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Grundlagen der Sprachdidaktik - Guido Nottbusch

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<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 1<br />

<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong><br />

Teil 02: Mehrsprachigkeit & Begegnung mit<br />

Sprachen<br />

1. Begegnung mit Sprachen<br />

2. Fremdsprachenvermittlung in <strong>der</strong> Grundschule<br />

3. Sprachunterricht unter <strong>der</strong> Bedingung <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit<br />

Ausgangspunkt: Kin<strong>der</strong> begegnen Sprachen<br />

Die Lebenswelt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ist nicht mehr auf die Muttersprache begrenzt.<br />

Durch<br />

• Migration<br />

• Massenmedien<br />

• mobiles Freizeitverhalten<br />

werden die Spracherfahrungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> immer vielfältiger.<br />

Migration<br />

Ergebnisse aus PISA 2000<br />

• Deutschland: ein Einwan<strong>der</strong>ungsland<br />

• Migrationsgruppen in Deutschland:<br />

• Arbeitsmigranten aus den ehemaligen Anwerbelän<strong>der</strong>n Süd- und<br />

Sudosteuropas,<br />

• Deutschstämmige Aussiedler,<br />

• Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber,<br />

• Zuwan<strong>der</strong>er aus <strong>der</strong> EU und sonstigen Län<strong>der</strong>n, die im Rahmen <strong>der</strong><br />

Arbeitsmobilität nach Deutschland kommen.<br />

• Rund die Hälfte aller 15-jährigen, <strong>der</strong>en Väter nicht in Deutschland<br />

geboren sind, ist selbst bereits seit ihrer Geburt in Deutschland.<br />

• Mehr als 70% <strong>der</strong> Jugendlichen haben vom Kin<strong>der</strong>garten bis zum Ende<br />

<strong>der</strong> Pflichtschulzeit durchgehend Bildungseinrichtungen in Deutschland<br />

besucht.<br />

• Seiteneinsteiger finden sich in nennenswertem Umfang nur noch bei<br />

Aussiedler- und Flüchtlingsfamilien.<br />

Quelle: Baumert, Jürgen u.a.: PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im<br />

internationalen Vergleich. Opladen: Leske und Budrich, 2001; Forum Schule Heft 1/2002<br />

Medien und Massenmedien<br />

Im Bereich Medien und Massenmedien herrscht eine starke Dominanz des<br />

Englischen vor:<br />

• in <strong>der</strong> Werbung<br />

• auf Verpackungen<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 2<br />

• in <strong>der</strong> Musik<br />

• in Computerprogrammen und –spielen<br />

• ...<br />

mobiles Freizeitverhalten<br />

• Urlaub im Ausland<br />

• Begegnung mit an<strong>der</strong>ssprachigen Kin<strong>der</strong>n<br />

• internationale Küche<br />

• ...<br />

Typen mehrsprachiger Erziehung<br />

• Segregation: getrennte Klassen, Ziel: Einsprachigkeit in <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Muttersprache<br />

• Submersion: gemischte Klassen, Ziel: hauptsächlich Einsprachigkeit in<br />

<strong>der</strong> Mehrheitssprache ('dränknings-program').<br />

• Immersion: gemischte Klassen, Unterrichtssprache =<br />

Min<strong>der</strong>heitensprache ('Sprachbad')<br />

• Mischformen: z.B. schwedische hemspråksreform, Ziel:<br />

Zweisprachigkeit; Unterricht zunächst in <strong>der</strong> Muttersprache,<br />

Zweitsprache als Fach, dann fließen<strong>der</strong> Übergang.<br />

"Begegnung mit Sprachen in <strong>der</strong> Grundschule"<br />

(Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (1992). Run<strong>der</strong>lass<br />

des Kultusministeriums vom 13.2.1992)<br />

Ziel: Aufnahme <strong>der</strong> lebensweltlichen Erfahrung in den<br />

Unterricht<br />

Die Erfahrungen mit an<strong>der</strong>en Sprachen und fremden Kulturen müssen in<br />

