„Archäologie - Landwirtschaft - Forstwirtschaft“. - Denkmalpflege ...
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FRÜHKELTISCHER<br />
„FÜRSTENSITZ“<br />
HEUNEBURG<br />
An der oberen Donau bei Herbertingen-<br />
Hundersingen (Kr. Sigmaringen) liegen die<br />
eindrucksvollen, noch heute in Teilen sichtbaren<br />
Überreste der Heuneburg. Ausdehnung<br />
und Komplexität der Anlage sprechen<br />
dafür, dass die vom griechischen Historiker<br />
Herodot um 450 v.Chr. erwähnte Polis<br />
„Pyrene“ und damit der erste namentlich<br />
genannte Ort Mitteleuropas mit der Heuneburg<br />
identisch ist. Die Anlage war im 6./5.<br />
Jh. v.Chr. eines der bedeutendsten früheisenzeitlichen<br />
Machtzentren, von denen<br />
wir Kenntnis haben. Der Fundort zeichnet<br />
sich unter anderem durch den Nachweis<br />
mediterraner Lehmziegelarchitektur sowie<br />
zahlreicher Importfunde aus dem Mittelmeerraum<br />
aus. Bei der am Anfang des<br />
6. Jh. v.Chr. gebauten Lehmziegelbefestigung<br />
handelt es sich um das bislang älteste<br />
aus diesem Werkstoff errichtete Bauwerk<br />
nördlich der Alpen. Es stellt ein einzigartiges<br />
Zeugnis der Fernbeziehungen des<br />
süddeutschen Raums in der frühen Eisenzeit<br />
dar. Ebenfalls bislang ohne große Parallelen<br />
ist die enorme Außensiedlung der<br />
Heuneburg, die sich auf dem gesamten Geländerücken<br />
zwischen Soppenbach und der<br />
Donau sowie zwischen Binzwangen und<br />
Um die Jahrtausendwende wurde auf dem<br />
Plateau das Freilichtmuseum Heuneburg eingerichtet<br />
und Teile der ehemaligen Bebauung,<br />
darunter ein Abschnitt der kalkverputzten<br />
Lehmziegelmauer, rekonstruiert.<br />
Bis in die 1990er-Jahre wurde auf dem<br />
Heuneburg-Plateau noch gepflügt.<br />
Hundersingen auf einer Fläche von bislang<br />
geschätzten 100 ha erstreckt. Bezieht man<br />
die zahlreichen bekannten und teils ebenfalls<br />
obertägig sichtbaren Grabhügel der<br />
Heuneburgzeit mit ein, so erhält man eine<br />
einzigartige archäologische Landschaft, die<br />
dem heutigen Menschen Einblicke in die<br />
Strukturen der eisenzeitlichen Kulturlandschaft<br />
bieten kann.<br />
Nur ein sehr geringer Teil dieses ausgedehnten<br />
archäologischen Archivs ist<br />
bislang erforscht. Die Intensivierung des<br />
Ackerbaus führte insbesondere seit dem<br />
19. Jh. zu starken Zerstörungen an den<br />
bis dahin noch in weiten Teilen oberirdisch<br />
sichtbaren Wall- und Grabenanlagen der<br />
Heuneburg-Vorburg und der Außensiedlung<br />
sowie von Grabhügeln im direkten<br />
Umfeld. Zwar befinden sich große Bereiche<br />
der Denkmalflächen seit der Säkularisation<br />
zu Beginn des 19. Jh. bereits in Landesbesitz.<br />
Selbst diese werden jedoch in weiten<br />
Teilen nach wie vor intensiv landwirtschaftlich<br />
genutzt. Eine Lösung für den langfristigen<br />
Schutz der Heuneburg kann nur im<br />
Dialog zwischen Archäologischer <strong>Denkmalpflege</strong><br />
und <strong>Landwirtschaft</strong> erfolgen.<br />
Die Großgrabhügel des Bestattungsplatzes<br />
im Vorfeld der Heuneburg wurden ebenfalls<br />
rekonstruiert.<br />
Die Überreste der Außensiedlung sind nach<br />
wie vor durch Ackerbau stark gefährdet.<br />
Verlauf der Wall-Graben-Anlage der Außensiedlung<br />
als dunkle Linie im Feld im Bildvordergrund.<br />
Mediterrane Importe auf der Heuneburg:<br />
Transportamphoren für Wein oder Öl aus der<br />
griechischem Kolonie Massalia (Marseille).<br />
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