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-Zeitung<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

7-8 / 12<br />

AKTIV FÜR BILDUNG:<br />

BERICHTE VOM <strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG (S. 2 - 11)<br />

Fotos vom Gewerkschaftstag (S. 1- 11): Brigitte Strubel-Mattes, Harald Maxeiner, Paul Schwarz, James Marsh


Editorial / Inhalt<br />

Impressionen<br />

vom Gewerkschaftstag<br />

Delegierter und Redakteur - irgendwie<br />

passt das nicht.<br />

Delegierte haben eine verantwortungsvolle<br />

Aufgabe, schließlich<br />

repräsentiert jede/r von ihnen an<br />

die hundert Mitglieder. Und die<br />

dürfen zu Recht erwarten, dass<br />

der Gewerkschaftstag - immerhin<br />

das höchste Organ unserer <strong>GEW</strong><br />

- ordentlich arbeitet. Sprich: die<br />

richtigen Weichen stellt, ob personell,<br />

organisatorisch, bildungs- oder<br />

gewerkschaftspolitisch. Schließlich<br />

müssen wir etwas bewegen, indem<br />

wir bessere Arbeitsbedingungen für<br />

die Beschäftigten und ein sozial<br />

gerechteres, humanes Bildungswesen erreichen. Unsere beiden<br />

Kernaufgaben eben.<br />

Gute Delegierte müssen deshalb genau vorbereitet sein, die Anträge<br />

wie die Formalitäten kennen, sich fleißig an den Debatten beteiligen<br />

… und ganz viel Sitzfleisch an den langen Arbeitstagen haben.<br />

Und der Redakteur? Nun, der hat nur eines im Auge: Wie kann aus<br />

der Fülle von Informationen und Eindrücken das herausgefiltert<br />

werden, was tatsächlich berichtenswert ist. Er muss manchmal sogar<br />

ein bisschen ignorant sein und wird auch nach der gefühlten 50.<br />

Teilnahme an Gewerkschaftstagen auf Bundes- und Landesebene<br />

bestimmte Rituale nie wirklich verstehen.<br />

Wozu braucht es eine Antragskommission, die den Delegierten<br />

vorschlägt, wie sie entscheiden sollten? Können diese nicht selbst<br />

lesen und denken?<br />

Er kann schwer nachvollziehen, wie viel Energie Menschen für<br />

Satzungsdiskussionen aufzubringen vermögen.<br />

Ihm wird sich auch kaum erschließen, wieso prominente Gäste ihre<br />

kostbare Arbeitszeit verschwenden, um stumme Teilnehmer/innen<br />

bei der öffentlichen Veranstaltung zu sein.<br />

Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 7-8 / 2012<br />

Editorial / Inhalt Seite 2<br />

Der <strong>GEW</strong>-Gewerkschaftstag<br />

• Resolutionen Seiten 2 - 3<br />

• Aufbruch und Widerstand Seiten 4 - 8<br />

• Stimmen und Stimmungen Seiten 9 - 10<br />

• Glosse: Dem Morgenrot entgegen … Seite 11<br />

Bildungspolitik<br />

<strong>GEW</strong> im Gespräch …<br />

• mit Wissenschaftsstaatssekretärin Vera Reiß Seiten 12 - 13<br />

• und Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann Seiten 13 - 14<br />

Schulen Seiten 15 - 24<br />

Hochschulen Seite 25<br />

Jubilare / Generation 60+ Seiten 26 - 27<br />

Tipps + Termine Seiten 27 - 31<br />

Kreis + Region / Impressum Seite 31<br />

Sommerferiengeist Seite 32<br />

Auch als konsequentem Verfechter einer Frauenquote ist ihm schwer<br />

verständlich, warum dieses Thema immer wieder auf die Agenda<br />

kommt, obwohl es an Kandidatinnen mangelt.<br />

Und fremd ist ihm auch die Begeisterung für akademisches Entertainment,<br />

wenn also ein Star-Prof. in einem dreiviertelstündigen<br />

Vortrag die Weltwirtschaft und gleich auch noch Auswege aus der<br />

Krise erklärt.<br />

Natürlich, für all dies gibt es gute Gründe. Der Redakteur ist ein<br />

Alien. Aber genau deshalb ist er befugt, ein objektives Urteil darüber<br />

zu fällen, ob die Veranstaltung ein Erfolg war oder nicht.<br />

Klare Antwort: Dieser Gewerkschaftstag ist voll gelungen.<br />

• Die <strong>GEW</strong> ist personell hervorragend aufgestellt. Gerade die Vorstellungsrunde<br />

nach der Vorsitzendenwahl für die verschiedenen<br />

Funktionen im Landesvorstand zeigte imponierend, dass wir viele<br />

gleichermaßen engagierte wie kompetente Persönlichkeiten in unseren<br />

Reihen haben.<br />

• Selten wurde in der Antragsberatung so zielstrebig und erfolgreich<br />

gearbeitet. Danke an das Präsidium unter Leitung von Heinz Winter.<br />

• Wie kaum eine andere Gruppierung ist die <strong>GEW</strong> ein generationenübergreifendes<br />

Projekt, in dem KollegInnen jeden Alters gestalten<br />

können. So schön es war, viele teils seit Jahrzehnten vertraute Gesichter<br />

wiederzusehen (und so traurig, vergeblich z. B. nach einem<br />

Helmut Thyssen oder einem Jörg Pfeiffer Ausschau zu halten), noch<br />

schöner war es, zahlreiche „Neue“ zu erleben, die sich munter einbrachten<br />

- und dies künftig auch hoffentlich weiterhin tun werden.<br />

• Die <strong>GEW</strong> hat sich eindrucksvoll als Bildungsgewerkschaft präsentiert,<br />

in der (und mit der) Menschen aus allen Bildungsbereichen<br />

für ihre Interessen kämpfen.<br />

• Abschließend das Allerwichtigste: Die <strong>GEW</strong> ist inhaltlich geschlossen<br />

ohne Graben- oder Flügelkämpfe. Keine Floskel: Gemeinsam<br />

sind wir stark.<br />

Ach so, dies nur noch an dieser Stelle am Rande: Die Redaktion<br />

erhielt einstimmig das Vertrauen der Delegierten. Wir sagen danke!<br />

Günter Helfrich<br />

Delegierte beschließen<br />

Resolution gegen Kinderarmut<br />

Der Gewerkschaftstag der <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fordert den<br />

Landtag und die Landesregierung auf, umgehend Maßnahmen<br />

gegen Kinderarmut zu ergreifen. Insbesondere die Städte brauchen<br />

über den landesinternen Finanzausgleich mehr Unterstützung, um<br />

Kinder aus armen Familien bestmögliche Lebens- und Bildungschancen<br />

zu gewähren.<br />

Armut in Deutschland führt zu Bildungsarmut (siehe PISA-Studien).<br />

Die am 1.2.2012 vorgelegte Bertelsmann-Studie zur Armut<br />

von Kindern zwischen 0 - 3 Jahren zeigt für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, dass<br />

16,9 % dieser Altersgruppe in Armut lebt (Bundesdurchschnitt:<br />

17,2 %). In einigen größeren Städten (z.B. PS, KL, LU, WO) liegen<br />

diese Werte jedoch deutlich höher, z.T. über 30 %.<br />

Es besteht großer Handlungsbedarf. Die Kommunen allein sind<br />

aufgrund ihrer miserablen finanziellen Situation nicht in der Lage,<br />

zur Unterstützung von armen Familien Maßnahmen gegen Kinderarmut<br />

zu ergreifen.<br />

Kindertagesstätten, Grundschulen und weiterführende Schulen<br />

brauchen qualifiziertes Personal und Material, um in Ganztageseinrichtungen<br />

für mehr Bildungsgerechtigkeit zur sorgen.<br />

2 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Gewerkschaftstag<br />

Resolution: In Bildung investieren - von Anfang an<br />

Bildung ist ein zentraler Schlüssel für die gelingende Lebensgestaltung<br />

des Einzelnen, für den Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit<br />

unserer demokratischen Gesellschaft. Inklusive Bildung sichert<br />

Teilhabe und ermöglicht Chancengleichheit. Sie schafft die Grundlagen<br />

für nachhaltiges Wirtschaften und wissenschaftlichen Erfolg.<br />

Diese Sätze hören wir häufig aus dem Munde vieler Politiker, aber<br />

die Wirklichkeit sieht auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> anders aus - trotz<br />

einer rot-grünen Landesregierung.<br />

Es fehlen gut ausgestattete Kita-Plätze, damit Kinder von Anfang<br />

an zusammen mit anderen spielen und lernen können - unterstützt<br />

durch gut qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher, die es verdient<br />

haben, endlich besser bezahlt zu werden. Nach wie vor sind die<br />

Grundschulen personell und materiell nicht so ausgestattet, dass<br />

alle Kinder in die Grundschule ihres Wohnbezirks als der „EINEN<br />

Schule für ALLE“ eingeschult werden, ohne dass eine Aussonderung<br />

erfolgt. Nach wie vor haben wir in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> einen hohen<br />

Prozentsatz von Schülerinnen und Schülern, die durch Klassenwiederholung<br />

oder Abschulen beschämt werden. Vielerorts wird das<br />

amtlich vorgegebene Unterrichts-Soll nicht erfüllt, da nicht genügend<br />

Lehrkräfte eingestellt werden. Die Chancen, einen qualifizierten<br />

Sekundarabschluss I oder eine Hochschulzugangsberechtigung<br />

zu erlangen, hängen immer noch sehr stark vom sozialen Status<br />

der Eltern ab. Kinder mit Migrationshintergrund sind besonders<br />

benachteiligt. Auch die gesetzlich gebotene individuelle Förderung<br />

ist kaum zu realisieren, da die Kitas und Schulen personell unzureichend<br />

ausgestattet sind.<br />

Dies alles kann so nicht hingenommen werden!<br />

Den programmatischen Erklärungen der Politik müssen endlich<br />

politische Taten folgen:<br />

Die Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fordert die<br />

Schaffung personeller und sächlicher Bedingungen, mit denen inklusives<br />

Denken und Handeln in der täglichen Arbeit in sämtlichen<br />

Bildungseinrichtungen umgesetzt werden können. Dazu müssen<br />

auch die für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten<br />

notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden.<br />

Die politische Verpflichtung zur Schaffung eines inklusiven Schulsystems<br />

ist umzusetzen.<br />

Der geplante Abbau von rund 2000 Lehrerstellen bis 2016/17 ist<br />

vor diesem Hintergrund nicht hinnehmbar. Die Schüler-Lehrer-<br />

Relation muss deutlich verbessert werden. Mit der angepeilten<br />

Schüler-Lehrkräfte-Relation von 14,7 bleibt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Mittelmaß.<br />

Der strukturelle Unterrichtsausfall muss beseitigt werden. Durch<br />

gezielte Anreize soll das Lehrkräfteangebot, insbesondere in den<br />

Mangelfächern, vergrößert werden. Mit den angekündigten 500<br />

zusätzlichen Stellen und den beabsichtigten 1000 Stellen im<br />

Vertretungspool sind diese Ziele nicht erreichbar. Folglich plant<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> weiter Unterrichtsausfall ein.<br />

Dies ist nicht hinnehmbar!<br />

Die Schulen brauchen Pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeit,<br />

Berufseinstiegsbegleitung sowie die Einbindung in regionale Netzwerke,<br />

um allen Schülerinnen und Schülern einen Schulabschluss<br />

zu ermöglichen. Um Schülerinnen und Schüler subjektorientiert<br />

beraten zu können, benötigen die Schulen finanzielle und zeitliche<br />

Ressourcen und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Expertinnen<br />

und Experten.<br />

Das ineffiziente Übergangssystem von der Schule in den Beruf muss<br />

durch zukunftsorientierte Qualifizierungsangebote ersetzt werden.<br />

Der Hochschulzugang über die duale Berufsausbildung muss durch<br />

Zusatzqualifikationen an den Berufsschulen abgesichert werden.<br />

Ein Gesamtkonzept zur Erreichung dieser Ziele ist nicht einmal<br />

angekündigt!<br />

Auch im Bereich der Hochschulen und der Weiterbildungseinrichtungen<br />

muss personell, finanziell und räumlich deutlich zugelegt<br />

werden, damit die dort Lernenden unter guten Bedingungen und<br />

ohne Zeitverlust die Studien- und Weiterbildungsziele erreichen<br />

können.<br />

Die Beschäftigten in allen Bildungsbereichen müssen unbefristet beschäftigt<br />

und entsprechend ihrer Qualifikation und Berufserfahrung<br />

bezahlt werden. Die Praxis des Heuerns und Feuerns und die damit<br />

verbundenen sozialen und arbeitsmarktpolitischen Benachteiligungen<br />

vieler Kolleginnen und Kollegen müssen beendet werden. Dies<br />

gilt insbesondere für die prekären Beschäftigungsverhältnisse in der<br />

Weiterbildung und an den Hochschulen.<br />

Durch Eingruppierungstarifverträge müssen Tätigkeit und Weiterqualifizierung<br />

der Beschäftigten gerecht entlohnt werden. Die<br />

Ergebnisse der Tarifverhandlungen sind inhalts- und zeitgleich auf<br />

die Beamtinnen und Beamten zu übertragen. Die Vorabfestlegung<br />

von jährlich 1 % Besoldungserhöhung für fünf Jahre verurteilt die<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in aller Deutlichkeit.<br />

Die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Betriebsund<br />

Personalräte sind deutlich auszuweiten.<br />

Die öffentlichen Haushalte müssen ihre Einnahmen erhöhen. Dies<br />

geht nur durch eine andere Steuerpolitik, z.B. die Anhebung des<br />

Spitzensteuersatzes und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.<br />

Die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unterstützt das Land bei seinen entsprechenden<br />

Bemühungen im Bundesrat.<br />

Die erfolgreichen Bildungsländer der OECD investieren bis zu 10<br />

% des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung.<br />

Dies muss das Ziel auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sein!<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

3


Gewerkschaftstag<br />

Aufbruch und Widerstand:<br />

„Vieles kann so nicht mehr hingenommen werden“<br />

- Vom Gewerkschaftstag berichten Gerlinde und Paul Schwarz -<br />

Unter dem Motto „Aktiv für Bildung“ führte die Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Mitte<br />

Mai ihren Landesgewerkschaftstag 2012 im Schloss Waldthausen<br />

in Budenheim bei Mainz durch. Die 136 Delegierten<br />

wählten dort für eine vierjährige Amtszeit einen neuen Landesvorstand.<br />

Es gab zahlreiche Beschlüsse, die nach kurzen<br />

Diskussionen meistens einstimmig verabschiedet wurden.<br />

Weitere Anträge aus dem Bereich Schulen beschäftigten<br />

sich u.a. mit der Frage „Was braucht eine gute Schule“,<br />

damit Schülerinnen und Schülern optimaler Unterricht<br />

und optimale Förderung geboten werden kann, oder<br />

forderten von der Landesregierung einen „Zeitplan für<br />

eine zügige Umsetzung der UN-Konvention über die<br />

Rechte der Menschen mit Behinderungen“ sowie die<br />

Verbesserung der Qualität und der personellen wie organisatorischen<br />

Ausstattung der Schwerpunktschulen, an<br />

denen die Landesregierung die UN-Konvention umsetzen<br />

will. Viel Beifall erhielt die Postkartenaktion an Kurt Beck,<br />

„Beamtinnen und Beamte nicht von der allgemeinen<br />

Einkommensentwicklung abzuhängen“.<br />

In der öffentlichen Veranstaltung referierte Prof. Dr.<br />

Stefan Sell von der Fachhochschule Koblenz, Campus<br />

Remagen, über „Bildungspolitik in Zeiten der Schuldenbremse“<br />

vor zahlreichen Gästen aus Politik und<br />

Gewerkschaftsarbeit.<br />

Für das Amt des Landesvorsitzenden kandidierte erneut<br />

Klaus-Peter Hammer, für das Amt der beiden stellvertretenden<br />

Landesvorsitzenden bewarben sich die bisherige<br />

stellvertretende Vorsitzende Sylvia Sund, Förderschullehrerin<br />

aus Trier und Vorsitzende des Hauptpersonalrates<br />

Förderschulen, Sabine Weiland, BBS-Lehrerin aus Frankenthal<br />

und Mitglied des Bezirkspersonalrats Berufsbildende<br />

Schulen, sowie Elmar Ihlenfeld, Förderschullehrer<br />

aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bezirksvorsitzender der<br />

<strong>GEW</strong> Koblenz und Mitglied des Bezirkspersonalrats<br />

Förderschulen. Die bisherige stellvertretende Landesvorsitzende<br />

Sybilla Hoffmann, Gymnasiallehrerin in Ingelheim<br />

und Mitglied des Hauptpersonalrats Gymnasien,<br />

kandidierte nach zwei Amtsperioden nicht mehr.<br />

So viele Mitglieder wie noch nie -<br />

Klaus-Peter Hammers Blick zurück<br />

In seinem Rechenschaftsbericht für die Wahlperiode<br />

2008-2012 gab Klaus-Peter Hammer einen kleinen Rückblick<br />

auf das, „was wir in den letzten vier Jahren gemeinsam<br />

bewegt und erreicht haben“: Wichtige Ziele seien<br />

u.a. gewesen, die <strong>GEW</strong> als Sprachrohr für die Interessen<br />

ihrer Mitglieder und der Beschäftigten in allen Bildungseinrichtungen<br />

darzustellen sowie die <strong>GEW</strong> inhaltlich breit<br />

zu positionieren. Diese Ziele seien erfolgreich angegangen<br />

worden, was sich vor allem in der steigenden Zahl der<br />

Mitglieder zeige. „Wir haben diesen Monat mit mehr als<br />

10 600 Mitgliedern so viele wie noch nie“. Das bedeute<br />

mehr Arbeit, weshalb mit James Marsh ein weiterer<br />

Gewerkschaftssekretär eingestellt worden ist. Er sitzt in<br />

Trier und wird neben Trier auch die Südwestpfalz betreuen.<br />

Mittlerweile, so Hammer, sehe auch die Presse die<br />

<strong>GEW</strong> als „die Fachgewerkschaft im Bildungsbereich“ an.<br />

Die zahlreichen Interviewanfragen der unterschiedlichen<br />

Medien bestätigten diese Wertschätzung. Für die neue<br />

Homepage der <strong>GEW</strong>, die gut ankomme, bedankte sich<br />

Hammer speziell bei Elmar Ihlenfeld und Bernd Huster.<br />

Im Kampf um bessere Bezahlung und Tarifvereinbarungen<br />

habe die <strong>GEW</strong> weit über 1200 Streikbeteiligte auf die<br />

Straße gebracht, „so viel wie noch nie“.<br />

Als wichtig bezeichnete Hammer die enge Zusammenarbeit<br />

mit den Schwestergewerkschaften im DGB. Neben<br />

dem öffentlichen Kampf gebe es immer wieder auch Gespräche<br />

mit den politisch Verantwortlichen, die z.T. von<br />

Erfolg gekrönt gewesen seien, so z.B. die Errichtung des<br />

4 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Gewerkschaftstag<br />

Instituts für Lehrergesundheit, die Veränderung der Klassenmesszahl<br />

an den Grundschulen, die erneute Erhöhung<br />

der Altersgrenze zur Verbeamtung auf Lebenszeit sowie<br />

die Verbesserung der Schulleitungsbesoldung speziell im<br />

Grundschulbereich. Leider sei die gleiche Besoldung von<br />

Real- und Hauptschullehrkräften noch nicht erreicht worden.<br />

Ebenso sei es ein vorrangiges Gewerkschaftsziel, dass<br />

die Realschule plus nur in der integrativen Form angeboten<br />

wird. Bei all dieser Arbeit sei eine gut funktionierende<br />

Geschäftsstelle besonders wichtig. Ausdrücklich bedankte<br />

sich der Vorsitzende bei allen Kolleginnen und Kollegen<br />

der Geschäftsstelle, „ohne euere gute Arbeit wären wir<br />

nicht so erfolgreich“.<br />

Die Vorstandswahlen -<br />

„Keine Ruhe geben“<br />

Wiedergewählt wurde mit knapp 96 Prozent der bisherige<br />

Landesvorsitzende der <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Klaus-<br />

Peter Hammer. Drei Wahlgänge waren nötig, um seine<br />

beiden Stellvertreterinnen zu wählen: Sabine Weiland<br />

und Sylvia Sund.<br />

In seiner Antrittsrede als neuer Vorsitzender kritisierte<br />

Hammer, dass Bildung heute und in den nächsten Jahren<br />

„unter den Fesseln der Schuldenbremse“ zu leiden habe.<br />

„Die Schuldenbremse blockiert alles, was gute Bildung<br />

braucht, und dies ausgerechnet in einer Zeit, in der unsere<br />

deutsche Industriegesellschaft im globalen Wettstreit nur<br />

mithalten kann, wenn wir gut ausgebildete Fach- und<br />

Arbeitskräfte haben“, sagte er. Hammer rügte „das Gejammer<br />

von Politikern über fast alle Parteigrenzen hinweg“,<br />

wie teuer die Personalkosten im Bildungshaushalt seien<br />

und dass hier unbedingt eingespart werden müsse. „Denkt<br />

man dabei an Menschen, oder geht es da nur um Zahlen?“,<br />

fragte er unter dem heftigen Beifall der Delegierten. Dass<br />

die Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen für gute<br />

Arbeit auch ordentlich bezahlt werden sollten, sei doch<br />

mehr als selbstverständlich. Wenn es um Renommierprojekte<br />

gehe, sei dagegen immer wieder Geld da. „Da<br />

fließen Millionen, auch wenn sie nicht mehr greifen, wie<br />

beim Nürburgring.“ Wenn z.B. die frühkindliche Bildung<br />

so wichtig ist, wie immer behauptet werde, und wenn es<br />

unstrittig ist, dass die ersten Jahre so entscheidend sind,<br />

weshalb, so Hammer, „stattet man die Kindertagesstätten<br />

nicht dementsprechend aus und bezahlt Erzieherinnen<br />

und Erzieher nicht entsprechend?“ So gebe man lieber<br />

Der neue Landesvorstand<br />

Gewerkschaftliche Bildung<br />

und Mitgliederwerbung:<br />

Elisabeth Orth-Jung<br />

Vorsitzender<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Klaus-Peter Hammer<br />