<strong>der</strong> Schule in kindgerechter Weise aufgearbeitet werden. Ziele, die hierbei<br />

erreicht werden sollen:<br />

• Interesse an Sprachen<br />

• Interesse an Sprachen und Freude am Umgang mit ihnen wecken<br />

• Interkulturelle Erziehung<br />

• Schule als Ort <strong>der</strong> interkulturellen Begegnung<br />

• die Gleichwertigkeit von Sprachen und Kulturen bewusst machen<br />

• Vorurteile abbauen<br />

• Ethnozentrierte Denkweisen verhin<strong>der</strong>n<br />

• Vorbereitung auf eine multikulturelle mehrsprachige Gesellschaft<br />

• Toleranz gegenüber ausländischen Mitschülern/Mitbürgern<br />

• soziale Integration ausländischer Kin<strong>der</strong><br />

• Spiel – sprachliches Handeln – Kommunikation<br />

• Sprache als Kommunikationsmittel verstehen (Sprachbarrieren<br />

überwinden)<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 3<br />

• im Spiel und beim sprachlichen Handeln erweiterte Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Kommunikation erproben<br />

• Muttersprache besser erkennen<br />

• Erscheinungsformen <strong>der</strong> eigenen Muttersprache besser erkennen<br />

• mit den vielfältigen Ausprägungen <strong>der</strong> Muttersprache differenzierter<br />

umgehen<br />

Wählbare Sprachen<br />

Wo Kin<strong>der</strong> in ihrer Lebenswelt fremden Sprachen begegnen, werden diese<br />

zur Begegnungssprache:<br />

• Dies kann eine Nachbarschaftssprache sein, zum Beispiel<br />

Nie<strong>der</strong>ländisch o<strong>der</strong> Französisch im Grenzgebiet zu den Nie<strong>der</strong>landen<br />

o<strong>der</strong> Belgien.<br />

• Zweitens können dies Herkunftssprachen wie zum Beispiel Türkisch,<br />

Griechisch, Serbokroatisch, Polnisch, Russisch usw. sein.<br />

• Drittens können sich zum Beispiel durch Schüleraustausch im Rahmen<br />

von Städtepartnerschaften Begegnungen mit Partnersprachen<br />

ergeben.<br />

• Schließlich kann das vor allem die Weltsprache Englisch sein, die in den<br />

Medien am häufigsten auftritt.<br />

Hinweise für die Umsetzung<br />

• spielerischer, grundschulspezifischer Unterricht<br />

• Kreativität und Phantasie för<strong>der</strong>n<br />

• Motivation durch: Lie<strong>der</strong>, Spiele, Reime, Zungenbrecher, kleine<br />

Thematische Einheiten<br />

• lebensweltorientiert<br />

• dem Tätigkeits- und Bewegungsdrang <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> entsprochen<br />

• die Fähigkeiten zum Entdecken, Gestalten und Sprechen entwickeln<br />

• Angebot für alle Kin<strong>der</strong> (keine Arbeitsgemeinschaften)<br />

• dient nicht <strong>der</strong> Vorbereitung auf weiterführende Schulen<br />

• keine schriftlichen Übungen und Arbeiten zur Leistungsfeststellung und<br />

Leistungsbewertung<br />

Organisatorischer Rahmen<br />

• kleine Portionen, über die Woche verteilt (Klasse 1/2 = 20 Min. pro<br />

Woche; Klasse 3/4 = 45 Min. pro Woche)<br />

• Begegnung mit Sprache nicht nur im Fach Deutsch (Bio, Musik, Kunst,<br />

Geschichte...)<br />

Quelle: Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (1992): Begegnung mit Sprachen in <strong>der</strong><br />

Grundschule. Run<strong>der</strong>lass des Kultusministeriums vom 13.2.1992<br />

Begegnung mit Sprache<br />

• beruht auf dem Konzept "language awareness":<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 4<br />

• Nachdenken über Sprache, angestoßen vom Vergleich ähnlicher und<br />

unterschiedlicher Strukturen<br />

• Sensibilisierung sowohl für die eigene als auch für die fremde<br />

Sprache<br />

• Sprachbegegnung führt zur Entwicklung von Sprachbewusstsein: S.<br />

ist eine metasprachliche Fähigkeit. Sprachbewusstsein ist das<br />

"Wissen über Sprache" bzw. die Fähigkeit zu metasprachlichen<br />

Urteilen über sprachliche Ausdrücke.<br />

Quelle: Bußmann (1990): Lexikon <strong>der</strong> Sprachwissenschaft<br />

• Reflexion über Sprache setzt Kenntnisse voraus<br />

• Die Hauptbegegnungssprache ist Englisch, weil die Lehrer sich nur hier<br />

in <strong>der</strong> Lage sehen, eigene Kenntnisse einzubringen.<br />

gewählte Begegnungssprache(n)<br />

• 75% Englisch<br />

• 9% Französisch<br />

• 6% Türkisch<br />

• 4% Nie<strong>der</strong>ländisch<br />

• 3% Italienisch<br />

• 3% an<strong>der</strong>e<br />

Qualifizierung <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

• viele Lehrerinnen glauben, dass die eigenen, meist schulisch<br />

erworbenen FS-Kenntnisse für die Durchführung von BmS nicht<br />

ausreichen<br />

Quelle: Hänisch, H. & Thürmann, E. (1994) Begegnung mit Sprachen in <strong>der</strong> Grundschule. Kurzfassung <strong>der</strong><br />

