Da sein Da sein - GWG München
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Rückblick<br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong> 2004-2012<br />
Der 10. Aktionstag „<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>“ bietet Anlass für einen<br />
Rückblick auf die erfolgreiche Leistungsschau der Landeshauptstadt<br />
<strong>München</strong> mit ihren Referaten, Eigenbetrieben und Beteiligungsgesellschaften.<br />
Seit 2006 steht jeder Aktionstag unter einem speziellen Motto. Die beteiligten<br />
städtischen Unternehmen präsentieren sich immer wieder von<br />
einer neuen Seite und führen damit den Bürgerinnen und Bürgern die<br />
Vielfalt an Aufgaben, Dienstleistungen und Planungen für die Zukunft vor<br />
Augen. Wichtige Programmpunkte der Leistungsschau sind die Redebeiträge,<br />
in denen die aktuellen Entwicklungen zur <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge auf<br />
EU- und Bundes ebene dargelegt werden.<br />
Insbesondere die Ehrengäste aus Wissenschaft und Politik geben dabei<br />
Einblicke in übergreifende Zusammenhänge der Stadtpolitik mit globalen<br />
Fragestellungen, sei es der Klimaschutz, die Nachhaltigkeit oder weltwirtschaftliche<br />
Entwicklungen.<br />
2005<br />
Motto „Wir sorgen uns um Ihre Zukunft“<br />
Highlights H Reden des Europaabgeordneten Wolfgang Kreissl-Dörfler<br />
und des Verdi Vorsitzenden Erhard Ott H Kanalfernsehkamera<br />
2008<br />
Motto „850 Jahre <strong>München</strong> – Historie der kommunalen Betriebe“<br />
Highlights H Ehrengastrednerin: Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima<br />
H Ausstellungen über die Anfänge der kommunalen <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge in<br />
<strong>München</strong> H Oldtimershow mit Dienstfahrzeugen der Stadt<br />
2011<br />
Motto „Am besten macht das deine Stadt – Renaissance der<br />
kommunalen <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge“<br />
Highlights H Ehrengastredner Prof. Harald Lesch H Große Fotoausstellung<br />
„Am besten macht das deine Stadt“ – Fotomotive zu den kommunalen<br />
Dienstleistungen der <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge in <strong>München</strong><br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong> –<br />
Aktionstag der städtischen Dienstleister<br />
Bildnachweis:<br />
Seite 2, 3: Goran Gajanin<br />
Seite 4: Stadtarchiv<br />
Seite 5: Stadtarchiv, Münchner Stadtentwässerung,<br />
Münchner Verkehrsgesellschaft MVG<br />
Seite 6: Stadtarchiv, Presse- und Informationsamt<br />
Seite 7: MÜNCHENSTIFT GmbH, Stadtwerke <strong>München</strong>,<br />
Branddirektion <strong>München</strong><br />
Seite 8-12: Baureferat, Goran Gajanin, Tobias Hase<br />
Herausgeber:<br />
Landeshauptstadt <strong>München</strong><br />
Marienplatz 8, 80331 <strong>München</strong><br />
Idee, Texte und Bildauswahl: Arnulf Grundler<br />
Grafik: Egerer Designteam, <strong>München</strong><br />
Druck: Mediengruppe Universal, <strong>München</strong><br />
Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier<br />
10 Jahre<br />
Aktionstag<br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong><br />
2004<br />
2006<br />
Motto „Selbstbestimmungsrecht der Städte muss erhalten bleiben“<br />
Highlights H Oldtimerkorso mit Kommunalfahrzeugen durch die Altstadt<br />
H Ausbildungsberatung für Jugendliche auf dem Marienplatz<br />
2009<br />
Motto „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“<br />
Highlights H Ehrengastredner: Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker<br />