Sabine Weiland<br />

Sylvia Sund<br />

Junge <strong>GEW</strong><br />

Interkulturelle Angelegenheiten<br />

Elena Leuschner<br />

Dominik Müller<br />

Peimaneh Nemazi-Lofink<br />

Schulen:<br />

Christine Kohl<br />

Hans-Jürgen Riegler<br />

Rudolf Blahnik<br />

Rechtsschutzstelle<br />

Redakteur<br />

Dieter Roß<br />

Günter Helfrich<br />

Finanzen und Mitgliederverwaltung:<br />

Jugendhilfe und Sozialarbeit:<br />

Hochschule und Forschung:<br />

Heinz Winter<br />

Ludwig Julius (Stellvertr.)<br />

Erni Schaaf-Peitz<br />

Dr. Jürgen Blank<br />

Schriftführer<br />

Datenschutzbeauftragter<br />

Vertrauensleute<br />

Detlef Krammes<br />

Elmar Ihlenfeld<br />

Henning Caspari<br />

Berufliche Bildung und<br />

Weiterbildung:<br />

Angestellten-, Beamten- und<br />

Arbeitsmarktpolitik:<br />

Annelie Strack<br />

Gudrun Biehl<br />

Markus Henrich<br />

Christiane Grenda<br />

Alexander Witt<br />

Christian Diehl<br />

Schwerbehindertenvertreterin<br />

Marianne Rösner<br />

Bestätigt wurden die Ergebnisse der Landesfachgruppenwahlen.<br />

Deren Vertreter/innen sowie die der Bezirke und Kreise gehören<br />

ebenfalls dem Landesvorstand an. Gewählt wurden zudem die<br />

Mitglieder des Redaktionsausschusses, der Schiedskommission sowie<br />

die Delegierten für den Bundesgewerkschaftstag.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

5


Gewerkschaftstag<br />

Milliarden aus, um eine absolut unnötige und überflüssige<br />

Betreuungsprämie zu zahlen, monierte Hammer. „Wir<br />

werden keine Ruhe geben und die Finger in die Wunden<br />

legen“, versprach der neue Vorsitzende der <strong>GEW</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Abschied tut weh -<br />

„Sybilla, Du wirst uns fehlen“<br />

Das neue Gesicht - Sabine Weiland -<br />

Für Gleichstellung von Mann und Frau<br />

Vier Jahre hat Sybilla Hoffmann als Stellvertretende Landesvorsitzende<br />

mit Tilman Boehlkau und vier Jahre mit<br />

Klaus-Peter Hammer zusammengearbeitet. Die Besonnenheit,<br />

Weitsicht und Klugheit von Sybilla Hoffmann<br />

werde der <strong>GEW</strong> fehlen, lobte unter heftigem Beifall der<br />

Delegierten Klaus-Peter Hammer. Er betonte auch, dass<br />

sie immer „gemeinsam an einem Strang gezogen“ hätten.<br />

„Wir werden dich vermissen“.<br />

Die standing ovations der Delegierten drückten Dank<br />

und Wehmut aus, ein Gutschein für ein Wochenende<br />

mit Partner auf der Reichenau konnte nur ein symbolischer<br />

Dank der rheinland-pfälzischen Gewerkschaft sein.<br />

Sybilla versprach jedoch, weiter in der <strong>GEW</strong> mitarbeiten<br />

zu wollen.<br />

51-26-25. Mit diesen Maßangaben eröffnete Sabine Weiland<br />

ihre Vorstellung: 51 Jahre alt, 26 Jahre im Schuldienst<br />

der BBS und 25 Jahre in der <strong>GEW</strong>. Die Basisarbeit liegt<br />

ihr: Landes- und Bezirksfachgruppen, MoPS-Arbeit und<br />

Kreisverbandstätigkeit in Ludwigshafen. Sie steht für eine<br />

intensive Zusammenarbeit mit dem DGB und für eine<br />

wirkliche Gleichstellung von Frauen und Männern. „Hier<br />

ist noch viel zu tun, damit Frauen in Führungspositionen<br />

entsprechend vertreten sind.“ Sie plädiert für Vielfalt in<br />

der Gewerkschaft und für gleiche Rechte dieser Vielfaltsgruppen<br />

und tritt ein für mehr Chancengerechtigkeit.<br />

Diese und die Verwirklichung inklusiver Bildung müsse<br />

verbunden werden mit dem Kampf um eine gerechtere<br />

Bezahlung und für bessere Arbeitsbedingungen der Kolleginnen<br />

und Kollegen in Kitas, Schulen und Hochschulen.<br />

Dazu gehöre auch die Stärkung der Mitbestimmung. „Auf<br />

mich könnt ihr euch verlassen, dabei ist mir die Kultur der<br />

gegenseitigen Wertschätzung besonders wichtig.“<br />

Angst vor Überfremdung nehmen -<br />

Hikmet Koese verabschiedet sich<br />

Nach vielen Jahren Vorstandstätigkeit verabschiedete<br />

sich Hikmet Koese. Bis 1996 arbeitete er bei der LAIA<br />

(Landesausschuss für interkulturelle Angelegenheit) als<br />

6 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Gewerkschaftstag<br />

Beisitzer und Vorsitzender. 1996 wurde auf dem Gewerkschaftstag<br />

der VB „Interkulturelle Angelegenheiten“<br />

gegründet, wo Hikmet bis heute Vorsitzender gewesen ist.<br />

Köses Herzensanliegen war die Integration von SchülerInnen<br />

und LehrerInnen mit Migrationshintergrund. Er<br />

wurde nicht müde, dieses Anliegen immer wieder in die<br />

deutsche Mehrheitsgesellschaft hineinzutragen. Die <strong>GEW</strong><br />

bot ihm dafür eine gute Plattform, auch für die Zusammenarbeit<br />

mit EUROMIR, RIFI und dem Landesbeirat.<br />

Die Zugewanderten sollten das Gefühl bekommen, hier<br />

sind wir erwünscht, wir sind ein Teil dieser Gesellschaft.<br />

Die Deutschen, so Hikmet, müssten keine Angst vor<br />

Überfremdung bekommen, weil Migranten und Deutsche<br />

eine gemeinsame Zukunft bauen könnten. Die <strong>GEW</strong><br />

müsse in diesem Sinne weiterarbeiten und auch manchem<br />

Mitglied die Überfremdungsangst nehmen.<br />

„In deine Fußstapfen kann niemand treten“<br />

- Hans-Adolf Schäfer wurde feierlich verabschiedet<br />

Eine Laudatio für den scheidenden Hans-Adolf Schäfer<br />

hielt Alexander Witt. Seit 55 Jahren gehört Schäfer der<br />

<strong>GEW</strong> an, zahlreiche Ämter und Funktionen hatte er<br />

inne. Öffentliche Anerkennungen wie die Hans-Böckler-<br />

Medaille und das Bundesverdienst am Bande begleiteten<br />

sein Wirken. Witt lobte Schäfers „freundliches Wesen“,<br />

seine „beispiellose Hilfsbereitschaft“ und die Fähigkeit,<br />

„auf Menschen zuzugehen“: eine „bewundernswerte und<br />

große Persönlichkeit“. Hans-Adolf Schäfer bedankte sich<br />

für die Ehrung, sagte aber zu, „ab und zu mit hartnäckigen<br />

Positionen weiterhin aufzutreten“. Klar, dass sich auch<br />

der <strong>GEW</strong>-Vorsitzende Klaus-Peter Hammer herzlich bei<br />

Hans-Adolf Schäfer für sein segensreiches Wirken in der<br />

rheinland-pfälzischen <strong>GEW</strong> bedankte.<br />

Totenehrung<br />

Dank und Verneigung vor:<br />

Karl Alsentzer, <strong>GEW</strong>-Kreis Bad Kreuznach<br />

Karl Andre, <strong>GEW</strong>-Kreis Südpfalz<br />

Werner Bach, <strong>GEW</strong>-Kreis Kusel<br />

Roman Backes, <strong>GEW</strong>-Kreis Trier<br />

Annemarie Birkmeyer, <strong>GEW</strong>-Kreis Südpfalz<br />

Hildegard Bogerts, <strong>GEW</strong>-Kreis Bitburg-Prüm<br />

Renate Booms, <strong>GEW</strong>-Kreis Koblenz<br />

Clemens Gies, <strong>GEW</strong>-Kreis Rhein-Lahn<br />

Margit Hauer, <strong>GEW</strong>-Kreis Neuwied<br />

Hartmut Koch, <strong>GEW</strong>-Kreis Trier<br />

Anneliese Neuberger, <strong>GEW</strong>-Kreis Zweibrücken<br />

Gisela Richter, <strong>GEW</strong>-Kreis Ludwigshafen<br />

Karl-Heinz Schwarzweiler, <strong>GEW</strong>-Kreis Bad Dürkheim<br />

Wolfgang Wiedenroth, <strong>GEW</strong>-Kreis Mainz-Bingen<br />

Heinz Wolschendorf, <strong>GEW</strong>-Kreis Ludwigshafen<br />

Dieter Zimmer, <strong>GEW</strong>-Kreis Bernkastel-Wittlich<br />

Mehr in Kitas und Hochschulen investieren -<br />

<strong>GEW</strong>-Chef Ulrich Thöne in Mainz<br />

Auch die gegenwärtige Euro-Krise und die Griechenland-<br />

Pleite schwappte in den Gewerkschaftstag. Der <strong>GEW</strong>-<br />

Bundesvorsitzende Ulrich Thöne war eigens nach Mainz<br />

gekommen. Er klagte die wachsende Kluft zwischen Arm<br />

und Reich an, nicht nur in Griechenland, sondern auch<br />

bei uns. Typisch für Griechenland seien die Verschwendung<br />

öffentlicher Ausgaben und der extrem hohe Etat für<br />

Militärausgaben. Er kritisierte die Bestandsgarantie für<br />

die milliardenschwere Rettung der Zocker und Banker.<br />

Letztendlich müsse immer der kleine Mann die Zeche bezahlen,<br />

während die Reichen und Superreichen glimpflich<br />

davon kämen und ihre Vermögen ins Ausland schafften.<br />

Mit Blick auf die hiesige Situation mahnte er an, endlich<br />

mehr Geld in Kitas und Hochschulen zu investieren. „Das<br />

ist zukunftsträchtig“.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

7


Gewerkschaftstag<br />

Für ein leistungsstarkes und gerechtes<br />

Bildungssystem sind alle! -<br />

Die öffentliche Veranstaltung<br />

Abseits der Satzungsänderungen, der Neuwahlen und der<br />

Anträge trafen sich die Delegierten zu einer öffentlichen<br />

Veranstaltung im Schloß Waldthausen. Gekommen waren<br />

auch die bildungspolitischen Sprecherinnen der im rheinland-pfälzischen<br />

Landtag vertretenen Parteien, führende<br />

Vertreter der Bundes-<strong>GEW</strong> wie Marianne Demmer und<br />

Norbert Hocke sowie anderer Gewerkschaften. In seinem<br />

Grußwort wies Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> daraufhin, dass in der Bildungspolitik<br />

den Worten endlich Taten folgen müssten. Es müsse<br />

Schluss sein, ständig die Bevölkerung zur Kasse zu bitten,<br />

um die Feuer zu löschen, die Zocker und Banker angefacht<br />

hätten. „Wenn es eine Relevanz gibt, dann muss diese den<br />

Menschen dienen, z.B. der Bildung“. Nicht die Schuldenbremse<br />

dürfe das Thema sein, sondern die Einnahmen,<br />

damit der Staat handlungsfähig bleibe. „Wir brauchen<br />

eine Vermögensabgabe, eine Transaktionssteuer, eine Erbschaftssteuer<br />

und höhere Steuern für die Vermögenden!“<br />

forderte Muscheid. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gäbe es 200.000<br />

junge Leute unter 29 Jahren ohne Ausbildung. „Dies ist<br />

die dritthöchste Zahl aller Bundesländer, wahrlich kein<br />

Ruhmesblatt für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“.<br />

Hans Beckmann, der neue Bildungsstaatssekretär, verzichtete<br />

auf programmatische Aussagen und gratulierte<br />

dem neuen <strong>GEW</strong>-Landesvorstand sehr herzlich. Er freue<br />

sich auf eine „gute und konstruktive Zusammenarbeit“.<br />

Bei aller Kritik gebe es genug Gemeinsamkeiten, wenn es<br />

um ein „leistungsstarkes und gerechtes Bildungssystem“<br />

gehe. Er sei gespannt auf den Vortrag von Prof. Stefan Sell,<br />

aber auch zuversichtlich, dass wir trotz Schuldenbremse<br />

eine „deutlich bessere Unterrichtsversorgung und einen<br />

verbesserten Unterricht hinbekommen“.<br />

Vieles wurde verschlafen - auch in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - Bildungspolitik in<br />

Zeiten der Schuldenbremse<br />

In seinem Vortrag umriss Prof. Dr. Stefan Sell von der FH<br />

Koblenz, Campus Remagen, die derzeitige Finanzkrise.<br />

Es sei den Herrschenden gelungen, die Debatte von der<br />

Banken- zur Schuldenkrise zu verlagern. Dabei gebe es so<br />

viel Geld in Fonds, dass es gar nicht ausgegeben werden<br />

könne. Betrachte man die private Reichtumskurve seit<br />

1979, so sei dort ein rapider Anstieg festzustellen. Im<br />

Gegensatz dazu verarmten immer mehr Leute in unserem<br />

Land und auch die Kommunen. Auf der Strecke<br />

blieben vor allem die Bildungsausgaben. Man brauche<br />

sich nur einmal die überfüllten Hochschulen oder die<br />

maroden Schulen zu betrachten. Der geplante Fiskalpakt<br />

treffe uns alle hart, besonders den Ausbau der Kitas und<br />

Schulen, „denn die Schuldenbremse gilt für Bund und<br />

Länder“. Nach oben sei die Unvernünftigkeit offen, denn<br />

eigentlich müssten wir eine gigantische Investition machen,<br />

in Sachen Bildung beispielsweise gebe es bis heute<br />

keinen Studiengang für Erzieherinnen. „Man hat vieles<br />

verschlafen“, und „die Schuldenbremse“, so zeigte sich<br />

Sell überzeugt, „sei unmöglich einzuhalten“. „Denn unser<br />

Schulsystem ist grottenmäßig unterfinanziert“, stellte der<br />

Sozialwissenschaftler fest. So sei auch die vieldiskutierte<br />

Inklusion nicht mehr als eine „Spielwiese“ und nicht<br />

finanzierbar. Was ist zu tun? Sell plädierte für die Erhöhung<br />

der Vermögenssteuer auf mindestens 53 Prozent<br />

wie unter Bundeskanzler Kohl. Der Körperschaftssteuersatz<br />

für die Kapitalgesellschaften müsse erhöht und<br />

das Steuersplitting völlig abgeschafft werden. Auch an<br />

die Erbschaftssteuer müsse man ran, vor allem aber an<br />

die Finanztransaktionssteuer. Sell: „Wir brauchen einen<br />

großen Geldtopf und einen Lastenausgleich wie in den<br />

50er Jahren. Wollen wir die Bildung retten, müssen die<br />

Bildungsausgaben wesentlich erhöht werden. Andere<br />

Länder machen uns das vor“.<br />

8 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Gewerkschaftstag<br />

Stimmen und Stimmungen zum Gewerkschaftstag<br />

Zwei Fragen von Paul Schwarz an TeilnehmerInnen des<br />

Gewerkschaftstages:<br />

• Welche Erwartungen hast du an den neuen Vorstand<br />

und an die <strong>GEW</strong>?<br />

• Wie sieht deine Bilanz nach einem Jahr Rot-Grün aus?<br />

Meine Erwartungen sind, dass im Bereich der Inklusion nicht nur Forderungen<br />

gestellt werden, sondern konkret deutlich gemacht wird, wie<br />

man sie Schritt für Schritt erreichen kann. Da erwarte ich Vorschläge,<br />

wie das funktionieren kann, und mehr Durchsetzungsvermögen. Auch<br />

erwarte ich Vorschläge zur Schließung von Förderschulen, weil zur<br />

Inklusion auch eine Schule für alle dazu gehört.<br />

Bei Rot-Grün ist leider noch nicht viel passiert. Man hat das Gefühl, alle<br />

sind noch in der Findungsphase, auch da erwarte ich eine Umsetzung<br />

der Wahlprogramme.<br />

Elena Leuschner<br />

Ich erwarte, dass sich der neue Vorstand auch weiterhin aktiv und<br />

tatkräftig für die Studierenden einsetzt. Durch die eine oder andere<br />

Satzungsänderung sind ja auch Signale gesetzt worden.<br />

Wenn es um die Schließung von Hochschulinstituten geht, darf sich die<br />

Regierung nicht aus der Verantwortung stehlen und die Autonomie der<br />

Hochschule reklamieren.<br />

Jonas Priester<br />

Von der Politik bin ich mittlerweile sehr weit entfernt. Ich kann nur<br />

sagen, der Anfang war ein bisschen holprig, mittlerweile ist es etwas<br />

besser geworden. Was mich aber wiederum an der Regierung stört, ist<br />

die Tatsache, dass ein Gutachten in Auftrag gegeben wird, das Klemm-<br />

Gutachten, das einerseits positiv beurteilt werden kann, es sollen nicht<br />

so viele Lehrerstellen gestrichen werden. Aber in der derzeitigen Situation<br />

auf die Idee zu kommen, keine Lehrerinnen und Lehrer mehr<br />

einzustellen, finde ich absolut daneben.<br />

Tilman Boehlkau<br />

Ich erwarte vom neuen Vorstand, dass er sich für die Mehrsprachigkeit<br />

einsetzt. Wir leben in einer interkulturellen, interreligiösen und<br />

interlingualen Gesellschaft, und das muss Konsequenzen haben für die<br />

Erziehung der Kinder und Jugendlichen und für die Schule. Und dann<br />

muss man mehr tun für die Herkunftssprachen. Die Arbeitsbedingungen<br />

für die Lehrerinnen und Lehrer, die diese Sprache lehren, sind sehr<br />

schlecht. Wir kommen immer mit den gleichen Forderungen, kommen<br />

aber nicht voran. Man spricht vom Reichtum der Mehrsprachigkeit,<br />

aber es kümmert sich kaum jemand darum in der Politik.<br />

Mehmet Tuncel<br />

Brüdertreffen: Staatssekretär Hans Beckmann mit seinem Bruder<br />

Werner Beckmann, Delegierter aus Ahrweiler<br />

Redakteurstreffen: Paul Schwarz, Gerlinde Schwarz, Antje Fries<br />

Dass die <strong>GEW</strong> weiter lebendig bleibt, dass wir in allen Bildungsbereichen<br />

vorankommen. Die Tarifrunde im nächsten Jahr ist ganz wichtig,<br />

insbesondere für die angestellten Lehrkräfte, und dass die <strong>GEW</strong> in<br />

ihren Bildungsbereichen stark auf ihre Tarifautonomie pocht, aber wir<br />

haben auch noch jede Menge anderer Probleme zu bewältigen, z.B. das<br />

Vertrauensleutesystem weiter zu stärken und auch den Personalrat auf<br />

eine neue Basis zu stellen, neue Mitglieder zu gewinnen, und was mir<br />

ganz wichtig ist, wir haben jetzt wieder einen Vorstand, deren Mitglieder<br />

aus den unterschiedlichsten Bildungsbereichen kommen.<br />

Die Migranten gehören zu Deutschland, und die Herkunftssprache ist<br />

ein Teil der Mehrsprachigkeit in diesem Land. Das muss anerkannt<br />

und gefördert werden. Wir müssen die Migranten gut ausbilden, offen<br />

für alle Berufe, das kommt Deutschland zugute.<br />

Ahmet Yildiz<br />

Die Erwartungen sind hoch, aber man muss auch realistisch sein und<br />

sehen, welche Einflussmöglichkeiten eine Gewerkschaft in unserer<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

