Zwischenruf 4 / 2010 - Bündnis 90/Die Grünen Nürnberg
Zwischenruf 4 / 2010 - Bündnis 90/Die Grünen Nürnberg
Zwischenruf 4 / 2010 - Bündnis 90/Die Grünen Nürnberg
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Informationen aus dem Kreisverband <strong>Nürnberg</strong> Ausgabe 4 / <strong>2010</strong><br />
Inhalt<br />
Projekt Verkehr in <strong>Nürnberg</strong> 2020<br />
Von Manfred Hierdeis 02 Neumitgliedertreffen<br />
und Wolfgang Klemm<br />
Projektgruppe Verkehr<br />
02 Editorial<br />
03 Vorstellung neuer<br />
Vorstend<br />
04 AntiAtomdemo<br />
04 Du Bist was Du isst<br />
05 Mehrwertsteuer<br />
06 Schwerpunkt: Verkehr<br />
10 Wir sind links vom<br />
Paradies<br />
11 Leserbrief<br />
12 Termine, Adressen<br />
Schwerpunkt Verkehr<br />
18. Juli <strong>2010</strong> auf der A 40, mitten im<br />
Ruhrgebiet: Nichts geht mehr, die Autobahn<br />
ist voll. Aber sie ist voll mit<br />
Radfahrern, Fußgängern und spielenden<br />
Kindern. Kein Motorlärm, keine<br />
Abgase und kein Gestank, stattdessen<br />
Vogelzwitschern und Musik.<br />
Eine Demonstration, wie lebensfroh<br />
und bunt selbst ein Ballungsgebiet<br />
sein kann, wenn für einige Stunden<br />
das goldene Kalb Automobil eingezäunt<br />
wird. Eine Vision auch dafür,<br />
wie die Stadt im Jahr 2020 aussehen<br />
kann?<br />
<strong>Die</strong> Projektgruppe Verkehr der <strong>Nürnberg</strong>er<br />
GRÜNEN hat zusammen mit<br />
den Mitgliedern eine Studie zusammengestellt<br />
die zeigt, wie der Verkehr<br />
2020 in <strong>Nürnberg</strong> aussehen könnte,<br />
wenn die umweltfreundlichen Verkehrsmittel<br />
endlich von der Politik die<br />
Priorität erhalten, die sie verdienen.<br />
Mehr darüber ab Seite 6.<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
1
Neumitgliedertreffen München<br />
von Fabian Laugner<br />
Liebe Grüne,<br />
liebe Freundinnen und Freunde<br />
der <strong>Grünen</strong>,<br />
liebe Interessierte,<br />
Von Links nach Rechts: Ingrid, Erhard, Ulrich, Britta, Manuel, Fabian, Harald, Anja<br />
Der Kreisverband <strong>Nürnberg</strong> war beim Neumitgliedertreffen <strong>2010</strong> im<br />
Münchner Landtag Mitte Juni gut vertreten. Fraktions und<br />
Landesvorstand hatten dazu eingeladen und stellten mit Freude fest: „Grün<br />
wächst.“ Nach der Begrüßung mit Häppchen ging es in den Plenarsaal. Bei der<br />
Diskussion über grüne Themen und Ziele war <strong>Nürnberg</strong> ebenfalls sehr präsent.<br />
Mit Statements oder Fragen zu Bildungspolitik, erneuerbaren Energien,<br />
Atomausstieg und Verkehrspolitik wurde das Rednerpult von allen aufgesucht.<br />
in diesem <strong>Zwischenruf</strong> stellt sich ein<br />
neuer Vorstand vor. Gut aufgestellt ist<br />
uns ein gleichberechtigtes Miteinander<br />
wichtig, wie auch die Mitbestimmung<br />
durch die Basis. Jede und jeder<br />
im Vorstand bringt sich nach ihrern/seinen<br />
Fähigkeiten und zeitlichen<br />
Möglichkeiten ein. Der Titel "Kreisvorsitzender"<br />
wird lediglich nach außen<br />
geführt, damit Externe einen<br />
Ansprechpartner haben. <strong>Die</strong> Position<br />
der „Kreisvorsitzenden“ hoffen wir in<br />
diesem Jahr nachbesetzen zu können.<br />
<strong>Die</strong> Doppelspitze hat sich bei den<br />
<strong>Grünen</strong> bewährt.<br />
Wir freuen uns, wenn es gelingt, hier<br />
eine Frau für die Vorstandsarbeit zu<br />
gewinnen. Wir bieten ein gutes Team<br />
an, in dem zwar gestritten, aber sich<br />
nicht zerstritten wird. Wir bieten<br />
Transparenz, wollen informieren und<br />
den Mitgliedern die Möglichkeit bieten,<br />
sich unmittelbar einzubringen.<br />
<strong>Die</strong> Beschlüsse der <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Grünen</strong><br />
nehmen wir sehr ernst und fühlen<br />
uns diesen Grundlagen verpflichtet,<br />
werden diese auch öffentlich verteidigen.<br />
Grüne Inhalte dürfen nicht zum<br />
Spielball politischer Opportunitäten<br />
werden. Wir setzen uns für eine nachhaltige,<br />
gerechte Stadtentwicklung<br />
ein, ohne Wenn und Aber. Wir sind<br />
kein Fähnlein im Wind. Grün wirkt –<br />
der Zuspruch der letzten Monate belegt<br />
das. Unsere Wählerinnen und<br />
Wähler haben das Recht darauf, dass<br />
wir unsere Wahlprogramme weiter<br />
verfolgen und Schritt für Schritt umsetzen,<br />
sei es in der Opposition, sei es<br />
mit Regierungsbeteiligung. Unser<br />
Wort darauf.<br />
Ralph Hoffmann<br />
Mitglied im Vorstand<br />
Bild: Unsere neuen Mitglieder im Plenarsaal des Bayerischen Landtags<br />
2<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September
Der Vorstand stellt sich vor<br />
Ralph.Hoffmann@gruenenbg.de<br />
Anja.DeBruyn@gruenenbg.de<br />
Elmar.Hayn@gruenenbg.de<br />
Politik ist das<br />
Geschäft, um<br />
Menschen an<br />
den Gesellschaftsentscheidungen<br />
zu beteiligen.<br />
Für mich steht<br />
daher die Beteiligung<br />
möglichst vieler<br />
im Vordergrund. Politik bedeutet<br />
aber auch, Perspektiven zu entwickeln,<br />
die Zukunft verantwortungsbewusst<br />
zu gestalten. Grüne Politik<br />
korrigiert die Fehler, die in Vergangenheit<br />
und Gegenwart gemacht<br />
wurden und werden. Sie ist nicht<br />
