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„Archäologie - Landwirtschaft - Forstwirtschaft“. - Denkmalpflege ...

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GRABHÜGEL AN ALTEM<br />

BACHLAUF<br />

Standorte mit besonders fruchtbaren Böden wie das Nördlinger<br />

Ries waren schon immer Siedlungsschwerpunkte und werden bis<br />

heute intensiv bewirtschaftet.<br />

AUS SICHT DER LANDWIRTSCHAFT –<br />

ALTERNATIVE METHODEN DER<br />

FLÄCHENBEWIRTSCHAFTUNG<br />

Die Menschen haben schon vor Jahrtausenden erkannt, dass man sich dort ansiedeln<br />

muss, wo die natürlichen Gegebenheiten und das Nahrungsangebot den menschlichen<br />

Bedürfnissen am nächsten kommen. Die Standorte mit besonders fruchtbaren Böden, wie<br />

z.B. das Nördlinger Ries oder der Kaiserstuhl bei Freiburg haben deshalb seit der Einführung<br />

des Ackerbaus die Menschen angezogen und stellen bis heute Siedlungsschwerpunkte<br />

dar, während karge Landschaften in der Regel weniger besiedelt wurden.<br />

Bevorzugte Standorte zeichnen sich insbesondere durch Trinkwasservorkommen, fruchtbare<br />

Böden, günstige klimatische Bedingungen oder durch Rückzugsmöglichkeiten und<br />

Fernsicht aus, um Beutetiere sowie Feinde frühzeitig zu erkennen. Daraus ergibt sich<br />

die hohe Besiedlungsdichte und somit auch die Vielzahl an Kulturdenkmalen in den<br />

fruchtbaren Regionen – wie z.B. den Lösshügellandschaften des Kraichgaus. In diesen<br />

Raumschaften können sich die Interessen der <strong>Landwirtschaft</strong> zur Erzeugung von Agrarprodukten<br />

und die Belange des Denkmalschutzes zur Erhaltung von archäologischen<br />

Kulturdenkmalen in landwirtschaftlich genutzten Flächen überlagern.<br />

<strong>Landwirtschaft</strong>lich genutzte Flächen nehmen mit rd. 46% den größten Teil Baden-Württembergs<br />

ein. Von diesen rd. 1,65 Mio. Hektar werden derzeit 58% ackerbaulich genutzt.<br />

Im Jahr 2011 wurden auf rd. 520000 ha Getreide angebaut und rd. 3,7 Mio. Tonnen<br />

Brot- und Futtergetreide geerntet, was je nach Marktlage einem Produktionswert von rd.<br />

800 Mio. Euro entspricht. Die Nutz- und Einkommensfunktionen dieser Flächen haben<br />

Bei systematischen Befliegungen durch<br />

das damalige Landesdenkmalamt Baden-<br />

Württemberg wurden in den 1980er-Jahren<br />

zahlreiche Grabhügelfelder im landwirtschaftlich<br />

intensiv genutzten Hegaubecken<br />

(Kr. Konstanz) entdeckt. Ein Fundplatz liegt<br />

zwischen Engen-Welschingen und Mühlhausen-Ehingen<br />

im Gewann Ursprung.<br />

Die Grabhügel erstrecken sich in streifenförmiger<br />

Anordnung etwa 850 m lang auf<br />

einem Moränenrücken, der sich nur sehr<br />

wenig über den Talgrund erhebt. Die<br />

Gräben, welche die längst eingeebneten<br />

Grabhügel begrenzten, zeichnen sich während<br />

der Reifezeit des Getreides als runde,<br />

abgerundet viereckige oder rechteckige<br />

Verfärbungen von ungefähr 7 bis 55 m<br />

Durchmesser im Bewuchs ab. Teilweise<br />

lassen sich sogar noch die Grabgruben<br />

der Zentralbestattungen als dunkle Verfärbungen<br />

in der Hügelmitte erkennen. Überschneidungen<br />

der Begrenzungsgräbchen<br />

belegen Umbauten oder Vergrößerungen<br />

der Grabmonumente, die wohl nach und<br />

nach zur Herausbildung einer regelrechten<br />

Nekropole am nahegelegenen Hepbach<br />

führten. Die langgestreckte Anordnung der<br />

mindestens 44 Grabhügel könnte auf einen<br />

alten Weg hinweisen, der von Nordwesten<br />

nach Südosten auf dem hochwassergeschützten<br />

Moränenrücken verlief. Funde<br />

sind bislang nicht bekannt. Grabformen<br />

und Größe des Platzes deuten jedoch auf<br />

einen Friedhof der älteren Eisenzeit hin<br />

(8.–5. Jh. v.Chr.).<br />

Die Grabhügel, von denen oberirdisch<br />

nichts mehr sichtbar ist, werden durch<br />

die andauernde Bewirtschaftung mit dem<br />

Pflug schleichend zerstört. Ein dauerhafter<br />

Schutz der vermutlich etwa 2500 Jahre<br />

alten Gräber kann nur durch Umwidmung<br />

der Flächen in Grünlandnutzung erreicht<br />

werden.<br />

Im reifenden Getreide zeigen Bewuchsspuren das langgestreckte<br />

Gräberfeld, rechts der verlandete Bachlauf.<br />

Teilweise sind die Grabgruben der Hauptbestattungen<br />

im Zentrum der Hügel erkennbar. Im Hintergrund verlandete<br />

Altarme des Hepbachs.<br />

Umzeichnung der Luftbilder. Schmale Gräbchen<br />

im Nordwesten und Südosten des Gräberfelds<br />

folgen der einheitlichen Orientierung der eckigen<br />

Grabmonumente. Im Norden sind die verlandeten<br />

Bachläufe erfasst.<br />

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