9


Gewerkschaftstag<br />

Gesellschaft hat. Ich denke, die <strong>GEW</strong> ist ganz gut aufgestellt, weil sie<br />

auch einvernehmlich den Gewerkschaftstag hinter sich gebracht hat.<br />

Meine Erwartung ist, dass wir die Positionen, die wir durch Beschlüsse<br />

festgelegt haben, noch entschiedener vertreten, insbesondere was das<br />

längere gemeinsame Lernen angeht, die Schule für alle - auch gegenüber<br />

Rot-Grün, die das verbal auch wollen, aber sehr halbherzig vorgehen.<br />

Halbherzigkeit treibt mich um. Für mich unbegreiflich, dass man<br />

so etwas wie Realschule plus ins Leben gerufen hat und auch noch so<br />

konterkarierende Formen eingeführt hat, z.B. das kooperative Modell,<br />

und man sagt, dass müsse alternativ überall angeboten werden, obgleich<br />

es gar nicht im Schulgesetz steht.<br />

Mich treibt auch die Halbherzigkeit bei der Umsetzung der UN-<br />

Behinderten-Konvention um. Man hat noch nicht begriffen, wie wichtig<br />

diese UN-Charta für die betroffenen Menschen und die Gesellschaft ist.<br />

Ich stelle fest, dass sich die Grünen seit Jahresbeginn etwas klarer positionieren<br />

als bei den Koalitionsverhandlungen. Verständlich, denn sie<br />

sind damals neu in die Regierung gekommen und waren sicher auch<br />

überrascht von der Härte der Verhandlungen mit der SPD. Mich freut<br />

es, dass sie sich heute etwas deutlicher positionieren als vorher.<br />

Frieder Bechberger-Derscheidt<br />

den Fachkräftemangel angeht. Da bin ich enttäuscht, enttäuscht auch<br />

darüber, dass wir nicht mehr dem Bildungsministerium zugeordnet sind<br />

Erni Schaaf-Peitz<br />

Neu zuständig für den Vorstandsbereich Interkulturelle Angelegenheiten:<br />

Peimaneh Nemazi-Lofink.<br />

Aus der Perspektive der Fachgruppe Berufsbildende Schule wünsche<br />

ich mir, dass die Interessen der BBS stärker vertreten und repräsentiert<br />

werden.<br />

Wenn ich mir die Versprechungen im Koalitionsvertrag anschaue und<br />

die fehlenden Umsetzungen, dann klaffen hier ganz große Lücken,<br />

auch in unserem Bereich. Wir haben das Gefühl in der BBS, dass wir<br />

quasi abgewickelt werden, indem man unserer Schulform wesentliche<br />

Bereiche wegnimmt oder verlagert. Das ist wenig erfreulich, und die<br />

versprochenen Ressourcen wurden uns auch noch nicht erschlossen.<br />

Ich würde mir bei einer solchen Tagung eine stärkere Beschäftigung mit<br />

bildungspolitischen Themen wünschen und nicht nur das stundenlange<br />

Abhaken von irgendwelchen Satzungsänderungen.<br />

Gudrun Biehl<br />

Annelie Strack vom Vorstandsbereich Berufliche Bildung und<br />

Weiterbildung wurde für ihre immense Arbeit an der <strong>GEW</strong>-CD<br />

Rechtsvorschriften geehrt.<br />

Unser neuer und alter Vorsitzender hat die Kindertagesstätte zur Chefsache<br />

erklärt. Mir ist ganz wichtig, dass die Bildung von Anfang an<br />

überall in die Diskussion einbezogen wird.<br />

Auch die Tarifarbeit ist ganz wesentlich, dass Erzieherinnen im Rahmen<br />

ihrer Qualifikation und wichtigen Aufgaben auch ein angemessenes<br />

Entgelt bekommen. Da erwarte ich eine starke Unterstützung der<br />

rheinland-pfälzischen <strong>GEW</strong>.<br />

Die rot-grüne Zwischenbilanz sieht arm und kärglich aus. Ich habe noch<br />

nicht erkennen können, dass sich im Kitabereich etwas tut, gerade was<br />

Unseren Vorsitzenden weiterhin zu unterstützen, sich im Team zusammenzufinden,<br />

effizient zum guten Arbeiten zu kommen und die<br />

Schwerpunkte der <strong>GEW</strong> auch breitgefächert zu vertreten. Die Vielfalt<br />

sollte auf jeden Fall erhalten bleiben und durch den Vorstand repräsentiert<br />

werden.<br />

Meine konkreten Bildungsinteressen sind durch meine jetzige Situation<br />

als Referendarin geprägt. Es muss um die Lehrerausbildung gehen und<br />

dass nicht jemand bestraft wird, der sich in der Grundschule oder<br />

auf anderen Schulstufen bereit erklärt, Mentorentätigkeit auszuüben,<br />

indem er aus seiner Ursprungsklasse herausgegriffen wird und kaum<br />

Freistellungsstunden bekommt.<br />

Rot-Grün hat mich enttäuscht. Die Ziele oder das, was vorher versprochen<br />

wurde, wurde ja vielfach nicht umgesetzt, die Streichung der<br />

Lehrerstellen oder wie mit den jungen Lehrern beim Berufseinstieg<br />

umgegangen wird, die Informationspolitik war katastrophal, die<br />

Planungssicherheit wurde genommen. Der Lehrerberuf war bisher ein<br />

Beruf, mit dem man eine Familie planen konnte oder einen Hausbau ins<br />

Auge fassen konnte. Diese Sicherheit ist weggefallen. Die Lehrersituation<br />

ist zumTeil. vergleichbar mit der Leiharbeit in der freien Wirtschaft.<br />

Dieses große Problem wurde von der Regierung nicht angegangen.<br />

Jeanette Idler<br />

10 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Gewerkschaftstag<br />

Die Glosse zum Gewerkschaftstag:<br />

„Dem Morgenrot entgegen ...“<br />

Wohl kaum ein Antrag beim Gewerkschaftstag im Mai 2012<br />

hat so heftige Diskussionen ausgelöst wie der, gemeinsam ein<br />

Lied aus der Tradition der Arbeiterbewegung zum Abschluss<br />

der dreitätigen Veranstaltung zu singen.<br />

Da man sich beim Gewerkschaftstag spontan zum „Solidaritätslied“<br />

(Brecht/Eisler) entschlossen hatte, dies aber auch<br />

auf Kritik stieß, hat der Landesvorstand nun eine paritätisch<br />

besetzte Liedfindungskommission eingesetzt, um in vier<br />

Jahren gewappnet zu sein.<br />

Kürzlich fand das erste Treffen der Kommission in der Geschäftsstelle<br />

in Mainz statt:<br />

Die Kommissionsvorsitzende (Grundschule) erläuterte<br />

zunächst den Anlass des Termins und bat anschließend um<br />

Vorschläge, was gesungen werden könne.<br />

„Die Moorsoldaten!“, verlangte der Vertreter der BBS,<br />

woraufhin der studentische Vertreter sich freute: „Cool! Da<br />

gibt‘s gerade eine aktuelle Version von den Toten Hosen, die<br />

lassen wir einfach laufen, dann braucht keiner falsch zu<br />

singen! Oder noch besser: Wir buchen Campino als Stargast<br />

zum Gewerkschaftstag. Da sind wir mal jünger als mit<br />

irgendwelchen verkopften Vortragsheinis!“<br />

„Mein lieber junger Kollege“, gab der Vertreter der Gymnasialen,<br />

ein Musiklehrer, zu bedenken, „Campino ist aber<br />

auch schon fünfzig.“<br />

„Jung ist doch relativ bei der <strong>GEW</strong>, Campino wäre nach mir<br />

der Nächstältere“, warf die Delegierte der Jungen <strong>GEW</strong> ein.<br />

„Die brave Salonmusik beim letzten Mal hat ja nun nicht<br />

wirklich gezeigt, dass der Laden auf Verjüngung hofft.“<br />

Der Vertreter der Erwachsenenbildung ereiferte sich in einem<br />

anderen Bereich: „Die meisten von uns sind doch sowieso<br />

saturierte Beamte, nur die Jungen und ich könnten ernsthaft<br />

was aus der Arbeiterbewegung vortragen.“<br />

„Ha, wenn wir das so eng gefasst sehen, dürften nicht mal die<br />

und du!“, protestierte der Gymnasiale, nebenbei ein Alt-68er:<br />

„Den Kontakt zum Proletariat haben <strong>GEW</strong>ler doch schon<br />

während des Studiums verloren, spätestens im Ref!“<br />

„Ich bin ja immer noch dagegen, dass wir überhaupt singen“,<br />

erklärte der Student.<br />

„Aber Singen ist doch sowas Schönes!“, missionierte nun<br />

die Grundschulfrau. „Wir fangen jeden Morgen damit<br />

an. Gell, ihr auch?“, fragte sie in Richtung der angereisten<br />

Erzieherinnen-Vertretung. Diese nickte und wollte wissen,<br />

ob es nicht etwas Passendes vom Zuckowski gebe - oder<br />

vielleicht vom Jöcker.<br />

„Wenn schon, dann Wader! Dem Morgenrot entgegen, Heute<br />

hier, morgen dort!“, tönte es aus der gymnasial-musikalen<br />

Ecke.<br />

„Yes! Heute hier, morgen dort, das ist auch auf der neuen<br />

Hosen-CD, das nehmen wir!“ Der Studentenvertreter war<br />

begeistert.<br />

„Was hast du nur immer gegen das eigene Singen?“, fragte<br />

die Kita-Frau stirnrunzelnd.<br />

Der Student grinste schief: „Na ja, in der Schule ist Musik<br />

immer ausgefallen, wir hatten stattdessen Frühenglisch, hat<br />

aber auch nix gebracht.“<br />

„Ja, dann bieten wir halt im Vorfeld noch einen Bildungstag<br />

zum Thema an, damit alle Delegierten in vier Jahren gescheit<br />

mitsingen können.“ Der IGS-Vertreter war für seinen<br />

Pragmatismus bekannt.<br />

„Genau!“, freute sich die Erzieherinnenvertreterin. „Vom<br />

Blatt singen, das wäre Workshop 1. Nummer 2 wäre ’Der<br />

Notenschlüssel und ich‘. Habt ihr noch mehr Ideen?“<br />

„<strong>GEW</strong>-Blockflöten üben lustige Lieder!“, höhnte der Gymnasiale.<br />

Helles Entsetzen brach aus, als zwei hier unerkannt bleiben<br />

wollende Mitglieder der Kommission diesen Vorschlag tatsächlich<br />

ernst zu nehmen gedachten.<br />

„Aber erstmal brauchen wir wirklich ein Lied!“, insistierte<br />

die Kommissionspräsidentin kurz darauf. Wieder ließ sich<br />

der alltagserprobte IGS-Mann vernehmen: „Wir schreiben<br />

das aus als Wettbewerb an alle <strong>GEW</strong>-Kreise. Wer ein gutes<br />

Lied weiß, kann‘s vorschlagen, wer keins weiß, kann ja eins<br />

komponieren und einreichen.“<br />

Das fanden alle richtig gut und man hatte in Windeseile die<br />

Ausschreibung verfasst, so dass dem Absingen eines gemeinsamen<br />

Liedes beim Gewerkschaftstag 2016 nichts mehr im<br />

Wege stehen dürfte:<br />

Die <strong>GEW</strong> ruft zum Wettbewerb auf:<br />

Gesucht: Ein Lied für den Gewerkschaftstag<br />

2016 und alle folgenden.<br />

Das Lied kann bekannt (GEMA übernimmt ggf. die <strong>GEW</strong>)<br />

oder selbst gedichtet und komponiert sein, sollte alle Interessengruppen<br />

innerhalb unserer Gewerkschaft vertreten und<br />

die Solidarität mit der Arbeiterbewegung ausdrücken, ohne<br />

jedoch aufgrund der 90%-igen Beamtenquote in unseren<br />

Reihen anbiedernd zu wirken. Der Text ist unbedingt ein<br />

deutscher, mehr als vier Strophen sollten es nicht sein. Zu<br />

vermeiden sind Wörter wie rechts, braun, Vaterland, Mutterschaft<br />

etc.<br />

Eingereicht werden kann der Liedvorschlag bis zum 1. April<br />

2013 schriftlich oder als Datei:<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - Liedfindungskommission -<br />

Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

lied@gew-rlp.de<br />

Wer ein Lied einreicht, sollte sich den 1. Mai 2013 frei<br />

halten: Zur Maikundgebung in Mainz soll das Lied der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt werden. Als Preis winkt wahlweise<br />

ein Workshop mit Hein und Oss Kröher zum Thema „Lieder<br />

der Arbeiterbewegung“ oder ein Stagediving-Grundkurs mit<br />

Campino.<br />

Antje Fries<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

11


Bildungspolitik<br />

Im Gespräch mit Wissenschaftsstaatssekretärin Vera Reiss:<br />

„Ich freue mich auf die neue Aufgabe“<br />

Portraits der Verantwortlichen im Bildungsbereich haben eine<br />

lange Tradition in der <strong>GEW</strong>-Zeitung. Dabei geht es immer auch<br />

darum, die Menschen „hinter dem Amt“ vorzustellen. Nach der<br />

Wahl von Michael Ebling zum Oberbürgermeister von Mainz<br />

gab es wieder einmal Anlass für solche Gespräche. <strong>GEW</strong>-Chefredakteur<br />

Günter Helfrich interviewte Mitte Mai in Mainz Vera<br />

Reiß, die nun den Wissenschaftsbereich übernommen hat, und<br />

Hans Beckmann, der vom Abteilungsleiter zum Staatssekretär<br />

aufgestiegen und jetzt für die Schulen verantwortlich ist.<br />

Liebe Vera, nach meiner persönlichen Zeitrechnung ist es<br />

18 Jahre her, seit wir uns hier zum ersten Mal getroffen<br />

haben, du als neue Pressereferentin, ich als Mitarbeiter von<br />

„Schule machen“. Seither ging deine Karriere stetig aufwärts,<br />

obwohl man nie den Eindruck hatte, du seiest in besonderem<br />

Maße karriereorientiert: Leiterin des Büros der Ministerin,<br />

Abteilungsleiterin und schließlich Bildungsstaatssekretärin.<br />

Jetzt nun der Wechsel zu Wissenschaft und Weiterbildung.<br />

Für mich und vielleicht auch andere wirkt das wie ein<br />

Rückschritt.<br />

Ein Rückschritt ist das wirklich nicht. Ich habe schon<br />

immer sehr gerne Politik gemacht, und 18 Jahre sind eine<br />

verdammt lange Zeit. Aber als ich 1994 hier angefangen<br />

habe, bin ich beruflich von der Hochschule gekommen,<br />

nicht aus der Schule. Insofern ist der Staatssekretärsposten<br />

für Wissenschaft und Forschung auch wieder eine<br />

Ankunft im ursprünglichen heimatlichen Hafen. Ich<br />

habe die Hochschulpolitik immer sehr gerne gemocht.<br />

Ich finde, das ist ein sehr interessanter Politikbereich, was<br />

überhaupt nicht die Leidenschaft zur Schule schmälert. Es<br />

ist etwas Neues und ich freue mich auf die neue Aufgabe.<br />

Im Moment würde ich sagen, durchlebe ich eine steile<br />

Lernkurve. Nicht nur, was die Themen und Personen in<br />

der Hochschul- und Forschungslandschaft landes- und<br />

bundesweit angeht. Als Amtschefin bin ich jetzt auch<br />

für den gesamten Verwaltungsapparat des Ministeriums<br />

zuständig und sitze beispielsweise in der Amtschefkonferenz<br />

hier in der Landesregierung und in der KMK. Von<br />

daher: Nein, ein Rückschritt ist das nicht.<br />

Wie sieht deine ganz persönliche Bilanz der Jahre als Bildungsstaatssekretärin<br />

aus, wo hast du also das Gefühl, etwas<br />

bewegt zu habe?<br />

Ich bin sehr froh, dass in meine Zeit als Bildungsstaatssekretärin<br />

die Reform der Grundschulordnung gefallen ist.<br />

Das sage ich auch ganz bewusst im <strong>GEW</strong>-Interview, weil<br />

ich glaube, dass uns mit der Grundschulordnung gelungen<br />

ist, den sehr reformfreudigen Grundschulen, die wir<br />

hier im Land haben, auch die entsprechende Grundlage<br />

zu geben. Bei allem Ärger, den es auch gegeben hat, über<br />

Arbeitsbelastung usw., glaube ich, dass wir für die gute<br />

pädagogische Arbeit in den Grundschulen die richtige<br />

rechtliche Grundlage gelegt haben.<br />

Das zweite Beispiel ist die Schulstrukturreform. Wir<br />

haben es rechtzeitig geschafft, unserer Schullandschaft<br />

mit der Zweigliedrigkeit - hier Schulen mit mehreren<br />

Bildungsgängen, dort Gymnasien - eine neue Struktur<br />

zu geben. Damit haben wir jetzt das äußere Gebäude<br />

stehen, mit der Innenarchitektur ist noch das ein oder<br />

andere zu tun, das ist mir bewusst. Aber wir haben keine<br />

Hauptschulen mehr in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, währenddessen<br />

die CDU bundesweit das immer noch diskutiert und<br />

daran festhalten möchte.<br />

Womit bist du nicht so zufrieden?<br />

Ich glaube, es ist noch nicht im ausreichenden Maße<br />

gelungen, dass sich unsere Schularten auf gleicher Augenhöhe<br />

begegnen. Das halte ich für unabdingbar, um<br />

auch wirklich Schule weiterzuentwickeln. Da haben wir<br />

noch ein hierarchisches Denken und weiterhin ordentlich<br />

etwas zu tun.<br />

In dieser Hinsicht wäre ich gerne ein Stück weitergekommen.<br />

Es sollte selbstverständlich sein, allgemein<br />

anzuerkennen, dass jede Lehrkraft die gleiche Aufgabe hat:<br />

unsere Schülerinnen und Schüler zu guten Abschlüssen<br />

zu führen, sie zu selbstständigen Persönlichkeiten zu<br />

erziehen.<br />

Jetzt sind u. a. die Hochschulen dein Zuständigkeitsbereich.<br />

Nicht ganz so im Fokus der Öffentlichkeit wie die Schulen,<br />

aus verschiedenen Gründen aber auch kein einfaches Pflaster.<br />

Welche Erinnerungen hast du eigentlich an dein eigenes<br />

Studium, und würde dir ein Studium im Bologna-Zeitalter<br />

Spaß machen?<br />

Ich habe wirklich nur gute Erinnerungen an mein Studium,<br />

weil ich sehr gerne studiert habe. Ich habe auch<br />

schon „vor Bologna“ sehr diszipliniert studiert, was damit<br />

zusammenhängt, dass ich damals zu den 10 Prozent der<br />

Studierenden gehört habe, die zugleich Mütter waren.<br />

Mein Sohn ist nach dem Vordiplom auf die Welt gekommen,<br />

und da braucht man die richtige Taktung, um<br />

Studium und Kind zu vereinbaren. Und zum Glück gab<br />

es eine Uni-Kita. Vor dem Hintergrund bin ich besonders<br />

froh, dass wir auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in den letzten<br />

2-3 Jahren durch das Konjunkturprogramm II bei den<br />

Uni-Kitas einen deutlichen Schritt vorangekommen sind.<br />

Heute zu studieren ist bestimmt nicht mit unserer Zeit zu<br />

vergleichen. Mit Sicherheit hat man im Bologna-Prozess<br />

am Anfang überreglementiert - und das hat sich ja auch in<br />

vielen Demonstrationen und Protesten der Studierenden<br />

gezeigt und entladen. Da musste nachgesteuert werden,<br />

bundesweit. Ich bin froh, dass wir das in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

gemeinsam mit den Hochschulen im bundesweiten Vergleich<br />

sehr frühzeitig hinbekommen haben.<br />

An den Hochschulen gibt es große Befürchtungen, dass sich<br />

durch die Sparzwänge das Niveau von Forschung und Lehre<br />

12 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Bildungspolitik<br />

„Gruppenbild<br />

mit Dame“:<br />

Vera Reiß<br />

zwischen<br />

Günter Helfrich<br />

und<br />

Hans Beckmann<br />

nicht halten lässt. Kannst du unsere Mitglieder aus diesem<br />

Bereich beruhigen?<br />

Also, ich denke, man kann mit Fug und Recht sagen,<br />

dass wir uns in der Wissenschaftspolitik finanziell gut<br />

abgesichert haben. Das Landessondervermögen „Wissen<br />

schafft Zukunft“ bildet eine gute Basis. Wir bekommen<br />

allerdings deutlich mehr Studierende, als nach der letzten<br />

KMK-Prognose auf den Hochschulpakt angerechnet<br />

worden sind. Deshalb brauchen wir deutlich mehr Mittel,<br />

insbesondere vom Bund, um überhaupt den Hochschulpakt<br />

zu erfüllen. Zweifellos wird es eine ganz große<br />

Herausforderung bleiben, dass wir die Hochschulen so<br />

ausstatten, damit sie ein vernünftiges Angebot in der Lehre<br />

machen und zugleich noch forschen können.<br />

Wenn in der <strong>GEW</strong> von Weiterbildung die Rede ist, denken<br />

wir als erstes an die prekären Beschäftigungsverhältnisse. Wie<br />

lässt sich daran etwas ändern?<br />

Weiterbildung, auf diesen Bereich freue mich wirklich<br />

sehr, weil lebenslanges Lernen in den heutigen Zeiten<br />

total wichtig ist. Deswegen bin ich auch froh, dass wir den<br />

Weiterbildungsetat jetzt im Doppelhaushalt ein bisschen<br />

aufstocken konnten.<br />

Aber das war ja nicht die eigentliche Frage, sondern es<br />

geht um prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Das Problem<br />

ist bei uns im Haus bekannt, es gab auch schon viele Gespräche<br />

mit der <strong>GEW</strong> darüber. Es wäre absolut vermessen,<br />

wenn ich jetzt sagen würde, das kriegen wir in den Griff,<br />

weil wir nicht die primären Ansprechpartner sind. Auch<br />

das hängt mit Ressourcen insgesamt und vor allem bei<br />

den Weiterbildungsträgern zusammen. Aber ich denke,<br />

dass die <strong>GEW</strong> - das bin ich von meiner Gewerkschaft gewohnt<br />

- mich mit Sicherheit mit dieser Fragestellung öfter<br />

konfrontieren wird, und dann reden wir genauer darüber.<br />

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den neuen<br />

Aufgaben.<br />

... und mit Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann:<br />

„Im konstruktiven Dialog nach einer guten Lösung suchen“<br />

Zunächst mal herzlichen Dank, dass wir auch mit Ihnen<br />

unsere Tradition der Portraits neuer Verantwortlicher im<br />

Bildungsministerium fortführen können. Gleich eine persönliche<br />

Frage: Ist Ihnen nicht angst und bange angesichts<br />

der Erwartungen, die mit Ihrer Ernennung verbunden sind?<br />

Ihre Biografie klingt schließlich geradezu ideal: Erfahrungen<br />

als Lehrer an drei Schularten, Schulaufsichtsbeamter bei der<br />

ADD und dann Abteilungsleiter im Ministerium!<br />

Nein, Angst habe ich keine und bange ist mir auch nicht.<br />

Ich glaube auch, dass das die ganz falschen Kategorien<br />

sind. Wenn ich Angst hätte und mir bange wäre, wäre ich<br />

schlecht beraten, dann hätte ich diese Aufgabe erst gar<br />

nicht übernehmen sollen. Im Gegenteil, ich freue mich<br />

wirklich auf die neue Aufgabe, und ich mache es mit der<br />

ganzen Kraft, aber auch mit dem notwendigen Respekt<br />

vor der Sache und vor den handelnden Personen. Was<br />

meine Erfahrung in den schulischen Bereichen anbelangt<br />

- Schule, Schulaufsicht, Abteilungsleitung im Ministerium<br />

-, da habe ich schon in den ersten Tagen und Wochen<br />

gemerkt, dass mir das unheimlich hilft.<br />

Sind Sie selbst eigentlich gerne zur Schule gegangen und gab es<br />

Persönlichkeiten oder auch Umstände, die Sie in besonderem<br />

Maße geprägt haben?<br />

Mir ist es ergangen wie vermutlich allen Schülerinnen und<br />

Schülern: Ich bin gerne in die Schule gegangen, meistens<br />

auf jeden Fall. Sehr gerne erinnere ich mich an meinen<br />

ersten Englischlehrer, das liegt sicher auch daran, dass<br />

Englisch immer mein Lieblingsfach war. Das war ein ganz<br />

den Schülern zugewandter Pädagoge, der auch fachlich<br />

sehr fit war. Ich hatte ihn dann später noch mal im Leistungskurs<br />

in der Oberstufe. Am meisten beeinflusst in<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