käuflich und nicht gegen Profit verhandelbar.<br />
Sie integriert, vernetzt, sie<br />
entwirft das Morgen. Mein Schwerpunkt<br />
in der Vorstandsarbeit wird das<br />
Vernetzen mit anderen Organisationen<br />
sein. Mein besonderes Augenmerk<br />
liegt auf einer nachhaltigen<br />
Umgestaltung der hiesigen Lebensbedingungen.<br />
Christine.Schulz@gruenenbg.de<br />
Der 25.09. war<br />
der Tag der<br />
ökologischen<br />
Überschuldung<br />
für das Jahr<br />
2009. Heißt, an<br />
diesem Tag waren<br />
weltweit die<br />
natürlichen Ressourcen<br />
verbraucht, die für dieses<br />
Jahr zur Verfügung standen. Wir haben<br />
nicht nur riesige Staatsschulden,<br />
sondern stehen auch bei der Erde in<br />
der Schuld. Wir müssen aufhören<br />
über unsere Verhältnisse zu leben.<br />
Meine Kinder sollen auch in Zukunft<br />
einen gesunden, vielfältigen und an<br />
Ressourcen reichen Lebensraum vorfinden,<br />
deshalb engagiere ich mich<br />
bei den <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Grünen</strong>.<br />
Das große Ganze<br />
im Blick wünsche<br />
ich mir eine<br />
soziale ökologische<br />
Markwirtschaft,<br />
eine<br />
grüne Klimaund<br />
Umweltschutzpolitik,<br />
eine gerechtere Gesellschaft<br />
mit gleichen Chancen für alle.<br />
Es liegt mir viel daran, <strong>Nürnberg</strong> grün<br />
mitzugestalten, um diese schöne<br />
Stadt noch lebenswerter zu machen.<br />
Ich möchte, dass wir und alle Gegner<br />
gemeinsam die FlughafenNordanbindung<br />
verhindern können.<br />
Manfred.Hierdeis@gruenenbg.de<br />
Als Schwerpunkt<br />
meiner<br />
politischen Tätigkeit<br />
sehe ich,<br />
in der Öffentlichkeit<br />
bei Veranstaltungen<br />
und Infoständen<br />
nicht nur für<br />
unsere Politik zu werben sondern<br />
auch immer ein offenes Ohr für die<br />
Anliegen und Sorgen unserer MitbürgerInnen<br />
zu haben. Inhaltliche<br />
Schwerpunkte sind die Verkehrs und<br />
die Medienpolitik.<br />
Dorotee.Petersen@gruenenbg.de<br />
Ich möchte<br />
mich zusammen<br />
mit euch dafür<br />
einsetzen, dass<br />
<strong>Nürnberg</strong> eine<br />
Stadt des Friedens<br />
und der<br />
Menschenrechte<br />
für alle ist. Eine<br />
soziale Stadt,<br />
die eine hohe Lebensqualität besonders<br />
für Kinder und Jugendliche bietet,<br />
eine weltoffene Stadt, die Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, sei<br />
es, dass sie dauerhaft oder auch mit<br />
unsicherem Aufenthaltsstatus hier leben,<br />
ein zuhause gibt und eine nachhaltige<br />
Stadt, in der das Rad und der<br />
Öffentliche Verkehr Vorrang haben.<br />
Ich heiße Elmar<br />
Hayn, bin 1971<br />
in <strong>Nürnberg</strong> geboren<br />
und seit<br />
1996 bei den<br />
<strong>Grünen</strong>.<br />
Auch als gelernter<br />
Bankkaufmann<br />
und<br />
Diplomkaufmann<br />
kann man<br />
bei den <strong>Grünen</strong> sein und sogar eine<br />
aktive Rolle übernehmen. Was liegt<br />
da näher als der Bereich Wirtschaft<br />
und Finanzen, den ich auch fachlich<br />
innerhalb des Arbeitskreises Wirtschaft<br />
unterstütze.<br />
Sehr am Herzen liegt mir insbesondere<br />
der Energiebereich (erneuerbare<br />
und Effizienz), das Bedingungslose<br />
Grundeinkommen sowie die Steuerund<br />
Klimapolitik.<br />
Wolfgang.Klemm@gruenenbg.de<br />
Mein Name ist<br />
Wolfgang<br />
Klemm. Ich bin<br />
49 Jahre alt und<br />
ledig. Beruflich<br />
bin ich beim<br />
Einwohneramt<br />
der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
in <strong>Die</strong>nsten<br />
und dort für Einbürgerungen zuständig.<br />
Meine Prioritäten liegen politisch<br />
wie hobbymäßig auf dem Sektor des<br />
Öffentlichen Personennahverkehrs.<br />
Einerseits bin ich der Sprecher der<br />
Projektgruppe Verkehr, andererseits<br />
der 1. Vorsitzende der <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Straßenbahnfreunde. Ich habe diesmal<br />
nach 6 Jahren Kreisvorsitz als Beisitzer<br />
kandidiert, um mehr Zeit für die<br />
Verkehrspolitik zu haben. <strong>Die</strong>s wird<br />
notwendig sein, weil Projekte wie die<br />
Nordanbindung des Flughafens oder<br />
der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellweges<br />
auf der Agenda stehen.<br />
Verkehrsprojekte die wir Grüne<br />
ablehnen. Daneben gilt es auch das<br />
Projekt des Nahverkehrsentwicklungsplanes<br />
kritisch zu begleiten. Also<br />
für die Freizeit genug Projekte.<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
3
Großdemonstration Gegen Laufzeitverlängerung<br />
Am 18. September <strong>2010</strong> wird<br />
wieder eine AntiAtomFahrt<br />
stattfinden. Wir fahren nach Berlin<br />
zur Großdemonstration mit<br />
Umzingelung des Regierungsviertels.<br />
Wir vom Kreisverband <strong>Nürnberg</strong><br />
werden auch diesesmal einen Bus<br />
nach Berlin organisieren.<br />
Wie am 24. April zur Menschenkette<br />
zwischen dem AKW Brunsbüttel und<br />
dem AKW Krümmel wird die<br />
Anmeldung über das<br />
Anmeldeformular auf der Homepage<br />
erfolgen.<br />
Details werden in Kürze auf unserer<br />
Seite im Netz veröffentlicht.<br />
www.gruenenbg.de<br />
Bild: http://www.grueneverden.de/<br />
Knowyourfood<br />