Ergebnisse einer Befragung von Schulleiterinnen und Schulleitern sowie <strong>der</strong>jenigen Lehrerinnen und Lehrern,<br />

die Begegnung mit Sprachen bereits praktizieren. Soest: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, 1994<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Umsetzung / Alternativen<br />

• Fremdsprachliche Lerngelegenheiten 'beim Schopfe packen'<br />

• Beteiligung <strong>der</strong> ausländischen Lehrer<br />

• Integration deutscher Kin<strong>der</strong> am Muttersprachlichen Unterricht<br />

Welche Lernbereiche können sinnvoll in das Thema integriert<br />

werden?<br />

• für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprachen<br />

sensibilisieren -> Reflexion über Sprache<br />

• Erscheinungsformen <strong>der</strong> eigenen Muttersprache besser erkennen -><br />

Reflexion über Sprache<br />

• Die nur stützende Funktion des Lesens und des Schreibens muss in<br />

höheren Jahrgangsstufen ausgebaut werden. -> Umgang mit Texten,<br />

Textproduktion<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 5<br />

Fremdsprachenvermittlung in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Bericht „Fremdsprachen in <strong>der</strong> Grundschule - Sachstand und<br />

Konzeptionen“, Beschluss <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz (KMK) vom<br />

01.03.2002.<br />

Die Kultusministerkonferenz (KMK) stellt fest, "dass in allen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Fremdsprachenunterricht in <strong>der</strong> Primarstufe deutlich ausgeweitet wird.<br />

Dies betrifft vorrangig die Jahrgangsstufen 3 und 4, in einigen Län<strong>der</strong>n<br />

auch die Jahrgangsstufen 1 und 2."<br />

In einer zunehmenden Zahl <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> herrsche Einigkeit<br />

darüber, "dass neben dem Begegnungskonzept das eher systematische<br />

und themenorientierte Fremdsprachenlernen auf <strong>der</strong> Grundlage eines<br />

(Rahmen-)Lehrplans mit ergebnisorientierter Progression" vorzusehen<br />

sein.<br />

Zur Begründung dieser Orientierung werden genannt:<br />

• verän<strong>der</strong>te Lebenswirklichkeit<br />

• günstige Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> des betreffenden Alters<br />

Ziele<br />

• Im Gegensatz zu BmS weniger Umgang mit und Heranführung an<br />

Sprachen, son<strong>der</strong>n mehr sprachlich-fachliche Ziele, Lernen von<br />

Sprachen<br />

• Voraussetzungen für das weitere fachliche Lernen stärken<br />

• BmS: erweiterten Möglichkeiten <strong>der</strong> Kommunikation erproben vs. KMK:<br />

grundlegende fremdsprachliche Kompetenz<br />

Quelle: Grieshaber<br />

Umsetzung<br />

• lebensweltlicher Bezug<br />

• grundschulspezifische Arbeitsformen<br />

• authentische Materialien<br />

• soweit möglich; originale Begegnungen<br />

• Fremdsprache als Verständigungsmittel (insb. im Sachfachbereich)<br />

• Vorrang von Hörverstehen und Sprechen<br />

• dem Lesen und Schreiben kommt nur stützende Funktion zu<br />

Organisatorischer Rahmen<br />

• keine Beschränkung <strong>der</strong> angebotenen Sprachen, jedoch Hinweis auf die<br />

weiterführenden Schulen (-> Englisch, Französisch)<br />

• Fremdsprachenversorgung im Pflichtbereich <strong>der</strong> Jahrgangsstufen 3 und<br />

4 in fast allen Bundeslän<strong>der</strong>n bis spätestens 2004/05 angestrebt (in<br />

NRW seit 2003, nur Englisch)<br />

• weiterhin Begegnung mit Sprache in den Jahrgangsstufen 1 und 2 (in<br />

NRW seit 2003, alle Sprachen)<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 6<br />

• ein bis zwei Wochenstunden, evtl. in Wochenarbeitsplan integriert<br />

(NRW: 2 Std.)<br />

• Ausweitung <strong>der</strong> Stundentafel<br />

• keine Auswahl nach Leistung<br />

• Benotung bisher nur in BW, in NRW nicht während <strong>der</strong> vierjährigen<br />