13


Bildungspolitik<br />

meiner Schulzeit hat mich ein Deutsch- und Sozialkundelehrer,<br />

der als junger Studienassessor an meine Schule kam<br />

und einen ungeheuer interessanten und anspruchsvollen<br />

Unterricht gehalten hat. Das Besondere daran war, dass<br />

ich ihn Jahre später wieder getroffen habe - und zwar als<br />

Kollegen im Gymnasium Schifferstadt. Mit ihm habe ich<br />

sehr gerne und sehr eng zusammengearbeitet.<br />

Nun sind Sie auch Vater von zwei Kindern. Aus persönlicher<br />

Erfahrung weiß ich: Aus elterlicher Sicht stellt sich Schule<br />

manchmal etwas anders dar als aus der Sicht des Lehrers<br />

bzw. des Aktiven in der Bildungspolitik. Wie sind Ihre<br />

diesbezüglichen Erfahrungen?<br />

Ich denke schon, dass man sich über diesen Rollenkonflikt<br />

im Klaren sein muss. Und ich habe auch immer versucht,<br />

die beiden Rollen zu trennen. Wenn ich so zurückblicke,<br />

ist mir das auch ganz gut gelungen. Meine beiden Kinder<br />

sind recht gerne in die Schule gegangen. Sie kamen beide<br />

auch ziemlich gut zurecht und das hat alles sicher leichter<br />

gemacht. Mir war wichtig, dass sie für ihr Handeln in der<br />

Schule die Verantwortung übernommen haben. Insgesamt<br />

gesehen muss ich sagen, meine Erfahrungen als Vater<br />

mit der Schule - meine Kinder waren in Kaiserslautern<br />

am Hohenstaufen-Gymnasium - sind durchweg positiv.<br />

Sie haben an einer IGS, einer BBS und an Gymnasien unterrichtet.<br />

Was ist aus dieser Zeit besonders haften geblieben<br />

und wo waren Sie am liebsten?<br />

Das ist eine Frage, auf die ich ganz diplomatisch antworten<br />

muss. Ich war bei allen gerne, wobei jede der<br />

drei Schularten ihren eigenen Reiz hatte. An der BBS<br />

Wirtschaft II in Ludwigshafen war ich im Referendariat.<br />

Da ist mir mein Einsatz in einer Klasse angehender<br />

Großhandelskaufleute hängen geblieben, in der vom<br />

Hauptschüler bis zum Studienabbrecher ein ganz breites<br />

Leistungsspektrum vertreten war. Das bedeutete für mich<br />

als Junglehrer wirklich eine ganz große Herausforderung.<br />

Ich habe Binnendifferenzierung machen müssen, und das<br />

in einer Zeit, als das Thema bei weitem noch nicht so sehr<br />

in der Diskussion und im Bewusstsein war wie heute.<br />

An der IGS Ernst-Bloch in Ludwigshafen-Oggersheim,<br />

das war meine zweite Station, habe ich zum ersten Mal<br />

intensiv in einem Lehrerteam gearbeitet und habe von<br />

den Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen viel gelernt,<br />

auch weil für mich die Schulart IGS ganz neu war. Das<br />

große Glück, das ich hatte, war ein wirklich gut funktionierendes<br />

Team. Danach bin ich nach Schifferstadt ans<br />

Gymnasium. Auch das war eine sehr schöne Zeit. Da<br />

sind mir vor allem die Möglichkeiten, die der bilinguale<br />

Unterricht bietet, in Erinnerung geblieben und auch der<br />

Schüleraustausch mit einer Schule in England.<br />

Bei der ADD kann man sich eigentlich nur unbeliebt machen.<br />

Sie scheinen da eine Ausnahme zu sein und haben<br />

sogar bei kritischen <strong>GEW</strong>-Menschen einen sehr guten Ruf<br />

genossen. Wie haben Sie das geschafft?<br />

Herr Helfrich, eigentlich müssten Sie das Ihre kritischen<br />

<strong>GEW</strong>-Kollegen fragen. Aber im Ernst: Bei der ADD gibt<br />

es mehr als einen engagierten Kollegen. Ich war da nicht<br />

der einzige, und das ist auch gut so. Was meine Arbeit<br />

anbelangt, so ist es natürlich schwierig, wenn man sich<br />

selbst charakterisieren soll. Aber ich nehme für mich in<br />

Anspruch, dass für mich immer die Sache im Mittelpunkt<br />

stand und jetzt auch noch steht. Mir war es auch immer<br />

wichtig, einen wertschätzenden Umgang mit meinem<br />

Gegenüber zu pflegen. Das ist auch weiterhin die Prämisse<br />

bei meiner Arbeit hier. Es geht letztlich darum, im<br />

konstruktiven Dialog nach einer guten Lösung zu suchen.<br />

Was sind Ihre persönlichen Ziele als Bildungsstaatssekretär,<br />

an denen Sie sich später einmal messen lassen möchten.<br />

An erster Stelle steht für mich die sinnvolle Umsetzung der<br />

politischen Vorgaben. Innerhalb dieses Rahmens kann ich<br />

als Staatssekretär die rheinland-pfälzische Bildungspolitik<br />

sicherlich aktiv mitgestalten und auch einige Akzente<br />

setzen. Ziel ist es ja, ein leistungsfähiges Schulsystem<br />

weiter auszubauen, in dem alle Kinder und Jugendliche<br />

gefördert werden und das Chancengleichheit bietet.<br />

Die Handlungsfelder, die die Arbeit der nächsten Jahre<br />

prägen, sind im Koalitionsvertrag vorgegeben. Lassen Sie<br />

mich einige Beispiele nennen: die Einrichtung weiterer<br />

Ganztagsschulen, der Abschluss der Schulstrukturreform,<br />

Inklusion oder auch die Weiterentwicklung der Berufsbildenden<br />

Schulen. Kurzfristig steht die Sicherstellung<br />

einer guten Unterrichtsversorgung für das kommende<br />

Schuljahr im Fokus. Da müssen wir in jedem Fall besser<br />

werden. Vor allem im Bereich der Gymnasien haben wir ja<br />

in den letzten Wochen und Monaten einige Beschwerden<br />

gehabt. Da müssen wir auf jeden Fall ran.<br />

Bleibt jetzt überhaupt noch Zeit für Ihre Ehrenämter in der<br />

Lokalpolitik bzw. der Kirche?<br />

Das zeitliche Budget für nebenberufliche Aktivitäten ist<br />

mit der neuen Aufgabe sicherlich nicht größer geworden,<br />

aber mir ist es schon wichtig, dass ich mein ehrenamtliches<br />

Engagement weiterführe. Das gilt für das Engagement im<br />

Ortsbeirat in Kaiserslautern-Erfenbach und auch bei der<br />

Landessynode. Ich hoffe, dass mir das auch weiter glückt.<br />

Mir ist es wirklich wichtig, dass ich mich weiterhin für<br />

die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wohnort einsetzenkann,<br />

aber auch für die Gesellschaft insgesamt auf<br />

einer anderen Ebene als der Politik. Von daher werde ich<br />

auf jeden Fall versuchen, ehrenamtlich weiterzuarbeiten.<br />

Abschließende Frage: Was macht der Privatmann Hans<br />

Beckmann, wenn er weder amtlich noch ehrenamtlich tätig<br />

ist und so richtig entspannen möchte?<br />

Entspannen kann ich am besten im Kreise meiner Familie.<br />

Meine große Leidenschaft ist das Kochen, das mache ich<br />

immer an den Wochenenden und oft auch im Rahmen<br />

von Familienfeiern. Da kann ich wirklich total entspannen<br />

und alles um mich herum vergessen. Wenn es die Zeit<br />

erlaubt, lese ich auch gerne. Am liebsten amerikanische<br />

Kriminalromane und mein Lieblingsautor ist Tony Hillerman.<br />

Ab und zu verreise ich auch gerne, am allerliebsten<br />

nach Kanada.<br />

Vielen Dank für das Gespräch. Es wird sicher nicht das letzte<br />

mit unserer Zeitung bzw. der <strong>GEW</strong> gewesen sein.<br />

14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Schulen<br />

<strong>GEW</strong> zur Klemm-Studie: Schuldenbremse zu enges Korsett<br />

„Angesichts der zurückgehenden SchülerInnenzahlen<br />

und vor dem Hintergrund der geplanten Streichung<br />

von 2.000 Planstellen im Schulbereich bis 2016 im<br />

Rahmen der Schuldenbremse fordert die <strong>GEW</strong> seit<br />

Jahren von der Landesregierung, für eine verlässliche<br />

Lehrkräfte-Bedarfszahlen-Prognose Sorge zu tragen“,<br />

sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer<br />

nach Vorstellung der Klemm-Studie. Daher sei die<br />

Erstellung der „Studie“ richtig und zielführend gewesen<br />

und grundsätzlich zu begrüßen.<br />

Hammer kritisierte die Ergebnisse der Studie allerdings<br />

insoweit, als real bis 2016/17 1.850 „Vollzeitlehrereinheiten“<br />

durch die Vorgabe der Schuldenbremse im<br />

rheinland-pfälzischen Schuldienst abgebaut werden sollen<br />

und die „demographische Rendite“ nicht vollständig in<br />

den Bildungsbereich investiert wird. Dies gelte umso<br />

mehr, als die Landesregierung auch für die Zukunft weiter<br />

mit einer Unterversorgung der Schulen kalkuliere. „Unser<br />

Ziel muss sein 100-Prozent Versorgung plus Vertretungsreserve“,<br />

sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende. Die geplante<br />

Erhöhung der Altersgrenze hält Hammer im Schulbereich<br />

für kritisch, da, wie zum Beispiel die „Allensbachstudie“<br />

kürzlich aufgezeigt habe, Lehrkräfte neben Polizisten zu<br />

der am meisten belasteten Berufsgruppe gehören.<br />

Positiv sieht Hammer insbesondere den geplanten jährlichen<br />

Einstellungskorridor von rund 1.000 Lehrkräften<br />

pro Jahr als Einstellungsperspektive für junge Lehrerinnen<br />

und Lehrer, auch wenn die Besetzung von Mangelfächern<br />

nach Auffassung des <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzenden<br />

weiter schwierig bleiben werde. Das bedeute, dass hier<br />

zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen sind, um fehlende<br />

Fachkräfte zu qualifizieren. Begrüßenswert ist aus Sicht<br />

der <strong>GEW</strong> auch, dass das Bildungsministerium an den<br />

berufsbildenden Schulen und den Gymnasien die Unterrichtsversorgung<br />

gezielt verbessern möchte. Mehr<br />

Planungssicherheit erhielten die Schulen ebenso durch<br />

die Aufstockung des Vertretungspools. Die angestrebte<br />

Verbesserung der Schüler-Lehrer-Relation sei gleichfalls<br />

ein Schritt in die richtige Richtung. Hammer abschließend:<br />

„Die Studie zeigt aber auch, dass die Rahmenbedingungen<br />

für die Schulen in den nächsten Jahren nach<br />

wie vor ein Problem bleiben werden. Deshalb unterstützt<br />

die <strong>GEW</strong> die politischen Forderungen nach mehr Steuereinnahmen,<br />

um den Ländern höhere Bildungsausgaben<br />

zu ermöglichen.“<br />

pm<br />

Gauck fordert mehr Lehrkräfte mit Migrationshintergrund<br />

Langfristig werde in Deutschland die Hälfte der SchülerInnen<br />

einen Migrationshintergrund haben, so Bundespräsident<br />

Joachim Gauck bei einem Festakt in der Frankfurter<br />

Paulskirche. „Die Lehrerzimmer sind darauf noch nicht überall<br />

vorbereitet.“ Er forderte daher gezielt MigrantInnen auf,<br />

sich für den Lehrerberuf zu entscheiden.<br />

Foto:<br />

Presse- und Informationsamt<br />

der Bundesregierung<br />

„Daher ist es wichtig, dass Erfahrungen von deutschen<br />

Lehrern, die mehrere Jahre an einer Schule im Ausland<br />

unterrichtet haben, stärker genutzt werden“, so Joachim<br />

Lauer, Leiter der ZfA und selbst ehemaliger Auslandslehrer.<br />

Die in den innerdeutschen Schuldienst zurückkehrenden<br />

Auslandslehrer verfügen über Qualifikationen, die<br />

sie in besonderer Weise für das Unterrichten von Kindern<br />

mit Migrationshintergrund prädestinieren.<br />

Mehr als 300 Pädagogen vermittelt die ZfA jährlich neu<br />

an die 140 Deutschen Auslandsschulen und 870 Sprachdiplomschulen<br />

in aller Welt. Die ZfA bereitet sie gezielt<br />

auf eine Schülerschaft vor, die insgesamt zu 95 Prozent<br />

aus ausländischen Kindern besteht. Gerade Schülern, die<br />

nicht über Deutsch als Muttersprache verfügen, helfen<br />

Methoden aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache<br />

und dem Deutschsprachigen Fachunterricht, die die ZfA<br />

in Vorbereitungslehrgängen vor dem Auslandseinsatz vermittelt.<br />

„Hier liegen langjährige praktische Erfahrungen<br />

vor, die nach Rückkehr der Lehrkraft zumeist nicht genutzt<br />

werden“, sagt Reinhard Löchelt, Fachbereichsleiter<br />

Pädagogisches Personal in der ZfA.<br />

Interkulturelle Erfahrungen für Schulen<br />

Nach oftmals mehr als sechs Jahren Unterrichtserfahrung<br />

an Auslandsschulen sind die deutschen Lehrkräfte nicht<br />

nur an die besonderen Anforderungen mit nichtmuttersprachlich<br />

deutsch sprechenden Schülern gewöhnt,<br />

sondern zudem an den inzwischen auch an Schulen in<br />

Deutschland immer wichtiger werdenden interkulturellen<br />

Kontext.<br />

Ehemalige Auslandslehrer können besser den verschiedenen<br />

Unterrichtsphilosophien und unterschiedlichen<br />

Erwartungen der Schüler und ihrer Eltern gerecht werden.<br />

„Mit der eigenen interkulturellen Erfahrung im Gepäck<br />

meistern die rückkehrenden Auslandslehrer auch die oft<br />

nicht einfachen Gespräche mit ausländischen Eltern besser“,<br />

so Löchelt. Zudem können sie als Multiplikatoren<br />

innerhalb der Schule wirken und Lehrkräften ohne Auslandserfahrung<br />

als Vorbild dienen. Davon ist auch Lauer<br />

überzeugt: „Die im Ausland erworbenen speziellen Unterrichtstechniken<br />

und Erfahrungen wirken sich positiv<br />

auch auf die Schulen und Schüler in Deutschland aus.“<br />

pm<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

15


Schulen<br />

VDR wirbt mit falschen Aussagen<br />

In den Osterferien ist der <strong>GEW</strong>-Fachgruppe Realschulen plus<br />

ein Schreiben des VDR bekannt geworden, in welchem dieser<br />

sich an die neueingestellten Kolleginnen und Kollegen an<br />

den Realschulen plus wendet. Da in diesem Schreiben unzutreffende<br />

Aussagen gemacht werden, sah sich die Fachgruppe<br />

in folgendem Schreiben an die Schulen wir zu einer Richtigstellung<br />

veranlasst.<br />

Der VDR wendet sich mit diesem Schreiben an neueingestellte<br />

Lehrkräfte an den Realschulen plus und<br />

versucht offenbar, diese damit zum Eintritt in den VDR<br />

zu bewegen.<br />

Den Beleg für die unzutreffende Aussage zum Ausgang der<br />

letzten Stufenvertreterwahlen zum BPR und zum HPR<br />

finden Sie unten. Sie können sich die Zusammensetzung<br />

der beiden Gremien aber auch auf den Homepages der<br />

ADD und des Ministeriums anschauen.<br />

Die Zahlen der Wahlergebnisse sprechen für sich !<br />

Mit der Schulstrukturreform und der damit verbundenen<br />

Abschaffung der Realschulen werden keine RealschullehrerInnen<br />

im herkömmlichen Sinne mehr ausgebildet. Damit<br />

sieht der VDR anscheinend seine Existenzgrundlage<br />

als Klientelverband gefährdet. Jetzt scheint man händeringend<br />

nach einem neuen Betätigungsfeld zu suchen und<br />

hofft wohl, dass die KollegInnen nicht merken, dass eine<br />

Realschule plus eine neue und mit der alten Realschule<br />

nicht vergleichbare Schulart ist.<br />

Abb. oben: Auszüge aus dem genannten Schreiben<br />

Der Leidensdruck ist anscheinend so groß, dass man sich auch nicht scheut,<br />

mit falschen Aussagen zu arbeiten!<br />

Wahlen zum Bezirkspersonalrat<br />

Zur <strong>GEW</strong> ...<br />

Neben der Umsetzung der Forderung nach einem Streikrecht<br />

für beamtete Lehrkräfte gehören die Forderungen<br />

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ und „Ausbau der<br />

Integrativen Realschulen plus“ bei deutlich verbesserten<br />

Rahmenbedingungen zu unseren vorrangigen Zielen.<br />

Dafür setzen wir uns nach wie vor beharrlich ein.<br />

Über 260.000 Mitglieder bundesweit vertrauen der <strong>GEW</strong><br />

als ihrer Interessenvertretung!<br />

Treten Sie in die <strong>GEW</strong> ein. Helfen Sie mit bei der Umsetzung<br />

dieser Forderungen!<br />

Mit <strong>GEW</strong>erkschaftlichen Grüßen<br />

Leitungsteam LFG Realschulen plus -<br />

Henning Caspari, Hans-Jürgen Riegler, Micha Tietz<br />

16 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Schulen<br />

<strong>GEW</strong>-Fachgruppe Grundschule:<br />

Schlaglicht „Grundschulzeugnisse“<br />

In der letzten Zeit wurde die Form der Zeugnisse an rheinlandpfälzischen<br />

Grundschulen kontrovers diskutiert.<br />

Dabei stand vor allem sowohl die Problematik der individuellen<br />

Beurteilung und der Benotung als auch das nicht als ausgeglichen<br />

erlebte Verhältnis von Aufwand und Nutzen bei der Zeugniserstellung<br />

im Vordergrund.<br />

Die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nimmt sich der Rahmenbedingungen<br />

zur Umsetzung der Grundschulordnung schon seit deren Inkrafttreten<br />

an. Besonders die hohen Belastungen der KollegInnen wurden<br />

immer wieder von uns thematisiert und kritisiert.<br />

Die <strong>GEW</strong> fordert:<br />

SchülerInnen-Eltern-LehrerInnen-Gespräche ersetzen<br />

die Halbjahreszeugnisse<br />

Die Gespräche mit SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen sollen<br />

das Halbjahreszeugnis nicht nur im 2. Schuljahr wie bisher, sondern<br />

auf allen Klassenstufen ersetzen. Sie bieten die Möglichkeit, Stärken<br />

des Kindes zu würdigen sowie Unterstützungs-und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

aufzuzeigen. Das Gespräch soll kurz protokolliert<br />

werden und eine Zielvereinbarung enthalten.<br />

Die <strong>GEW</strong> macht sich stark für Lernstandsberichte<br />

an Stelle von Jahreszeugnissen<br />

Jahreszeugnisse sollen durch verbal formulierte, prozessorientierte<br />

Lernstandsberichte ersetzt werden. Unter Berücksichtigung der<br />

Rahmenpläne und Bildungsstandards sollen darin die individuelle<br />

Entwicklung des Arbeits- und Sozialverhaltens beschrieben werden<br />

und schwerpunktmäßige Aussagen über ausgewählte Lernbereiche<br />

und Kompetenzen enthalten sein.<br />

Die <strong>GEW</strong> fordert:<br />

Abbau der Arbeitsbelastungen<br />

Neben diesen pädagogischen Veränderungen, die der Grundschulordnung<br />

entsprechen, muss der Arbeitsaufwand für die KollegInnen<br />

drastisch verringert werden.<br />

Das zurzeit gültige Zeugnisformular und die Form der Beurteilung<br />

muss entsprechend verändert werden.<br />

Neu in der Diskussion sind Kompetenzbögen zusätzlich zu den<br />

Zeugnissen. Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen, auch<br />

innerhalb der <strong>GEW</strong>.<br />

Eure Meinung ist uns wichtig!<br />

Wir sind der Meinung, dass bei der Überarbeitung der Grundschulordnug<br />

die Erfahrungen und Änderungsvorschläge der Kolleginnen<br />

und Kollegen vor Ort unbedingt mit einbezogen werden müssen.<br />

Deshalb will die <strong>GEW</strong> bei den Gesprächen mit dem Bildungsministerium<br />