Neues Projekt für BioEssen in Schulen<br />
Fabian Laugner<br />
Du bist, was du isst! Das gilt besonders<br />
für die Pausenverpflegung an<br />
Schulen. Denn eine ausgewogene<br />
und gesunde Ernährung ist wesentlich<br />
für die Leistungen der SchülerInnen.<br />
<strong>Die</strong> Lage an <strong>Nürnberg</strong>er Schulen ist<br />
alles andere als zufriedenstellend: Fast<br />
nirgendwo werden BioLebensmittel<br />
angeboten und oft stehen fettiges<br />
Fleisch, Pizza, Pommes & Co. auf<br />
dem Speiseplan.<br />
Knowyourfood<br />
Hier setzt mein Projekt „Knowyourfood“<br />
an, das ich als Teil eines Traineeprogramms<br />
der <strong>Grünen</strong> Bundespartei<br />
gestartet habe. Mit einer<br />
kompakten Broschüre und der Website<br />
www.knowyourfood.de möchte<br />
ich Schulen von einem besseren Angebot<br />
in ihrer Schulküche überzeugen.<br />
Es gilt dabei, alle Beteiligten mit<br />
ins Boot zu nehmen: Schulleitung,<br />
LehrerInnen, SchülerInnen und vor allem<br />
die HausmeisterInnen, die den<br />
Pausenverkauf leiten.<br />
Gesundes ist nicht teurer<br />
Dreh und Angelpunkt ist und bleibt<br />
der Preis. Ein gängiges Klischee: Gesünderes<br />
(Bio)Essen ist sehr teuer<br />
und nur etwas für Exoten. Doch mit<br />
dem richtigen Konzept kann man die<br />
Kosten in einem erträglichen Rahmen<br />
halten. Viele Produkte wie Kartoffeln,<br />
Getreide und Nudeln sind in Bio<br />
Qualität normalerweise nicht teurer<br />
als herkömmliche Waren. Eine Menge<br />
Geld lässt sich sparen, wenn nicht jeden<br />
Tag, sondern nur zwei Mal wöchentlich<br />
eine fleischhaltige Speise<br />
angeboten und dafür mehr auf Getreideprodukte<br />
und Salat gesetzt<br />
wird. <strong>Die</strong> Beschränkung auf wenige<br />
Angebote pro Tag verringert den Einkaufspreis,<br />
da größere Mengen pro<br />
Produkt geordert werden können.<br />
Selbst hungrig geworden?<br />
Dann komm doch mal bei<br />
www.knowyourfood.de vorbei und<br />
hole dir den BarcodeScanner für den<br />
eigenen Einkauf im Supermarkt! Mit<br />
dem Handy lässt sich nämlich ganz<br />
leicht herausfinden, welche Stoffe in<br />
einem Lebensmittel stecken. Außerdem<br />
auf der Seite: jede Menge Informationen<br />
zum besseren Einkaufen<br />
und besseren Essen.<br />
Zum Weiterlesen:<br />
www.knowyourfood.de<br />
www.oekologischessen.de<br />
www.schulverpflegung.bayern.de<br />
www.bundesprogrammoekolandbau.de<br />
Informationen zum Traineeprogramm:<br />
www.gruene.de<br />
4<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September
SchwarzGelbes Gruselkabinett<br />
Steuererhöhung bei der Mehrwertsteuer – gleichmäßige Belastung aller Bevölkerungsschichten?<br />
von Elmar Hayn<br />
Der damalige badenwürttembergische Ministerpräsident<br />
wagte sich als einer der wenigen Politiker der<br />
CDU vor der Bundestagswahl aus der Deckung und schlug<br />
eine Mehrwertsteuererhöhung beim ermäßigten Steuersatz<br />
von 7 % auf 9,5 % vor.<br />
Sehr viel weiter ging der CDUFinanzexperte Bernhardt<br />
(vgl. SZ vom 25.6.2009) . Er plädierte für eine komplette<br />
Abschaffung des ermäßigten Satzes. Damit der Bürger aber<br />
nicht zu sehr belastet würde kam die Idee ins Spiel, im Gegenzug<br />
die normale Mehrwertsteuer von 19 % auf<br />
18 % zu senken. <strong>Die</strong> Mehreinnahmen beliefen sich dann<br />
auf geschätzte 14 Mrd. € jährlich.<br />
<strong>Die</strong> wesentlichen Ausgaben eines Haushalts der unteren<br />
Einkommensschichten werden für Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
getätigt, die dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />
unterliegen, oder die gar nicht mit Mehrwertsteuer verteuert<br />
werden. Hierzu zählen insbesondere die Miete (0 %)<br />
bzw. Lebensmittel (in der Regel 7 %) sowie ÖPNVAusgaben<br />
(7% im Nahverkehr). Nur ein geringer Teil fließt tatsächlich<br />
in Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen, die der 19 %igen<br />
Mehrwertsteuer unterliegen.<br />
In 2008 lagen die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer bei<br />
176 Mrd. Euro.<br />
Der flüchtige Leser denkt sich: “Jawohl ist doch gut, dann<br />
werden wir wenigstens nicht zu sehr geschröpft“. Blickt<br />
man aber ins Zahlenwerk, kommen einem Zweifel an dem<br />
Vorschlag und die Überzeugung macht sich breit:<br />
Steuererhöhung für Arme und Steuergeschenke<br />
für Reiche!<br />
Es würde sich um eine der größten Umverteilungen „von<br />
unten nach oben“ in der Geschichte der Bundesrepublik<br />
handeln. Ca. 6 Mrd. Euro würden auf diese Weise von den<br />
Beziehern niedriger Einkommen an die Wohlhabenden umverteilt.<br />
Wie kommt das zustande?<br />
Wir haben in Deutschland drei Mehrwertsteuersätze: 0 %<br />
(für beispielsweise Mieten, Finanzdienstleistung, Porto der<br />
Deutschen Post), 7 % (für Lebensmittel, Drucksachen,<br />
Leitungswasser, Entgelte des ÖPNV – Dinge des täglichen<br />
Bedarfs) und 19 % (der große Rest – im Wesentlichen auf<br />
Waren, die man sich selten anschafft oder die eher hochpreisig<br />
sind).<br />
Geht man von den Angaben von Herrn Bernhardt aus (1 %<br />
Senkung auf 18 % und Erhöhung des ermäßigten Steuersatzes<br />