H Ausstellung: Hightech für den Klimaschutz – modernste<br />
Fahrzeugtechnik<br />
für <strong>München</strong>.<br />
Motto „Was wäre <strong>München</strong> ohne uns: Für den Erhalt der<br />
kommunalen Dienstleistungen in städtischer Hand“<br />
Highlights H <strong>Da</strong>s Baureferat stellt das Thema Grünanlagen vor.<br />
H Bekanntgabe einer Leserumfrage des Münchner Wochenblattes zur<br />
Privatisierung der städtischen Abfallwirtschaft. <strong>Da</strong>s Ergebnis: 98 Prozent<br />
von insgesamt 1.650 Münchnerinnen und Münchnern sprechen sich für<br />
den Erhalt der Abfallentsorgung in kommunaler Hand aus.<br />
2012<br />
Motto „Wohnen in <strong>München</strong> / nachhaltige Dienstleistungen“<br />
Highlights H Ehrengastredner Vorsitzender des Bayerischen Städtetags<br />
und Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly H Mitmachaktion:<br />
Kinder gestalten ihre Gebäude<br />
Mit einem Rückblick auf<br />
die Anfänge der kommunalen<br />
<strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge <strong>München</strong>s<br />
2007<br />
2010<br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong><br />
Motto „Münchnen-Nürnberg-Augsburg-Erlangen gemeinsam für<br />
den Erhalt der kommunalen <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge“<br />
Highlight H Aufführung der Münchner Française mit Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern der Stadtverwaltung in Dienstkleidung<br />
Motto „Wir sind für Sie da“<br />
Highlights H Große Fotoausstellung „Wir sind für Sie da“ mit Motiven<br />
aus der Arbeitswelt städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
8 9 10 11<br />
für <strong>München</strong>.<br />
12<br />
Referat für Stadtplanung<br />
und Bauordnung<br />
Referat für<br />
Bildung und Sport<br />
www.muenchen.de/da<strong>sein</strong>svorsorge
Aktionstag „<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>“<br />
Vorwort<br />
Oberbürgermeister Christian Ude<br />
Grußwort<br />
Baureferentin Rosemarie Hingerl<br />
Entwicklung der städtischen<br />
<strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge<br />
Gründungsdaten<br />
städtischer Einrichtungen<br />
und Betriebe<br />
Liebe Münchnerinnen und Münchner,<br />
der 6. Juli 2013 ist das <strong>Da</strong>tum des 10. Aktionstags<br />
„<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>“. Was im<br />
Jahr 2004 in bescheidenem Maßstab<br />
begann, hat sich im Laufe der Jahre zu<br />
einer imposanten Leistungsschau der Landeshauptstadt<br />
<strong>München</strong> entwickelt. Rund<br />
30 Referate, Ämter, Eigenbetriebe und<br />
Beteiligungsgesellschaften präsentieren<br />
rund ums Münchner Rathaus an zahlreichen<br />
Infopavillons alle Dienstleistungen,<br />
die in <strong>München</strong> ganz wesentlich zum Funktionieren<br />
des Großstadt-Alltags beitragen.<br />
Zu diesen Serviceleistungen gehören beispielsweise<br />
die Versorgung mit Strom, Gas<br />
und Trinkwasser, die Entsorgung der<br />
Abfälle, die Straßenreinigung, die Klärung<br />
des Abwassers, der öffentliche Nahverkehr,<br />
die Markthallen, die Angebote der<br />
städtischen Seniorenheime und Wohnungsbaugesellschaften,<br />
die Stadtsparkasse,<br />
die Friedhofsverwaltung sowie die<br />
städtischen Bildung<strong>sein</strong>richtungen. Sie alle<br />
stehen im Dienste der Münchnerinnen und<br />
Münchner. Ihr gemeinsames Motto lautet:<br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>.<br />
<strong>Da</strong>bei ist nicht selbstverständlich, dass eine<br />