und den Landtagsparteien die Meinungsäußerungen aus<br />

den Rückmeldungen vorbringen.<br />

Schickt Eure Rückmeldung bitte an die:<br />

Landesfachgruppe Grundschule<br />

<strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle in Mainz<br />

Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

Telefon 06131 28988-0 · Fax 06131 28988-80<br />

Oder: E-Mail: gew@gew-rlp.de<br />

Ausblick<br />

Die Fachgruppe erarbeitet z. Zt. eine Internetseite mit Informationen,<br />

Tipps und Anregungen für die praktische Arbeit vor Ort. Ideen<br />

und Wünsche dazu sind uns auch herzlich willkommen<br />

Bildung und Weiterbildung endlich verbessern<br />

Für die Bundesregierung fertigt die Expertenkommission<br />

für Innovation und Forschung seit 2008 im Zweijahres-<br />

Rhythmus ein Gutachten. In ihrem neuesten Gutachten<br />

stellen die sechs WissenschaftlerInnen fest: „Der Innovationsstandort<br />

Deutschland droht Schaden zu nehmen, wenn<br />

die Bundesregierung es nicht schafft, (...) das deutsche<br />

Ausbildungssystem zu verbessern und die stille Reserve<br />

für den Arbeitsmarkt zu aktivieren.“<br />

Der hohe Anteil der Personen ohne beruflichen Abschluss<br />

fordert nachdrücklich auf, in der Weiterbildung verstärkte<br />

Anstrengungen zu unternehmen, dass sie sich beruflich<br />

ausbilden und zu einem beruflichen Abschluss kommen<br />

können. Weiter muss dafür gesorgt werden, dass eine<br />

maximale Durchlässigkeit zwischen beruflichen und<br />

akademischen Bildungsgängen hergestellt wird. Dual<br />

Ausgebildeten muss der Zugang zum Hochschulsystem<br />

weiter erleichtert werden.<br />

Im allgemein bildenden Schulwesen müssen die personellen<br />

und materiellen Voraussetzung so bereitgestellt<br />

werden, dass grundsätzlich keine Schülerin und kein<br />

Schüler die Schule ohne den Mindestabschluss der<br />

Berufsreife verlässt und der Anschluss in eine berufliche<br />

Ausbildung gesichert ist.<br />

d.r<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

17


Schulen<br />

Eine ökologische und baubiologische Schule für alle Kinder<br />

Auf dem Weg: Die Freie Montessori-Schule in Höhr-Grenzhausen<br />

In Höhr-Grenzhausen träumt man von einer „Wunschpunkt-<br />

Schule“, einer reformpädagogischen Schule, in der gemeinsam<br />

durch Handeln und Begreifen gelernt wird, eine Schule<br />

für alle mit einem längeren gemeinsamen Lernen ohne Noten.<br />

Gemeint ist die Freie Montessori-Schule. Die Initiative<br />

macht seit einiger Zeit ihre Idee öffentlich, z.B. auf einem<br />

Frühlingsfest mit diskutierenden Erwachsenen und spielenden<br />

Kindern. Im August 2013 soll es losgehen. Paul<br />

Schwarz sprach mit zwei Gründungsmitgliedern: mit dem<br />

Bau-Biologen Michael Thiesen und der Sozialpädagogin<br />

Hiltrud Triphaus.<br />

Worin unterscheidet sich Ihr Plan von einer Regelschule?<br />

Unsere Schule soll sehr offen gestaltet sein mit einem<br />

ständigen Austausch aller an der Schule Beteiligten, so<br />

dass die Kinder ihren Interessen nachgehen können.<br />

Wir werden im August 2013 im Grundschulbereich mit<br />

den Klassenstufen 1-4 beginnen und altersübergreifend<br />

unterrichten. Eine Sekundarstufe ist dann für später vorgesehen.<br />

Wir sind in Kontakt mit den Montessori-Schulen<br />

in Landau und in Westerburg.<br />

Wenn Sie eine neue Schule planen, heißt das doch, dass Sie<br />

mit der traditionellen nicht zufrieden sind.<br />

Das ist richtig. Ich als Mutter möchte meine Kinder pädagogisch<br />

anders begleitet wissen als in der Regelschule,<br />

ich möchte, dass die individuellen Interessen von ihnen<br />

ernster genommen werden als sonst. Ich stelle mir vor,<br />

dass an unserer neuen Schule mehr Lernen mit und an<br />

der Natur, mehr Lernen mit täglichen Dingen möglich<br />

ist, nicht nur mit Zahlen rechnen, sondern naturnah.<br />

Hier hilft das Material von Maria Montessori. Auch<br />

die Vernetzung zwischen Schulpädagogen, Erziehern<br />

und Sozialpädagogen ist sehr hilfreich und natürlich die<br />

Rhythmisierung des Lernens, also nicht vormittags im<br />

Unterricht lernen und nachmittags in den Wald gehen. Es<br />

ist eigentlich ein ganzheitliches Denken, das wir verfolgen.<br />

Die Fächer dürfen nicht isoliert unterrichtet werden. Es<br />

müssen Brücken geschlagen werden, z.B. von Englisch zu<br />

den Naturwissenschaften.<br />

Was Eltern in der Regelschule nach unseren Wahrnehmungen<br />

auch unzufrieden macht, ist die Tatsache, dass<br />

die Kinder in ihrem Sozialverhalten nicht wahrgenommen<br />

und gefördert werden, alle werden über einen Kamm<br />

geschert, oftmals erfolgt das Lernen immer noch zu<br />

frontal. In den Grundschulen ändert sich das allmählich,<br />

im Gymnasium kaum.<br />

Wie hoch soll die Klassenmesszahl sein?<br />

Nicht mehr als 15 Schülerinnen und Schüler in einer<br />

Klasse.<br />

Gibt es Widerstände?<br />

Nein, der Stadtbürgermeister ist sehr positiv gegenüber<br />

dieser Schulgründung eingestellt, auch die Kindergärten<br />

und das ganze Umfeld in Höhr-Grenzhausen.<br />

Wenn es um eine Privatschule geht, taucht ja immer die<br />

Assoziation auf, eine Schule für reiche Leute.<br />

Wir gehen von einem Grundbetrag von 210,00 Euro<br />

im Monat aus.<br />

Wie viel Geld bekommen Sie von staatlicher Seite?<br />

Am Anfang noch gar nichts, die Förderung setzt erst<br />

im dritten Jahr ein. Wir haben allerdings das große<br />

Glück, dass die Freie Montessori Schule Westerburg<br />

die Trägerschaft übernimmt, wir quasi eine Außenstelle<br />

bilden. Dadurch ist es möglich, nach dem 2. Schuljahr<br />

die Refinanzierung des Landes in Anspruch zu nehmen,<br />

aber für eine komplette Neugründung muss man drei<br />

Jahre rechen.<br />

„Das ist der Entwurf für einen möglichen Schulneubau. Wir<br />

wollen den Namen „Wunschpunkt-Schule“ auch gebäudlich<br />

darstellen, ein Rundbau mit verschiedenen Bereichen, die<br />

auch Fachräume für die Naturwissenschaft oder die Musik<br />

mit einbeziehen, vereint in Kommunikation miteinander,<br />

verbunden auch mit Bereichen der Gesundheit und Ökologie.<br />

Wir planen einen ökologisch, baubiologischen Neubau, der<br />

planerisch in verschiedenen Bauabschnitten realisiert wird<br />

und der in Richtung Mehrgenerationenprojekt oder Familienzentrum<br />

wachsen soll. Zentrum wird der Atriumhof<br />

sein, wo man sich immer treffen und austauschen kann.“<br />

18 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Schulen<br />

Lehrer sind Beobachter, Helfer und Lernbegleiter -<br />

Die Montessori-Schule in Landau<br />

Vorbild für die schulische Neugründung in Höhr-Grenzhausen<br />

ist neben der Freien Montessori-Schule in Westerburg<br />

die Freie Montessorischule in Landau mit einem Kinderhaus,<br />

einer Grundschule und einer Sekundarstufe I. Zurzeit wird<br />

wegen der starken Elternnachfrage das Kinderhaus ausgebaut<br />

und die Sekundarstufe II bis zum Abitur vorbereitet.<br />

Hildegard Lippert, die Leiterin der Sek I, und Bettina Brückemann,<br />

Leiterin der Grundschule, stellen ihre Schule bei<br />

einem Besuch unseres Redaktionsmitglieds Dr. Paul Schwarz<br />

vor.<br />

Vor 12 Jahren gegründet, besuchen zurzeit 400 Mädchen<br />

und Jungen die Montessori-Schule in der Südstadt von<br />

Landau. Es liegen zahlreiche Neuanmeldungen vor. Auch<br />

hier geben die Eltern als Grund an, dass ihre Kinder in den<br />

Regelschulen nicht „abgeholt werden, wo sie stehen“. Sie<br />

erwarten von der neuen Schule vor allem eine individuelle<br />

Förderung. In der Jahrgangsmischung können größere<br />

und stärkere kleineren und schwächeren SchülerInnen<br />

helfen. Die Inklusion ist an der Montessori-Schule gelebter<br />

Alltag.<br />

„Wir sind eine ausgebaute Schwerpunktschule mit ca.<br />

10 Prozent Kindern mit Beeinträchtigungen“, berichtet<br />

Lippert. Natürlich müsse man gerade bei dieser Inklusionsarbeit<br />

die Kolleginnen und Kollegen mit Fortbildung<br />

und Studientagen begleiten. Bei einer Klassenstärke von<br />

20 dürften es nicht mehr als drei beeinträchtigte Kinder<br />

sein, wenn man diesen gerecht werden möchte. Zeitweilig<br />

gebe es eine Doppelbesetzung.<br />

Das Alleinstellungsmerkmal dieser Schule ist die Pädagogik<br />

von Maria Montessori. „Lehrer sind Beobachter,<br />

Helfer und Lernbegleiter der Kinder“, sagt Brückmann.<br />

Besonders typisch für den Unterricht sind die vielfältigen<br />

Materialien und das einzelne Kind, das mit Hilfe der<br />

Lehrkraft entscheidet, ob es heute am Thema Mathematik<br />

arbeitet oder am Thema Sprache. Wichtige Säulen<br />

der Schule sind die Beteiligung der Eltern, ihre starke<br />

Verantwortung für konzeptionelle Entwicklungen, z.B.<br />

gibt es einen Elternkreis zum Thema Inklusion, sowie<br />

die Klassenräte und das Schülerparlament. Ein zentrales<br />

Handlungsfeld ist das Kinderhaus für Kinder ab zwei<br />

Jahren. Es ist in die Schule integriert, so dass vom zweiten<br />

bis zum 16. Lebensjahr, demnächst bis zum 19., also bis<br />

zur 13. Klasse, alle Mädchen und Jungen gemeinsam<br />

lernen. Einzelne Kinder mit einer speziellen Begabung<br />

gehen aus dem Kinderhaus zeitweise in die Grundschule<br />

und nehmen dort in bestimmten Fächern am Unterricht<br />

teil. Ein weiteres Kennzeichen der Montessorischule<br />

ist das durchgängige Lernen am anderen Ort und der<br />

Praxistag. „Das Lernen in der Region“ kommt auf die<br />

Oberstufenschüler zu. Nach der 9. Klasse ist die Berufsreife<br />

erreicht, der qualifizierte Sekundarabschluss I, also<br />

der Realschulabschluss nach Klasse 10, demnächst folgt<br />

das Abitur nach Klasse 13. Das Schulgeld richtet sich nach<br />

dem Gehalt der Eltern. Die meisten zahlen 143,00 Euro<br />

monatlich plus Essensgeld von 3,00 Euro täglich. Wichtig<br />

ist die freiwillige Elternspende, mit der z.B. der kostenlose<br />

Schulbesuch von Kindern aus einkommensschwächeren<br />

Elternhäusern finanziert wird.<br />

Für die Kolleginnen und Kollegen gibt es eine zweijährige<br />

berufsbegleitende Ausbildung zum Montessorilehrer an<br />

den Wochenenden.<br />

Film von Paul Schwarz über die Schule<br />

Der 45minütige Film „Bilder des Gelingens. Die Montessori-Schule<br />

in Landau“ von Paul Schwarz veranschaulicht,<br />

wie eine Montessori-Pädagogik täglich in Unterricht und<br />

Schule umgesetzt wird.<br />

Die Filmkapitel:<br />

• Freie Arbeit und Kosmische Erziehung in der Grundschule<br />

• Naturwissenschaft und Kosmische Erziehung<br />

• Sport und Bewegung<br />

• Werkstätten in Mathematik, Englisch, Französisch,<br />

Latein<br />

• Integration und Inklusion<br />

• Vorbereitung auf die Arbeitswelt<br />

• Ganztagsschule und Arbeitsgemeinschaften<br />

• Sozial- und Demokratieerziehung<br />

• Die Vier Säulen<br />

• Das „Gesellenstück“<br />

Bonusmaterial (45 Min.)<br />

Der 90minütige Film kann für 15,00 Euro bezogen<br />

werden: sekretariat@montessori-landau.de oder Tel.<br />

06341/945481<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

19


schulen<br />

Das Schuljahr 2011/12 im Spiegel der Statistik<br />

442.320 Schülerinnen und Schüler besuchen im laufenden<br />

Schuljahr die allgemeinbildenden Schulen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Das sind 1,9% weniger als im vergangenen<br />

Schuljahr. Nur die Integrierten Gesamtschulen<br />

und die Realschulen plus konnten Schülerzuwächse<br />

verzeichnen.<br />

12,9% der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund.<br />

32.723 Schülerinnen und Schüler starteten ihre Schullaufbahn<br />

im 1. Schuljahr der Grundschule. 4,9% davon waren<br />

Kann-Kinder und 4,3% starteten nach einer Zurückstellung.<br />

Darüber hinaus begannen 158 Schülerinnen<br />

und Schüler in den Freien Waldorfschulen und 952 in<br />

Förderschulen ihre Schullaufbahn.<br />

Betrachtet man die Schulanfänger des Schuljahres<br />

2011/12 in den Grundschulen nach Einschulungsart,<br />

Geschlecht und Migrationshintergrund, ergibt sich das<br />

folgende Bild:<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zugänge in die 5.<br />

Klassenstufe des Schuljahres 2011/12 nach Schulart,<br />

Geschlecht und Migrationshintergrund:<br />

Migrationshintergrund liegt (nach der Definition der KMK)<br />

vor, wenn mindestens eins der Merkmale erfüllt ist:<br />

• keine deutsche Staatsangehörigkei • nichtdeutsches Geburtsland<br />

• nichtdeutsche Verkehrssprache in der Familie<br />

bzw. im häuslichen Umfeld<br />

Die Realschulen plus konnten ihren Anteil an den Fünftklässlern<br />

gegenüber dem Vorjahr um 1,2-Prozentpunkte<br />

steigern, die Integrierten Gesamtschulen um 1,0-Prozentpunkte<br />

und die Gymnasien um 0,7-Prozentpunkte.<br />

Jungen und Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund<br />

haben erkennbar weniger Chancen, ins<br />

Gymnasium zu kommen. Dies gilt auch für die noch<br />

bestehenden Realschulen und die Freien Waldorfschulen.<br />

Die Integrierten Gesamtschulen und die Realschulen plus<br />

stellen sich der Aufgabe, diese beiden benachteiligten<br />

Gruppen zu fördern. Allerdings sind die Rahmenbedingungen<br />

wie Personalausstattung, Klassengrößen und<br />

Lehrerfortbildung noch nicht so, dass der Nachteilsausgleich<br />

gut gelingen kann.<br />

Richtet man den Blick auf die Klassenstufe 8, so wird<br />

die Benachteiligung der Jungen und der SchülerInnen<br />

mit Migrationshintergrund an der Teilhabe am gymnasialen<br />

Bildungsgang noch deutlicher: Während 36,2 %<br />

aller SchülerInnen der 8. Klassenstufe das Gymnasium<br />

besuchen, beträgt die Quote der Jungen nur 32,7% und<br />

die Quote der SchülerInnen mit Migrationshintergrund<br />

weit abgeschlagen 16,5%. Die Ganztagsschule gibt es im<br />

allgemeinbildenden Bereich in drei Formen: in verpflichtender<br />

Form, in Angebotsform und in offener Form. Im<br />

laufenden Schuljahr nutzen 19,3% der SchülerInnen im<br />

Primarbereich die Ganztagsangebote, in der Sekundarstufe<br />

I sind es 18,8%.<br />

Im Jahr 2001 startete die Landesregierung ihr Ganztagsprogramm<br />

als Angebot von 8 bis 16 Uhr an vier<br />

Tagen in der Woche. Die Teilnahme ist freiwillig, aber<br />

nach Anmeldung verbindlich. Dadurch erhielten mehr<br />

SchülerInnen die Chance, am Ganztagsangebot teilzunehmen.<br />

Aber wir sind von einer 100-Prozent-Beteiligung,<br />

wie in vielen europäischen Nachbarstaaten üblich, noch<br />

sehr weit entfernt. Dies wird sich nur ändern, wenn die<br />

inhaltliche Attraktivität und Qualität und die personelle<br />

Ausstattung deutlich gesteigert wird.<br />

20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


schulen<br />

Über 7.000 SchülerInnen wiederholen im laufenden<br />

Schuljahr die Klassenstufe. Nicht erfasst sind hier die Fälle,<br />

in denen SchülerInnen ihre Schulart verlassen mussten<br />

und abgeschult wurden. Am häufigsten verfehlten SchülerInnen<br />

der Realschule plus das Klassenziel, dicht gefolgt<br />

vom Gymnasium. Von der Nichtversetzung sind die<br />

Jungen und die SchülerInnen mit Migrationshintergrund<br />

überproportional betroffen. Die Schulen sind personell<br />

immer noch nicht so ausgestattet, dass die erwartete und<br />

notwendige individuelle Förderung so erfolgreich ist, dass<br />

„Sitzenbleiben“ unterbleibt.<br />

Durch die Einrichtung und den Ausbau der Schwerpunktschulen<br />

ist es gelungen, dass ca. ein Fünftel der<br />

SchülerInnen, denen durch ein sonderpädagogisches<br />

Gutachten ein Förderbedarf „bescheinigt“ wurde, diese<br />

spezielle Förderung integrativ an einer Regelschule erhalten.<br />

Legen wir die UN-Behindertenrechtskonvention, die<br />

auch in Deutschland geltendes Recht ist, zugrunde, dann<br />

wird deutlich, dass die Bildungs- und die Gesellschaftspolitik<br />

noch erhebliche Aufgaben zu erfüllen haben,<br />

damit das geltende Recht auch in der schulischen Praxis<br />

umgesetzt wird. Neben der notwendigen auf Inklusion<br />

ausgerichteten Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung sind<br />

die personellen Ressourcen deutlich zu verbessern und<br />

die Schulstruktur in Richtung „eine Schule für alle“ zu<br />

entwickeln.<br />

Trotz der gegenüber den Vorjahren gesunkenen Quote<br />

(5,6%) verließen rund 2.500 Jugendliche die allgemeinbildende<br />

Schule ohne den Mindestabschluss der Berufsreife.<br />

Die Übersicht macht deutlich, dass die männlichen<br />

Jugendlichen weniger erfolgreich die Schule beenden als<br />

die Schülerinnen. Die deutliche Benachteiligung der<br />

SchülerInnen mit Migrationshintergrund, wie sie aus den<br />

erreichten Schulabschlüssen zu erkennen ist, hat entsprechend<br />

negative Auswirkungen auf das Einmünden in den<br />

Ausbildungsmarkt. Allerdings sind die Anschlüsse an die<br />

Abschlüsse nicht im Detail dokumentiert.<br />

In den berufsbildenden Schulen haben die SchülerInnen<br />

mit Migrationshintergrund einen Anteil von 13,2%. Sie<br />

befinden sich überproportional im Berufsvorbereitungsjahr<br />

und in den Berufsfachschulen.<br />

Zum Ende des Schuljahres 2010/11 erreichten (nachholend)<br />

an den berufsbildenden Schulen 1303 SchülerInnen<br />

den Hauptschulabschluss und 3404 den Qualifizierten<br />

Sekundarabschluss I. Im Sinne der Weiterqualifizierung<br />

erwarben 6538 SchülerInnen die Fachhochschulreife und<br />

2294 die Allgemeine Hochschulreife.<br />

(Quelle: Statistisches Monatsheft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

März 2012 und eigene Berechnungen)<br />

d.r<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

21


schulen<br />

Zeitökonomie im Lehrerberuf<br />

Im Gespräch mit dem Unterrichtsentwickler Dr. Heinz Klippert<br />

Herr Dr. Klippert: Sie sehen Lehrerentlastung als zentrale Voraussetzung<br />

für wirksame Unterrichtsentwicklung. Warum?<br />

Unterrichtsentwicklung steht seit langem auf der Agenda der Schulen.<br />

Kompetenzvermittlung, Handlungsorientierung, Differenzierung,<br />

individuelle Förderung, Öffnung des Unterrichts u.a.m. sind<br />

die Ansprüche unserer Tage. Fakt ist jedoch, dass der tatsächliche<br />

Unterricht diesen Ansprüchen nur selten genügt und bis heute<br />

höchst lehrerzentriert ausfällt. Das zeigt die Unterrichtsforschung<br />

seit Jahr und Tag. Meine Erklärung für diese paradoxe Situation:<br />

Den reformwilligen Lehrkräften mangelt es schlicht und einfach<br />

an Zeit und Gelegenheit, ein neues Methoden- und Förderrepertoire<br />

so zu entwickeln, dass es verlässlich zur Verfügung steht. Die<br />

gängigen Reformversuche fallen in aller Regel sehr sporadisch,<br />

punktuell, unverbindlich, aufwändig und deshalb eben auch unergiebig<br />

aus. Die traditionellen Vorstellungen und Verfahrensweisen<br />

bleiben dominant. Von daher brauchen wir dringend ein Mehr an<br />

Zeit- und Arbeitsökonomie beim Umsetzen innovativer Ansprüche.<br />

Unterrichtsentwicklung und Lehrerentlastung müssen Hand in<br />

Hand gehen.<br />

Wenn die Lehrkräfte zu mehr Zeit- und Arbeitsökonomie gelangen<br />

sollen: Muss da nicht zuerst die Politik reagieren und zeitlich Entlastung<br />

sichern?<br />

Natürlich wäre es hilfreich, wenn die Politik den Lehrkräften mehr<br />

Zeit für das Vorbereiten und Konsolidieren innovativer Maßnahmen<br />

lassen würde. Weniger politischer Aktionismus, dafür aber mehr<br />

Zeit für schulinterne Teamarbeit, Teamfortbildung, Workshops,<br />

Hospitationen, gemeinsame Unterrichtsbesprechungen etc. - das<br />

würde die Reformarbeit sicherlich begünstigen. Von daher bin ich<br />

auch dafür, entsprechende Forderungen zu stellen und immer wieder<br />

ins Bewusstsein der Politiker zu heben. Die Frage ist nur, ob es mit<br />

dieser Verantwortungszuweisung getan ist. Ich behaupte: nein. Die<br />

mangelnden Innovationserfolge in den Schulen sind zum Teil selbst<br />

verschuldet. Viele Lehrkräfte arbeiten de facto viel zu eigenbrötlerisch,<br />

umständlich, perfektionistisch und aufwändig. Es mangelt<br />

an Arbeitsteilung und Arbeitsökonomie, an Standardisierung und<br />

Rationalisierung, an Kooperation und Offenheit. Das beginnt mit<br />

dem tagelangen Vorbereiten von Lehrproben und reicht bis hin zu<br />

Endlosdiskussionen, Umstandskrämerei und mangelnder Kompromissfähigkeit<br />

in Fachkonferenzen und Workshops. Hier lässt sich<br />

in punkto Zeitökonomie ganz viel verändern und verbessern. Was<br />

wir vor allem brauchen, sind zeitsparende neue Routinen in Sachen<br />

Unterrichtsvorbereitung, Lernförderung und Kompetenzvermittlung.<br />

Da gilt es anzusetzen.<br />

Wie lässt sich diese zeitsparende Innovationsarbeit konkret sicherstellen?<br />

Wie sieht das praktisch aus?<br />

Ein wichtiger Schritt ist der, dass sich innovationswillige Lehrkräfte<br />

auf gemeinsame Standards, Begrifflichkeiten, Raster und Checklisten<br />

verständigen, die eine zügige und arbeitsteilige Stundenvorbereitung<br />

und -realisierung gewährleisten. Nötig ist demnach ein gemeinsames<br />

„Unterrichtsskript“, damit Arbeitsteilung, Materialaustausch und<br />

rasche wechselseitige Nutzung der vorbereiteten Unterrichtsstunden<br />

möglich werden. In meinem neuen Buch „Unterrichtsvorbereitung<br />

leicht gemacht“ stelle ich diesbezüglich vielfältige Tipps, Beispiele<br />

und Materialien vor, die zeigen, wie man innovativen handlungsund<br />

kompetenzorientierten Unterricht zeitsparend vorbereiten und<br />

gestalten kann. Dazu gehören Planungsanregungen und Archivierungsraster,<br />

Methodentipps und Begriffsdefinitionen, Tätigkeitsspeicher<br />

und Produktchecklisten. Dazu gehören aber auch und vor<br />

allem 80 komplett ausgearbeitete Grundarrangements, die zeigen,<br />

wie man selbstständiges und kompetenzorientiertes Lernen zeitsparend<br />

auf die Reihe bringen kann. Diese Vorlagen stellen sicher, dass<br />

der Vorbereitungsaufwand der Lehrkräfte erheblich reduziert wird.<br />

Sie reden von Standardisierung und Rationalisierung. Bedeutet das<br />

nicht letzten Endes Gleichschaltung der Lehrkräfte und Monotonie<br />

für die Schüler?<br />

Zur Klarstellung: Ich will weder die Lernergebnisse noch das Lehrerverhalten<br />