auf 18 % sowie den Mehreinnahmen von 14 Mrd.<br />
Euro) kommt man auf eine Entlastung von ca. 8 Mrd. Euro<br />
bei einer Mehrwertsteuersenkung von 19 % auf 18 %. Da<br />
diese Entlastung aber zu einem großen Teil den Haushalten<br />
mit hohem Einkommen zu Gute käme (ich nehme an, dass<br />
nur etwa ein Viertel der Entlastung auf Haushalte mit geringem<br />
Einkommen entfällt und die Belastung über alle Einkommensschichten<br />
gleich ist) wäre dies gleichbedeutend<br />
mit einer Umverteilung von den sozial Schwachen an die<br />
Reichen im Lande!<br />
Sehr viel klüger wäre es an dieser Stelle die zahlreichen<br />
Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer aufzuheben und somit<br />
dem Missbrauch auch einen Riegel vorzuschieben. Warum<br />
muß für das Essen im Restaurant 19 % Mehrwertsteuer bezahlt<br />
werden und für das gleiche Essen, das man sich abholt<br />
und „außer haus“ verzehrt nur 7 %? Warum müssen<br />
für das Frühstück im Hotel 19 % und für die Übernachtung<br />
7 % abgeführt werden, wenn durch den Ausweis als "Logis"<br />
können auch hier beim Frühstück die 12% gesparen<br />
werden können?<br />
Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass zahlreiche Klagen über<br />
die Anerkennung von Ausnahmetatbeständen nicht mehr<br />
entstünden und so die Bürokratie in unserem Lande weiter<br />
abgebaut werden könnte, oder sich die Gerichte mit wichtigeren<br />
Dingen beschäftigen könnten.<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
5
Schwerpunktthema: Verkehr in <strong>Nürnberg</strong> 2020<br />
von Manfred Hierdeis und Wolfgang Klemm<br />
Der folgende Artikel ist eine Zusammenfassung der Studie, die die<br />
Projektgruppe Verkehr in diesem Frühjahr erstellt und im Juni vorgestellt<br />
hat.<br />
Wir sind auf Mobilität angewiesen, weil die Struktur<br />
unserer Städte und unsere Besiedelungspolitik dies erfordern.<br />
Wegen der Aufteilung in Wohn und Gewerbegebiete<br />
müssen die Menschen mobil sein, um von der<br />
Wohnung zum Arbeitsplatz zu gelangen. Dabei ist der Flächenverbrauch<br />
für Bau und Verkehrsflächen in Deutschland<br />
ungebremst. Tagtäglich werden in der gesamten<br />
Republik 104 ha Landschaft für diesen Zweck zubetoniert.<br />
So wird durch die pausenlose Ausweisung von Neubaugebieten<br />
in der Fläche neuer Verkehr erzeugt.<br />
StillLeben Ruhrgebiet <strong>2010</strong>: <strong>Die</strong> Menschen erobern die Straße zurück<br />
Foto: A 40<br />
Nur eine Stadt, die die Mobilität ihrer Bürger gut organisiert,<br />
ist attraktiv. Mit Autos vollgestopfte Straßen und zugeparkte<br />
Bürgersteige und Radwege dürfen nicht den<br />
Pulsschlag der Stadt bestimmen. Bereits 1991 hat der<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Stadtrat ein Leitbild Verkehr beschlossen, das<br />
ein Verhältnis von 50:50 zwischen ÖPNV und dem<br />
motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Ziel hat. Derzeit<br />
ist das Verhältnis rund 30:70 zu ungunsten des ÖPNV. Wir<br />
Grüne wollen mit Nachdruck dafür sorgen, dass das 50:50<br />
Ziel bis 2020 erreicht wird.<br />
Finanzierung: Priorität für Bahn & Co<br />
Projekte für den MIV wie die geplante Nordanbindung des<br />
Flughafens oder der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs<br />
können nicht gleichzeitig mit dem flächendeckenden<br />
Ausbau des ÖPNV und der notwendigen<br />
Erweiterung des Radwegenetzes gestemmt werden. Zwingend<br />
gehört daher die Umschichtung der finanziellen Mittel<br />
zu Gunsten des Umweltverbundes zu einem<br />
zukunftsfähigen Konzept.<br />
Wichtig sind darüber hinaus neue Idee wie die „City<br />
Maut“. Wir müssen den motorisierten Individualverkehr<br />
stärker an den tatsächlichen Kosten beteiligen, die er hervorruft.<br />
Auch die Parkgebühren müssen sich an den tatsächlich<br />
entstandenen Kosten orientieren, und es muss eine<br />
angemessene Parkraumbewirtschaftung sowie eine konsequente<br />
Kontrolle erfolgen. Das eingenommene Geld muss<br />
aber zwingend zur Finanzierung des Umweltverbundes verwendet<br />
werden, um bezahlbare Fahrpreise und den Ausbau<br />
des ÖPNV zu ermöglichen.<br />
Für eine lebenswerte Stadt<br />
Mit der Umsetzung der Projekte, die wir vorstellen, gehen<br />
wir die vorhandenen Verkehrsprobleme aktiv an. So<br />
werden unsere Lebensgrundlagen nachhaltig gesichert und<br />
die Lebensqualität aller <strong>Nürnberg</strong>erInnen steigt. Unsere<br />
6<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September
Stadt soll auch im Jahr 2020 lebenswert und mobil sein,<br />
aber mit einem höheren Grad an besserer, nachhaltiger<br />
Mobilität.<br />
1. Ausbau des ÖPNV<br />
<strong>Die</strong> Schiene wollen wir inner und überörtlich ausbauen<br />
und damit attraktive ÖVLinien schaffen:<br />
Regional und SBahnen nach:<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Lauf – Hartmannshof – Neunkirchen bei<br />
SulzbachRosenberg<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Forchheim – Bamberg mit Abzweigungen in<br />