Stadt all ihre Einrichtungen der <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge<br />
in eigener Regie behält. Es gab und<br />
gibt es immer wieder Versuche, etwa der<br />
EU-Kommission oder Wirtschafts-Lobbyisten,<br />
die gut funktionierenden öffentlichen<br />
Strukturen abzuschaffen und dafür privaten<br />
Konzernen neue Märkte zu eröffnen. Aus<br />
meiner Sicht jedoch kann die Privatisierung<br />
kommunaler Dienstleistungen – ebenso<br />
wie die Entfesselung der Finanzmärkte –<br />
als ein gescheitertes Projekt angesehen<br />
werden. Erschreckend oft war die Privatisierung<br />
ein Schuss in den Ofen. Auf jeden<br />
Fall kein Patentrezept, sondern eine höchst<br />
zweischneidige Angelegenheit.<br />
Diese Erkenntnis setzt sich zunehmend<br />
durch und so verwundert es nicht, dass in<br />
letzter Zeit wieder eine positive Aufbruchstimmung<br />
in der Kommunalwirtschaft spürbar<br />
wird. Die Stadt Kiel etwa will ihre, vor<br />
einigen Jahren privatisierten Verkehrsbetriebe<br />
zurückkaufen. Die Hansestadt Hamburg,<br />
die 2002 mit der Veräußerung der<br />
Hamburgischen Elektrizitätswerke Schlagzeilen<br />
machte, hat nun ihre eigenen Stadtwerke<br />
„Hamburg Energie“ gegründet.<br />
Die Stadt Bochum hat gemeinsam mit<br />
Dortmund den großen Privatkonzern<br />
„Gelsenwasser“ zurückgekauft. Und in<br />
Berlin wird intensiv über eine Rekommunalisierung<br />
der Trinkwasserversorgung<br />
nachgedacht.<br />
Die Landeshauptstadt <strong>München</strong> hingegen<br />
hat sich schon von je her eindeutig zur<br />
kommunalen <strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge bekannt.<br />
Und das aus guten Gründen: Mit Hilfe der<br />
städtischen Einrichtungen und Betriebe ist<br />
es uns möglich, aktive und nachhaltige<br />
Zukunftsgestaltung zu betreiben. <strong>Da</strong>s gilt<br />
für die Anstrengungen zum Klimaschutz<br />
und den Einsatz innovativer Technologien<br />
ebenso wie für die Sicherstellung modernster<br />
Servicestandards bei sozialverträglichen<br />
Preisen.<br />
Wichtigstes Kennzeichen des kommunalen<br />
Modells: Im Gegensatz zur Privatwirtschaft<br />
steht bei unseren städtischen Betrieben<br />
das Gemeinwohl und nicht das Streben<br />
nach schnellen Gewinnen an erster Stelle.<br />
<strong>Da</strong>s erfolgreiches Wirken der kommunalen<br />
Betriebe kommt den Bürgerinnen und<br />
Bürger zugute. Dies lässt sich nicht zuletzt<br />
daran ablesen, dass die meisten städtischen<br />
Betriebe seit vielen Jahren zu stabilen<br />
und vielfach sogar rückläufigen<br />
Gebühren arbeiten.<br />
Aus all diesen Gründen wird sich die<br />
Landeshauptstadt <strong>München</strong> weiterhin mit<br />
Nachdruck für den Erhalt der kommunalen<br />
<strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge einsetzen. Der Aktionstag<br />
„<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>“ stellt hierfür einen<br />
wichtigen Beitrag dar. Mit der Präsentation<br />
des eindrucksvollen städtischen Dienstleistungsspektrums,<br />
den hochkarätigen Redebeiträgen<br />
aus Politik, Wissenschaft und<br />
Technik hat der Tag eine Wirkung weit über<br />
die Stadtgrenzen <strong>München</strong>s hinaus entfaltet<br />
und bereits andere Städte zu ähnlichen<br />
Veranstaltungen angeregt.<br />
Christian Ude<br />
Oberbürgermeister<br />
Der Aktionstag „<strong>Da</strong> <strong>sein</strong> für <strong>München</strong>“<br />
wurde im Jahr 2004 vom städtischen<br />
Gesamtpersonalrat, den Personalvertretungen<br />