standardisieren. Das geht auch gar nicht. Wohl aber<br />

lassen sich die Lernabläufe und Arbeitsschritte der Schülerinnen<br />

und Schüler standardisieren. Das steigert die Grundsicherheit der<br />

Schüler und beschleunigt die Unterrichtsvorbereitung der Lehrkräfte.<br />

Je nachdem, welcher Input im Mittelpunkt des Unterrichts<br />

steht, ergeben sich bestimmte Arbeits- und Interaktionsschritte,<br />

die beim nächsten Input dieser Art ähnlich ausfallen. Das gilt für<br />

das Arbeiten an und mit einem Sachtext genauso wie für das Erschließen<br />

eines Lehrervortrags, eines Films, eines Experiments oder<br />

einer Projektaufgabe. Diese Schrittfolgen können hier oder dort<br />

zwar modifiziert werden, sie können bei Zeitknappheit jedoch auch<br />

konstant gehalten werden. Trotzdem bleibt der Unterricht selbst<br />

höchst vielgestaltig und abwechslungsreich. Von Monotonie für die<br />

Schüler kann also keine Rede sein. Die Schüler müssen Stunde für<br />

Stunde vielschichtig arbeiten und interagieren, konstruieren und<br />

kommunizieren. Ihre Lernarbeit ist deutlich abwechslungsreicher<br />

als im traditionellen Unterricht.<br />

Ihr neues Buch setzt auf „Lernspiralen“ als neues Unterrichtsskript. Was<br />

meinen Sie damit und welchen Beitrag zur Lehrerentlastung leisten sie?<br />

Lernspiralen sind lerntheoretisch begründete Lernablaufmuster.<br />

Sie stehen in der Tradition des „Arbeitsunterrichts“ und sehen<br />

vielfältige kompetenzorientierte Lernaktivitäten der Schüler vor.<br />

Die Schüler bohren sich mittels unterschiedlicher Arbeits- und<br />

Interaktionsschritte in den jeweiligen Lerngegenstand hinein und<br />

22 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Schulen<br />

praktizieren dabei differenziertes Lernen. Sie erleben wechselnde<br />

Lerntätigkeiten, Partner, Methoden, Lernprodukte, Aufgaben und<br />

Hilfsmittel. Durch dieses Wechselspiel im Stundenverlauf werden<br />

den Schülern immer neue Zugänge bzw. Anschlussmöglichkeiten<br />

eröffnet, die Lernförderung im besten Sinne des Wortes gewährleisten.<br />

Der eine macht dieses lieber, der andere jenes; der eine kann das<br />

besser, der andere etwas anderes. Kein Schüler bleibt alleine. Jeder<br />

wird in bunter Weise gefordert und gefördert. Diese prozessimmanente<br />

Differenzierung und Aktivierung ist ein Markenzeichen der<br />

Lernspiralen. Wichtig dabei: Die Schüler arbeiten im Regelfall am<br />

gleichen Thema und mit dem gleichen Basismaterial. Die Lehrkräfte<br />

müssen also nicht mehrere Material- und Aufgabenpakete für die<br />

gleiche Stunde und Klasse schnüren. Das bringt Zeitersparnis.<br />

Lernspiralen sind mithin ein wegweisendes Unterrichtsskript, das<br />

Schüleraktivierung, Kompetenzvermittlung, Lernförderung und<br />

Lehrerentlastung wohltuend verbindet. In meinem Buch wird dieser<br />

Zusammenhang vielfältig konkretisiert.<br />

Braucht es wirklich neue Routinen, damit der Unterricht besser wird?<br />

Sind Routinen nicht eher etwas Negatives?<br />

Menschen brauchen Routinen, wenn sie Neues verlässlich umsetzen<br />

sollen. Das gilt nicht zuletzt für den unterrichtlichen Bereich. Wenn<br />

Lehrkräfte nach Aussage von Arbeitszeitforschern durchschnittlich<br />

15 Minuten Zeit haben, um eine innovative Unterrichtsstunde<br />

vorzubereiten, dann verlangt dieses zwingend nach fertigen Handlungsmustern,<br />

die routinemäßig abgerufen werden können. Routinen<br />

sind demnach eine notwendige Voraussetzung für konsequentes<br />

innovatives Handeln. Und genau diese Routinen fehlen den meisten<br />

Lehrkräften, wenn es um wirksame Schüleraktivierung, Methodenschulung,<br />

individuelle Förderung und/oder kompetenzorientiertes<br />

Unterrichten geht. Moderner Unterricht aber verlangt genau diese<br />

letztgenannten Qualitätsmerkmale. Sie sind Bedingung und Gewähr<br />

für nachhaltiges und zeitgemäßes Lernen. Zwar müssen die<br />

Lehrkräfte ihre „alten Routinen“ wie Lehrervortrag, lehrergelenktes<br />

Unterrichtsgespräch etc. deshalb nicht gleich über Bord werfen,<br />

wohl aber müssen sie diese kräftig ergänzen und anreichern - durch<br />

das Einplanen vielfältiger Lern-, Arbeits- und Interaktionsaktivitäten<br />

der Schüler. Das ist die Botschaft der modernen Lern- und Gehirnforschung.<br />

Die Lernspiralen folgen diesem Credo.<br />

Was heißt das für die Lehrerbildung in den Hochschulen und Studienseminaren?<br />

Müssen diese nicht grundlegend umsteuern?<br />

Zeitgemäß arbeitende Lehrerbildungseinrichtungen tragen den<br />

genannten Überlegungen auch heute schon Rechnung. Vielerorts<br />

ist es aber leider noch so, dass diese Erkenntnisse nicht gebührend<br />

berücksichtigt werden. Das gilt vor allem in Sachen Zeit- und Arbeitsökonomie.<br />

Viele Ausbilder unterschätzen die Bedeutung von<br />

Zeitdruck und Routinehandlungen für die Bewältigung des Lehreralltags.<br />

Stattdessen wird nach wie vor auf uferlosen Reflexionen<br />

und aufwändigen Vorbereitungsprozeduren bestanden. Lehrprobenvorbereitungen,<br />

die mehrere Tage dauern, sind nach wie vor keine<br />

Seltenheit, sondern eher die Regel. Nur: Das ist weder typisch noch<br />

besonders hilfreich für das Bewältigen des Schulalltags. Daher sollte<br />

die Lehrerbildung sehr viel stärker als bisher auf alltagsbezogenes<br />

Erfahrungslernen, Teamarbeit der jungen Leute und konsequentes<br />

Lehrertraining unter besonderer Berücksichtigung von Innovation<br />

und Zeitökonomie setzen. Theorie und Praxis müssen möglichst<br />

konsequent verzahnt und nicht weiter eher unverbunden nebeneinander<br />

abgehandelt werden. Wer beizeiten lernt, eine pfiffige handlungs-,<br />

methoden- und kompetenzorientierte Stunde in maximal 30<br />

Minuten reflektiert vorzubereiten und übersichtlich zu archivieren,<br />

der wird sich später relativ leicht damit tun, seinen Unterricht dementsprechend<br />

zu planen und zu gestalten. Diesbezüglich gibt es in<br />

der Lehrerbildung noch viel zu tun. Mein neues Buch hilft dabei.<br />

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dr. Paul Schwarz.<br />

Heinz Klippert<br />

Unterrichtsvorbereitung leicht gemacht<br />

80 Bausteine zur Förderung selbstständigen<br />

Lernens, EUR 29,95, ISBN<br />

978-3-407-62798-8, 1. Aufl. 2012,<br />

318 Seiten, Broschiert<br />

Wie man lehrt, ohne zu belehren<br />

Lernen kann man nicht erzwingen, sondern lediglich anregen, fördern<br />

und begleiten. Damit dieses gelingt, müssen Lehrkräfte wissen,<br />

wie Lernen funktioniert, und sie müssen in der Lage sein, Lernprozesse<br />

zu initiieren, zu arrangieren, zu beraten und zu begleiten.<br />

Das Lernmodell LENA steht für Lebendigkeit und Nachhaltigkeit.<br />

Rolf Arnold leitet daraus 29 Regeln ab, die sowohl in der Schule als<br />

auch in der universitären oder Erwachsenenbildung helfen, typische<br />

Lehr-Lern-Situationen zu gestalten.<br />

Checklisten und Planungsraster sowie Instrumente zur Selbstreflexion<br />

unterstützen die Lehrenden bei der Umsetzung dieser<br />

neuen Unterrichtspraxis. Protokolle aus Weiterbildungsseminaren<br />

dokumentieren die Widerstände, aber auch das große Potenzial<br />

dieses Paradigmenwechsels. Arnold ermuntert zu einer vielfältigen<br />

und systemisch-professionellen Form des Umgangs mit dem Lernen<br />

- stets wertschätzend und ressourcenorientiert.<br />

„Das Buch von Rolf Arnold ist wieder ein Knaller, der voll in mein<br />

Konzept passt. Ich fühle mich bei meiner Lehrerausbildung nur<br />

noch sicherer.“ (Joachim Seibt, Landesinstitut für Lehrerbildung/<br />

Studienseminar Cottbus)<br />

Rolf Arnold: Wie man lehrt, ohne zu belehren, 29 Regeln für eine<br />

kluge Lehre, Das LENA-Modell , Mit einem Vorwort von Karl H.<br />

Pisec, 190 Seiten, 49 Abb., Kt, 2012<br />

Euro 17,95, ISBN 978-3-89670-838-0<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

23


Schulen<br />

Studientage „Rechtsextremismus im Alltag“<br />

Mit dem Angebot dieser neuen Informations- und Präventionsveranstaltung<br />

wendet sich ein breites Bündnis staatlicher und<br />

zivilgesellschaftlicher Organisationen an die Schüler/innen der<br />

weiter führenden allgemein bildenden und Berufsbildenden<br />

Schulen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Nach der erfolgreichen und viel<br />

beachteten Auftaktveranstaltung im Landtag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

am 18. September 2009 haben inzwischen 25 Veranstaltungen<br />

in Kooperation mit der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische<br />

Bildung im Weiterbildungszentrum Ingelheim stattgefunden,<br />

bei denen jeweils zwischen 100 und 120 Schüler/innen eines<br />

Jahrgangs, also insgesamt über 2.800 Jugendliche erreicht und<br />

über Erscheinungsformen und Gefahren des aktuellen Rechtsextremismus<br />

informiert wurden.<br />

Die umfangreiche mündliche und schriftliche Evaluation aller<br />

Veranstaltungen zeigt, dass das Studientagskonzept, das neben einer<br />

Filmvorführung und einem einführenden Vortrag auf die Mitarbeit<br />

der Jugendlichen in fünf verschiedenen Workshops setzt, bei den<br />

Schülerinnen und Schülern und den begleitenden Lehrkräften auf<br />

eine überzeugend positive Resonanz stößt.<br />

Nach jeder Veranstaltung finden Nachbereitungsgespräche mit<br />

Schulleitungen, Kollegien und SV-Vertreter/innen der teilnehmenden<br />

Schulen statt, um Vereinbarungen über die weitere Arbeit<br />

an diesem Thema in einer großen Bandbreite von Aktivitäten zu<br />

treffen und damit die angestrebte Nachhaltigkeit der Veranstaltung<br />

zu sichern.<br />

Rechtsextreme, fremden- und menschenfeindliche Einstellungen<br />

in Form von gelebter Intoleranz, autoritären Denkmustern, Ausgrenzung<br />

und Gewaltbereitschaft gegenüber Andersdenkenden,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund u. a. Minderheiten sind<br />

längst nicht mehr nur im rechtextremistischen Milieu angesiedelt,<br />

sie bestimmen zunehmend unsere Alltagswelt und reichen bis weit<br />

in die Mitte unserer Gesellschaft hinein.<br />

Mit diesem Problem haben auch die Schulen in vielfältigen Erscheinungsformen<br />

zu kämpfen: Schulhof-CDs, rechte Parolen,<br />

Fremdenfeindlichkeit und Mobbing, „alternative“ rechtslastige<br />

Freizeitangebote in sozialen Brennpunkten, sowie von der rechten<br />

Szene angebotene jugendspezifische Identifikationsangebote für<br />

Schülerinnen und Schüler, deren Schullaufbahn durch Misserfolge,<br />

fehlende Perspektiven und Scheitern gekennzeichnet ist. Manchmal<br />

werden solche Identifikationsmuster und auch das Verhalten<br />

beeinflussenden „Werte“ am entsprechenden „Outfit“ sichtbar und<br />

daran, dass rechtsextremistische Symbole getragen werden - letzteres<br />

entweder provokativ offen oder auch unscheinbarer auf Schulmappe<br />

und anderen Schulutensilien.<br />

Auch die Schule muss dringlich angemessene Strategien der Intervention<br />

und vor allem der Prävention entwickeln. Sie benötigt<br />

hierfür Unterstützung auch durch außerschulische Partnerinstitutionen.<br />

Damit sich Schulen aktiv und dauerhaft mit dem Thema<br />

Rechtsextremismus auseinandersetzen können, werden ergänzend<br />

zu den bisherigen Angeboten des Landes und der Kommunen,<br />

schülerbezogene Informations- und Präventionsmaßnahmen durchgeführt.<br />

In Verbindung mit Trägerinstitutionen der politischen<br />

Jugendbildung sollen Schüler/innen eines ganzen Jahrgangs (9./10.<br />

Klassen) über die Ziele, die Methoden und die damit verbundenen<br />

Gefahren rechtsextremistischer Organisationen und ihrer (Freizeit-)<br />

Angebote informiert und zugleich für demokratische Alternativen<br />

sensibilisiert werden.<br />

Die Studientage „Rechtsextremismus im Alltag“ versuchen einen<br />

Überblick zur aktuellen Situation zu geben, Gefahren bis hin zu<br />

zunehmender rechtsextrem motivierter Gewaltbereitschaft und<br />

Lösungsansätze aufzuzeigen. Nach einführenden Filmen und<br />

Vorträgen erhalten die Jugendlichen Gelegenheit sich mit den<br />

Themen „rechtsextreme Musik“, „Rechtsextremismus im Internet“,<br />

„Rechtsextremismus und Gewalt“ und „Menschenrechte statt<br />

Fremdenfeindlichkeit“ in Workshops und Arbeitsgruppen aktiv<br />

auseinander zu setzen.<br />

Im Anschluss an den Studientag werden mit den beteiligten Schulen<br />

(Leitung, Kollegium, Schülervertretung und Schulelternbeirat)<br />

weitere Maßnahmen vereinbart, um die Nachhaltigkeit der Informations-<br />

und Präventionsveranstaltung zu sichern.<br />

Die Studientage „Rechtsextremismus im Alltag“ erfreuen sich großer<br />

Beliebtheit: Seit September 2009 haben bereits 25 Schulen und über<br />

2.800 Schülerinnen und Schülern das Präventionsangebot genutzt.<br />

Um der hohen Nachfrage, welche die Kapazitäten weit übersteigt,<br />

erfüllen zu können, wurden inzwischen in mehreren Durchgängen<br />

insgesamt über 30 Lehramts-Studierende ausgebildet. Nach<br />

mehreren Hospitationen und einem Intensiv-Workshop führen<br />

sie seit März 2010 in Zusammenarbeit mit erfahrenen Referenten<br />

die Studientage eigenständig durch. In mehreren Fortbildungen<br />

und im ständigen Erfahrungsaustausch grundlegend informiert<br />

und sensibilisiert für dieses wichtige gesellschaftspolitische Thema<br />

nehmen sie die inhaltlichen und methodischen Erfahrungen mit<br />

ins Referendariat und in ihre Ausbildungsschulen.<br />

Die Nachfrage nach den Studientagen ist ungebrochen hoch. „Wir<br />

erhalten beständig neue Anfragen von Schulen. Mit dem Angebot<br />

der Studientage treffen wir anscheinend einen großen Bedarf der<br />

Schulen“, so Hans Berkessel, der die Studientage koordiniert.<br />

Kürzere Wartezeiten für die Schulen erhoffen sich die Veranstalter<br />

von der Ausweitung des Studientagsangebots, das durch zusätzlich<br />

bereit gestellte Mittel, insbesondere des Bildungsministeriums, möglich<br />

wird. Allein in diesem Jahr werden insgesamt 15 Studientage<br />

durchgeführt werden; zwei davon in Ludwigshafen mit dem neuen<br />

Kooperationspartner, dem Heinrich-Pesch-Haus. Um diese größere<br />

Zahl bewältigen zu können, wurde im Januar eine neue Gruppe von<br />

Studierenden ausgebildet, die nach Hospitationen bei mehreren<br />

Studientagen als Referenten und Moderatoren zum Einsatz kommen<br />

sollen. So können noch mehr Schulen das Angebot nutzen.<br />

Für die folgenden Studientage sind noch Bewerbungen möglich:<br />

Dienstag, 14. August; Dienstag, 4. September; Freitag, 7. September<br />

(Heinrich-Pesch-Haus, Ludwigshafen); Mittwoch, 12. September;<br />

Mittwoch, 19. September; Montag, 15. Oktober und Mittwoch,<br />

24. Oktober 2012.<br />

Die Bewerbungen werden nach dem Datum des Eingangs und nach<br />

Kriterien einer schulart- und regionalbezogenen Verteilung von den<br />

Veranstaltern ausgewählt.<br />

Für die bis zu 100 teilnehmenden Schüler/innen der Schule wird<br />

lediglich ein Teilnehmerbeitrag von 8,- Euro für Essen und Getränke<br />

erhoben, alle übrigen Kosten (auch die Reisekosten) werden von den<br />

Veranstaltern übernommen. Bewerbungen per Mail (oder Fax) an:<br />

HansBerkessel@aol.com; Fax-Nr.: 06132/87 927.<br />

pm<br />

24 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Hochschulen<br />

Nachruf auf Prof. Dr. Hans Pfaffenberger<br />

Prof. Dr. Pfaffenberger ist am 1. März 2012, kurz vor seinem<br />

90. Geburtstag, in Trier gestorben. Hans Pfaffenberger<br />

studierte nach der Kriegsgefangenschaft in Kanada bis 1948<br />

Psychologie an der Universität Münster, arbeitete dann bis<br />

1954 in der Heimerziehung und Erziehungsberatung, war<br />

gleichzeitig Dozent an sozialpädagogischen Ausbildungsstätten<br />

und dann Leiter der späteren Höheren Fachschule für<br />

Sozialarbeit der Arbeiterwohlfahrt in Düsseldorf. Von 1968<br />

bis 1977 hatte er an der Universität Konstanz die bundesweit<br />

erste Professur für Sozialarbeit inne, von 1975 bis zu seiner<br />

Emeritierung war er Professor für Sozialpädagogik an der<br />

Universität Trier.<br />

Er vertrat vehement die These, dass Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

keine zwei verschiedenen Berufe seien, auch<br />

keine zwei separate wissenschaftlichen Disziplinen. Seiner<br />

Auffassung nach, die er in seinen zahlreichen professionstheoretischen<br />

Publikationen vertreten hat, überschneiden<br />

sich beide Richtungen so weit, dass sie - entsprechend der<br />

von ihm entworfenen Konvergenztheorie - nur als Einheit<br />

zu verstehen sind. Dass diese Einheit inzwischen durch den<br />

Begriff „Soziale Arbeit“ hergestellt ist, konnte Pfaffenberger<br />

in seinen letzten Lebensjahren mit Befriedigung zur Kenntnis<br />

nehmen. Trotzdem hat er viele der aktuellen Entwicklungen<br />

sorgenvoll zur Kenntnis genommen: In erster Linie den<br />

allgemeinen Sozialabbau, verbunden mit dem spezifischen<br />

Abbau von Sozialstaatlichkeit.<br />

Hans Pfaffenberger wurde 1965 Mitglied der <strong>GEW</strong> Baden-<br />

Württemberg und wechselte 1976 zum LV <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Mir hat er als seinem damaligen Mitarbeiter wichtige Impulse<br />

zum (Wieder-) Aufbau der LFG Hochschulen gegeben.<br />

Pfaffenberger war Träger der Marie-Juchacz-Plakette des<br />

Bundesverbandes der AWO<br />

Günther Sander<br />

Studie zur Situation von Hiwis<br />

Studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an<br />

den Hochschulen und Forschungseinrichtungen nicht<br />

mehr wegzudenken - bis zu 400.000 von ihnen betreiben<br />

Literatur- und Internetrecherchen, fotokopieren, beschaffen<br />

Bücher und Zeitschriftenaufsätze in Bibliotheken,<br />

redigieren Texte, geben Daten ein, betreuen ihre Kommilitoninnen<br />

und Kommilitonen in Lehrveranstaltungen<br />

und helfen bei deren Vorbereitung, sie leiten Tutorien,<br />

beaufsichtigen Klausuren, bereiten Tagungen vor, transkribieren<br />

Interviews, werten Daten aus und erstellen<br />

Statistiken, führen Laborarbeiten aus und überwachen<br />

Geräte ...<br />

Wie aber sieht die Situation der studentischen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter tatsächlich aus? Das haben Alexander<br />

