en.<strong>«</strong><br />
Martin Schöb (Morphem. Text + Wissen)<br />
»Ich hatte vergangenen Donnerstagnachmittag<br />
mit meiner Kommilitonin am<br />
Forum-Zukunft-Stand das Vergnügen, die<br />
Neugestaltung der BÖRSENBLATT-Seite<br />
persönlich loben zu dürfen. Nach kurzem<br />
Hin-<strong>und</strong>-her-Klicken fiel mir nun auf, dass<br />
ein kleines ›die letzten Kommentare-<br />
Kästchen< auf der Startseite die Diskussion<br />
sicher noch weiter beleben würde.<strong>«</strong><br />
Janni Froese (Studentin<br />
Buchhandel / Verlagswirtschaft an der<br />
HTWK Leipzig)<br />
18 | 25-2007 börsenblatt
das nicht groß gemacht? »Der ist wie ein Stehaufmännchen.<br />
Den kannst du gar nicht so hart<br />
niederschlagen, dass der nicht wieder hochkommt<strong>«</strong>,<br />
sagt ein anderer. Und auch er, eher<br />
ein Fre<strong>und</strong>, könnte recht haben.<br />
»Haben Sie einen zerknirschten Zanolli erwartet?<strong>«</strong>,<br />
fragt er selbst, der an seine zweite Chance<br />
glaubt, sich daran festhält, aufrichtet. »Vielleicht<br />
wirkt das auf andere überheblich, aber<br />
irgendwann muss man wieder aufste-<br />
<br />
<br />
7 börsenblatt<br />
a.indd 30-31<br />
ls Betrüger ist er tituliert worden. Man<br />
hat gefordert, sein Gehalt zu pfänden.<br />
Das war öffentlich, beides, vor großer<br />
Versammlung. In Inter<strong>net</strong>foren haben ehemalige<br />
Mitarbeiter ihrem Frust freien Lauf gelassen.<br />
Es ist nicht leicht, in diesen Monaten<br />
Guido Zanolli zu heißen. Und haben sie nicht<br />
recht mit ihren Vorwürfen? Kann man sie nicht<br />
verstehen, die früheren Angestellten der Zanolli<br />
Art Design Buch- <strong>und</strong> Medienversand<br />
GmbH, die jetzt arbeitslos sind <strong>und</strong> viel Wut<br />
im Bauch haben? Ist es je leicht, wenn man<br />
scheitert wie der Unternehmer Guido Zanolli?<br />
Wie hält man das aus? Die Anschuldigungen,<br />
vor allem aber den Konkurs seines Unternehmens,<br />
mit all den Folgekosten – eine der größten<br />
<strong>und</strong> folgenschwersten Pleiten in der jüngeren<br />
Geschichte der deutschen Buchbranche?<br />
Wie wird jemand mit dem Absturz fertig, der<br />
es vom kleinen Sortimentsbuchhändler binnen<br />
kurzer Zeit zum Großanbieter im Modernen<br />
Antiquariat gebracht hat, mit 240 Mitarbeitern,<br />
15 Millionen Titeln am Lager <strong>und</strong> einem<br />
Jahresumsatz von fast 40 Millionen Euro? Wie<br />
verkraftet er einen gigantischen Schuldenberg<br />
von vielen Millionen Euro, H<strong>und</strong>erte von<br />
Gläubigern, Nachforschungen der Staatsanwaltschaft,<br />
den Aufruhr einer ganzen Branche,<br />
weil eine ihrer Kerninstitutionen, die BAG, mit<br />
vom Strudel der Insolvenz erfasst wurde? Ist<br />
er einsichtig, trotzig, verletzt? Und wie macht<br />
er weiter?<br />
<br />
<br />
<br />
Guido Zanolli Das<br />
BÖRSENBLATT-Porträt<br />
des gescheiterten<br />
Unternehmers<br />
hat in der Branche<br />
für aufgeregte<br />
Diskussionen<br />
gesorgt. Weitere<br />
Reaktionen unter<br />
www.<strong>boersenblatt</strong>.<strong>net</strong>.<br />
Guido Zanolli kann eines, er kann reden: über<br />
die Angst, über schlaflose Nächte <strong>und</strong> lange<br />
Wanderungen durchs Haus: »so viele Kilometer<strong>«</strong>,<br />
über die Tränen: »Ich kenne keinen Unternehmer,<br />
der in der Situation nicht geheult<br />
»Sie müssen einen neuen<br />
hätte.<strong>«</strong> Die Familie habe ihn aufgefangen. Mit<br />
seiner Frau hat er nächtelang gesprochen: »Ich<br />
wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann,<br />
schließlich kennen wir uns seit 23 Jahren –<br />
aber nicht, dass sie so bei mir steht<strong>«</strong>, sagt er.<br />
»Es gab Momente, wo ich dachte, ich halte das<br />
nicht durch, das wünsche ich keinem.<strong>«</strong> Eines<br />
sei ihm dennoch erspart geblieben: Suizidgedanken.<br />
Der Ärger über sich selbst, das Nachdenken<br />
über katastrophale Fehlentscheidungen, das ist<br />