die Fränkische Schweiz.<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Allersberg<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Roth<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Altdorf<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Neumarkt<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Neuhaus<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Ansbach<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Simmelsdorf<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Bad Windsheim – Steinach<br />
• <strong>Nürnberg</strong> – Markt Erlbach<br />
• Durchgehende Linie Gräfenbergbahn – Rangaubahn<br />
Grafik: ÖPNVNetz 2020<br />
Über das Schienennetz wird zur Abrundung ein Busnetz gelegt, damit alle Stadtteile<br />
gleichermaßen erschlossen werden.<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
7
Das Straßenbahnnetz wird mit folgenden Projekten erweitert:<br />
• Stadtbahn nach Kornburg/Wendelstein<br />
• Stadtbahn nach Erlangen mit Verknüpfung zur Stadt<br />
/Umlandbahn in Erlangen<br />
• Westfriedhof Richtung Fürth/Ikea<br />
• Bayernstraße Richtung Bruneckerstraße mit Anbindung<br />
an die Katzwanger Straße<br />
• Straßenbahn Richtung Zerzabelshof (Zabo).<br />
• Plärrer Richtung Leyher Straße mit Verlängerungsmöglichkeit<br />
in Richtung Landkreis Fürth.<br />
• Lückenschluss Pillenreuther Straße vom Aufseßplatz zum<br />
Hauptbahnhof<br />
• Lückenschluss Altstadt vom Rathenauplatz zum Hallertor<br />
• Lückenschluss Finkenbrunn von Gibitzenhof zur Julius<br />
LoßmannStraße<br />
• Erhaltung der Pirckheimer Straße<br />
Wir wollen die Menschen möglichst nah vor der eigenen<br />
Haustür abholen. Das vorhandene UBahnnetz aus drei Linien<br />
stellt ein leistungsfähiges Grundgerüst des öffentlichen<br />
Nahverkehrs für die hochverdichteten Stadtteile <strong>Nürnberg</strong>s<br />
dar. Ziel der kommunalen ÖPNVPolitik muss sein, über das<br />
bestehende UBahnnetz ein Straßenbahnnetz zu legen, das<br />
in der Gesamtwirkung bis in die vergleichsweise dünn besiedelten<br />
Stadtrandgebiete und die Umlandgemeinden<br />
reicht und diese vollständig erschließt.<br />
2. Ausbau des Radverkehrs: <strong>Nürnberg</strong> steigt auf!<br />
Radfahren ist umweltfreundlich, gesund und liegt im Trend.<br />
Mehr als die Hälfte aller Wege, die in <strong>Nürnberg</strong> mit dem<br />
Auto gefahren werden, sind kürzer als 5 km und damit ideal<br />
für den Verkehrsträger Fahrrad. Damit er voll zum Tragen<br />
kommt, muss aber die Infrastruktur, sprich das Radwegenetz,<br />
ausgebaut und sinnvoll verknüpft werden.<br />
Plärrer – Hier sieht man eine verfehlte Planung. Radfahrer und auch Fußgänger sind<br />
nicht vorgesehen.<br />
Foto: PG Verkehr<br />
Das bedeutet eigene Fahrstreifen auf der Fahrbahn, nicht<br />
jedoch auf dem Gehweg. Zusätzlich zu den Radstreifen<br />
sollten an Strecken, an denen es baulich möglich ist, Fahrradschnellwege<br />
eingerichtet werden. Radfahrer, die große<br />
Distanzen überwinden wollen, wird ein rasches Fortkommen<br />
ermöglicht. <strong>Die</strong>s dient der Attraktivitätssteigerung des<br />
Radelns und der Sicherheit. Auch hier muss der Grundsatz<br />
der gerechten Verteilung des Straßenraumes zum Tragen<br />
kommen. Mit Abstellstationen, die Services wie Luft, Beratung<br />
und technische Hilfeleistung anbieten, und einem<br />
Fahrradverleihsystem wird das Angebot abgerundet.<br />
Auf diese Weise wollen wir Grüne bis 2020 eine Steigerung<br />
des Fahrradanteils von derzeit 11 % auf 25 % erreichen.<br />
Auch der Hauptmarkt muss endlich für den Fahrradverkehr<br />
geöffnet werden. Schließlich handelt es sich dabei um die<br />
direkte Fahrradverbindung von Paris nach Prag.<br />
Trondheim – Mit Ideen zwischen Gestaltung und Radfahren: Ein Beispiel für den<br />
Hauptmarkt in <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Foto: PG Verkehr<br />
8<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September
3. Auch zu Fuß gehen braucht Raum<br />
In der Fachliteratur ist der Gehweg als der Teil der Verkehrsfläche<br />
definiert, der dem Fußverkehr vorbehalten ist.<br />
Dabei ist er als allgemeiner Teil des Transportwesens und<br />
der Reisetätigkeit zu verstehen, der ohne Verkehrsmittel<br />
stattfindet und verschiedene Wegzwecke verfolgt, die feste<br />
Bestandteile unseres Alltags sind: Einkaufen, Erreichen<br />
des Arbeitsplatzes oder der Ausbildungsstätte sowie Freizeitgestaltung.<br />
Unsere Gehwege sollen wieder zu Bürgersteigen werden.<br />
Deshalb müssen auch sie für alle Nutzer, für „normale“<br />
wie mobilitätsbehinderte Menschen, für Menschen mit<br />
Kinderwagen und für Rollstuhlfahrer, bestimmte Qualitätsmerkmale<br />
aufweisen. <strong>Die</strong> Gehwege müssen ausreichend<br />
breit und die Übergänge zur anderen Straßenseite barrierefrei<br />
sein. Sie dürfen weder durch parkende Autos noch<br />
durch Masten, Verkehrsschilder oder sonstige Hindernisse<br />
verstellt sein. An den Ampeln müssen die Grünphasen für<br />
Fußgänger ausreichend bemessen sein und dürfen sich<br />
nicht nach den Bedürfnissen des Autoverkehrs richten. Wir<br />
wollen die Fußgängerzonen unserer Stadt ausweiten. Und<br />
wir halten eine konsequente Überwachung des ruhenden<br />
Verkehrs für dringend erforderlich.<br />
Vertauschte Rollen: Priorität haben Fußgänger, PKW sind nur geduldet (Brighton<br />