Erprobungsphase<br />

• Fortführung in weiter führenden Schulen<br />

• NRW<br />

• Anpassung <strong>der</strong> Lehrpläne<br />

• Vermehrtes Angebot bilingualen Unterrichts<br />

• kein flächendeckendes Vorziehen <strong>der</strong> 2. Fremdsprache ab Klasse 6<br />

• 3. Fremdsprache ab Klasse 8 wird in einigen Gymnasien erprobt<br />

Lehrerqualifikation<br />

• Fortbildungsmaßnahmen an VHS u.a.<br />

• schulinterne Fortbildungen<br />

• langfristig: Verankerung in <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

Englisch in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Die Zielsprache Englisch ist we<strong>der</strong> eine verfügbare Verständigungs- und<br />

Arbeitssprache, noch ruft sie innere Bil<strong>der</strong> hervor, wenn Geschichten<br />

erzählt o<strong>der</strong> Sachverhalte betrachtet werden.<br />

Prinzipien<br />

• Prinzip des Themen- und Situationsbezugs sprachlichen Lernens<br />

• Prinzip des spielerischen, darstellenden und gestaltenden Lernens<br />

• Prinzip <strong>der</strong> Authentizität<br />

• Prinzip des entdeckenden und experimentierenden Umgangs mit<br />

Sprache<br />

Strukturierung<br />

• Erlernen formelhafter Elemente (item learning)<br />

• Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sprachlichen Phänomenen (system learning)<br />

• Identifizieren, Aufgreifen, Erinnern und funktionsgerechten<br />

Reproduzieren von festgefügten Redemitteln und formelhaften<br />

Wendungen (chunks)<br />

• Hypothesenbildung über die neue Sprache<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 7<br />

Sprachunterricht unter <strong>der</strong> Bedingung <strong>der</strong><br />

Mehrsprachigkeit<br />

Quelle: learn-line, Englisch in <strong>der</strong> Grundschule<br />

Viele Kin<strong>der</strong> 'müssen' unter den Bedingungen <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit<br />

aufwachsen. Positive o<strong>der</strong> negative Auswirkungen hängen ab von:<br />

• Unterrichtssprache<br />

• Status <strong>der</strong> beteiligten Sprachen<br />

• Gleichwertigkeit aber nicht Gleichrangigkeit<br />

Beispiel eines Seiteneinsteigers:<br />

"bitιenιtşulιgenzi dasihnihtşιraybenkan"<br />

• Rückgriff auf türkische Phonem-Graphem-Beziehungen<br />

• Türkisch hat sehr regelhafte Phonem-Graphem-Beziehungen (flache<br />

Orthographie)<br />

• Doppelkonsonanz nicht möglich (außer in Fremd- und Lehnwörtern) –<br />

führt zur Einfügung sog. Sprossvokale<br />

• Maximal verbundene lateinische Ausgangsschrift vs. unverbundene<br />

türkische Schreibschrift<br />

• intelligente systematische Fehlleistung vs. Lernbehin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld


<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprachdidaktik</strong> 8<br />

Bei in Deutschland aufgewachsenen Kin<strong>der</strong>n sind solche systematischen<br />

Interferenzen nicht mehr zu erwarten, da die entsprechenden Kenntnisse<br />

über die Muttersprache fehlen.<br />

"Peter guk Fersen willi guk ach Fersen. Mutter sag: Kannste du mit mir<br />

schüpüllen Peter sak ja Mamma. Mutter Schüpült und Peter trognet Peter<br />

is sehr sauer Mutter Schpült Peter deng wen die Teler kaput wierf dan<br />

kanich Cowboy film gugen wen die Teller kaput is dan Fernsen gugen."<br />

Die Verschriftung <strong>der</strong> nicht beherrschten Sprache erweist sich als sehr<br />

schwierig:<br />

• Dehnung/Schärfung findet kaum Anwendung – Vokalopposition<br />

gespannt/ungespannt hat im Türkischen keine<br />

bedeutungsunterscheidende Funktion<br />

• Endungen fehlen häufig<br />

• 'irgendwas' war da mit 'gucken'<br />

• Sprossvokale<br />

• 'Cowboy' ganzheitlich gelernt<br />

weiter führende Literatur zum Thema:<br />

Belke, Gerlind (2003): Mehrsprachigkeit im Deutschunterricht.<br />

Sprachspiele, Spracherwerb, Sprachvermittlung. 3. Auflage.<br />

Hohengehren: Schnei<strong>der</strong>.<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Bielefeld

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