Burgtheater – seit 6. September <strong>2013</strong> Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang Knieriem, Zwirn und Leim heißen die drei ewig jungen Vagabunden Johann Nestroys. Mit ihrer radikalen Absage an gesellschaftliche Grundwerte, an Strebsamkeit, Familie, Liebe, Glaube, Hoffnung, stehen die drei aber auch mit 180 Jahren noch gehörig quer zu jeder bürgerlichen Ordnung.
6 Burgtheater – 20. Oktober <strong>2013</strong> PREMIERE Die letzten Zeugen 75 Jahre nach dem Novemberpogrom 1938 Ein Projekt von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann Mit den ZeitzeugInnen Lucia Heilman, Vilma Neuwirth, Susanne-Lucienne Rabinovici; Marko Feingold, Rudolf Gelbard, Ari Rath und den SchauspielerInnen Mavie Hörbiger, Dörte Lyssewski, Peter Knaack, Daniel Sträßer 20. Oktober 10., 21. November Es ist nicht vorbei 75 Jahre nach den Pogromen des Novembers 1938 stehen Zeitzeugen von damals auf der Burgtheater-Bühne. Das Jahr 1938 steht für eine neue Dimension der Gewalt gegen Juden in Deutschland und in Österreich, für den Übergang von der Diskriminierung und Entrechtung zur systematischen Verfolgung, Beraubung und Vertreibung. Massiv waren die öffentlichen Gewaltexzesse in Wien schon anlässlich des sogenannten Anschlusses am 12. März 1938. Den Einmarsch deutscher Soldaten, Polizisten und SS-Männer begleiteten heftige antisemitische Ausschreitungen. Weltbekannt geworden sind die Bilder von Jüdinnen und Juden, die in aller Öffentlichkeit dazu gezwungen wurden, mit Zahnbürsten Parolen von den <strong>Wiener</strong> Gehsteigen zu entfernen. Das Attentat eines jungen polnischen Juden auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath am 7. November in Paris gab schließlich den Vorwand für die sich im ganzen Deutschen Reich anschließenden heftigen Pogrome. Von Joseph Goebbels als Entladung des Volkszorns und „spontane Vergeltungsmaßnahme“ bezeichnet, handelte es sich dabei tatsächlich um von langer Hand geplante Ausschreitungen. Polizeiliches Eingreifen wurde von staatlicher Seite untersagt. Vom 9. auf den 10. November 1938 kulminierten die Gewalttaten auch in Österreich. Wochenlang sollten sie in Wien das Straßenbild bestimmen. Jüdische Männer, Frauen, manchmal auch Kinder wurden von SA-Männern, HJ-Angehörigen und Mitläufern des NS-Regimes geschlagen, verhaftet und gedemütigt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert. Die Synagogen Wiens wurden in Brand gesteckt oder gesprengt, mit Ausnahme des Tempels in der Seitenstettengasse, der in eine Häuserzeile eingebaut war, darum verwüstete und plünderte man ihn von innen. Aber die scheinbar spontanen Gewaltakte in den Straßen waren eine Facette des antijüdischen Terrors, die Separierung und Diffamierung der österreichischen Juden durch die nationalsozialistischen Gesetze die andere. Bis zum Kriegsbeginn im September 1939 hatte das nationalsozialistische Regime in Österreich und Deutschland durch Gesetze und Verordnungen die wirtschaftliche Existenz der Juden vernichtet. 75 Jahre später bitten Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann und der Schriftsteller Doron Rabinovici sieben Zeugen und Betroffene auf die Burgtheater-Bühne, die diese Ereignisse – zum großen Teil in Wien, einige an anderen Orten – miterlebt haben. Sie erlebten und sie überlebten auch, was dann kam: Separierung, Deportation, KZ, Verlust ihrer Familien, Leben im Versteck, schließlich Rückkehr in die fremd gewordene Heimat. Sie erzählen ihre Geschichte und sie hören zu, wie Schauspieler sie vortragen. Sie wollen bezeugen, was geschehen ist. Denn der Kampf gegen das Totschweigen und das Vergessen hat ihrer aller Leben geprägt. Er ist nicht vorbei.