Horst von Allwörden - Gruselromane
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Der Hüter #1<br />
schienen keine Wirkung auf sie zu haben.<br />
Elena Dracul erzitterte innerlich. Es<br />
war also keine Falle.<br />
Ihr Blick fiel auf die Zeichen. Nur das<br />
geübte Auge konnte sehen, dass die<br />
Bannzeichen unbrauchbar waren, zerstört<br />
durch winzige Handgriffe.<br />
Sabotage. Sabotage eines Verbündeten.<br />
Sabotage eines Verräters. Elena<br />
ging es wie anderen, die vom Verrat<br />
profitiert hatten. Sie liebte den Verrat,<br />
aber hasste den Verräter.<br />
Wie sein Blut wohl schmecken wird?<br />
fragte sie sich.<br />
Die Meute folgte ihrer Herrin.<br />
***<br />
"Da sind sie", sagte der Mann und<br />
seine Stimme klang tief erschüttert, als<br />
erkenne er erst jetzt die ganze Tragweite.<br />
Sein kantiges Gesicht unterstrich diesen<br />
Eindruck noch. In dem Moment, in<br />
dem er sie durch den schmalen Schlitz<br />
im Vorhang erspähte, wusste er, es war<br />
zu Ende. In der nahezu dunklen Bibliothek<br />
verhärtete sich sein Gesicht. Zorn,<br />
Kummer, Sorge und Entsetzen zeichneten<br />
sich ab.<br />
Sollte hier und jetzt alles enden, was<br />
vor mehr als zweitausend Jahren begonnen<br />
hatte und dessen Wurzeln bis zum<br />
Anbeginn aller Tage zurückreichten?<br />
Sollte das Böse, das Finstere, den Sieg<br />
da<strong>von</strong> tragen?<br />
Das darf es nicht! schoss es ihm<br />
durch den Kopf und er schloss für einen<br />
Moment die Augen. Jetzt nicht und auf<br />
ewig nicht.<br />
Gerade erst hatte er erkannt, dass sie<br />
kamen. Fast hätte er noch gezweifelt,<br />
aber die Kameras, Triumph der Technik,<br />
hatten es ihm gezeigt.<br />
Die beiden Wachen, treue Diener des<br />
Schatzes, tot, blutleer und bleich lagen<br />
Die Horror-Serie<br />
sie am Tor. Die Bannkreise offensichtlich<br />
unbrauchbar gemacht, zerstört <strong>von</strong><br />
Verräterhand. Die Druidenfüße nur ein<br />
klein wenig verwischt.<br />
Wirkungslos!<br />
Und mit einem Seitenblick auf die<br />
Monitore erkannte er die Wahrheit. Was<br />
er mit bloßem Auge sehen konnte, gab<br />
es auf den Schirmen nicht.<br />
So war es vermutlich auch mit dem<br />
Haus. Auch hier dürften die Bannzeichen<br />
unbrauchbar sein. Es gab zu viele<br />
<strong>von</strong>, um sie jetzt noch zu überprüfen und<br />
wieder in Stand zu setzen.<br />
Sinnlose Arbeit. Eines Sisyphus würdig.<br />
Er war abgeschnitten, das Telefon tot,<br />
das Mobile kein Netz und der Orden<br />
weit weg.<br />
Keine Gelegenheit mehr, um Vorkehrungen<br />
zu treffen oder den Orden auf<br />
den anderen Wegen zu rufen. Er war fast<br />
auf sich allein gestellt. Der einzige, auf<br />
den er sich noch verlassen konnte, war<br />
James. Er zog die Kordel, die zu dieser<br />
nachtschlafenden Zeit in der Pantry eine<br />
Klingel auslöste.<br />
Der Mann am Fenster war an die<br />
fünfzig Jahre hatte dunkle Augen, gepflegtes,<br />
schulterlanges, volles aber<br />
schon ergrautes Haar. Seine breiten<br />
Schultern und jede seiner Bewegungen<br />
verrieten, dass er auch in seinem Alter<br />
kaum jemanden fürchten musste. Er war<br />
ein grauer Wolf. Ein einsamer Jäger. Ein<br />
Kämpfer.<br />
Er war der Hüter.<br />
Vor Jahren nannte man ihn Connor<br />
Baigent und in seinem Pass war dieser<br />
Name immer noch verzeichnet. Doch<br />
Connor Baigent war nur ein Name für<br />
Behörden und Außenstehende. Er war<br />
mehr als das. Vor nunmehr beinahe einem<br />
Vierteljahrhundert war eine Last<br />
auf seine Schultern gelegt worden, die er<br />
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