England), Foto: Commons/Wikipedia/DeFacto<br />
Mit der Umsetzung der vorgestellten Projekte gehen wir<br />
die vorhandenen Verkehrsprobleme aktiv an. So werden<br />
unsere Lebensgrundlagen nachhaltig gesichert und die Lebensqualität<br />
aller <strong>Nürnberg</strong>erInnen steigt. Unsere Stadt<br />
soll auch im Jahr 2020 lebenswert und mobil sein, aber mit<br />
einem höheren Grad an besserer, nachhaltiger Mobilität.<br />
Umfrage: Wie kommt Ihr durch die Stadt?<br />
Name: Ulrich Lindner<br />
Wohnort: <strong>Nürnberg</strong> St. Leonhard<br />
Wie bist Du unterwegs?<br />
UBahn/Fahrrad/Motorrad/<br />
Straßenbahn (in dieser Reihenfolge)<br />
Was stört dich am Verkehr in<br />
<strong>Nürnberg</strong> am meisten?<br />
Autos nehmen viel zu viel Raum<br />
ein, <strong>Nürnberg</strong> ist nicht sehr<br />
fahrradfreundlich. Zu wenige<br />
Straßenbahnen, teilweise auch zu<br />
wenig UBahnLinien.<br />
Deine Vision für den Verkehr 2020?<br />
Eine Stadt mit umweltfreundlicher<br />
Verkehrsinfrastruktur, die nicht<br />
Verzicht auf individuelle Mobilität<br />
bedeutet (z.B. CityEAutos).<br />
Name: Fabian Laugner<br />
Wohnort: <strong>Nürnberg</strong> Boxdorf<br />
Wie bist Du unterwegs?<br />
In der Hauptsache<br />
Bus/Straßenbahn/SBahn. Dazu<br />
Fahrrad und zum Einkaufen das Auto.<br />
Was stört dich am Verkehr in<br />
<strong>Nürnberg</strong> am meisten?<br />
Mich stören zum einen die<br />
schlechten Fahrradwege. Beim ÖPNV<br />
ärgert der Zeitnachteil gegenüber<br />
dem Auto.<br />
Deine Vision für den Verkehr 2020?<br />
Der ÖPNV ist eine<br />
Selbstverständlichkeit in weiten<br />
Teilen der Bevölkerung, weil er<br />
deutlich an Attraktivität gewonnen<br />
hat.<br />
Name: Birke Grießhammer<br />
Wohnort: <strong>Nürnberg</strong> Mögeldorf<br />
Wie bist Du unterwegs?<br />
Zu Fuß/mit dem Rad. Bei schlechtem<br />
Wetter mit der SBahn und mit dem<br />
PKW, wenn ich etwas transportieren<br />
muss.<br />
Was stört dich am Verkehr in<br />
<strong>Nürnberg</strong> am meisten?<br />
Zu viele Staus.<br />
Deine Vision für den Verkehr 2020?<br />
Für den Fahrradverkehr viele Verteilund<br />
Reparaturstellen. Mehr Rücksicht<br />
von Radfahrern gegenüber<br />
Fußgängern. Bessere Unterstützung<br />
für Fahrgemeinschaften, um den<br />
Berufsverkehr zu reduzieren<br />
(Vorbildfunktion der Behörden).<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
9
... wir sind links vom Paradies ...<br />
von Karin Merkl<br />
Am Anfang ...<br />
von Katharina Henig<br />
und das war keineswegs die politische<br />
Einordnung der GRÜ<br />
NEN, sondern so lautete die<br />
Wegbeschreibung unseres Geschäftsführers<br />
1986, wenn AnruferInnen<br />
wissen wollten, wie sie den Weg zu<br />
uns GRÜNEN finden.<br />
Links vom Paradies, in der KarlBrögerStrasse<br />
32, neben dem Travestie<br />
Theater Paradies.<br />
Eberhardt Bueb (Ebu) Landesvorstand<br />
<strong>Die</strong> politische Selbsteingruppierung<br />
zu dieser Zeit war ein nettes Paradoxon:<br />
„ Wir sind nicht links, wir sind<br />
nicht rechts, wir sind vorne“.<br />
Vorne, wenn es um Umweltschutz,<br />
Waldsterben, Gleichberechtigung von<br />
Frauen, Frieden und ein radikales –<br />
das basisdemokratische – Demokratieverständnis<br />
ging.<br />
<strong>Die</strong> Presse und die öffentlichen Medien<br />
sahen das meist anders, sie teilten<br />
uns auf in Fundis und Realos, die eine<br />
spezielle Streitkultur miteinander<br />
pflegten und meist mehr mit internen<br />
Reibereien als mit der Auseinandersetzung<br />
mit dem politischen Gegner<br />
in die Schlagzeilen gerieten.<br />
Das wäre vielleicht bis heute so,<br />
wenn nicht der „ I 29“ mit seinen<br />
weit reichenden Folgen gewesen wäre.<br />
Und „I 29“ hatte seinen Ursprung<br />
im Kreisverband <strong>Nürnberg</strong>:<br />
Wir stellten damals den Antrag an die<br />
Landesdelegiertenkonferenz Bayern,<br />
dass der Bundesvorstand für seine<br />
Wahlkampagne für die Bundestagswahl<br />
19<strong>90</strong>: „Alle reden von Deutschland.<br />
Wir reden vom Wetter.“, der<br />
uns ein Wahlergebnis von 3,8 % bescherte<br />
unter 5 % was bedeutete,<br />
dass die <strong>Grünen</strong> für die nächste Legislaturperiode<br />
nicht mehr im Bundestag<br />
vertreten waren,<br />
verantwortlich gemacht und zur Rechenschaft<br />
gezogen werden sollten.<br />
<strong>Nürnberg</strong>s Einfluss auf die<br />
grüne Entwicklung<br />
<strong>Die</strong>ser Antrag "I 29" fand eine<br />
Mehrheit und wurde als Antrag der<br />
bayerischen <strong>Grünen</strong> an die Bundesversammlung<br />
1991 in Neumünster<br />
gestellt, wo er bei der Abstimmung<br />
eine überraschende, wenn auch<br />
knappe Mehrheit der Delegiertenversammlung<br />
erhielt. <strong>Die</strong>s führte in der<br />
Konsequenz dazu, das Jutta Dithfurt<br />
und weitere 40 Menschen, die sich<br />
den Fundis zugehörig fühlten, noch<br />
auf dem Parteitag aus der Partei austraten.<br />
Wie es dann weiterging wisst<br />
Ihr alle selber.<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Grüne gestalten<br />
grüne Anfänge<br />
1986 bis 1988 bestand unser Vorstand<br />
