Jahresbericht 2007/08 - Gymnasium Liestal
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Kreative Energie<br />
Von Luca Selva, Architekt<br />
10. –14. September <strong>2007</strong><br />
Wir machen ständig Theater<br />
In einer grossen Open-Air-Aufführung gibt<br />
der Theaterkurs Shakespeares Stück «Der<br />
Sommernachtstraum». Was das Wetter<br />
nicht vermag, schaffen die Theaterleute<br />
ohne Probleme – die vielen Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer lassen sich von Verrücktheiten<br />
einer Nacht im Sommer den Kopf<br />
verdrehen. > Seiten 4, 5<br />
19. September <strong>2007</strong><br />
Wir informieren uns ständig<br />
Zu den Ende Jahr stattfindenden Wahlen<br />
ins eidgenössische Parlament stellen sich<br />
Kandidatinnen und Kandidaten aller Parteien<br />
aus dem Kanton BL in einem Podiumsgespräch<br />
unserer Schule. > Fotos Seite 12<br />
In meinem sprachlichen Gedächtnis ist<br />
das Wort «führen» nicht ganz ohne unangenehmen<br />
Beigeschmack. Ich erinnere<br />
mich sehr gut daran, dass in meiner Jugendzeit<br />
in den 70er-Jahren – wahrscheinlich<br />
als Spätfolge von 1968 und antiautoritärer<br />
Erziehung – es immer «leiten» statt<br />
«führen» geheissen hat. Geführt hatte der<br />
Führer, geführt wurde im Militär, das mir<br />
immer fremd geblieben ist und dem ich<br />
mich entziehen konnte. Dass heute «Führen»<br />
durchaus positiv besetzt ist, zeigt,<br />
dass sich auch – nachvollziehbar über den<br />
sprachlichen Ausdruck – die Beziehung zu<br />
Autorität entspannt hat.<br />
Wenn ich mich an meine eigene Gymnasialzeit<br />
zurückerinnere, so waren es<br />
nicht die autoritären Lehrerfiguren, welche<br />
mir Greifbares für mein Leben und Wirken<br />
mitgegeben haben, es waren nicht die<br />
eitlen Pfaue, welche immer und alles gewusst<br />
haben, es waren die Lehrer – und<br />
es waren nur wenige –, welche mir durch<br />
ihre Offenheit, ihre Kultur, ihre Ehrlichkeit<br />
und ihr aufrechtes Interesse an uns als<br />
Schüler in gewisser Weise zum Vorbild<br />
geworden sind. Diese Vorbilder helfen und<br />
an diese Vorbilder kann man sich wohlwollend<br />
zurückerinnern, wenn man nun selber<br />
Verantwortung für andere Menschen übernimmt,<br />
sei dies als Elternteil, Lehrer oder<br />
Professorin oder als Inhaber oder Inhaberin<br />
eines kleinen Unternehmens.<br />
In meiner eigenen beruflichen Arbeit<br />
habe ich festgestellt, dass dieses aufrechte<br />
und ehrliche Interesse, mit dem man Mitarbeitenden,<br />
den Handwerkern auf dem<br />
Bau und den Kollegen und Studierenden<br />
begegnet, wesentlich dazu beiträgt, dass<br />
diese wiederum Vertrauen entwickeln<br />
können und sich gesehen und respektiert<br />
fühlen. Führen heisst in diesem Sinn, mit<br />
Interesse den Leuten zu begegnen und<br />
ihnen als Mensch entgegenzutreten. So<br />
ist es wichtig und richtig, dass man den<br />
Handwerkern als Architekt auf dem Bau<br />
zunächst Guten Tag sagt, sich selbst vorstellt,<br />
nach ihrem Namen fragt, sich den<br />
Namen merkt und sie das nächste Mal mit<br />
Namen begrüsst und vielleicht sogar nachfragt,<br />
woher sie kämen. Einfache Dinge,<br />
die aber erstaunlich oft nicht getan werden<br />
und es einem mehr als erleichtern,<br />
eine zum Ziel führende Arbeitsbeziehung<br />
aufzubauen.<br />
Es braucht aber auch Vertrauen in die<br />
Fähigkeit der Mitarbeitenden und des<br />
Teams. Gerne erinnere ich mich an die Zeit<br />
als Praktikant in einem mittlerweile weltberühmten<br />
Architekturbüro zurück, als mir<br />
einer der Chefs einen schwierigen Fassadenplan<br />
zum Entwerfen und anschliessend<br />
zum Bleistiftzeichnen aufgetragen hatte,<br />
was mich eigentlich vollständig überfordert<br />
hatte. Er sagte nur, dass er weiss,<br />
dass ich das könne, und schon konnte ich<br />
es. Menschen zu befähigen, ist eine der<br />
wichtigsten Führungsaufgaben. Zu befähigen<br />
heisst allerdings nicht, ihnen alles<br />
zu übergeben im Sinne einer ständigen<br />
Überforderung, sondern sie zu fordern und<br />
sorgfältig auf Signale der Überforderung<br />
zu achten und dabei grosszügig zu sein, im<br />
Sinne der Akzeptanz einer gewissen Bandbreite<br />
der Ergebnisse.<br />
Im Weiteren habe ich die Erfahrung<br />
gemacht, dass Beharrlichkeit – nicht zu<br />
verwechseln mit sturem Verharren – eine<br />
wesentliche Führungseigenschaft darstellt.<br />
Immer wieder fordern, nicht moralisch,<br />
sondern motivierend und immer<br />
mit Blick auf das zu erreichende Ziel, ist<br />
unverzichtbar, wenn man mit einer Gruppe<br />
von Menschen – Studierenden, Mitarbeitenden<br />
oder Bauleuten, Dozierenden – an<br />
einem Ganzen arbeitet, damit sich dieses<br />
entwickeln kann.<br />
Meine Rolle in meinen verschiedenen<br />
Aufgaben ist verwandt mit jener eines<br />
Regisseurs. Ein Ziel im Vordergrund, das<br />
von vielen gemeinsam zu erreichen ist, ein<br />
Team, bei dem alle – Kameramann, Tonregisseur,<br />
Autorin, Kostümbildnerin und<br />
Schauspieler – in ihrem Gebiet die viel besseren<br />
Fachleute sind. Die herausfordernde<br />
und befriedigende Arbeit besteht darin,<br />
alle die Kompetenzen, das Können und die<br />
Leidenschaft der Einzelnen, diese kreative<br />
Energie zusammenzuführen und auf ein<br />
Ziel – ein Haus, ein Projekt oder ein anderes<br />
Ziel hin – zu vereinen und zu fokussieren.<br />
Und motivierende Beharrlichkeit,<br />
aufrichtiges Interesse für die Einzelnen<br />
und Vertrauen in deren Fähigkeiten – nicht<br />
aber Machtausübung um der Macht willen<br />
– werden viel dazu beitragen, in diesem<br />
Sinn gemeinsame Ziele zu erreichen.