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Bildungspolitik<br />

meiner Schulzeit hat mich ein Deutsch- und Sozialkundelehrer,<br />

der als junger Studienassessor an meine Schule kam<br />

und einen ungeheuer interessanten und anspruchsvollen<br />

Unterricht gehalten hat. Das Besondere daran war, dass<br />

ich ihn Jahre später wieder getroffen habe - und zwar als<br />

Kollegen im Gymnasium Schifferstadt. Mit ihm habe ich<br />

sehr gerne und sehr eng zusammengearbeitet.<br />

Nun sind Sie auch Vater von zwei Kindern. Aus persönlicher<br />

Erfahrung weiß ich: Aus elterlicher Sicht stellt sich Schule<br />

manchmal etwas anders dar als aus der Sicht des Lehrers<br />

bzw. des Aktiven in der Bildungspolitik. Wie sind Ihre<br />

diesbezüglichen Erfahrungen?<br />

Ich denke schon, dass man sich über diesen Rollenkonflikt<br />

im Klaren sein muss. Und ich habe auch immer versucht,<br />

die beiden Rollen zu trennen. Wenn ich so zurückblicke,<br />

ist mir das auch ganz gut gelungen. Meine beiden Kinder<br />

sind recht gerne in die Schule gegangen. Sie kamen beide<br />

auch ziemlich gut zurecht und das hat alles sicher leichter<br />

gemacht. Mir war wichtig, dass sie für ihr Handeln in der<br />

Schule die Verantwortung übernommen haben. Insgesamt<br />

gesehen muss ich sagen, meine Erfahrungen als Vater<br />

mit der Schule - meine Kinder waren in Kaiserslautern<br />

am Hohenstaufen-Gymnasium - sind durchweg positiv.<br />

Sie haben an einer IGS, einer BBS und an Gymnasien unterrichtet.<br />

Was ist aus dieser Zeit besonders haften geblieben<br />

und wo waren Sie am liebsten?<br />

Das ist eine Frage, auf die ich ganz diplomatisch antworten<br />

muss. Ich war bei allen gerne, wobei jede der<br />

drei Schularten ihren eigenen Reiz hatte. An der BBS<br />

Wirtschaft II in Ludwigshafen war ich im Referendariat.<br />

Da ist mir mein Einsatz in einer Klasse angehender<br />

Großhandelskaufleute hängen geblieben, in der vom<br />

Hauptschüler bis zum Studienabbrecher ein ganz breites<br />

Leistungsspektrum vertreten war. Das bedeutete für mich<br />

als Junglehrer wirklich eine ganz große Herausforderung.<br />

Ich habe Binnendifferenzierung machen müssen, und das<br />

in einer Zeit, als das Thema bei weitem noch nicht so sehr<br />

in der Diskussion und im Bewusstsein war wie heute.<br />

An der IGS Ernst-Bloch in Ludwigshafen-Oggersheim,<br />

das war meine zweite Station, habe ich zum ersten Mal<br />

intensiv in einem Lehrerteam gearbeitet und habe von<br />

den Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen viel gelernt,<br />

auch weil für mich die Schulart IGS ganz neu war. Das<br />

große Glück, das ich hatte, war ein wirklich gut funktionierendes<br />

Team. Danach bin ich nach Schifferstadt ans<br />

Gymnasium. Auch das war eine sehr schöne Zeit. Da<br />

sind mir vor allem die Möglichkeiten, die der bilinguale<br />

Unterricht bietet, in Erinnerung geblieben und auch der<br />

Schüleraustausch mit einer Schule in England.<br />

Bei der ADD kann man sich eigentlich nur unbeliebt machen.<br />

Sie scheinen da eine Ausnahme zu sein und haben<br />

sogar bei kritischen <strong>GEW</strong>-Menschen einen sehr guten Ruf<br />

genossen. Wie haben Sie das geschafft?<br />

Herr Helfrich, eigentlich müssten Sie das Ihre kritischen<br />

<strong>GEW</strong>-Kollegen fragen. Aber im Ernst: Bei der ADD gibt<br />

es mehr als einen engagierten Kollegen. Ich war da nicht<br />

