„Archäologie - Landwirtschaft - Forstwirtschaft“. - Denkmalpflege ...
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SPUREN IM SAND<br />
Bodenabtrag durch Wassererosion<br />
nach dem Pflügen.<br />
Der Sandberg südöstlich Öllingen (Alb-Donau-Kreis)<br />
präsentiert sich als unscheinbare<br />
Kuppe am Rand des Langenauer Beckens.<br />
Von der Höhe betrachtet beherrscht die<br />
Kuppe jedoch die ihr zu Füßen liegende<br />
fruchtbare Landschaft. Es überrascht nicht,<br />
dort Besiedlungszeugnisse quer durch die<br />
Zeiten anzutreffen. Immer wieder traten<br />
beim Abbau der rund 10 m mächtig anstehenden<br />
tertiären Sande der Oberen Meeresmolasse<br />
Funde aus der mittleren bis ausgehenden<br />
Jungsteinzeit (4./3. Jt. v.Chr.),<br />
Bronzezeit sowie spätkeltischen Zeit auf.<br />
Im Pflanzenbewuchs zeigt sich ein Herrenhof des<br />
6. Jh. v.Chr. Luftbild aus südlicher Richtung.<br />
Die Aufgaben der <strong>Landwirtschaft</strong> sind vielfältig<br />
und umfassen neben der Nahrungsmittelproduktion<br />
auch erneuerbare Energien.<br />
für die Landwirte eine hohe Priorität und sind auch von volkswirtschaftlichem Interesse.<br />
Nicht zuletzt wird durch ihre Arbeit die charakteristische Kultur- und Erholungslandschaft<br />
Baden-Württembergs offen gehalten und maßgeblich geprägt.<br />
Nach erosionsbedingtem Bodenabtrag reichen archäologische Bodendenkmale u.U. in<br />
den Bearbeitungshorizont oder liegen sogar frei. Auf Ackerflächen kann dies zu ihrer<br />
Zerstörung durch die mechanische Bodenbearbeitung oder Verwitterung führen. Dieses<br />
Problem stellt sich im besonderen Maße in den Lösshügelgebieten des Kraichgaus und<br />
am Kaiserstuhl, die zugleich zu den bedeutendsten Regionen mit Bodendenkmalen<br />
Baden-Württembergs gehören. Die dort verbreiteten, ertragsstarken, aber auch stark erosionsgefährdeten<br />
Lössböden werden nahezu vollständig ackerbaulich genutzt. Damit ist<br />
auch eine entsprechend hohe Wassererosionsgefährdung verbunden.<br />
Der Verlust an Ackerboden, Humus und Nährstoffen verringert die Ertragsfähigkeit von<br />
Böden und kann in Trockenjahren zu spürbaren Ertragseinbußen führen, insbesondere<br />
in Hanglagen mit geringer Bodenauflage. Es liegt also auf der Hand, dass die Vermeidung<br />
von Bodenerosion der langjährigen Ertragssicherheit des Standortes dient und von essentieller<br />
Bedeutung für die Landwirte und ihre wirtschaftliche Zukunft ist. Abgetragenes<br />
Bodenmaterial und abfließendes Wasser können außerhalb der Ackerflächen Straßen<br />
verunreinigen, Gräben verfüllen, Gebäude beschädigen und Gewässer mit Nährstoffen<br />
und Sedimenten belasten. Aus diesen Gründen ist nach dem Bodenschutzgesetz Erosion<br />
so weit wie möglich zu vermeiden. Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL)<br />
muss die <strong>Landwirtschaft</strong> durch wirksame, erosionsverhindernde Maßnahmen die Phosphoreinträge<br />
in Gewässer verringern. Der Erosionsschutz ist zudem seit Sommer 2010<br />
Gegenstand von Cross-Compliance-Bestimmungen. Konkret bedeutet dies: Auf stark<br />
erosionsgefährdeten Ackerflächen sind Kulturen mit einem Reihenabstand über 45 cm<br />
(u.a. Mais, Zuckerrüben) ohne Einsatz des Pfluges zu bestellen.<br />
Unterschiede im Feuchtigkeitsgehalt des<br />
Sandbodens bewirken, dass der Pflanzenbewuchs<br />
im Ackerland scharf die Baubefunde<br />
vorgeschichtlicher Siedlungstätigkeit<br />
hervortreten lässt. Im Luftbild ist ein von<br />
schmalen Gräbchen umschlossenes Areal<br />
zu erkennen, das eine mehrfache Innengliederung<br />
aufweist. Pfostengruben bezeichnen<br />
ein Gebäude von etwa 11 × 8 m<br />
Größe. Selbst im Wiesengelände meint<br />
man schwach den Grabenverlauf verfolgen<br />
zu können.<br />
2011 ergab eine eng begrenzte Sondierungsgrabung,<br />
dass es sich um einen<br />
„Herrenhof“ der frühkeltischen Hallstattzeit<br />
um 600 v.Chr. handelt. Der Hof war durch<br />
eine Palisade aus hölzernen Bohlen eingefriedet,<br />
vor der im Abstand von 5 m ein<br />
noch 1,4 m tiefer, oberflächlich jedoch nicht<br />
mehr erkennbarer Graben verlief.<br />
Es zeichnet sich ein für die Besiedlungsund<br />
Sozialgeschichte bedeutender Befund<br />
ab: Solche „Herrenhöfe“ sind als frühkeltische<br />
Siedlungsform aus dem bayerischen<br />
Raum bekannt. In Baden-Württemberg<br />
kennt man sie bislang lediglich aus den<br />
östlichen Landesteilen. Das Areal ist als<br />
Grabungsschutzgebiet ausgewiesen.<br />
Ein Profilschnitt im Jahr 2001 zeigt unter dem Ackerhorizont<br />
den Palisadengraben des hallstattzeitlichen<br />
„Herrenhofs“ mit Resten verkohlter Holzbohlen.<br />
Eine Dolchklinge aus Feuerstein belegt, dass der<br />
Platz während der ausgehenden Jungsteinzeit<br />
besiedelt war. Länge ca. 12,5 cm.<br />
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