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Adivasi. Hoffnung und Kampf der indischen - Gossner Mission

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weiteres Beispiel, mit Sitz in Jadugora im Ost-<br />

Singhbhum, ist <strong>der</strong> alleinige Hersteller des<br />

wichtigen Nuklear-Brennstoffs, <strong>der</strong> in sämtlichen<br />

<strong>indischen</strong> Atomreaktoren gebraucht<br />

wird, die mit natürlichem Uran betrieben<br />

werden. Infolge des Abbaus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufbereitung<br />

von Uran in diesem Gebiet sind die<br />

<strong>Adivasi</strong> <strong>und</strong> auch an<strong>der</strong>e, die bei Jadugora<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Nachbarschaft wohnen, unmittelbar<br />

zu Opfern <strong>der</strong> Gefahren von Radioaktivität<br />

geworden. Ihnen steht ein langsamer,<br />

schmerzvoller Tod bevor, nachdem ihre Umwelt<br />

<strong>der</strong> Strahlung <strong>und</strong> Kontamination ausgesetzt<br />

ist. Dieser Landstrich, <strong>der</strong> einmal als<br />

Erholungsort berühmt gewesen ist, ist nun<br />

mit dem Gift <strong>der</strong> radioaktiv <strong>und</strong> chemisch<br />

belasteten Abfälle überzogen. Sämtliche<br />

Lebenssvoraussetzungen – Luft, Wasser, Tiere,<br />

Fische, Pflanzen usw. – sind davon betroffen.<br />

Neue <strong>und</strong> bereits bekannte Krankheiten<br />

breiten sich in diesen Dörfern aus <strong>und</strong> sorgen<br />

dafür, dass die Glocken zur Beerdigung<br />

nicht aufhören zu schlagen ...<br />

Betrachten wir nun die Enteignungen,<br />

die durch die industriellen Interessen in diesem<br />

Gebiet verursacht sind. Die Tata Iron &<br />

Steel Company, gegründet 1907, erwarb anfänglich<br />

1.426 Hektar Land einschließlich vier<br />

Dörfern zu einem Preis von 46.332 Rupien.<br />

Niemand weiß, was mit den damals Vertriebenen<br />

geschah. Einige alte Bewohner in<br />

Jamshedpur sind einhellig <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

die damaligen <strong>Adivasi</strong>-Bewohner ganz einfach<br />

»verschw<strong>und</strong>en« sind. Die Errichtung des<br />

Stahlwerks in Rourkela 1956 brachte die Vertreibung<br />

von 32 Dörfern mit 2.465 Bewohnern<br />

mit sich. 70 Prozent davon waren <strong>Adivasi</strong>.<br />

Nur 1200 Familien wurden schließlich<br />

rehabilitiert <strong>und</strong> in zwei Kolonien neuangesiedelt.<br />

Das Land von 46 Dörfern wurde<br />

für die Errichtung des Stahlwerks in Bokaro<br />

erworben, wodurch 12.487 Familien, davon<br />

2.707 <strong>Adivasi</strong>-Familien, vertrieben wurden.<br />

Diese lndustrieanlagen in den <strong>Adivasi</strong>-Gebieten<br />

o<strong>der</strong> sonst unterentwickelten Gebieten<br />

sind die Vorzeigeobjekte <strong>der</strong> Nation. Für die<br />

Lebensgemeinschaften vor Ort bedeuteten<br />

sie eine einzige Katastrophe.<br />

Die <strong>Adivasi</strong> werden zur Min<strong>der</strong>heit<br />

Der raschen Ausbreitung <strong>der</strong> Industriebetriebe<br />

<strong>und</strong> Abbaustätten in <strong>der</strong> Jharkhand-Region<br />

folgten ein enormer Anstieg <strong>der</strong> Urbanisierung<br />

<strong>und</strong> die massenhafte Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

von Fremden in das Gebiet. Dies hat seinerseits<br />

wie<strong>der</strong> zu weiteren Landenteignungen<br />

<strong>und</strong> -vertreibungen <strong>der</strong> <strong>Adivasi</strong> geführt. Der<br />

Umfang dieser Zuwan<strong>der</strong>ung von Fremden<br />

kann am sinkenden Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

<strong>der</strong> »Scheduled Tribes« (ST) <strong>und</strong> <strong>der</strong> »Scheduled<br />

Castes« (SC) an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

in <strong>der</strong> Region abgelesen werden. In Singhbhum<br />

sank <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> ST- <strong>und</strong> SC-Bevölkerung<br />

von 58,54 Prozent im Jahr 1931 auf<br />

47,38 Prozent im Jahr 1991. In an<strong>der</strong>en<br />

Teilen <strong>der</strong> Jharkhand-Region sieht es ähnlich<br />

aus ...<br />

Ein Blick auf die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> ST <strong>und</strong> SC in den verschiedenen<br />

Arbeitskategorien in Chota<br />

Nagpur <strong>und</strong> den Santhal Parganas im Jahr<br />

1981 zeigt folgendes Bild: obwohl sie 42 Prozent<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung darstellten <strong>und</strong> 48 Prozent<br />

in <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong> »main workers«<br />

ausmachten, hatten sie nur einen sehr geringen<br />

Anteil an den Segnungen <strong>der</strong> Entwicklung<br />

in <strong>der</strong> Region. Nur 26,75 Prozent <strong>der</strong><br />

»main workers« in verschiedenen lndustriezweigen<br />

gehörten zur Gruppe <strong>der</strong> SC <strong>und</strong><br />

ST. Aber fast 60 Prozent <strong>der</strong> sogenannten<br />

»marginal workers«, die weniger als sechs<br />

Monate im Jahr in Arbeit sind, gehörten zu<br />

den SC <strong>und</strong> ST. In diese Kategorie gehören<br />

wie<strong>der</strong>um 18,4 Prozent <strong>der</strong> gesamten SC <strong>und</strong><br />

ST-Bevölkerung ...<br />

Im Dhanbad Distrikt, einem <strong>der</strong> am meisten<br />

verstädterten Distrikte in ganz Indien,<br />

leben 51,26 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung in Städten.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Städte stieg von drei im<br />

Jahr 1951 auf vierzig im Jahr 1991. Dennoch<br />

gehören nur 17,92 Prozent <strong>der</strong> städtischen<br />

Bevölkerung im Dhanbad Distrikt zu den SC<br />

<strong>und</strong> ST. Im Stadtgebiet Jamshedpur, im Herzen<br />

des <strong>Adivasi</strong>-Gebiets gelegen, leben nur<br />

mehr 4,78 Prozent SC- <strong>und</strong> ST-Bevölkerung.<br />

Die meisten von ihnen wohnen in den Slums<br />

<strong>und</strong> arbeiten als »rejas« <strong>und</strong> coolies (billige<br />

Tagelöhner). Die Zugewan<strong>der</strong>ten, die einmal<br />

nur etwa 10 bis 15 Prozent <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

in <strong>der</strong> Jharkhand-Region ausmachten,<br />

haben sich den Großteil <strong>der</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

angeeignet, die infolge <strong>der</strong><br />

weitreichenden Entwicklungen in den letzten<br />

Jahrzehnten entstanden sind.

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