Lenger, Christian Schneickert und Stefan Priebe<br />

in einer durch die Max-Traeger-Stiftung geförderten<br />

Studie untersucht, die die <strong>GEW</strong> jetzt veröffentlicht. Die<br />

Studie gibt einen einmaligen Überblick über die Lage der<br />

studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im deutschen<br />

Hochschul- und Forschungssystem. Knapp 4.000<br />

Personen wurden befragt, darüber hinaus vorhandene<br />

Daten und Studien ausgewertet. Erstmals liegen umfassende<br />

Informationen zum Profil, zu den Beschäftigungsverhältnissen<br />

und Arbeitsbedingungen der studentischen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.<br />

Die Studie ist online verfügbar unter http://www.gew.de/<br />

Publikationen_Beschaeftigte_in_Hochschule_und_Forschung.html#Section26507<br />

Die Veröffentlichung kann auch im <strong>GEW</strong>-Shop bestellt<br />

werden: Studie zur Lage Studentischer MitarbeiterInnen<br />

(Artikelnummer:1443). Verfügbarkeit: sofort lieferbar.<br />

2,00 Euro inkl. 19% MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Didaktik im Fokus. Neue Wege in der Lehrerbildung<br />

Die Tagung nimmt die Didaktik als Ausgangspunkt,<br />

um neue Wege in der Lehrerbildung aufzuzeigen. Dabei<br />

gilt es vor allem, die Herausforderungen zunehmend<br />

komplexer werdender Wissensstrukturen und die damit<br />

einhergehende Forderung nach einer stärkeren Kompetenzorientierung<br />

bei der Gestaltung didaktischer Lehr-/<br />

Lernsettings zu berücksichtigen.<br />

Teilweise wurde auf diese Herausforderungen im Zuge<br />

der Umstellung der Lehrerbildung an den Universitäten<br />

mit einer Stärkung der bildungswissenschaftlichen und<br />

fachdidaktischen Anteile reagiert. Damit werden die<br />

unterschiedlichen Disziplinen, aber auch alle an der<br />

Lehrerbildung beteiligten Institutionen vor neue Aufgaben<br />

gestellt, deren Bewältigung nur dann synergetische<br />

Effekte erzeugen kann, wenn sie gemeinschaftlich, d.h.<br />

interdisziplinär und interinstitutionell bearbeitet wer-<br />

den. Um die Aneignung vernetzter Wissensstrukturen<br />

zu ermöglichen, ist es daher unumgänglich, Vernetzung<br />

bereits bei der Planung von Lernszenarien konsequent<br />

mitzudenken und in einem geeigneten Veranstaltungsbzw.<br />

Unterrichtsarrangement umzusetzen.<br />

Welche neuen Wege in diesem Zusammenhang bereits<br />

beschritten wurden oder wir in Zukunft noch „anlegen“<br />

müssen, soll im Rahmen der Tagung gemeinsam diskutiert<br />

und erarbeitet werden.<br />

Termin: Freitag, 14. September 2012, Zeit: 9.00 bis 17.15<br />

Uhr, Ort: TU Kaiserslautern, Gebäude 42, Foyer<br />

pm<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

25


Generation 60+<br />

Die <strong>GEW</strong> gratuliert …<br />

... im August 2012<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Frau Friedel Grützmacher<br />

Pestalozzistr. 99 a · 10625 Berlin<br />

03.08.1942<br />

Herrn Klaus Buchmann<br />

Vierzehn Eichen 9 · 56154 Boppard<br />

05.08.1942<br />

Herrn Erwin Leonhard<br />

Weinstr 12 · 67480 Edenkoben<br />

11.08.1942<br />

Herrn Rüdiger Quaer<br />

Gartenstr. 5 · 66871 Ehweiler<br />

15.08.1942<br />

Herrn Edgar Werner Fried<br />

Pfingstborn 64 · 67806 Rockenhausen<br />

28.08.1942<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Frau Marianne Clade<br />

Augustinergäßchen 10 · 55116 Mainz<br />

11.08.1937<br />

Herrn Dr. Hermann Weber<br />

Friedenstr. III · 67657 Kaiserslautern<br />

29.08.1937<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Herrn Otto Altvater<br />

Am Fluerchen 13 · 55758 Oberreidenbach<br />

07.08.1932<br />

Frau Helga Henkes<br />

Ziegelhuette 25 · 66484 Schmitshausen<br />

19.08.1932<br />

zum 85. Geburtstag<br />

Herrn Hans Gerhard Helzer<br />

Auf dem Steinchen 6 · 57610 Altenkirchen<br />

12.08.1927<br />

Herrn Manfred Boerder<br />

Hochstr. 6 · 56566 Neuwied<br />

15.08.1927<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Herrn Walter Heckmann<br />

Rotsteigstrasse 14 · 67814 Dannenfels<br />

30.08.1926<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Herrn Rudolf Eschenfelder<br />

Stresemannstr. 63 · 67663 Kaiserslautern<br />

04.08.1925<br />

Herrn Herbert Orschiedt<br />

Elisenhöhe 26 · 55411 Bingen<br />

04.08.1925<br />

Frau Waltraud Schank<br />

Alten u. Pflegeheim/Ramsener Str. 28<br />

67310 Hettenleidelheim<br />

05.08.1925<br />

Frau Irene Staudt<br />

Friedr.-August-Str 41 · 55765 Birkenfeld<br />

10.08.1925<br />

Frau Katharina Bayer<br />

Fruchthallstr. 6 · 67655 Kaiserslautern<br />

18.08.1925<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Frau Adelheid Hagen<br />

Luisenstr. 4 · 77709 Wolfach<br />

02.08.1924<br />

Der Landesvorstand<br />

... im September 2012<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Werner Breuder<br />

Kirchstr. 50 · 55234 Framersheim<br />

08.09.1942<br />

Herrn Horst Emrich<br />

Wingertstr. 20 · 66887 Rutsweiler/Glan<br />

10.09.1942<br />

Frau Ingeborg Storck<br />

Untere Klepp 1 · 55758 Vollmersbach<br />

11.09.1942<br />

Herrn Klaus Michels<br />

Steinackerring 39 · 54608 Bleialf<br />

14.09.1942<br />

Herrn Hubert Potthoff<br />

Eichendorffstr. 9 · 67304 Eisenberg<br />

24.09.1942<br />

Herrn Henning Reiser<br />

Gaustr. 54 c · 67098 Bad Dürkheim<br />

27.09.1942<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Konrad Woede<br />

Am Zollhafen 10 · 55118 Mainz<br />

06.09.1937<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Frau Gertrud Pfannhuber<br />

Hauptstr. 31 · 76872 Hergersweiler<br />

11.09.1932<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Frau Hedi Goettel<br />

St.-Quentin-Ring 49 · 67663 Kaiserslautern<br />

21.09.1926<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Frau Gertrud Scherer<br />

Stresemannstr. 86 · 67663 Kaiserslautern<br />

06.09.1924<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Frau Liselotte Ludwig<br />

Kirchheimbolander Str. 15 · 67294 Stetten<br />

08.09.1923<br />

zum 90. Geburtstag<br />

Herrn Karl-Heinz Rimmel<br />

Pirmasenser Str. 80 · 67655 Kaiserslautern<br />

01.09.1922<br />

zum 92. Geburtstag<br />

Frau Hilde Goettel<br />

Bahnhofstr. 5 · 66871 Theisbergstegen<br />

29.09.1920<br />

Der Landesvorstand<br />

26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Generation 60+ / Tipps + Termine<br />

<strong>GEW</strong> besuchte den 10. Seniorentag in Hamburg<br />

Die Sitzung des Bundesseniorenausschusses, in ihm sind<br />

die LandesseniorenvertreterInnen der einzelnen <strong>GEW</strong>-<br />

Landesverbände vertreten, fand vom 03. - 05.05.2012 in<br />

Hamburg statt. Zur gleichen Zeit fand auch der 10. Deutsche<br />

Seniorentag im Congress Center Hamburg statt. Die<br />

Seniorentage werden von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen (BAGSO) ausgerichtet. Die in<br />

der BAGSO zusammengeschlossenen Organisationen, z.<br />

Zt. 109 Verbände mit rund 13 Millionen Mitgliedern, setzen<br />

sich für ein selbstbestimmtes, aktives und engagiertes<br />

Älternwerden in sozialer Sicherheit ein. Deshalb stand der<br />

Seniorentag unter dem Motto: „JA zum Alter“. Die <strong>GEW</strong>,<br />

besonders der BSA, arbeitet in zwei Fachkommissionen<br />

aktiv mit, und zwar in den Fachkommissionen „Aktuelle<br />

Fragen der Seniorenpolitik“ und „Neue Medien“.<br />

Der Seniorentag bietet den Besuchern Informationen zu<br />

Themen wie „gesundheitliche und finanzielle Vorsorge“,<br />

„altersgerechtes Wohnen“ sowie „ehrenamtliches Engagement“.<br />

Die <strong>GEW</strong> brachte sich in dem Forum „Ja zum Alter in<br />

sozialer Sicherheit“ ein. Die soziale Sicherheit im Alter ist<br />

ein zentrales gesellschaftliches Thema. In drei Themenblöcken<br />

wurden die Zuhörer über den Zusammenhang<br />

von Rentenniveau und Kaufkraftverlusten, über den<br />

Handlungsbedarf zur Vermeidung von Altersarmut und<br />

Perspektiven für altersgerechte Arbeitsbedingungen sowie<br />

über neue Modelle zum Übergang in den Ruhestand<br />

Büchertipps von Antje Fries<br />

Kunst mit Kindern<br />

„Mit Kindern moderne Kunst entdecken“ von Stefan<br />

Padrok liefert kreative Ideen für die Klassen 2 bis 4 auch<br />

für fachfremd unterrichtende KollegInnen: Picasso,<br />

Giacometti und Otmar Alt werden ebenso vorgestellt<br />

wie Niki de Saint Phalle oder David Hockney, und zum<br />

Ende des Buches gibt es zwei Kapitel über den Besuch<br />

bei einem Künstler im Atelier und Kunst am Bau. Die<br />

Arbeitsanregungen sind mit zahlreichen praktischen<br />

Tipps versehen. Leider fehlen die Originale der großen<br />

Meister im Buch, dafür sind sie auf der beiliegenden CD<br />

zusammen mit Materiallisten, Kopiervorlagen, Schüler-<br />

Beispielen und geplanten Unterrichtsabläufen enthalten.<br />

Für die Kita ist „Von Sprühflaschen-Graffiti bis Fußmalerei“<br />

gedacht, in dem Gaby Müller anhand von schönem<br />

Bildmaterial zeigt, wie der Traum vom Fliegen umgesetzt<br />

werden kann, wie T-Shirts gebatikt werden, wie Filzen,<br />

Pappmaschee, Mosaike und Ytong-Kunst funktionieren.<br />

Auch Jahreszeitliches ist enthalten. Rundum ein buntes,<br />

anregendes Buch!<br />

Stefan Padrok: Mit Kindern moderne Kunst entdecken.<br />

Berlin 2012. 96 Seiten + CD, 22,95 Euro. ISBN 978-<br />

3-637-015951<br />

Gaby Müller: GroßARTige Kunsttechniken für die Kita.<br />

informiert. Ein weiterer Themenblock „JA zum selbstbestimmten<br />

und nachbarschaftlichen Wohnen im Alter“<br />

fand bei den Besuchern großen Anklang. Hier wurde<br />

anhand von Beispielen aufgezeichnet, wie neue Wohnformen<br />

im Alter in der Praxis aussehen können.<br />

Natürlich wurden auch Themen, wie „gesund älter<br />

werden“, „Mobilität im Alter“, „lebenslanges Lernen“,<br />

„Vorsorge und Pflege“ angesprochen und diskutiert.<br />

Neben den Vorträgen lief in den Ausstellungshallen die<br />

„SenNova“. Auf dieser Messe waren 220 Aussteller aus<br />

den verschiedensten Bereichen der Gesundheit, Mobilität,<br />

Pflege und Vorsorge. So konnten Besucher auf einem<br />

Bewegungs-. Osteoporose- und Gedächtnisparcours sich<br />

über den eigenen Gesundheitszustand informieren und<br />

beraten lassen. Auf dem Rundgang erfuhr man an kleineren<br />

Ständen Möglichkeiten der Wohnraumanpassung,<br />

oder verschiedene Seniorenresidenzen und Pflegeheime<br />

stellten sich vor. Die Angebote der Mobilität im Alter<br />

waren sehr umfangreich und informativ. Auch hier sah<br />

man eine deutliche Verbesserung in den dargestellten<br />

Hilfsmitteln. Wie auch vor drei Jahren hatte die <strong>GEW</strong><br />

einen Infostand auf der SenNova.<br />

Die LandesseniorenvertreterInnen im Bundesseniorenausschuss<br />

fanden den 10. Deutschen Seniorentag sehr aufschlussreich,<br />

man konnte neue Eindrucke sammeln und<br />

erfuhr viel Neues. Man sprach sich dahin aus, sich wieder<br />

beim nächsten Seniorentag der BAGSO zu engagieren.<br />

Hedda Lungwitz, Vors. des Landesseniorenausschusses<br />

Von Sprühflaschen-Graffiti bis Fußmalerei. Mülheim<br />

2012. 80 Seiten, 20,50 Euro. ISBN 978-3-8346-09243<br />

Nawi und Technik<br />

Von der Wahrnehmung zum Experiment leitet Martin<br />

Kramer in „Naturwissenschaft in der Grundschule“: Von<br />

den fünf Sinnen über Experimente in Gruppen (z.B. zur<br />

Raumwahrnehmung) und Geheimschriften und Codes<br />

bis hin zu allerlei fliegenden Wundern, Brücken und anderen<br />

Konstruktionen versteht es der Autor, spannende<br />

Versuche zu beschreiben und mittels ausdrucksstarker<br />

Fotos zu illustrieren, wie das in der Praxis gelingen kann.<br />

Wer mit dem Vorgänger „Mit Erbsen und Zahnstochern<br />

zur Mathematik“ Spaß hatte, wird hier mit den Schwerpunkten<br />

Wahrnehmung und Bewegung begeistert weiter<br />

experimentieren können.<br />

Und wer sich nun ärgert, nicht in der Grundschule zu<br />

unterrichten, dem sei hier „Kiwi im Joghurt- schmeckt<br />

nicht?!“ empfohlen, ein Arbeitsbuch zur Lebensmittelkunde<br />

für die Klassen 5 bis 8. Kathrin Sebastian macht<br />

Brause, Joghurt und Margarine selber, zaubert mit Eiern,<br />

verrät das Rezept zur perfekten Salatsauce und liefert<br />

weiterhin Wissens- und Versuchenswertes zu Gemüse,<br />

Getreide, Obst und Süßwaren. Ein gut gemachtes und<br />

umfangreiches Buch, aber Vorsicht: Einige Themen<br />

könnten doch schon aus der Grundschule bekannt sein.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

27


Tipps + Termine<br />

Wer lieber in den Werkraum statt in die Küche geht, dem<br />

kann Wilfried Bruckmanns „Grundwissen Technikunterricht“<br />

für die Klassen 7 und 8 helfen: Die Sammlung an<br />

Arbeitsblättern beinhaltet eine allgemeine Einführung<br />

und Schwerpunkte zu den Themen Messen und Zeichnen.<br />

Auf Löten, Anreißen und Informationstechnik wird<br />

ebenfalls eingegangen<br />

Martin Kramer: Naturwissenschaften in der Grundschule.<br />

Weinheim 2012. 118 Seiten, 19,95 Euro. ISBN 978-3-<br />

407-628046<br />

Kathrin Sebastian: Kiwi im Joghurt - schmeckt nicht?!<br />

Mülheim 2012. 112 Seiten, 20,90 Euro. ISBN 978-3-<br />

8346-09649<br />

Wilfried Bruckmann: Grundwissen Technikunterricht.<br />

Mülheim 2011. 152 Seiten, 21,80 Euro. ISBN 978-3-<br />

8346-08963<br />

Sommerurlaub? Klassenbücherei?<br />

Ein musikalisches Erlebnis zum Mitsingen und Nachspielen<br />

ist „Die Seefahrt nach Rio“ mit Texten von James<br />

Krüss. Die passenden Lieder stammen von Wolfgang von<br />

Henko, und gesungen und gesprochen hat Nicki von<br />

Tempelhoff mit einem Kinderchor. So machen sieben<br />

Kinder eine Weltreise nach Rio. Dass dabei die heimische<br />

Wohnung die Requisitenkammer ist, das ist wohl höchstens<br />

für ordnungsliebende Eltern ein Problem. Wenn<br />

aber das Sofa zum Schiff werden darf und der Besen<br />

den Fahnenmast abgibt, kann die „Tolle Lotte“ in See<br />

stechen, sodass die Wormser Kita, die Landauer Grundschule<br />

und der Hort in Trier schon bald den Zuckerhut<br />

in Sicht haben.<br />

Falls die Seefahrt eine Klassenfahrt sein sollte, passt gut<br />

„Meine Klassenfahrt und ICH“ von Bettina Domzalski in<br />

den Rucksack: Das Planungs-, Mitmach-, Bastel-, Kritzel-,<br />

Spielebuch eignet sich für Kinder auf Klassenfahrt, aber<br />

auch als Anregung für alle, die ihre Tage in der Jugendherberge<br />

einmal anders dokumentieren lassen möchten.<br />

Sollte Lesestoff für unterwegs oder auch einfach die Klassenbücherei<br />

fehlen, gibt es „Der kleinste Dinosaurier“<br />

von Julia Donaldson und Axel Scheffler. Auf der Suche<br />

nach einem geeigneten Platz zur Eiablage macht die Dinosaurierin<br />

Hypsilophodon unfreiwillig eine Zeitreise,<br />

aber viel Zeit, um sich darüber zu wundern, hat sie nicht,<br />

denn bald halten sie ihre 13 Jungen auf Trab - und die<br />

Begegnung mit dem knallroten Traktosaurus ... Gewohnt<br />

witziger Lesestoff für Kinder und Klassen ab sechs Jahren!<br />

Eher als Vorlese- und Mitmachbücher für die Kita taugen<br />

zwei neue, richtig schöne Bilderbücher: „Wo wächst der<br />

Pfeffer“ von Brigitte Raab und Manuela Olten erklärt<br />

schlicht und einfach die Geheimnisse unserer Erde.<br />

Warum halten Bären Winterruhe? Weil ihnen keine<br />

Winterjacke passt und es ihnen ohne Jacke draußen zu<br />

kalt wäre. Klar! Das witzige Bild dazu erklärt alles - oder<br />

doch nicht? Auf der Folgeseite wird die Frage dann tatsächlich<br />

geklärt, und so geht es mit einigen Fragen, die<br />

Kinder gerne stellen. So lernen wir auch nebenbei, dass<br />

Schnecken ein Haus tragen, weil sie gern Campingurlaub<br />

machen. Oder dass Wale keine Fische sind, weil sie ja<br />

schließlich in kein Aquarium passen würden. Das Büchlein<br />

gibt jede Menge Gesprächsanlässe, wenn die Fragen<br />

debattiert werden müssen, bevor die Auflösung kommt,<br />

und in der eigenen Kita-Gruppe erweitert werden kann<br />

das Werk natürlich auch!<br />

Was passiert, „Wenn Fuchs und Hase sich Gute Nacht<br />

sagen“, das lernen wir von Kathrin Schärer: Es dauert eine<br />

ganze Weile, bis der kleine Hase den schrecklichen Fuchs<br />

überzeugt hat, ihn nicht gleich zu fressen. Auch seinem<br />

Hasenpapa verbietet er, mit dem Nudelholz zuzuschlagen,<br />

als der Fuchs endlich eingenickt ist. Das Hasenkind findet<br />

stattdessen eine ebenso friedliche wie sichere Lösung für<br />

die Hasenfamilie - an dem Ort, an dem sich Fuchs und<br />

Hase Gute Nacht sagen.<br />

James Krüss: Die Seefahrt nach Rio. Hamburg 2012. CD<br />

12,95 Euro. ISBN 978-3-942587259<br />

Bettina Domzalski: Meine Klassenfahrt und ICH.<br />

Weinheim 2012. 96 Seiten, 5,95 Euro. ISBN 978-3-<br />

407-743374<br />

Julia Donaldson/Axel Scheffler: Der kleinste Dinosaurier.<br />

Weinheim 2012. 80 Seiten, 5,95 Euro. ISBN 978-3-47-<br />

785770<br />

Brigitte Raab/Manuela Olten: Wo wächst der Pfeffer?<br />

Weinheim 2012. 32 Seiten, 5,95 Euro. ISBN 978-3-<br />

407-761064<br />

Kathrin Schärer: Wenn Fuchs und Hase sich Gute Nacht<br />

sagen. Weinheim 2012. 32 Seiten, 5,95 Euro. ISBN<br />

978-3-407-761088<br />

Vertrauensleutetag<br />

am 3. September 2012<br />

Der nächste Vertrauensleutetag findet am 3.September<br />

2012 im Erbacher Hof in Mainz statt.<br />

Bitte merkt euch schon jetzt den Termin vor. Ihr werdet<br />

die Einladung rechtzeitig vor den Ferien auf unserer<br />

Homepage und in eurer Post vorfinden.<br />

Bitte meldet euch dann möglichst frühzeitig an, da die<br />

Veranstaltung doch recht bald nach den Sommerferien<br />

terminiert ist.<br />

Freundliche Grüße<br />

Henning Caspari, VB Vertrauensleute<br />

Richtigstellung:<br />

Debus Pädagogik statt Beltz<br />

In der letzten Ausgabe der <strong>GEW</strong>-Zeitung erschien eine<br />

Rezension aus dem Verlag „Debus Pädagogik“, einem<br />

Tochterverlag des Wochenschau-Verlages, über das<br />

Buch „Differenzierung in heterogenen Lerngruppen“<br />

von Frank Müller.<br />

Versehentlich wurde dabei Beltz als Verlag angegeben.<br />

Durch diesen ärgerlichen Fehler war es für potentielle<br />

Käufer schwerer, das Buch zu finden.<br />

Wir bitten, dies zu entschuldigen.<br />

red.<br />

28 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Tipps + Termine<br />

Besuch aus Südafrika<br />

Die Leiterinnen des Homes für Kids in South Africa (HOKISA) Eunice Mbjanawa<br />

und Robyn Cohen kommen zur <strong>GEW</strong> nach Mainz.<br />

Homes for Kids in South Africa (HOKISA) ist ein Heim für<br />

von HIV/AIDS betroffene Kinder im südafrikanischen Township<br />

Masiphumelele bei Kapstadt. Die <strong>GEW</strong> unterstützt die<br />

Arbeit von Hokisa durch Spenden des Heinrich-Rodenstein-<br />

Fonds seit mehr als 10 Jahren. HOKISA steht für „Homes<br />

for Kids in South Africa“ und wurde 2001 von Lutz van Dijk,<br />

einem deutsch-niederländischen Autor, ehemaligen Lehrer<br />

und <strong>GEW</strong>-Aktivisten gemeinsam mit Karin Chubb, einer südafrikanischen<br />

