GEW_Ztg_7-12g.indd - GEW Rheinland-Pfalz
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Gewerkschaftstag<br />
Resolution: In Bildung investieren - von Anfang an<br />
Bildung ist ein zentraler Schlüssel für die gelingende Lebensgestaltung<br />
des Einzelnen, für den Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit<br />
unserer demokratischen Gesellschaft. Inklusive Bildung sichert<br />
Teilhabe und ermöglicht Chancengleichheit. Sie schafft die Grundlagen<br />
für nachhaltiges Wirtschaften und wissenschaftlichen Erfolg.<br />
Diese Sätze hören wir häufig aus dem Munde vieler Politiker, aber<br />
die Wirklichkeit sieht auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> anders aus - trotz<br />
einer rot-grünen Landesregierung.<br />
Es fehlen gut ausgestattete Kita-Plätze, damit Kinder von Anfang<br />
an zusammen mit anderen spielen und lernen können - unterstützt<br />
durch gut qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher, die es verdient<br />
haben, endlich besser bezahlt zu werden. Nach wie vor sind die<br />
Grundschulen personell und materiell nicht so ausgestattet, dass<br />
alle Kinder in die Grundschule ihres Wohnbezirks als der „EINEN<br />
Schule für ALLE“ eingeschult werden, ohne dass eine Aussonderung<br />
erfolgt. Nach wie vor haben wir in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> einen hohen<br />
Prozentsatz von Schülerinnen und Schülern, die durch Klassenwiederholung<br />
oder Abschulen beschämt werden. Vielerorts wird das<br />
amtlich vorgegebene Unterrichts-Soll nicht erfüllt, da nicht genügend<br />
Lehrkräfte eingestellt werden. Die Chancen, einen qualifizierten<br />
Sekundarabschluss I oder eine Hochschulzugangsberechtigung<br />
zu erlangen, hängen immer noch sehr stark vom sozialen Status<br />
der Eltern ab. Kinder mit Migrationshintergrund sind besonders<br />
benachteiligt. Auch die gesetzlich gebotene individuelle Förderung<br />
ist kaum zu realisieren, da die Kitas und Schulen personell unzureichend<br />
ausgestattet sind.<br />
Dies alles kann so nicht hingenommen werden!<br />
Den programmatischen Erklärungen der Politik müssen endlich<br />
politische Taten folgen:<br />
Die Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fordert die<br />
Schaffung personeller und sächlicher Bedingungen, mit denen inklusives<br />
Denken und Handeln in der täglichen Arbeit in sämtlichen<br />
Bildungseinrichtungen umgesetzt werden können. Dazu müssen<br />
auch die für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten<br />
notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden.<br />
Die politische Verpflichtung zur Schaffung eines inklusiven Schulsystems<br />
ist umzusetzen.<br />
Der geplante Abbau von rund 2000 Lehrerstellen bis 2016/17 ist<br />
vor diesem Hintergrund nicht hinnehmbar. Die Schüler-Lehrer-<br />
Relation muss deutlich verbessert werden. Mit der angepeilten<br />
Schüler-Lehrkräfte-Relation von 14,7 bleibt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
Mittelmaß.<br />
Der strukturelle Unterrichtsausfall muss beseitigt werden. Durch<br />
gezielte Anreize soll das Lehrkräfteangebot, insbesondere in den<br />
Mangelfächern, vergrößert werden. Mit den angekündigten 500<br />
zusätzlichen Stellen und den beabsichtigten 1000 Stellen im<br />
Vertretungspool sind diese Ziele nicht erreichbar. Folglich plant<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> weiter Unterrichtsausfall ein.<br />
Dies ist nicht hinnehmbar!<br />
Die Schulen brauchen Pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeit,<br />
Berufseinstiegsbegleitung sowie die Einbindung in regionale Netzwerke,<br />
um allen Schülerinnen und Schülern einen Schulabschluss<br />
zu ermöglichen. Um Schülerinnen und Schüler subjektorientiert<br />
beraten zu können, benötigen die Schulen finanzielle und zeitliche<br />
Ressourcen und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Expertinnen<br />
und Experten.<br />
Das ineffiziente Übergangssystem von der Schule in den Beruf muss<br />
durch zukunftsorientierte Qualifizierungsangebote ersetzt werden.<br />
Der Hochschulzugang über die duale Berufsausbildung muss durch<br />
Zusatzqualifikationen an den Berufsschulen abgesichert werden.<br />
Ein Gesamtkonzept zur Erreichung dieser Ziele ist nicht einmal<br />
angekündigt!<br />
Auch im Bereich der Hochschulen und der Weiterbildungseinrichtungen<br />
muss personell, finanziell und räumlich deutlich zugelegt<br />
werden, damit die dort Lernenden unter guten Bedingungen und<br />
ohne Zeitverlust die Studien- und Weiterbildungsziele erreichen<br />
können.<br />
Die Beschäftigten in allen Bildungsbereichen müssen unbefristet beschäftigt<br />
und entsprechend ihrer Qualifikation und Berufserfahrung<br />
bezahlt werden. Die Praxis des Heuerns und Feuerns und die damit<br />
verbundenen sozialen und arbeitsmarktpolitischen Benachteiligungen<br />
vieler Kolleginnen und Kollegen müssen beendet werden. Dies<br />
gilt insbesondere für die prekären Beschäftigungsverhältnisse in der<br />
Weiterbildung und an den Hochschulen.<br />
Durch Eingruppierungstarifverträge müssen Tätigkeit und Weiterqualifizierung<br />
der Beschäftigten gerecht entlohnt werden. Die<br />
Ergebnisse der Tarifverhandlungen sind inhalts- und zeitgleich auf<br />
die Beamtinnen und Beamten zu übertragen. Die Vorabfestlegung<br />
von jährlich 1 % Besoldungserhöhung für fünf Jahre verurteilt die<br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in aller Deutlichkeit.<br />
Die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Betriebsund<br />
Personalräte sind deutlich auszuweiten.<br />
Die öffentlichen Haushalte müssen ihre Einnahmen erhöhen. Dies<br />
geht nur durch eine andere Steuerpolitik, z.B. die Anhebung des<br />
Spitzensteuersatzes und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer.<br />
Die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unterstützt das Land bei seinen entsprechenden<br />
Bemühungen im Bundesrat.<br />
Die erfolgreichen Bildungsländer der OECD investieren bis zu 10<br />
% des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung.<br />
Dies muss das Ziel auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sein!<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 7-8 / 2012<br />
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