des Baureferates, des Kommunalreferates<br />
und der Stadtwerke <strong>München</strong><br />
sowie der Gewerkschaft Ver.di ins Leben<br />
gerufen. Die Veranstaltung stand von<br />
Anfang an unter dem Motto „Erhalt kommunaler<br />
Dienstleistungen in kommunaler<br />
Hand – gegen den Ausverkauf des<br />
Gemeinwohls“. Diese Forderung deckt<br />
sich mit der Haltung der Stadtspitze, die<br />
an den bewährten kommunalen Betrieben<br />
festhalten will.<br />
Um auf die Gefahren der Privatisierungsbestrebungen<br />
hinzuweisen, wird der Aktionstag<br />
seit 2006 in wesentlich größerem<br />
Maßstab durchgeführt. Die Organisationsleitung<br />
für diese Großveranstaltung lag<br />
anfangs beim Kommunal referat, seit 2011<br />
ist das Baureferat hierfür verantwortlich.<br />
Mit ihrem vielfältigen Informations- und<br />
Unterhaltungsprogramm stellt diese Veranstaltung<br />
eine ideale Kombination aus<br />
Leistungsschau und Bürgerfest dar.<br />
Die Besucherinnen und Besucher erhalten<br />
an den Infopavillons aktuelle und<br />
spannende Einblicke in die Aufgabenbereiche<br />
der verschiedenen Referate und<br />
Betriebe. Tausende Beratungsgespräche<br />
zeugen jedes Jahr von dem großen Interesse<br />
der Münchnerinnen und Münchner<br />
an „ihren“ städtischen Betrieben und<br />
Referaten. Attraktive Mitmachangebote<br />
für Kinder sowie das Programm an zwei<br />
Freilichtbühnen tragen zur guten Stimmung<br />
bei.<br />
Anlässlich des 10. Aktionstags „<strong>Da</strong> <strong>sein</strong><br />
für <strong>München</strong>“ wollen wir mit diesem<br />
Faltblatt für Sie die Highlights der Veranstaltungen<br />
Revue passieren lassen. Und,<br />
wir wollen Sie noch weiter zurück führen<br />
zu den eigentlichen Anfängen der Kommunalwirtschaft<br />
in <strong>München</strong> ab den<br />
1870er Jahren. In dieser höchst spanndenden<br />
Epoche der Münchner Stadtgeschichte<br />
wurden wesentliche „Grundsteine“<br />
gelegt für die erfolgreiche Entwicklung<br />
<strong>München</strong>s zur Millionen- und<br />
Weltstadt.<br />
10<br />
Rosemarie Hingerl<br />
Jahre<br />
Berufsmäßige Stadträtin<br />
Leiterin des Baureferats<br />
Aktionstag<br />
Wenn wir heute das Licht oder den Herd einschalten, den Wasserhahn auf drehen<br />
oder den Müllbeutel in die Tonne werfen, bedienen wir uns selbst verständlicher<br />
Dienstleistungen, über die man keinen Gedanken verschwendet.<br />
<strong>Da</strong>s war Anfang des 19. Jahrhunderts ganz anders.<br />
Wie in allen Städten, so kannte man in<br />
<strong>München</strong> damals weder Strom noch<br />
Gas, weder Wasserleitun gen noch Mülltonnen.<br />
Als Lichtquellen dienten Kerzen<br />
oder Petroleumlampen, gekocht wurde<br />
auf Holz- oder Kohleöfen, Trinkwasser<br />
musste an Brunnen geholt werden. Für<br />
Müll und Fäkalien gab es stinkende Gruben<br />
im Hinterhof, die nur selten geleert<br />
wurden und deren Inhalt mehr und mehr<br />
den Untergrund verseuchte. Schmutzwasser,<br />
Schlachtreste und Handwerksabfälle<br />
landeten in den zahlreichen<br />
Stadtbächen, die oftmals auch dem<br />
Wäschewaschen dienten.<br />
Gleichzeitig zog die königliche Hauptund<br />
Residenzstadt <strong>München</strong> immer<br />
mehr Menschen aus allen Teilen Bay-<br />
<strong>Da</strong> <strong>sein</strong><br />
erns an. Sie versprachen sich dort<br />
Arbeit, fristeten aber dann meist in Vorstädten<br />
wie der Au, Giesing und Haidhausen<br />
ein ärmliches Leben. Im Jahr<br />
1800 zählte <strong>München</strong> 40.000 Menschen.<br />
