Blaue Reihe - Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen eV
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Die Rolle von Regionalorganisationen in Peacebuilding-Prozessen<br />
– am Beispiel der Afrikanischen Union im Sudan<br />
Sven Simon<br />
Boitshoko Mokgatlhe, Senior Political Officer,<br />
African Union Liaison Office in Sudan (AULOS),<br />
im Gespräch mit der Stu<strong>die</strong>ngruppe am 20. März<br />
2011. Der stellvertretende Leiter des neuen<br />
AU-Verbindungsbüros im Sudan stammt aus<br />
Botswana und gilt als Experte auf dem Gebiet des<br />
CPA. Er <strong>die</strong>nte als Special Assistant des ehemaligen<br />
AU-Sonderbeauftragten <strong>für</strong> den Friedensprozess<br />
im Sudan, dem nigerianischen Botschafter Baba<br />
Gana Kingibe, <strong>für</strong> den er in den Jahren 2003-2005<br />
tätig war. <br />
Foto: Frederic Schneider<br />
Es gibt nur wenige Beispiele, in denen es der<br />
„Internationalen Völkergemeinschaft“ gelungen<br />
ist, erfolgreich einen neuen Staat zu<br />
gründen. Nicht selten liegen <strong>die</strong> Gründe in<br />
der mangelnden Kenntnis der gewachsenen<br />
Strukturen vor Ort. Die überwiegend sehr gut<br />
ausgebildeten Mitarbeiter der UNO verfügen<br />
zwar in der Regel über eine gute theoretische<br />
Ausbildung und einen reichen international<br />
geprägten Erfahrungsschatz, häufig mangelt<br />
es aber an vertieften Kenntnissen über lokale<br />
Strukturen, Traditionen, Gewohnheiten und<br />
Gebräuche der jeweils betroffenen Konfliktregion.<br />
Diese Einschätzung wurde in dem Gespräch<br />
mit Boitshoko Mokgatlhe 1 dem stellvertretenden<br />
Leiter des African Union Liaison<br />
Office in Sudan (AULOS), wie auch in anderen<br />
Gesprächen der Stu<strong>die</strong>nreise bestätigt. Die<br />
dadurch entstehende Lücke, <strong>die</strong> man vielleicht<br />
am besten mit mangelnder „kultureller<br />
Kompetenz“ beschreiben kann, versucht <strong>die</strong><br />
Afrikanische Union seit einigen Jahren zu<br />
schließen.<br />
Bedeutung des Sudan <strong>für</strong> <strong>die</strong> Afrikanische Union<br />
Der Sudan ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Afrikanische Union 2 (AU) von enormer Bedeutung. Die AU hat ein genuines Interesse<br />
an der Beilegung der vielfältigen Konflikte im bisher größten Flächenland des afrikanischen<br />
Kontinents mit neun Anrainerstaaten. Allein schon daraus ergibt sich <strong>die</strong> große geostrategische<br />
Bedeutung des Landes <strong>für</strong> den gesamten afrikanischen Kontinent. 3 Zudem handelt es sich um<br />
<strong>die</strong> Grenze zwischen der arabischen und afrikanischen Welt, wodurch <strong>die</strong> Entwicklung der Teilung<br />
des Landes <strong>für</strong> den afrikanischen Staatenverbund mit Sitz in Addis Abeba weiter an Bedeutung<br />
gewinnt.<br />
Regionalorganisationen in der Konfliktbeilegung<br />
Gleichwohl ist <strong>die</strong> OAU (Organisation <strong>für</strong> Afrikanische Einheit) als Vorgänger der AU bis in <strong>die</strong> 1990er<br />
Jahre im Bereich der Konfliktbewältigung kaum in Erscheinung getreten. Auch aus <strong>die</strong>sem Grund<br />
haben Anfang der 90er Jahre einige der subregionalen Organisationen enorme Anstrengungen un-<br />
1<br />
Der Beitrag basiert im Wesentlichen auf den Erkenntnissen aus dem Gespräch mit Boitshoko Mokgatlhe,<br />
Senior Political Officer, African Union Liaison Office Sudan (AULOS), am 20.03.2011.<br />
2<br />
Vgl. http://www.au.int/.<br />
3<br />
Die geostrategische Bedeutung, welche <strong>die</strong> USA dem Land beimessen, spiegelt sich vielleicht nicht<br />
zuletzt in der auf den ersten Blick überdimensionierten US-amerikanischen Botschaft außerhalb Khartoums<br />
wider.<br />
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