Fortbildungsartikel verfügbar (1446 kB) - Heilberufe
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© Comstock/Thinkstock<br />
Pflegefachkräfte haben in diesem Zusammenhang<br />
die Aufgabe, den Klienten im Umgang mit ihrer Erkrankung<br />
zu unterstützen, ihm zu ermöglichen, den<br />
Alltag selbstbestimmt und selbstständig zu bewältigen.<br />
Richtiges Verhalten, das die Wundheilung fördert<br />
und Einschränkungen minimiert, setzt spezielle<br />
Kenntnisse voraus. Der Betroffene benötigt relevante<br />
Informationen und muss bestimmte Fertigkeiten erlernen.<br />
Er muss Selbstpflegekompetenz erlangen.<br />
Einheitliches Vorgehen schafft Vertrauen<br />
Klienten zu beraten, Fragen zu beantworten oder<br />
anleitende Tätigkeiten gehören zu den täglichen Aufgaben<br />
einer Pflegefachkraft. Kein anderer Beruf eignet<br />
sich besser für diese Aufgabe. Jedoch findet Klientenedukatio<br />
meist eher unstrukturiert und im Zuge<br />
anderer Tätigkeiten statt, z.B. während des Verbandwechsels.<br />
Dementsprechend erfolgt sie in den meisten<br />
Fällen nicht einheitlich, sondern intuitiv. Geben Pflegefachkräfte<br />
unterschiedliche Informationen oder<br />
Handlungsanweisungen, führt das häufig zu einer<br />
Verunsicherung des Klienten.<br />
Damit sich Pflegefachkräfte auf den Klienten einlassen<br />
können, ist es wichtig, dass eine vertrauensbildende<br />
und beschützte Gesprächssituation geschaffen<br />
wird. Die Dokumentation dieses Gespräches ist<br />
zwingend notwendig, damit der Klient keine widersprüchlichen<br />
Empfehlungen erhält. Kommunikative<br />
Kompetenz bei Pflegefachkräften ist von zentraler<br />
Bedeutung. Keine pflegerische Handlung, kein Verbandwechsel<br />
ist ohne Kommunikation möglich. Pflegefachkräfte<br />
sollten die Laiensprache des Klienten<br />
entsprechend berücksichtigen. Medizinische oder<br />
Lebensqualität erfassen<br />
Mit dem Selbsteinschätzungsinstrument „Würzburger<br />
Wundscore“ erfassen Sie Antworten auf<br />
diese Fragen:<br />
▶▶Haben Sie Schmerzen im Bereich der Wunde?<br />
▶▶Wie stark stört Sie Wundflüssigkeit und Geruch?<br />
▶▶Ist der Nachtschlaf durch die Wunde eingeschränkt?<br />
▶▶Hat Ihre Wunde den Kontakt zu Freunden und<br />
Verwandten eingeschränkt?<br />
▶▶Empfinden Sie sich wegen Ihrer Wunde als<br />
krank?<br />
▶▶Fühlen Sie sich im Vergleich zu Gesunden aufgrund<br />
Ihrer Wunde behindert?<br />
▶▶Wie leiden Sie unter Ihrer Wunde?<br />
▶▶Sind Sie davon überzeugt, dass Ihre Wunde zuheilen<br />
wird?<br />
pflegerische Fachsprache muss in diesem Kontext für<br />
den Klienten entsprechend übersetzt werden.<br />
Ziel und Inhalte definieren<br />
Übergeordnetes Ziel der Klientenedukation ist es, die<br />
Adhärenz gegenüber der Therapie zu steigern und<br />
den Klienten zu befähigen, Entscheidungen selbstbestimmt<br />
zu treffen, um beispielsweise unter Abwägung<br />
von Vor- und Nachteilen beurteilen zu können,<br />
ob eine Therapie sachgerecht ist. Deshalb benötigt er<br />
Informationen (gezielte Mitteilungen), Schulung<br />
(Vermittlung von Wissen/Fertigkeiten), Beratung<br />
(Thematisierung eines Problems im Gespräch zwischen<br />
Klient und Pflegefachkraft) und Anleitung<br />
beim Erlangen praktischer Fertigkeiten. Dabei geht<br />
es auch immer darum, soziale Kompetenzen und<br />
Ressourcen zu stärken.<br />
Klienten haben eine individuelle Biografie und ganz<br />
unterschiedliche Erfahrungen. Die persönlichen Vorkenntnisse<br />
des Einzelnen, seine Beziehungen und<br />
Emotionen müssen beachtet werden. Dabei ist die<br />
Pflegefachkraft gefordert, die Erfahrungen des Klienten<br />
und seine Krankheitsgeschichte zu reflektieren<br />
und die Therapie unter diesem Aspekt auf Effektivität<br />
zu überprüfen. Dabei wendet sie ihr eigenes Wissen,<br />
ihre Qualifikation und Erfahrung an. Im Expertenstandard<br />
„Pflege von Menschen mit chronischen<br />
Wunden“ wird gefordert, dass Pflegekräfte über Wissen<br />
zur Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie<br />
verfügen und, wenn notwendig, eine Pflegefachkraft<br />
mit Zusatzqualifikation (zertifizierte Wundassistenten<br />
oder zertifizierte Wundtherapeuten) hinzu<br />
zu ziehen.<br />
Tipps für die Schulung<br />
Einen günstigen Zeitpunkt auswählen. Der richtige<br />
Zeitpunkt kann gegeben sein, wenn der Klient eine<br />
Frage stellt oder seine Äußerungen einen Gesprächswunsch<br />
implizieren (z.B. „das hatte ich gestern auch“).<br />
Jede Frage sollte geklärt werden. Begründen Sie, warum<br />
eine Maßnahme notwendig ist.<br />
Wissen überprüfen. Eruieren Sie vorhandenes Wissen<br />
(was weiß der Klient über seine Wunde? Was hat er<br />
bisher getan, damit die Wunde heilt?). Dokumentieren<br />
Sie das vorhandene Wissen, um dann nach und<br />
nach die Wissenslücken zu schließen. Überfordern<br />
sie den Klienten nicht mit zu viel Wissen auf einmal.<br />
Fordern Sie ihn auf, von seiner Krankheitsverarbeitung<br />
und Krankheitserfahrung zu erzählen. Geben<br />
Sie ihm Sicherheit, wenn eine beschriebene Handlung<br />
gut ist oder begründen Sie ihm gegenüber, warum<br />
sich diese Handlung eher ungünstig auswirken<br />
könnte. Erfassen Sie immer die individuelle Problemlage<br />
im Rahmen der pflegerischen Anamnese. Dafür<br />
können Sie verschiedene Instrumente zur Erfassung<br />
(Assessmentinstrumente) einsetzen.<br />
<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (7-8)<br />
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