Durch den permanenten<br />
Zuzug stieg die Einwohnerzahl<br />
bis 1883 auf 250.000<br />
Personen an. Im Jahr 1900<br />
wohnten bereits 500.000<br />
Menschen in der Stadt.<br />
Unter den schlechten Hygiene<br />
bedingungen verwundert<br />
es nicht, dass Cholera- und<br />
Typhusepidemien leichte<br />
Beute hatten und tausende<br />
Menschen hinwegrafften.<br />
<strong>München</strong> unter der Staatskuratel<br />
Um 1870 bildeten sich in <strong>München</strong> die<br />
Anfänge der städtischen <strong>Da</strong><strong>sein</strong>s vorsorge<br />
heraus. Sie ist eng verbunden mit<br />
der kommunalen Selbstverwaltung in<br />
Bayern. Die Kommunen standen bis<br />
dahin unter einer Staatskuratel, also<br />
einer straffen Vormundschaft der staatlicher<br />
Zentralregierung. Und diese verfolgte<br />
ganz eigene Ziele: Sie plante eher<br />
repräsentative Monumente und Prachtstraßen,<br />
anstatt die Stadthygiene zu<br />
verbessern. Zudem bediente sie sich für<br />
ihre Projekte regelmäßig aus der<br />
Gemeindekasse.<br />
Bereits im Jahr 1838 beklagte sich der<br />
mutige Münchner Bürgermeister Jakob<br />
von Bauer über die Verschwendungssucht<br />
König Ludwigs I. und forderte vergeblich,<br />
dass „besser das Nützliche und<br />
Nothwendige“ getan werde.<br />
Erst im Jahr 1869 stärkte eine fortschrittliche<br />
Bayerische Gemeindeordnung<br />
die Rechte und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
der Stadtverwaltung. Diese<br />
neuen Befugnisse eröffneten dem<br />
Münchner Magistrat erstmals Möglichkeiten,<br />
die drängenden sozialen und<br />
hygienischen Missstände in der Stadt<br />
anzugehen.<br />
Münchner Magistrat ergreift die<br />
Initiative<br />
Als Pioniere dieser Zeit gelten der Chemiker<br />
und Mediziner Max von Pettenkofer,<br />
der Stadtbaurat Arnold von Zenetti<br />
und die beiden Bürgermeister Alois von<br />
Erhardt und Johannes von Widenmayer.<br />
Sie setzten sich gemeinsam mit Nachdruck<br />
für eine zeitgemäße Stadthygiene<br />
und Stadtmodernisierung ein.<br />
Nachdem <strong>München</strong> 1873/74 schon zum<br />
dritten Mal in diesem Jahrhundert von<br />
einer schweren Cholera-Epidemie heimgesucht<br />
worden war, verwirklichten<br />
Erhardt und Zenetti die fertigen Pläne<br />
Pettenkofers für eine moderne Trinkwasserversorgung<br />
und Abwasserbeseitigung.<br />
In dreijähriger Bauzeit wurden die<br />
Quellen im Mangfalltal erschlossen.<br />
Bereits 1883 wurde die neue Trinkwasserleitung<br />
feierlich am Sendlinger-Tor-<br />
Platz eröffnet. Seitdem fließt quellfrisches<br />
Trinkwasser aus den Bergen zu<br />
allen Münchner Haushalten.<br />
Der Ausbau eines modernen Kanalisationssystems<br />
begann 1881. Neun Jahre<br />
später verfügte <strong>München</strong> über ein<br />
von links: Max von Pettenkofer, Arnold von Zenetti, Alois von Erhardt, Johannes von Widenmayer<br />
Röhrennetz von 192 Kilometer Länge.<br />
Einen großen Fortschritt für die Münchner<br />
Stadthygiene bedeutete auch der<br />
Bau des zentralen städtischen Schlachtund<br />
Viehhofs nach Plänen von Zenetti<br />
im Jahr 1878. Dieser machte die zahlreichen<br />
unhygienischen Kleinschlachtereien<br />
in der Innenstadt überflüssig.<br />
für <strong>München</strong>.<br />
Durch all diese Maßnahmen bekam<br />
<strong>München</strong> um 1900 den Ruf als einer der<br />
gesündesten Städte Deutschlands.<br />
Münchner Bildungsreform<br />
Bürgermeister von Widenmayer verfolgte<br />
das Ziel, das Münchner Schulwesen<br />
zu verbessern. Sein Leitspruch war,<br />