Dozentin der Universität Kapstadt gegründet.<br />

HOKISA bietet Versorgung und Betreuung für Kinder<br />

mit HIV/AIDS. Die beiden Leiterinnen von HOKISA,<br />

Eunice Mbjanawa und Robyn Cohen, kommen am<br />

27.09.12 nach Mainz. Hierzu findet eine Informationsveranstaltung<br />

im DGB-Haus statt; sie beginnt ab 17.00<br />

Uhr. Wir freuen uns über zahlreiche TeilnehmerInnen.<br />

Mit Unterstützung der Bewohner des Townships Masi-<br />

phumelele wurde das erste Haus für Kinder gebaut und<br />

im Dezember 2002 durch Erzbischof Desmond Tutu<br />

eingeweiht. Mittlerweile finden 17 Kinder im Alter von<br />

8 Monaten bis 14 Jahren hier ein Zuhause. Die Mitarbeiter<br />

sind ehemals arbeitslose Township-Bewohner,<br />

die das Heim mit großem Engagement führen und den<br />

Kindern Geborgenheit und Sicherheit bieten. Neben der<br />

Betreuung der Kinder werden auch Schulungen zu den<br />

Themen AIDS-Prävention, Verhütung, Medikation und<br />

Ernährung für Townships-Bewohner/innen abgehalten.<br />

Im November 2005 weihte Erzbischof Desmond Tutu<br />

das zweite Haus, das ‚Peace House‘, ein, das erstmals<br />

für Mitarbeiter/innen des Projektes und von HIV/<br />

AIDS betroffene Jugendliche, die bisher in ungeeigneten<br />

Behausungen im Township leben mussten, eigene Wohnungen<br />

zur Verfügung stellt. Die <strong>GEW</strong> hat HOKISA<br />

seit der Gründung regelmäßig mit Spenden aus Mitteln<br />

des Heinrich-Rodenstein-Fonds unterstützt. Unser Landesvorsitzender<br />

Klaus-Peter Hammer hat letztes Jahr im<br />

Rahmen des Weltkongresses der Bildungsinternationalen<br />

das Township Masiphumelele und HOKISA besucht und<br />

war von der Arbeit vor Ort sehr beeindruckt und begeistert.<br />

Er hat deshalben die beiden Kolleginnen anlässlich<br />

ihrer Deutschlandreise 2012 zur <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

eingeladen, damit sie von ihrer Arbeit berichten können<br />

und das Projekt vorstellen können.<br />

Letztes Jahr stand die Einrichtung kurz vor der Schließung,<br />

dies konnte in letzter Minute verhindert werden.<br />

Es wäre schön, wenn es uns gelingen würde, durch mehr<br />

Spendengelder diese wichtige Arbeit zu unterstützen.<br />

red<br />

Hinweis zum Spendenkonto:<br />

Heinrich-Rodenstein Fonds, Konto-Nr. 1 707 274 700<br />

BLZ 500 101 11, SANTANDER Bank Frankfurt am<br />

Main, Stichwort: HOKISA<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

29


Tipps + Termine<br />

Was glaubst Du?<br />

Die neue Ausgabe der Reihe „Was geht?“ der Bundeszentrale<br />

für politische Bildung thematisiert die verschiedensten<br />

Facetten des Islam. Muslime essen kein<br />

Schweinefleisch, beten fünfmal am Tag und lassen Frauen<br />

nicht Autofahren - Tatsache oder Vorurteil? „Was glaubst<br />

du? Das Islam-Heft“ lädt junge Menschen ein, sich mit<br />

Fragen dieser Art zu beschäftigen. Das Arbeitsheft und<br />

die pädagogische Handreichung sind ab sofort kostenlos<br />

und im Klassensatz im Online-Shop der bpb bestellbar.<br />

„Was geht?“ ist eine Publikationsreihe der bpb, die speziell<br />

für die Arbeit mit Jugendlichen an Schulen oder in der<br />

Jugendarbeit entwickelt wurde. Jede Ausgabe besteht aus<br />

einem Heft für Jugendliche und einer Handreichung für<br />

Pädagogen. Das Jugendheft zeichnet sich durch eine emotionale<br />

Ansprache, das Vermeiden langer Ausführungen<br />

und ein altersgemäßes Layout aus, was die Auseinandersetzung<br />

auch mit schwierigen Themen vereinfacht.<br />

In der Reihe „Was geht?“ sind bisher folgende Titel<br />

erschienen: Marken-Freak oder Fashion-Opfer, Macher<br />

oder Mitläufer, Mit oder ohne? Das Heft zum Kopftuch,<br />

Gossip-Girl oder Burger-King? Das Heft zum American<br />

Way of Life.<br />

Was geht? Nr. 1/2012, Was glaubst Du? Das Islam-Heft<br />

Bestellnummer Arbeitsheft: 9.592<br />

Bestellnummer Begleitheft: 9.593<br />

Zu bestellen bei: www.bpb.de/wasgeht<br />

pm<br />

Schulklassen und Kitas auf den Strassen der Römer<br />

Rund 100 römische Sehenswürdigkeiten und über 50 pädagogische<br />

Angebote für Schulklassen und Kindergärten<br />

und Kindertagesstätten findet man auf den Straßen der<br />

Römer im Großraum um Trier. Im September 2012 und<br />

April 2013 bietet die Kooperation drei Fachtagungen zum<br />

Erbe der Römer speziell für Pädagogen an.<br />

Diese sollen interessierten Pädagoginnen und Pädagogen<br />

nähere Informationen und Anregungen zum handlungsorientierten<br />

Lernen an außerschulischen Lernorten auf<br />

den Straßen der Römer geben. Im Rahmen der Veranstaltungen<br />

finden unter anderem Info-Märkte statt, auf<br />

denen Museen und Bildungseinrichtungen ihre Angebote<br />

für Schule und Kita präsentieren. In Workshops können<br />

die Teilnehmer innovative Beispiele aus der Praxis kennen<br />

lernen und selbst ausprobieren. Die Veranstaltungen rich-<br />

ten sich an LehrerInnen, ErzieherInnen, ModeratorInnen,<br />

Studierende, pädagogische Fachkräfte, MuseumspädagogInnen<br />

sowie alle, die sich als Multiplikatoren im Sinne<br />

der Bildung für nachhaltige Entwicklung verstehen.<br />

Termine und Veranstaltungsorte:<br />

12. Sept. 2012 im Naturzentrum Eifel in Nettersheim<br />

26. Sept. 2012 im Rheinischen Landesmuseum in Trier<br />

24. April 2013 im Römermuseum in Homburg-Schwarzenacker<br />

Uhrzeit: jeweils von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr<br />

Weitere und ausführliche Informationen sowie Anmeldeunterlagen<br />

zu den Fachtagungen sind im Internet unter<br />

www.strassen-der-roemer.eu zu finden.<br />

pm<br />

Material zum Meeresschutz<br />

Seit Millionen von Jahren gibt es Ozeane auf unserem Planeten, doch der<br />

Mensch hat nur wenige Jahrzehnte gebraucht, sie aus dem Gleichgewicht zu<br />

bringen: Überfischte Meere, ölverseuchte Strände oder Inseln aus Plastikmüll<br />

- die Zeichen der Zerstörung sind allgegenwärtig. Auch Meeresbewohner vor<br />

unserer Haustür wie der Schweinswal leiden darunter: durch weniger Nahrung<br />

oder durch Netze, in denen er sich verfängt.<br />

Um für das Thema Meeresschutz zu sensibilisieren, veröffentlicht Greenpeace<br />

Bildungsmaterial. Es kann auf www.greenpeace.de/themen/meere heruntergeladen<br />

oder kostenfrei bei Greenpeace bestellt werden.<br />

Das achtseitige Material besteht aus Arbeitsblättern und dazu passenden<br />

Lehrerhinweisen. Die Arbeitsblätter bieten aktivierende und kindgerechte<br />

Aufgabenstellungen. So können Lehrkräfte anhand von Beispielen aus der<br />

Lebenswelt der Kinder die Probleme des industriellen Fischfangs vermitteln,<br />

Möglichkeiten des Meeres- und Naturschutzes aufzeigen und Anregungen<br />

für persönliches Engagement geben.<br />

Das Material ist für Grundschüler der Klassen 3 und 4 entwickelt und knüpft<br />

an die Bildungspläne für Grundschulen an. Mit einer Vorlesegeschichte,<br />

Quizaufgaben und Anregungen für ein eigenes Naturschutzgebiet bietet das<br />

Material vielfältige Unterrichtsideen und berücksichtigt stets unterschiedliche<br />

Leistungsniveaus. Ausgewählte Literatur-, Link- und Filmtipps runden das<br />

Material ab.<br />

pm<br />

Bestellungen: mail@greenpeace.de<br />

30 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012


Kreis + Region<br />

Kreis Rhein-Lahn<br />

Anti-Mobbing-Fortbildung:<br />

No Blame Approach<br />

Nach schulinterner Fortbildung „Erlebnispädagogik - Konfrontative<br />

Pädagogik“, Ausbildung eines größeren Lehrerteams zu „Referenten<br />

für Gewaltprävention“ und der Anerkennung als „Schule ohne Rassismus<br />

- Schule mit Courage“ folgte an der Grund- und Realschule<br />

plus Loreleyschule in St. Goarshausen die geöffnete schulinterne<br />

Fortbildung zum Thema „Mobbing/Cybermobbing“.<br />

Das hochkarätige Trainerteam aus Herrn Beck und Frau Bunte von<br />

Fairaend Köln (www.fairaend.de), dem Leiter des Jugendpflegeteams<br />

der Kreisverwaltung, von Frau Sach von „Selbstbewusstundstark“, unterstützt<br />

durch die Jugendschutzbeauftragte, und die Sozialarbeiterin<br />

der Schule schulte die rund 40-köpfige Teilnehmergruppe.<br />

In einem Eingangsstatement wurde durch die „Mobbing-Brille“<br />

vermittelt, wie Mobbing definiert wird und wie es zu erkennen ist:<br />

Aggressives Handeln und Verhalten von MitschülerInnen, das über<br />

einen längeren Zeitraum absichtlich und gezielt eine(n) Schüler/in<br />

körperlich und/oder psychisch schädigt. Mobbing ist ein Gruppenphänomen<br />

und lässt dem Betroffenen kaum die Möglichkeit, sich<br />

aus eigener Kraft aus dieser Situation zu befreien.<br />

Mobbing-Handlungen werden oft erst nach einem länger andauernden<br />

und eskalierten Prozess des Mobbens erkannt. Was das Problem<br />

so komplex macht: „So wird im Bezug auf die Mobbing-Betroffenen<br />

vielfach angenommen, dass es von bestimmten Verhaltensweisen<br />

und Merkmalen abhängt, wer Opfer von Mobbing wird und wer<br />

nicht. Untersuchungen zeigen hingegen, dass die Rolle des Opfers<br />

jeder Schülerin und jedem Schüler zugeschoben werden kann. Dies<br />

geschieht, indem den Betroffenen eine Abweichung vom „Normalen“<br />

in Bezug auf Kleidung, Aussehen, schulischer Leistung, Verhalten,<br />

Nationalität etc. seitens der Akteure zugeschrieben wird. Also: Jede/r<br />

kann Opfer von Mobbing werden. Die Gruppe bestimmt dies.<br />

In einem fortgeschrittenen Stadium können Opfer „negatives“ Verhalten<br />

produzieren, das die Täter als Legitimation für ihre Angriffe<br />

als „Abwehr“ darstellen.<br />

In drei Teilgruppen lernten die TeilnehmerInnen in Rollenspielen<br />

den Interventionsansatz No Blame Approach - Mobbingintervention<br />

ohne Schuldzuweisung kennen.<br />

Sind „Opfer“ und „Mobbing-Akteure“ an typischen Mobbing-<br />

Signalen erkannt, finden in gestaltetem Rahmen Gespräche statt:<br />

1. Das „Opfer“ wird von einer Vertrauensperson/Klassenlehrkraft zu<br />

einem Vieraugengespräch eingeladen, damit es über seine Befindlichkeit<br />

und seine Mobbing-Erlebnisse sprechen kann und um es für das<br />

weitere Vorgehen zu gewinnen und ihm Zuversicht zu vermitteln.<br />

2. Die Akteure/Mitläufer, Neutrale, Mitschüler, die das „Opfer“ als<br />

positiv empfindet, werden zum Gespräch eingeladen. In einem strukturierten<br />

Vorgehen werden alle Beteiligten darüber informiert, wie<br />

sehr das „Opfer“ leidet und dass die Vertrauensperson/Klassenlehrkraft<br />

wünscht, dass es mit Hilfe der Eingeladenen gelingen soll, der<br />

gemobbten Person zu einem positiven Schulerleben zu verhelfen. Sie<br />

benennt die Vorzüge und Stärken jedes Einzelnen der Eingeladenen<br />

und hebt hervor, wie hilfreich sie/er sein kann zur Unterstützung und<br />

Problemlösung. Diese Gruppe umfasst in der Regel 6-8 Personen und<br />

ist in etwa hälftig zusammengesetzt aus Mobbing-Akteuren und den<br />

anderen vorstehend genannten Personen.<br />

Für die Gespräche werden 30-45 Minuten veranschlagt und die<br />

Ergebnisse und Verabredungen schriftlich festgehalten.<br />

3. Es folgen nach gewissen Zeitabständen getrennte Nachgespräche<br />

mit dem Mobbing-Betroffenen und (Einzelnen) der Unterstützergruppe.<br />

All das muss in einem wertschätzenden Rahmen - ohne Schuldzuweisung<br />

erfolgen. Die Vertrauensperson/Klassenlehrkraft muss als Leitung<br />

über Moderationsgeschick verfügen, das trainiert werden muss.<br />

In Vorbereitung auf diese Fortbildung, die ein Baustein ist im Blick<br />

auf das Leitziel „Wertschätzender Umgang Aller an der Schule Beteiligten“,<br />

zeigte sich ein generelles Problem, das es seitens des Bildungsministeriums<br />

noch zu lösen gilt: die Finanzierung. Nur durch<br />

finanzielle Unterstützung des Pädagogischen Landesinstituts, der<br />

Aktion Mensch, der örtlichen Sparkasse, des <strong>GEW</strong>-Kreisverbandes<br />

und ehemaliger <strong>GEW</strong>-KollegInnen der Schule konnte die Finanzierung<br />

sicher gestellt werden.<br />

(Kontakt: www.fairaend.de, Email: info@fairaend.de, www.noblame-approach.de,<br />

www.loreleyschule.de)<br />

u.h. / d.r<br />

Nachruf<br />

Der <strong>GEW</strong> Kreisverband Neuwied trauert um<br />

Herrn Rolf Meissner<br />

der am 12. April 2012 im Alter von 89 Jahren verstarb.<br />

Rolf Meissner kam 1959 nach Dierdorf und begann seine pädagogische<br />

Tätigkeit dort zunächst an der örtlichen Realschule,<br />

bevor er dann Lehrer am Martin-Butzer-Gymnasium wurde. In<br />

seinen Fachgebieten war er ein sehr engagierter und anerkannter<br />

Pädagoge, der seinen Beruf liebte.<br />

Auch ehrenamtlich war er in verschiedenen Bereichen tätig.<br />

Rolf Meissner war seit 1950 Mitglied der <strong>GEW</strong> und bis zuletzt<br />

unserer Kreisarbeit eng verbunden. In den 1970er Jahren war er<br />

als Schriftführer Mitglied des Kreisvorstandes und danach viele<br />

Jahre einer der Revisoren des Kreisverbandes.<br />

Noch im Sommer 2011 war er mit seiner Gattin Teilnehmer<br />

des jährlichen Sommerfestes in Anhausen und ein geschätzter<br />

Gesprächspartner über die Entwicklung der <strong>GEW</strong> seit ihrer<br />

Gründung bis in die heutige Zeit. Rolf Meissner hat sich stets<br />

mit ausgeprägtem Engagement für die Belange des Kreisverbandes<br />

eingesetzt.<br />

Er erwarb sich in den vielen Jahrzehnten seiner <strong>GEW</strong>-Mitgliedschaft<br />

durch sein fundiertes Wissen und seine soziale Kompetenz<br />

die Anerkennung und Wertschätzung seiner Mitstreiterinnen<br />

und Mitstreiter. Seinen Rat werden wir vermissen. Wir werden<br />

dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

<strong>GEW</strong> Kreisverband Neuwied<br />

Micha Tietz, Vorsitzender<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(120. Jahrgang)<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116 Mainz,<br />

Tel.: 0 61 31 28988-0, Fax: 0 61 31 28988-80, www.gew-rlp.de, E-mail: gew@gew-rlp.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Dr. Paul Schwarz, Dr. Gerlinde Schwarz, Antje Fries, Karin<br />

Helfrich<br />

Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./<br />

Fax: 06 21 564995, E-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />

Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt<br />

a.d.W., Tel.: 063 21 8 03 77; Fax: 0 63 21 8 62 17; E-mail: vpp.nw@t-online.de<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in<br />

jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto +<br />

MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Im<br />

anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 15 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />

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Sommerferiengeist<br />

Zu Hause ist es am schönsten!<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst zu quälen. Verreisen<br />

ist eine davon. Mein Bruder z.B. verreist gar nicht<br />

mehr. Ihm genügt es, in seinem Garten zu sitzen und<br />

ins Gebüsch zu starren. Er will nicht am Flughafen die<br />

Koffer vom drängelnden Hintermann in die Hacken<br />

bekommen. Er will nicht in Helsinki zwölf Stunden auf<br />

den Anschlussflug nach Madrid warten. Er will nicht in<br />

engen Sitzreihen auf andere Kontinente fliegen, in Tuchfühlung<br />

mit übergewichtigen Nachbarn. Er will nicht drei<br />

Tage lang auf seinen Koffer warten, der unterdessen in<br />

Irkutsk gelandet ist.<br />

Er will nicht bei 35 Grad im Intercity schmoren, weil<br />

in Kassel ein Umspannwerk ausgefallen ist. Bei 35 Grad<br />

will er auch nicht an einem spanischen Strand im Wüs-<br />

tenwind leiden. Er will in keinem brasilianischen Hotel<br />

Samba tanzen oder eine schwere Diarrhöe auskurieren.<br />

Auf Kreuzfahrtschiffe mit 5000 fröhlichen Touristen<br />

bringen ihn keine zehn Pferde. Apropos Pferde: Reiturlaub<br />

in Masuren oder Marokko kommt schon gar nicht<br />

in Frage. Wenn mein Bruder sich richtig gruseln möchte,<br />

sieht er sich den Prospekt der Busfirma an, die für wenig<br />

Geld rund um die Welt fährt, den dreistöckigen Sardinenschlafanhänger<br />

gleich hinten dran.<br />

Mein armer Bruder! Reisen bildet und formt den Charakter.<br />

Wer nicht reist, erlebt nichts.<br />

„Reisen zerstört Kulturen und schadet der Umwelt“,<br />

erwidert er, „es löst persönliche Krisen aus. So manche<br />

Beziehung ist nach dem Urlaub in die Brüche gegangen!“<br />

Nachdenklich gehe ich heim. In diesem Sommer darf<br />

nämlich mein Partner bestimmen, wohin die Reise geht.<br />

Voriges Jahr hat er sich auf dem Opferaltar der Liebe<br />

mit mir nach Florida begeben, obwohl er die USA nicht<br />

mag, es in Florida viel zu heiß ist, überall Alligatoren und<br />

giftige Rochen rumliegen und das Essen eine Zumutung<br />

ist. Alkoholische Getränke muss man in braunen Papiertüten<br />

verstecken, und beim Umziehen am Strand darf auf<br />

keinen Fall eine Pobacke zu sehen sein! Aber dafür ist das<br />

Benzin sehr billig …<br />

In diesem Jahr muss ich in den sauren Apfel beißen und<br />

meinem Partner in seinen Traumurlaub folgen. Er war<br />

leidenschaftlicher Pfadfinder und schwärmt heute noch<br />

vom Grubenausheben und Wacheschieben in einsamen<br />

Wäldern. Er hat in Kreta am Strand übernachtet, sich in<br />

Springbrunnen gewaschen und in Hainen Obst geklaut,<br />

was bei den Einheimischen Begeisterungsstürme auslöste.<br />

Er hat mit mehreren Tausend Mücken am Baikalsee biwakiert.<br />

Er ist durch Tansania und Algerien getrampt, Geld<br />

und Papiere mit Teppichklebband am Brustbein gesichert.<br />

Er ist in den Alpen von Berghütte zu Berghütte gewandert,<br />

hat abends sein T-Shirt vor die Tür gestellt und sich<br />

eine Lagerstatt zwischen Schnarchern und alten Socken<br />

gesucht. Er ist mit Marschgepäck und Kleinkindern im<br />

Schlepptau durch sämtliche deutsche Flusstäler geradelt,<br />

auch bei Hagel und Sturm. Wenn der Radweg unerwartet<br />

aufhörte, streckenweise auch auf Autoschnellstraßen.<br />

Mein Partner hat mir für die Ferien drei faszinierende<br />

Vorschläge unterbreitet: auf dem Rücksitz seines Motorrades<br />

an den Bodensee, auf einem Esel durch die Lausitz<br />

oder mit dem Fahrrad in ein Nudistencamp auf Usedom.<br />

Nicht nur diesem Kollegen wünscht die <strong>GEW</strong> erholsame<br />

Sommerferien und einen guten Start.<br />

Vielleicht kann ich ihm ja einen Deal anbieten: Er reitet<br />

mit dem Esel ins Nudistencamp, und ich renoviere in der<br />

Zeit Küche und Bad, räume den Keller auf und lege im<br />

Garten einen Froschteich an.<br />

Gabriele Frydrych<br />

32 Beilage zur E&W: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012

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