Jahresbericht 2009/10 - Gymnasium Liestal
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Gym<strong>Liestal</strong> unterwegs<br />
23<br />
Kroatien – Studienreise der Klasse 3I<br />
Als Kind schwamm ich mit Taucherbrille<br />
und Schnorchel durch klares Wasser,<br />
unter mir Reste von Amphoren,<br />
überwachsene Balken von alten Booten<br />
und kleine Mauerreste, zwischen<br />
denen sich farbige Fische tummelten.<br />
Unheimlich und doch von da an mein<br />
Kindheitstraum: Unterwasserarchäologin,<br />
die eines Tages die Küsten vor<br />
dem Fischerstädtchen Novalja auf der<br />
Halbinsel Pag untersuchen würde.<br />
Heute ist Novalja das «Ibiza Kroatiens»,<br />
wie Ankica stolz erklärte. Das<br />
damals unter der Diktatur Titos kommunistische<br />
Jugoslawien hat sich<br />
völlig verändert. Gespannt halten wir<br />
Ausschau nach Spuren der näheren<br />
Vergangenheit. Merkt man, dass hier<br />
bis vor 15 Jahren ein Krieg wütete?<br />
Kaum. Hier und da ein verfallenes<br />
Haus mit Einschusslöchern, sonst ist<br />
alles herausgeputzt, moderne oder<br />
renovierte Häuser, bebaute Felder, kulturelle<br />
Einrichtungen, einladende Felsund<br />
Kieselstrände.<br />
Ein modernes Museum schützt den<br />
Ausgang eines langen unterirdischen<br />
römischen Aquädukts mitten in Novalja.<br />
Wir bekommen eine private<br />
Führung, denn sonst ist niemand da,<br />
Novalja ruht noch, die anderen Touristen<br />
kommen erst im Sommer, wir<br />
aber sind Gäste im Städtchen: Die<br />
Familie einer Schülerin stammt aus<br />
Kroatien, Ankica und Michelle haben<br />
mit Freunden und Verwandten die Studienreise<br />
organisiert. Wir werden mit<br />
einem reichhaltigen Apéro draussen<br />
vor unseren gemütlichen Wohnungen<br />
willkommen geheissen, am nächsten<br />
Morgen werden die zwei Lehrerinnen<br />
im Städtchen gleich zu Kaffee und Gebäck<br />
im hübschen, modernen Hafen<br />
eingeladen.<br />
Nachts, auf der langen Carfahrt von<br />
<strong>Liestal</strong> nach Zagreb, studieren viele<br />
noch ihre Kurzvorträge: über Zagreb,<br />
die eindrückliche, stolze Hauptstadt im<br />
Landesinnern, wo wir unter anderem<br />
die Kathedrale, den erzbischöflichen<br />
Palast, das mittelalterliche Steinerne<br />
Tor und das Museum für kroatische<br />
Geschichte besuchen; über Novalja<br />
auf Pag, wo wir drei Nächte verbringen;<br />
über den berühmten Nationalpark<br />
Plitvicer Seen, durch den wir bewundernd<br />
wandern; über einen für uns unauffindbaren<br />
Meteoriteneinsturzkrater<br />
inmitten der wilden Karglandschaft der<br />
Insel Pag und schliesslich über die Hafenstadt<br />
Rijeka mit der Burg von Trsat<br />
aus dem 13. Jahrhundert.<br />
Ein Nachmittag am Strand, ein gemeinsames<br />
Essen in einem von Reben umgebenen<br />
kroatischen Restaurant und<br />
eine städtische Shoppingtour runden<br />
die Reise ab. Die 3I ist von der Vielfalt<br />
und der Schönheit dieses jungen<br />
Landes begeistert. Die lange ruhenden<br />
Amphoren und die Fotos ihrer Bergung<br />
bilden nun einen wichtigen Teil<br />
der Ausstellung im Archäologischen<br />
Museum in Novalja. Und mein neuer<br />
Traumberuf: Studienreisenbegleiterin,<br />
wenn alles von den Teilnehmenden<br />
organisiert wird…<br />
Helen Stone