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Fortbildungsartikel verfügbar (1446 kB) - Heilberufe

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PflegeKolleg<br />

Ulcus cruris – Prophylaxe<br />

Pflegende sind oft<br />

erste Ansprechpartner,<br />

nicht nur<br />

für die Patienten,<br />

sondern auch<br />

für andere Berufsgruppen.<br />

FA ZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

Nichthilfebedürftige Patienten<br />

Patienten, die pflegerisch als „gesund“ eingestuft werden<br />

können, benötigen keine Unterstützung bei der<br />

Körperpflege. Patienten sehen das allerdings oft anders.<br />

Jeder, der im Krankenhaus arbeitet, kennt folgendes<br />

Phänomen: Ein aufrecht gehender, völlig<br />

selbstständiger Patient betritt am Aufnahmetag sein<br />

Krankenzimmer, zieht sich einen Schlafanzug an und<br />

legt sich ins Bett.<br />

Ein Patient, der vor der Krampfadern-OP keine<br />

Hilfe bei der Körperpflege benötigt hat, braucht sie<br />

in aller Regel auch nicht nach der Operation. Der<br />

Patient muss aufgeklärt werden, dass es von großer<br />

Bedeutung für den Genesungsprozess ist, alle ihm<br />

zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen.<br />

Regelmäßig mobilisieren<br />

Die Mobilisation ist eine der wichtigsten postoperativen<br />

Maßnahmen – nicht nur bei der Pflege von<br />

Varikosispatienten. Patienten sollen sich möglichst<br />

schon wenige Stunden nach der Operation auf der<br />

Stationsebene frei bewegen, also nicht nur den Weg<br />

bis zur Toilette gehen. Dies fällt einigen Patienten<br />

nicht leicht. Sie haben Angst vor der Bewegung, fürchten<br />

sich vor Schmerzen und hegen Bedenken wegen<br />

der frischen Wunde. Auch hier sind die Pflegenden<br />

gefragt. Natürlich ist der Arzt derjenige, der Schmerzmittel<br />

verordnet, aber die Pflegenden haben durch<br />

die Nähe zum Patienten viel eher die Möglichkeit,<br />

auf den Patienten einzuwirken und ihn von der Notwendigkeit<br />

einer kurzzeitigen Analgesie und von der<br />

Unbedenklichkeit der Bewegung zu überzeugen. Die<br />

frühe Mobilisation ist der wichtigste antithrombotische<br />

Faktor.<br />

▶▶Zur Behandlung von Varizen gibt es eine Reihe von operativen Methoden,<br />

die permanent weiterentwickelt werden. Eine medikamentöse Therapie<br />

kann zwar nur als unterstützend betrachtet werden, für einige Wirkstoffe<br />

gibt es mittlerweile aber auch Wirksamkeitsnachweise.<br />

▶▶Eine der Hauptsäulen in der Behandlung aller Venenerkrankungen ist und<br />

bleibt die Kompressionstherapie. Bei einer Insuffizienz der tiefen Venen ist<br />

sie die Langzeittherapie der Wahl. Bei der Varicosis ist es das Ziel der Operation<br />

oder der anderen ablativen Verfahren, dem Patienten den Kompressionsstrumpf<br />

auf Dauer zu ersparen.<br />

▶▶Nach einer Varikosis-OP entscheidet eine kontinuierliche Mobilisation<br />

und gründliche Schulung der Patienten maßgeblich über den Erfolg der<br />

Therapie. Dabei ist professionelle Pflege auf Grund ihrer Nähe zu den<br />

Patienten besonders wichtig. Der Patient muss sich sicher sein, dass er<br />

mit all seinen Problemen (z.B. Angst, Schmerzen) in einem Netz aus<br />

pflegerischer und medizinischer Kompetenz aufgefangen wird.<br />

Patienten gründlich schulen<br />

Patienten haben oft keine Ahnung, wie sie sich nach<br />

einer Operation zu verhalten haben. Der langfristige<br />

Umgang mit der Erkrankung überfordert viele Patienten.<br />

Daher muss der postoperative Verlauf mit<br />

ihnen besprochen werden. Die wichtigen Verhaltensregeln,<br />

die einem Wundinfekt vorbeugen und den<br />

Operationserfolg sichern, mehr sollte mehr als einmal<br />

durchgegangen werden. Am wichtigsten ist es zu erklären,<br />

welche Bedeutung trockene Wundverhältnisse<br />

im Leistenbereich haben und das das konsequente<br />

Tragen der Kompressionsstrümpfe für durchschnittlich<br />

sechs Wochen maßgeblich über den Therapieerfolg<br />

entscheidet. Jeder Patient muss wissen, dass die<br />

Leistenfalte nach der Varizen-Operation für vier bis<br />

sechs Wochen möglichst trocken gehalten werden<br />

muss. Das bedeutet, dass die Patienten während dieser<br />

Zeitspanne nicht baden oder schwimmen gehen<br />

dürfen. Auch ein Saunabesuch ist tabu. Nach dem<br />

Duschen – das Duschen ist ab dem dritten Tag nach<br />

der OP erlaubt – muss die Leistengegend gut getrocknet<br />

werden. Es empfiehlt sich sehr, dies mehr als<br />

einmal zu wiederholen.<br />

Sonderfall adipöser Patient<br />

Eine pflegerische Sonderstellung nehmen adipöse<br />

Patienten ein. Die Leistenfalte dieser Patienten ist<br />

aufgrund natürlicher Gegebenheiten ein prädisponierter<br />

Ort für Wundinfektionen. Die Keimbesiedlung<br />

der Haut ist hier deutlich höher, und auch die<br />

Temperatur begünstigt das Keimwachstum. In der<br />

Leistenfalte adipöser Patienten ist oft auch Feuchtigkeit<br />

ein Problem. Bei den Patienten, die Hilfe bei der<br />

Körperpflege benötigen, kann dieser Bereich leicht<br />

kontrolliert werden. Der adipöse Patient, der sich<br />

selbst versorgt, muss mit dem nötigen Feingefühl auf<br />

diese Problematik hingewiesen werden. Gegebenenfalls<br />

sollten Pflegende den Leistenbereich bei diesen<br />

Patienten nach der Körperpflege kontrollieren und<br />

entscheiden, ob zum Beispiel ein Leinentuch oder<br />

eine Mullkompresse eingelegt werden sollte, um die<br />

frische Naht zu schützen.<br />

Achtung! Bei adipösen Patienten muss die Umgebung<br />

des Operationsfeldes präoperativ betrachtet<br />

werden. Bei einer Mykose der Bauchfalte oder der<br />

Leistenregion wird die Operation evtl. zugunsten<br />

einer vorgeschalteten Lokaltherapie verschoben wird.<br />

Dr. med. Björn Burkert<br />

Dr. Dr. Dominic Mühlberger<br />

Michael Völker<br />

Klinik für Gefäßchirurgie<br />

St. Josef-Hospital<br />

Klinikum der Ruhr-Universität Bochum<br />

Gudrunstr. 56, 44791 Bochum<br />

b.burkert@klinikum-bochum.de<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

60<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (7-8)

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