übrigens aus sieben Frauen<br />
(Helga Rauh und mich kennt ihr<br />
wahrscheinlich) und zwei Männern.<br />
Aus dieser Zeit stammen z. B. unsere<br />
Kreisverbandsregeln, das die Redezeit<br />
generell auf 5 Minuten begrenzt wird<br />
und nach 22.30 Uhr keine Beschlüsse<br />
mehr gefasst werden, damit auch<br />
Menschen, die am nächsten Morgen<br />
wieder arbeiten müssen, mit entscheiden<br />
können. In den Anfangsjahren<br />
konnte es schon mal vorkommen,<br />
dass Abstimmungen weit nach Mitternacht<br />
von drei Mitgliedern, die<br />
noch durchgehalten haben, beschlossen<br />
wurden.<br />
Erstes Grünes Büro in der KarlBrögerStraße<br />
... also ab Frühjahr 1979 trafen wir<br />
uns in den Hinterzimmern von Gaststätten;<br />
sehr oft war das in der Planungskneipe<br />
oder der Tetzelstube, die<br />
längst Café Ruhestörung heißt.<br />
Als wir uns entschlossen, ein eigenes<br />
Büro anzumieten, reichte unser Budget<br />
nur für eine winzige ehemalige<br />
Metzgerei in der KarlBrögerStraße.<br />
Da der Raum nutzungsbedingt rundum<br />
gefliest war, war er zwar leicht zu<br />
reinigen, strahlte jedoch absolut keinerlei<br />
Gemütlichkeit aus! Aber Cornelia<br />
<strong>Die</strong>ckmann, unsere damalige<br />
weibliche Vorsitzende, ergriff als gelernte<br />
Schreinerin die Initiative und<br />
unter ihrer Anleitung brachten wir eine<br />
durchaus vorzeigbare Holzverschalung<br />
zustande.<br />
Zur BüroEinweihung erschien ein Reporter<br />
der "Abendzeitung" und<br />
wünschte sich ein „Action“Foto; er<br />
schlug vor, dass Conni eines der übrig<br />
gebliebenen NutundFederBretter<br />
festhalten solle und Bernhard Kölbl,<br />
unser männlicher Vorsitzender, so tun<br />
solle, als ob er ein Stück absäge. Conni<br />
widersprach empört: „Warum er?<br />
Ich bin Schreinerin er ist nur Physik<br />
Student!“<br />
Wir waren uns sicher, das Zitat mit<br />
ironischen Anmerkungen im Artikel<br />
zu finden, aber da stand nur, dass die<br />
„Grüne Conni keine Plastiktüten<br />
mag“.<br />
Als ich ein paar Jahre und zwei Umzüge<br />
später noch mal in unserem alten<br />
Büro vorbeischaute, konnte man<br />
dort Döner kaufen und der neue<br />
Mieter hatte in Unkenntnis der darunter<br />
liegenden Wand auf unsere<br />
Holzverschalung wieder Fliesen aufgeklebt!<br />
10<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September
Hilfe, Frauen beHERRschen uns !<br />
(Eine bitterböse Satire.)<br />
Eine Antwort auf den Leserbrief: Männerdiskriminierung (<strong>Zwischenruf</strong> 2/<strong>2010</strong>).<br />
von Birke Grießhammer<br />
Seit der gesetzlich verankerten<br />
Gleichstellung beHERRschen<br />
uns überall Frauen. Nicht nur der Verfasser<br />
ängstigt sich vor der Männerdiskriminierung.<br />
Mit Recht. Ich<br />
erstarre in Mitleid für alle Geschädigten!<br />
An allen Orten und auf allen Spitzenpositionen<br />
halten Frauen alle Fäden in<br />
der Hand, in den Großbanken, in den<br />
Konzernen, in der Politik, in den Religionen,<br />
auf den Lehrstühlen der Universitäten<br />
und unter den<br />
Fachgutachtern der Regierung.<br />
Frauen missbrauchen und vergewaltigen<br />
Minderjährige, wie überall derzeit<br />
zu lesen ist. („Pädophilie ist ein<br />
männliches Phänomen“ Prof. Michael<br />
Osterheider, Regensburg). Sexistisch<br />
agieren sie in der Kunst und Wissenschaft.<br />
So waren 2003 bereits 12,6 %<br />
der Professorenstellen in deutschen<br />
Universitäten von Frauen besetzt! Vor<br />
10 Jahren waren es noch 6,9 %.<br />
Welch eine erschreckende Entwicklung!<br />
Bei einem Anteil von mehr als<br />
40 % Frauen unter den Studierenden.<br />
Nur Bayern bleibt standhaft: dort sind<br />
alle 8 Lehrstühle der Philosophie in<br />
München – dem HERRgott sei dank –<br />
von Männern besetzt.<br />
Frauen überall. Sie beHERRschen<br />
auch die Schüler als Lehrerinnen,<br />
nicht aber als Direktorinnen, als<br />
Schulrätinnen oder als Bildungsminsterinnen.<br />
Sie sind mehrheitlich die<br />
Opfer der Amokläufer. (Amokläuferinnen<br />
sind bisher unbekannt.)<br />
Ebenso steht es mit dem Gewaltmonopol,<br />
mit den Morden an Familienangehörigen<br />
und den Insassen der<br />
Gefängnisse (Jede vierte Frau wird<br />
Opfer von Männergewalt, NN<br />
18.6.<strong>2010</strong>).<br />
Männer flüchten sich mit Kind und<br />
Kegel Hals über Kopf in die anonymen<br />
Männerhäuser, um vor Frauengewalt<br />
geschützt zu sein.<br />
Wir armen Männer! Selbst unsere<br />
Vorhaut ist nicht mehr das, was sie<br />
einmal war! Bekanntlich wurde Jesu<br />
Vorhaut an mehreren Orten fromm<br />
verehrt. Sie wurde als Wunder wirkende<br />
Reliquie in zahlreiche Stückchen<br />
zerteilt teuer gehandelt!<br />
Hat dagegen irgend jemand schon etwas<br />
von einer Wunder wirkenden Klitoris<br />
gehört? Nein. Trotz der<br />
millionenfachen Verstümmelungen!<br />
Nein! Niemand. Sie ist einfach unwirksam!<br />
Durch Klitorisverstümmelung können<br />
wir die in alle hohen Positionen drängenden<br />
Frauen zurückhalten. Verstümmelte<br />
Frauen sind gefühllos,<br />
zahm, gehorsam. Ein großer Teil ver<br />
blutet bei diesem Gemetzel. Das muss<br />
