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Schriftspracherwerb - Guido Nottbusch

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<strong>Schriftspracherwerb</strong> 1<br />

<strong>Schriftspracherwerb</strong><br />

Teil 09: Vermittlungsmodelle des <strong>Schriftspracherwerb</strong>s:<br />

Anlauttabellen und das Reichen-Modell<br />

Die Methode "Lesen durch Schreiben" von J. Reichen<br />

• Lesen lernen ist ein selbstgesteuerter Prozess<br />

• Kinder lernen zunächst ausschließlich Schreiben<br />

• Schreiben wird definiert als: "gesprochene Sprache in ein graphisches Zeichensystem<br />

umzusetzen"<br />

• Grundziel: Das Erlernen der Fähigkeit, ein beliebiges Wort in seine Lautkette zu zerlegen und<br />

danach phonetisch vollständig aufzuschreiben<br />

• die Einsicht in das Prinzip der deutschen Phonematik<br />

• Lauterkennung, Lautunterscheidung, Lautzerlegung<br />

• das Verstehen der Zeichenstruktur der Schrift<br />

• die Zuordnungsregeln der Laute zu ihren Buchstaben<br />

• Zentrales Hilfsmittel ist die Anlauttabelle<br />

• Kinder können sich die Zeichenstruktur der Schrift ohne direkte Hilfe des Lehrers<br />

aneignen<br />

• Kinder können selbständig die richtige Zuordnung eines jeden Buchstabens zu seinem<br />

Lautgehalt ablesen<br />

• Ist ein geschriebenes Wort lesbar, werden weder die Form der Schrift noch orthographische<br />

Fehler korrigiert<br />

Die fünf Phasen des "Schreibenlernens"<br />

• Phase 1<br />

• Kinder lernen, dass gesprochene Wörter aus Lauten und geschriebene Wörter aus<br />

Buchstaben zusammengesetzt sind.<br />

• Kinder erkennen schnell, dass i.d.R. jedem Laut ein Buchstabenzeichen zugeordnet ist<br />

und umgekehrt<br />

• Schwierigkeiten:<br />

• verschiedene Laute (offene/geschlossene u. kurze/lange) werden mit dem gleichen<br />

Buchstaben geschrieben<br />

• für einen Laut gibt es verschiedene Buchstaben (f/v)<br />

• bestimmte Laute werden durch zwei Buchstaben repräsentiert (ei/eu)<br />

• Phase 2<br />

• Kinder kennen die wichtigsten Laute und können sie differenzieren.<br />

• Kinder sind in der Lage, Laute aus einem Wort herauszuhören, sowie Wörter zu nennen,<br />

die bestimmte Laute enthalten.<br />

• Kinder können anhand der Anlauttabelle den entsprechenden Buchstaben zu jedem Laut<br />

schreiben<br />

• Phase 3<br />

• Kinder können mit Hilfe der Buchstabentabelle ein beliebiges Wort phonetisch<br />

aufschreiben<br />

• entscheidende Stufe der Methode<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Potsdam


<strong>Schriftspracherwerb</strong> 2<br />

• Phase 4<br />

• Kinder sind in der Lage, ganze Sätze phonetisch korrekt zu schreiben<br />

• Kinder verfügen über das Verständnis, zwischen den Wörtern beim Schreiben einen<br />

Zwischenraum zu lassen<br />

• Phase 5<br />

• Kinder können die Anlauttabelle zur Seite legen, da sie mittlerweile die komplette Laut-<br />

Buchstaben-Zuordnung beherrschen<br />

Lerntheoretische Annahmen<br />

Prinzip der minimalen Hilfe<br />

• selbstgesteuertes Lernen des Schülers<br />

• didaktische Zurückhaltung des Lehrers<br />

• bestmögliche Voraussetzungen für den Lerner schaffen<br />

• Umsetzungsbeispiel: Von Anfang an werden fast alle Buchstaben mit einbezogen<br />

• es gibt keine Vorgaben, mit welcher Strategie oder wie lange mit der Anlauttabelle<br />

gearbeitet werden soll<br />

• Schwierigkeitsgrad bleibt auf einer Stufe<br />

• Ziel in Sicht<br />

Motivation<br />

• eigenständiges Lernen<br />

• selbstgewählte Inhalte<br />

• klare Ziele<br />

• freie Wahl der Ziele und Wege<br />

• Erfolgserlebnisse<br />

Vor- und Nachteile<br />

• Vorteile<br />

• übersichtliches Arbeitsmittel<br />

• guter Einstieg in die Schrift (Nachschlagewerk, Kontrollmaterial)<br />

• Bilder wirken ansprechend<br />

• schnelles Erfolgserlebnis<br />

• sofortige Umsetzung von gesprochener in geschriebene Sprache; Außenstehende<br />

können es sofort lesen; Lust auf mehr<br />

• Sinnzusammenhang<br />

• Kinder können "wie die Erwachsenen" festhalten, was ihnen wichtig ist<br />

• kein Leistungsdruck<br />

• Fehler sind erlaubt<br />

• Freiraum zum spontanen Schreiben<br />

• fördert Selbstvertrauen und Spaß am Lernen<br />

• Nachteile<br />

• Keine Lösung für Kinder mit problematischem Erwerb<br />

• größte Schwierigkeit: die Lautgestalt eines Wortes abzuhören und deren lautliche<br />

Aufgliederung in richtiger Reihenfolge in eine Lautkette zu bringen<br />

• Lauttreue ist nicht immer gegeben<br />

• Koartikulation<br />

<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Potsdam


<strong>Schriftspracherwerb</strong> 3<br />

• Kinder suchen Fehler bei sich selbst<br />

• ermüdend, weniger Schreibungen<br />

• Erkenntnis der Differenz zwischen phonologischer und orthographischer Schreibung<br />

führt zu Frustration<br />

Achtung → ÷ ٣ ¥ п ų<br />

gelesen → Θ ¬ % ¬ ? ¬ £<br />

Steuer<br />

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<strong>Guido</strong> <strong>Nottbusch</strong> * Universität Potsdam

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