der einzige, und das ist auch gut so. Was meine Arbeit<br />

anbelangt, so ist es natürlich schwierig, wenn man sich<br />

selbst charakterisieren soll. Aber ich nehme für mich in<br />

Anspruch, dass für mich immer die Sache im Mittelpunkt<br />

stand und jetzt auch noch steht. Mir war es auch immer<br />

wichtig, einen wertschätzenden Umgang mit meinem<br />

Gegenüber zu pflegen. Das ist auch weiterhin die Prämisse<br />

bei meiner Arbeit hier. Es geht letztlich darum, im<br />

konstruktiven Dialog nach einer guten Lösung zu suchen.<br />

Was sind Ihre persönlichen Ziele als Bildungsstaatssekretär,<br />

an denen Sie sich später einmal messen lassen möchten.<br />

An erster Stelle steht für mich die sinnvolle Umsetzung der<br />

politischen Vorgaben. Innerhalb dieses Rahmens kann ich<br />

als Staatssekretär die rheinland-pfälzische Bildungspolitik<br />

sicherlich aktiv mitgestalten und auch einige Akzente<br />

setzen. Ziel ist es ja, ein leistungsfähiges Schulsystem<br />

weiter auszubauen, in dem alle Kinder und Jugendliche<br />

gefördert werden und das Chancengleichheit bietet.<br />

Die Handlungsfelder, die die Arbeit der nächsten Jahre<br />

prägen, sind im Koalitionsvertrag vorgegeben. Lassen Sie<br />

mich einige Beispiele nennen: die Einrichtung weiterer<br />

Ganztagsschulen, der Abschluss der Schulstrukturreform,<br />

Inklusion oder auch die Weiterentwicklung der Berufsbildenden<br />

Schulen. Kurzfristig steht die Sicherstellung<br />

einer guten Unterrichtsversorgung für das kommende<br />

Schuljahr im Fokus. Da müssen wir in jedem Fall besser<br />

werden. Vor allem im Bereich der Gymnasien haben wir ja<br />

in den letzten Wochen und Monaten einige Beschwerden<br />

gehabt. Da müssen wir auf jeden Fall ran.<br />

Bleibt jetzt überhaupt noch Zeit für Ihre Ehrenämter in der<br />

Lokalpolitik bzw. der Kirche?<br />

Das zeitliche Budget für nebenberufliche Aktivitäten ist<br />

mit der neuen Aufgabe sicherlich nicht größer geworden,<br />

aber mir ist es schon wichtig, dass ich mein ehrenamtliches<br />

Engagement weiterführe. Das gilt für das Engagement im<br />

Ortsbeirat in Kaiserslautern-Erfenbach und auch bei der<br />

Landessynode. Ich hoffe, dass mir das auch weiter glückt.<br />

Mir ist es wirklich wichtig, dass ich mich weiterhin für<br />

die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wohnort einsetzenkann,<br />

aber auch für die Gesellschaft insgesamt auf<br />

einer anderen Ebene als der Politik. Von daher werde ich<br />

auf jeden Fall versuchen, ehrenamtlich weiterzuarbeiten.<br />

Abschließende Frage: Was macht der Privatmann Hans<br />

Beckmann, wenn er weder amtlich noch ehrenamtlich tätig<br />

ist und so richtig entspannen möchte?<br />

Entspannen kann ich am besten im Kreise meiner Familie.<br />

Meine große Leidenschaft ist das Kochen, das mache ich<br />

immer an den Wochenenden und oft auch im Rahmen<br />

von Familienfeiern. Da kann ich wirklich total entspannen<br />

und alles um mich herum vergessen. Wenn es die Zeit<br />

erlaubt, lese ich auch gerne. Am liebsten amerikanische<br />

Kriminalromane und mein Lieblingsautor ist Tony Hillerman.<br />

Ab und zu verreise ich auch gerne, am allerliebsten<br />

nach Kanada.<br />

Vielen Dank für das Gespräch. Es wird sicher nicht das letzte<br />

mit unserer Zeitung bzw. der <strong>GEW</strong> gewesen sein.<br />

14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012

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