„einen mächtigen <strong>Da</strong>mm gegen Verdummung<br />
und Aberglauben aufzurichten“.<br />
Ein eigenes Münchner Schulstatut<br />
führte ab 1870 unter anderem zum Ende<br />
des geistlichen Bildungsmonopols, zur<br />
Abschaffung des Schulgeldes und zum<br />
Bau fortschrittlicher<br />
Schulgebäude. Der<br />
Münchner Stadtschulrat<br />
Georg Kerschensteiner<br />
reformierte<br />
ab 1900 das<br />
Berufsschulwesen,<br />
das deutschlandweit<br />
Vorbildfunktion<br />
erlangte.<br />
Planvolle Stadterweiterung<br />
<strong>Da</strong>s rasante Wachstum<br />
der Stadt im<br />
neuen Zeitalter der<br />
Technik stellte <strong>München</strong><br />
um die Jahrhundertwende<br />
vor allergrößte<br />
Herausforderungen.<br />
Wilhelm von<br />
Borscht, ab 1893<br />
Erster Bürgermeister,<br />
gelang es, die wachsenden sozialen<br />
Spannungen durch groß angelegte<br />
Bebauung <strong>München</strong>s zu lindern. Gleichzeitig<br />
sorgte er für die Übernahme der<br />
Gasversorgung und des Trambahnbetriebs<br />
in städtische Hand und er setzte<br />
sich unermüdlich für den Bau neuer Krankenhäuser<br />
und Schulen ein. 1893 wurde<br />
in der kommunalen Bauverwaltung ein<br />
Stadterweiterungsbüro unter der Leitung<br />
des Architekten Theodor Fischer eingerichtet<br />
(die dort geschaffene Staffelbauordnung<br />
hatte bis 1979! Gültigkeit). Die<br />
neuen Stadtteile Neuhausen, Giesing und<br />
Sendling entwickelten sich zu modernen<br />
Wohnvierteln. Zeitgleich entstanden neue<br />
Villenviertel an der Theresienwiese, in<br />
Bogenhausen und im Herzogpark.<br />
Fazit<br />
Durch die neuen städtischen Zuständigkeiten<br />
ab 1870 entstand in <strong>München</strong><br />
eine moderne Kommunalverwaltung. Im<br />
Jahr 1887 zählte die Stadtverwaltung<br />
731 Beamte und Bedienstete und<br />
gehörte damit zu einem der größten<br />
Arbeitgeber <strong>München</strong>s. Nach außen<br />
sichtbar wurde dies mit dem Bau des<br />
neuen Münchner Rathauses von 1867<br />
bis 1908 in drei Bauabschnitten.<br />
Die Entwickungen ab<br />
1870 bilden die Basis<br />
für die kommunale<br />
<strong>Da</strong><strong>sein</strong>svorsorge in<br />
<strong>München</strong> mit moderner<br />
Infrastruktur und grundlegenden<br />
Dienstleistungen<br />
für unsere Stadt.<br />
Die städtischen Einrichtungen<br />
und Betriebe<br />
haben seither mit dem<br />
Wachstum <strong>München</strong>s<br />
nicht nur Schritt gehalten,<br />
sondern übernehmen<br />
heute in vielen<br />
Bereichen deutschlandweit<br />
technische und<br />
ökologische Vorbildfunktion.<br />
Nach wie vor sind die städtischen Einrichtungen<br />
dem Gemeinwohl verpflichtet<br />
und genießen bei den Münchnerinnen<br />
und Münchnern ein beträchtliches An sehen.<br />
Über den Münchner Stadtrat haben<br />
sie Einfluss auf die künftige Entwicklung<br />
„ihrer“ städtischen Unternehmen. <strong>Da</strong>mit<br />
unterscheiden sich die städtischen Unternehmen<br />
grundlegend von rein gewinnorientierten<br />
privaten Konzernen.<br />
1332 Die Bürgerschaft übernimmt die Verwaltung<br />
des Heilig-Geist-Spitals, das damit<br />
die erste städtische Senioreneinrichtung<br />
wird. Es kann somit als erster Baustein der<br />
heutigen <strong>München</strong>stift GmbH gelten.<br />
1563 Der Alte Südfriedhof wird als Pestfriedhof<br />
eröffnet. Der Alte Nordfriedhof<br />
wird im Jahr 1868 nach Plänen von Stadtbaurat<br />
Arnold von Zenetti eingerichtet.<br />
1779 Gründung des städtischen Baubüros.<br />
