Gemeindebrief 3 2013 - der evangelischen Kirchengemeinde ...
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<strong>Gemeindebrief</strong> 03/13<br />
Thema<br />
Warum <strong>der</strong> Heidelberger Katechismus<br />
heute noch aktuell ist<br />
Er ist viel weniger bekannt als<br />
Luthers Kleiner Katechismus,<br />
aber umso lesenswerter, <strong>der</strong> reformierte<br />
Heidelberger Katechismus.<br />
Ich will versuchen, seine 129 Fragen<br />
und Antworten kurz zusammenzufassen,<br />
denn <strong>der</strong> Heidelberger<br />
Katechismus ist wun<strong>der</strong>bar<br />
klar in drei thematische Teile<br />
geglie<strong>der</strong>t: Vom Elend des Menschen,<br />
von <strong>der</strong> Erlösung, von <strong>der</strong><br />
Dankbarkeit. Gehe ich zu weit,<br />
seine drei Teile den drei Personen<br />
Gottes - Vater, Sohn, Heiliger<br />
Geist - zuzuordnen?<br />
Der erste Teil „Vom Elend des<br />
Menschen“ bezieht sich auf Gott<br />
Vater und zwar als Gesetzgeber<br />
<strong>der</strong> Zehn Gebote. Durch das Gesetz<br />
o<strong>der</strong> dadurch, dass kein<br />
menschliches Wesen in <strong>der</strong> Lage<br />
ist, es zu halten, lerne ich, dass<br />
wir alle <strong>der</strong> Gnade und <strong>der</strong> Erlösung<br />
bedürfen.<br />
Der zweite Teil bezieht sich auf<br />
die Erlösung durch Jesus Christus.<br />
Der dritte Teil nährt die Hoffnung,<br />
dass <strong>der</strong> Mensch doch zu einer<br />
Besserung fähig ist, aber nicht<br />
aus eigener Kraft, son<strong>der</strong>n mit<br />
Hilfe des Heiligen Geistes. Aus<br />
Dankbarkeit für die von Gott geschenkte<br />
Erlösung möge <strong>der</strong><br />
Mensch nun ein besseres Leben<br />
probieren.<br />
Unser Scheitern erkennen<br />
und den Ausweg sehen<br />
Die Erkenntnis <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong><br />
Menschheit war bis vor kurzem<br />
nicht gerade populär. Geradezu<br />
unerschöpflich war in <strong>der</strong> Aufklärungsphilosophie,<br />
im Idealismus,<br />
im Kommunismus, <strong>der</strong> Glaube an<br />
den humanitären Fortschritt <strong>der</strong><br />
Menschheit. Dazu kam <strong>der</strong> Glaube<br />
an den grenzenlosen Fortschritt<br />
durch Medizin, Technik<br />
und Naturwissenschaft bis in die<br />
1970er-Jahre hinein. Sowohl die<br />
Philosophie als auch die Naturwissenschaft<br />
musste aber die<br />
Grenzen des menschlichen Fortschritts<br />
erkennen. Unser Scheitern,<br />
das wir laut dem Heidelberger<br />
Katechismus aus dem göttlichen<br />
Gesetz lernen können, erkennen<br />
wir im 21.Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
auch aus an<strong>der</strong>er Quellen - aus<br />
einst humanitären Ideologien, die<br />
zu Diktaturen wurden, aus ökologischen<br />
Katastrophen, aus gescheiterten<br />
Liebesbeziehungen,<br />
die alle mit guten Absichten begonnen<br />
haben.<br />
Nur den Ausweg wird <strong>der</strong> Mensch<br />
auch heute nicht ohne die göttliche<br />
Hilfe des Heiligen Geistes<br />
finden, so viele Expertenrunden<br />
er einberuft, so viele Gipfelgespräche<br />
er führt, so tief und esoterisch<br />
er sich in sich selbst zurückzieht,<br />
so professionell er sich<br />
therapieren lässt! Der göttliche<br />
Zuspruch <strong>der</strong> Gnade und seine<br />
Hilfe zur Verbesserung ist weiterhin<br />
nicht zu ersetzen.<br />
Der Glaube ist Medizin für<br />
die Menschheit<br />
Um nicht an zu hohen und unerfüllbaren<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Menschen zu resignieren, und<br />
trotzdem an eine bessere Welt zu<br />
glauben, bleibt nur <strong>der</strong> Weg, nicht<br />
auf den menschlichen guten Willen,<br />
son<strong>der</strong>n auf den Heiligen<br />
Geist zu vertrauen. Dieser Weg<br />
wird sowohl im Lutherischen<br />
Kleinen Katechismus („und zu<br />
meiner Besserung deines Geistes<br />
Kraft verleihen“), als auch im Heidelberger<br />
Katechismus aufgezeigt.<br />
Der Glaube des Heidelberger<br />
Katechismus ist Medizin für<br />
die Menschheit, damit sie sich<br />
nicht mit zu hohen Erwartungen<br />
an sich selbst überfor<strong>der</strong>t, aber<br />
umgekehrt auch nicht an sich<br />
selbst resigniert und daher fatalis-<br />
tisch und zynisch wird. Das Gesetz<br />
hilft die menschlichen Grenzen<br />
zu erkennen, die Erlösung<br />
durch Jesus Christus hilft uns,<br />
unsere Grenzen anzunehmen,<br />
weil Gott uns angenommen hat.<br />
Der Heilige Geist hilft uns nicht<br />
immer, aber immer öfter doch<br />
noch zu besseren Menschen zu<br />
werden.<br />
Übrigens: Die wichtigsten Artikel<br />
des Heidelberger Katechismus<br />
finden sie im dritten Teil des<br />
Evangelischen Gesangbuches<br />
auf den Seiten 1330 bis 1362.<br />
Lesenswert!<br />
Ihr Pfarrer Dirk Küsgen<br />
Zum Nachlesen:<br />
Der Heidelberger Katechismus<br />
Neukirchener Verlag,<br />
6. Auflage, <strong>2013</strong><br />
96 Seiten<br />
Preis: 3,99 €