FGZ-Info 2/2013 - Familienheim-Genossenschaft Zürich
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Spektakel im Morgengrauen<br />
–<br />
Ein Erlebnisbericht aus der <strong>FGZ</strong>-Siedlung «Manessehof»<br />
–<br />
Von Gertraude Jenny<br />
Die <strong>FGZ</strong> ist im Friesenberg – aber nicht nur:<br />
Die einzige <strong>FGZ</strong>-Etappe, die zwar nicht weit<br />
weg, aber doch ausserhalb des Friesenbergs<br />
liegt, ist die Siedlung «Manessehof»<br />
an der Uetlibergstrasse. Und hier gab es<br />
kürzlich einen spektakulären Wasserrohrbruch.<br />
Eine Bewohnerin schildert dieses<br />
Ereignis aus der Perspektve einer direkt<br />
Betroffenen.<br />
Es ist noch dunkel, als mich ein lauter<br />
Knall mit nachfolgendem Geprassel auf<br />
dem Dach aus dem Schlaf weckt. Ein<br />
Blick auf den Wecker zeigt mir, dass<br />
es 5.00 Uhr in der Früh ist. Fieberhaft<br />
versucht mein noch schlafendes Hirn,<br />
mir eine Erklärung für den Höllenkrach<br />
zu liefern. Es sendet mir als Erklärung:<br />
ein starker Hagelsturm.<br />
Ein Blick aus dem Fenster macht<br />
jedoch diese Vermutung zunichte.<br />
Weit und breit ist kein einziges Hagelkorn<br />
zu entdecken. Das kann es also<br />
nicht sein. Mit einem sehnsüchtigen<br />
Blick auf mein Bett verlasse ich das<br />
Schlafzimmer und gehe dem Krach<br />
ins Wohnzimmer nach.<br />
Ich trete an das Terrassenfenster<br />
und schaue nach draussen. Über<br />
die Terrasse fegt ein weisser Sturm.<br />
Ah, mein Hirn versucht sich in einer<br />
zweiten Erklärung: Ein starker Sturm<br />
weht Eis und Schnee vom Flachdach<br />
und dabei krachen die Eisstücke gegen<br />
die Fensterscheiben, auf den Terrassenboden,<br />
den Laubengang und aufs<br />
Flachdach. Zufrieden mit der Erklärung<br />
nicke ich innerlich … bis mir einfällt,<br />
es liegt seit Tagen kein Schnee mehr.<br />
Welcher Schnee und welches Eis sollen<br />
demnach vom Dach geweht werden?<br />
Also ist auch dieser Erklärungsversuch<br />
hinfällig. Nun erkennen meine<br />
Augen – zu dieser Tageszeit auch<br />
noch nicht in Höchstform, dass es kein<br />
Sturm ist, der über die Terrasse fegt,<br />
sondern ein mächtiger Wasserstrahl.<br />
Nun verstehe ich die Welt überhaupt<br />
nicht mehr. Woher kommt denn<br />
das Wasser? Mein Hirn, unterdessen<br />
vom Schlaf einigermassen befreit, bietet<br />
mir einen neuen Erklärungsversuch<br />
an: Der Damm des Sihlsees ist geborsten<br />
und nun wälzt sich eine riesige<br />
Tsunamiwelle die Uetliberg strasse<br />
entlang und die ist so hoch, dass sie<br />
bis zu mir in den 4.Stock reicht. Fassungslos<br />
schaue ich den Wasserstrahl<br />
an. Da fällt mir auf, dass der Strahl<br />
gleichmässig bleibt und nicht wie eine<br />
Welle ab- und anschwillt. Es kann also<br />
auch nicht der Sihlsee und sein Inhalt<br />
sein. Aber was ist es dann?<br />
Da ich nicht zur Wohnungstür<br />
Foto: Gertraude Jenny<br />
hinausgehen kann (wegen des dagegen<br />
klatschenden Wassers und dem,<br />
was dagegen prasselt), klettere ich<br />
durch das Küchenfenster auf den<br />
Laubengang.<br />
Ja, und dann sehe ich die Ursache<br />
allen Lärms und allen Wassers. Majestätisch<br />
erhebt sich eine über fünf-<br />
Ein Wasserrohrbruch mit Folgen<br />
an der Uetlibergstrasse<br />
Am 28. März <strong>2013</strong>, am Donnerstag vor dem<br />
Osterwochenende, frühmorgens kurz nach<br />
fünf Uhr, kam es an der Uetlibergstrasse<br />
zu einem folgenreichen Wasserrohrbruch.<br />
Ein mit 60 Zentimetern verhältnismässig<br />
dickes Wasserrohr, eine Haupttransportleitung,<br />
war geborsten. Davon betroffen<br />
war auch die <strong>FGZ</strong>-Siedlung Manessehof.<br />
Nach Schätzungen der Wasserversorgung<br />
schossen etwa zehn bis fünfzehn Millionen<br />
Liter Wasser mit gewaltigem Druck aus der<br />
Leitung. Welch gewaltiger Druck vorhanden<br />
war, zeigt der Umstand, dass das Wasser<br />
nicht nur eine 10 Zentimeter dicke Asphaltdecke<br />
aufriss. Die Fontäne erreichte<br />
eine Höhe von 15 Metern und setzte Balkone<br />
und Wohnungen bis in den fünften<br />
Stock unter Wasser.<br />
Es dauerte über eine Stunde, bis das Wasser<br />
abgestellt werden konnte. Auf den Strassen,<br />
an den beschädigten Gebäudefassaden<br />
und Dächern, in überfluteten Wohnungen,<br />
Kellern und Garagen wie auch an etlichen<br />
parkierten und gefluteten Fahrzeugen in<br />
der Umgebung entstand ein Schaden von<br />
mehreren Hunderttausend Franken<br />
Bei der geborstenen Haupttransportleitung<br />
handelt es sich um eine über 100-jährige<br />
Grauguss-Leitung aus dem Jahr 1894. Das<br />
Rohr stand bereits auf der Liste der zu ersetzenden<br />
Leitungen. Von den insgesamt<br />
1540 Kilometer Trinkwasserleitungen auf<br />
städtischem Gebiet – das entspricht etwa<br />
der Strecke <strong>Zürich</strong>–London retour – werden<br />
jährlich 30 Kilometer ersetzt. Das beschädigte<br />
Leitungsstück wurde umgehend ersetzt,<br />
und die Uetlibergstrasse ist auf der<br />
Liste der zu ersetzenden Wasserleitungen<br />
nach vorne gerückt.<br />
(fgz)<br />
22 <strong>FGZ</strong>-Intern<br />
<strong>FGZ</strong>-Intern 23