1813 <strong>Da</strong>s Allgemeine Krankenhaus vor<br />
dem Sendlinger Tor wird <strong>sein</strong>er Bestimmung<br />
übergeben. Es ist eines von mehreren<br />
Einzelkliniken, die 2005 zum Städtischen<br />
Klinikum <strong>München</strong> fusionierten.<br />
1819 Gründung der Leichenanstalt der<br />
königlich bayerischen Haupt- und Residenzstadt<br />
<strong>München</strong>.<br />
1824 Die Stadtsparkasse <strong>München</strong> wird<br />
gegründet.<br />
1839 Gründung der Stadtgartendirektion.<br />
1873 Die erste Volksbibliothek der Stadt<br />
<strong>München</strong> in der Heilig-Geist-Schule in der<br />
Münchner Frauenstraße wird eröffnet. Aus<br />
diesen Anfängen ging die Münchner Stadtbibliothek<br />
hervor.<br />
1876 Inbetriebnahme der ersten Münchner<br />
Pferdetrambahn, Vorläufer der heutigen<br />
Münchner Verkehrsgesellschaft MVG.<br />
1877 Eröffnung der ersten städtischen<br />
Berufsschule.<br />
1878 Der städtische Schlacht- und Viehhof<br />
<strong>München</strong>, geplant von Stadtbaurat Arnold<br />
von Zenetti, wird eröffnet.<br />
1879 die Berufsfeuerwehr Münchner<br />
nimmt im Hauptfeuerhaus am Heumarkt<br />
13 ihren Dienst auf.<br />
1883 Die Trinkwasserzuleitung aus dem<br />
Mangfalltal nach Plänen von Max von Pettenkofer<br />
geht in Betrieb. Heute sind die<br />
Stadtwerke <strong>München</strong> (SWM) für die Trinkwasserversorgung<br />
<strong>München</strong>s zuständig.<br />
1884 <strong>Da</strong>s Stadtbauamt richtet eine eigene<br />
Abteilung für Kanalbau ein, heute als kommunaler<br />
Eigenbetrieb Münchner Stadtentwässerung<br />
bekannt.<br />
1891 Die städtische Hausunratabfuhranstalt<br />
zur regelmäßigen Mülleinsammung<br />
und Entsorgung wird gegründet. Sie ist der<br />
Vorläufer des heutigen Abfallwirtschaftsbetriebs<br />
<strong>München</strong> (AWM).<br />
1896 Gründung der Münchner Volkshochschule,<br />
heute die größte Volkshoch schule<br />
Deutschlands.<br />
1899 Die Gasversorgung <strong>München</strong>s geht<br />
in den Besitz der Stadtgemeinde über,<br />
heute in Händen der Stadtwerke <strong>München</strong>.<br />
1899 Die Städtischen Elektrizitätswerke<br />
werden gegründet und übernehmen die<br />
öffentliche Stromver sorgung und Straßenbeleuchtung.<br />
An der Isartalstraße wird das<br />
Kraftwerk Süd errichtet. Heute Stadtwerke<br />
<strong>München</strong> (SWM).<br />
1902 Die Stadt <strong>München</strong> übernimmt die<br />
privaten Kindergärten vom Münchner Kindergartenverein.<br />
1907 Die Stadt übernimmt die „<strong>München</strong>er<br />
Trambahn-Aktiengesellschaft“ als<br />
„Städtische Straßenbahnen“, heute MVG.<br />
1911 eröffnet der Tierpark Hellabrunn.<br />
1911 <strong>Da</strong>s Münchner Wohnungsamt wird<br />
gegründet.<br />
1912 eröffnet das erste städtische Gymnasium,<br />
das Luisengymnasium.<br />
1912 Die Großmarkthalle <strong>München</strong> wird<br />
im Münchner Stadtteil Sendling eröffnet.<br />
1918 Die städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />
<strong>GWG</strong> <strong>München</strong> wird gegründet. Sie<br />
ist damit die älteste der vier Wohnungsgesellschaften,<br />
an denen die Landeshauptstadt<br />
<strong>München</strong> beteiligt ist.<br />
1919 Gründung der Wohnungsbaugesellschaft<br />
HEIMAG mit städtischen Anteilen.<br />
1919 Übernahme der privaten Straßenreinigungs-GmbH<br />
in städtische Hand.<br />
1928 Gründung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft<br />
GEWOFAG.<br />
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