nicht vorbei. Aber das Schwierigste hat er hinter<br />
sich: die Einsicht in das Unabwendbare, das<br />
Scheitern: »Es hat lange gedauert, das zu akzeptieren.<br />
Aber einen anderen Weg gibt es nicht<strong>«</strong>,<br />
weiß Guido Zanolli. Inwieweit er die Kritik anderer<br />
an seinem Unternehmertum im Kern wirklich<br />
akzeptiert, ist schwer zu sagen. Erstaunlich<br />
leicht räumt er ein: »Ja, wir waren zu sehr<br />
wachstums- <strong>und</strong> umsatzorientiert.<strong>«</strong> Und über<br />
die mit atemberaubendem Tempo vorangetriebenen<br />
Eigenproduktionen nach der Übernahme<br />
des Karl Müller Verlags sagt er heute: »Das<br />
Verlagsgeschäft war eine Nummer zu groß, zu<br />
komplex für uns. Wir hätten stattdessen mit anderen<br />
Verlagen kooperieren sollen.<strong>«</strong><br />
Aber Zanolli blickt auch auf den Erfolg. Vor<br />
der Pleite! »Es war ja nicht alles schlecht, was<br />
wir gemacht haben. Wir waren sehr kreativ, innovativ,<br />
haben eben vieles ausprobiert. Unser<br />
Fehler war, dass wir zu viel auf einmal gewollt<br />
haben. Es gab sicher eine gewisse Arroganz,<br />
aber mehr noch eine große Euphorie.<strong>«</strong> Man<br />
kann es sich gut vorstellen: Alles schien machbar<br />
für einen wie Zanolli, der immer noch mit<br />
Stolz davon spricht, »ein großes Rad gedreht<strong>«</strong><br />
zu haben.<br />
Es gibt Kritiker, die behaupten, der Mann<br />
schwebe immer noch in den Wolken, sei nie<br />
auf dem Boden angekommen. Es könnte sein,<br />
dass das in gewisser Weise stimmt. Und vielleicht<br />
ist das sogar seine Stärke. Hat ihn genau<br />
24-2007 börsenblatt <br />
artikel schreiben<strong>«</strong><br />
18.06.2007 14:38:34 Uhr<br />
Dieter Banzhaf,<br />
Strategisches Marketing im Verlag<br />
Der Zanolli-Artikel just zur Kulmination der BAG-<br />
Krise auf den Buchhändlertagen wird wohl zumindest<br />
auf Unverständnis stoßen, wo nicht auf Unwillen.<br />
Und dass er nicht zufällig gerade jetzt zu den<br />
Buchhändlertagen erschien, darf man wohl unterstellen?<br />
Wem aber nützt dies? Mir stößt diese um<br />
Nachsicht <strong>und</strong> Verständnis werbende Darstellung<br />
unangenehm auf. Gewiss kann Zanolli eines: »er<br />
kann reden<strong>«</strong> (Zitat), <strong>und</strong> damit hat er sein<br />
»Imperium<strong>«</strong> aufgebaut – aber es war hohl –, <strong>und</strong><br />
das war bekannt. Wie die BAG darauf hereinfallen<br />
konnte, bleibt mir das größte Rätsel.<br />
Bernd Friedrich,<br />
Evangelische Gemeindepresse<br />
Schlimm ... finde ich, dass der Artikel inhaltlich so<br />
geschrieben ist, dass man, wenn man es nicht<br />
besser wüsste, fast geneigt wäre, eine Spenden-<br />
Sammlung zugunsten des verarmten Herrn Zanolli<br />
zu veranstalten.<br />
Volker Gollenia,<br />
ZMV<br />
Dietrich zu Klampen,<br />
Zu Klampen Verlag<br />
Vielen Dank für das spannende Porträt von Guido<br />
Zanolli im BÖRSENBLATT. Das war ja überfällig, habe<br />
ich mich doch schon länger gefragt, durch wen die<br />
BAG so in den Strudel gerissen werden konnte. Jetzt<br />
habe ich wenigstens eine Ahnung!<br />
Jürgen Huss,<br />
Huss Buchvertrieb<br />
Geht es eigentlich noch schlimmer? Guido Zanolli<br />
bekommt die in der Buchhandelsbranche größtmögliche<br />
Öffentlichkeit in ebendem Branchenvereinsblatt<br />
für ein Rührstück, das blümeranter nicht<br />
ausfallen konnte. Hat da niemand Halt gerufen, hat<br />
das niemand gemerkt, gibt es da kein Bewusstsein<br />
<strong>und</strong> kein Gefühl dafür. Hier wird ein Täter zum Opfer<br />
gemacht. Ich habe das Gefühl, hier ist etwas völlig<br />
danebengelaufen. Hier müssen Sie einen neuen<br />
Artikel schreiben. Dieser Artikel muss ordentlicher,<br />
journalistischer Qualität entsprechen <strong>und</strong> alles<br />
Schiefe gerade- <strong>und</strong> alles Falsche richtigstellen.<br />
Dieser Artikel hilft Herrn Zanolli, ... abseits der<br />
Ruinen von vorne anzufangen, wohlwollend unterstützt<br />
durch unser Branchenorgan.<br />
25-2007 börsenblatt | 19