MANN hinnehmen!<br />
Seit Jahrhunderten wurden Frauen so<br />
ihres sexuellen Verlangens beraubt.<br />
Das hat sich bewährt. Dann sind sie<br />
uns treu und wir haben keinen Ärger.<br />
Das ist seit Jahrhunderten üblich und<br />
von unseren Vätern überkommen:<br />
willig im Beischlaf, willig beim Gebären<br />
und willig zu sterben.<br />
So lehrt(e?) es auch die Kirche.<br />
Frauen sollen zuhause bleiben, eingesperrt<br />
und fleißig arbeiten ohne Lohn<br />
und ohne Pause. So war es immer, so<br />
soll es bleiben.<br />
Klitorisverstümmelung schwächt ihre<br />
Kraft, ihren Bildungseifer, ihren Einfluss<br />
jährlich millionenfach in Afrika<br />
und anderswo. Das ist gewollt!<br />
Männer aller Länder, vereinigt Euch!<br />
Wir sind in Gefahr weltweit die Alleinherrschaft<br />
zu verlieren!<br />
Fort mit der Klitoris! Sie bedroht uns<br />
Männer.<br />
Frauen beHERRschen uns mehr und<br />
mehr.<br />
Meine Empfehlung: Gründung eines<br />
LAK zur Sexualaufklärung für junge<br />
Männer.<br />
Zur Information:<br />
www.frauenrechte.de, Terre des<br />
femmes (TDF).<br />
Frauen in Führungspositionen der jeweils 50 größten börsennotierten Unternehmen<br />
Bild: eigene Darstellung,<br />
Quelle: EU,Spiegel<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September<br />
11
Redaktionsschluss für den<br />
nächsten <strong>Zwischenruf</strong><br />
1 6.September 201 0<br />
zwischenruf@gruene-nbg.de<br />
TERMINE http://www.gruene-nbg.de/termine<br />
Grüne Adressen<br />
Grüner Tisch<br />
Mittwoch 1. September <strong>2010</strong> – 19 Uhr<br />
Kulturwirtschaft im K4, Königstr. 93<br />
AK Wirtschaft & Finanzen<br />
Montag 6. September <strong>2010</strong> 19 Uhr<br />
Grünes Zentrum <strong>Nürnberg</strong>, Kaiserstraße 17<br />
Projektgruppe Verkehr<br />
Mittwoch 15. September <strong>2010</strong> – 19 Uhr<br />
Grünes Zentrum <strong>Nürnberg</strong>, Kaiserstraße 17<br />
AK Wirtschaft & Finanzen<br />
Montag 4. Oktober <strong>2010</strong> 19 Uhr<br />
Grünes Zentrum <strong>Nürnberg</strong>, Kaiserstraße 17<br />
Grüner Tisch<br />
Mittwoch 6. Oktober <strong>2010</strong> – 19 Uhr<br />
Kulturwirtschaft im K4, Königstr. 93<br />
Projektgruppe Verkehr<br />
Mittwoch 6. Oktober <strong>2010</strong> – 19 Uhr<br />
Grünes Zentrum <strong>Nürnberg</strong>, Kaiserstraße 17<br />
Einladung zur Mitgliederversammlung<br />
23. September <strong>2010</strong> um 19.00 Uhr<br />
Grünes Zentrum<br />
Kaiserstraße 17<br />
(ÖPNV: Haltestelle Lorenzkirche)<br />
Vorschlag zur Tagesordnung:<br />
1. Begrüßung<br />
2. Formalia<br />
3. Vorbereitung Landesdelegiertenkonferenz (LDK)<br />
am 23./24. Oktober <strong>2010</strong><br />
4.Vorbereitung Bundesdelegiertenkonferenz (BDK)<br />
am 19. 21. November <strong>2010</strong><br />
5. Anträge<br />
6. Berichte<br />
7. Sonstiges<br />
An die Mitgliederversammlung gestellte Anträge werden<br />
spätestens 14 Tage vor der MV per Email an die Mitglieder<br />
verschickt und liegen gleichzeitig im <strong>Grünen</strong> Zentrum bereit.<br />
BÜNDNIS <strong>90</strong> / DIE GRÜNEN<br />
Kreisverband <strong>Nürnberg</strong><br />
Kaiserstraße 17 I <strong>90</strong>403 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel.: 0911 5873973 I Fax: 0911 5873993<br />
buero@gruenenbg.de I www.gruenenbg.de<br />
Geschäftsführer: Harald Fuchs<br />
Bürozeiten: Mo 1417, Di 1819, Do 1013 Uhr<br />
Bankverbindung des Kreisverbands:<br />
Postbank <strong>Nürnberg</strong><br />
BLZ 760 100 85 I Konto 651 95856<br />
Stadtratsfraktion BÜNDNIS <strong>90</strong> / DIE<br />
GRÜNEN<br />
Rathausplatz 2 I <strong>90</strong>403 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel.: 0911 2315091 I Fax: 0911 2312930<br />
gruene@stadt.nuernberg.de<br />
www.gruene.rathaus.nuernberg.de<br />
Geschäftsführerin: Tessa Kazmeier<br />
Bürozeiten: MoFr 9–12 Uhr u. MoDo 1316 Uhr<br />
Bezirksrat<br />
Dr. Klaus Hiemeyer<br />
Untere Schmiedgasse 8 I <strong>90</strong>403 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel.: 0911 2402441<br />
klaus.hiemeyer@gruenenbg.de<br />
Landtagsabgeordnete<br />
Christine Stahl<br />
Kaiserstraße 17 I <strong>90</strong>403 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel.: 0911 5873974 I Fax: 0911 5394230<br />
christine.stahl@gruenefraktionbayern.de<br />
Bürozeiten: MoDo: 915 Uhr<br />
Termine nach Vereinbarung<br />
Büro München:<br />
Tel.: 089 41262580 I Fax: 089 41261494<br />
Bundestagsabgeordneter<br />
Uwe Kekeritz<br />
Wahlkreisbüro Fürth<br />
Mathildenstr. 24<br />
<strong>90</strong>762 Fürth<br />
Tel.: 0911 6607151 I Fax: 0911 6607152<br />
Impressum<br />
<strong>Bündnis</strong> <strong>90</strong> / <strong>Die</strong> <strong>Grünen</strong><br />
Kreisverband <strong>Nürnberg</strong><br />
Kaiserstraße 17, <strong>90</strong>403 <strong>Nürnberg</strong><br />
EMail: zwischenruf@gruenenbg.de<br />
Redaktion: Thomas Vartiainen, Philipp Nieberle,<br />
Katharina Henig, Harald Fuchs, Tobias<br />
Eichelbrönner, Robert <strong>Die</strong>tz<br />
V.i.S.d.P.: Ralph Hoffmann, Anschrift wie KV<br />
Druck: flyeralarm GmbH Würzburg<br />
12<br />
<strong>Zwischenruf</strong> 4 / <strong>2010</strong> August / September