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Fortbildungsartikel verfügbar (1446 kB) - Heilberufe

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PflegeKolleg<br />

Ulcus cruris – Prophylaxe<br />

WIT TENER AKTIVITÄTENK ATALOG<br />

Nach der Selbstpflegedefizit-Theorie von Dorothea Orem wird die geforderte<br />

Mitarbeit des Patienten als Selbstpflege bezeichnet. Dort, wo die<br />

Selbstpflegefähigkeit eingeschränkt ist, wird professionelle Pflege notwendig.<br />

Erfahrungsgemäß ist es nicht einfach, genau herauszufinden,<br />

welche Fähigkeiten, Ressourcen und Defizite Patienten aufweisen. Oft<br />

läuft die Behandlung nach dem Muster der Akutversorgung ab und orientiert<br />

sich nicht an den Bedürfnissen des Patienten. Die individuelle Planung<br />

von Maßnahmen erfordert zunächst eine umfangreiche Pflegeanamnese:<br />

▶▶Welche Vorstellungen hat der Patient von der Wunde?<br />

▶▶Was denkt er über deren Ursache?<br />

▶▶Welche Heilungsmöglichkeiten kennt er?<br />

▶▶Wie spricht der Patient über seine Wunde?<br />

▶▶Woher kommt die Wunde?<br />

▶▶Wie geht der Patient mit den Einschränkungen durch die Wunde um?<br />

▶▶Wie integriert der Patient pflegerische Maßnahmen in seinen Alltag?<br />

▶▶Gibt es Möglichkeiten zur Erhaltung der gewohnten Aktivitäten?<br />

▶▶Welche Beschwerden belasten besonders im Alltag?<br />

▶▶Welche Einschränkungen durch die Wunde werden akzeptiert?<br />

Hautpflege nicht vergessen<br />

Der Patient sollte unbedingt von der Notwendigkeit<br />

der gesunden Hautflora und der Erhaltung der Elastizität<br />

überzeugt werden. Erfahrungsgemäß kümmern<br />

sich Patienten nur unzureichend um gefährdete<br />

Hautstellen und fördern so die Entstehung von Ulzera.<br />

Oft folgen sie veralteten Verhaltensregeln, wonach<br />

beispielweise Wasser auf Wunden verboten ist.<br />

Doch: Eine regelmäßige, schonende Hautreinigung<br />

sowie die Pflege der Wundumgebung mit verschiedenen<br />

Pflegecremes ist unerlässlich. Es gilt, den natürlichen<br />

Säureschutzmantel der Haut zu erhalten,<br />

am besten mit klarem Wasser, pH-neutralen Wasch-<br />

Syndets und schonenden Emulsionen. Zudem sind<br />

verschiedene hypoallergene Waschzusätze und Hautcremes<br />

auf dem Markt. Bewährt haben sich auch<br />

Cremes mit unterschiedlich hohen Urea-Anteilen,<br />

die die Stabilität der Haut fördern.<br />

Patienten sollten ihre Haut täglich kontrollieren<br />

und bei kleinsten Anzeichen einer Irritation eine geschulte<br />

Pflegefachkraft aufsuchen. Chronisch venöse<br />

Ulzera weisen eine sehr große Rezidivneigung auf.<br />

Deshalb muss bei der kleinsten Hautveränderungen<br />

sofort reagiert werden. Oft ist es für die Patienten<br />

schwer verständlich, dass sie auch nach der Akutbehandlung<br />

noch sehr viel Pflegeaufwand betreiben<br />

müssen, um eine dauerhafte Abheilung sicher zu<br />

stellen. Vielen ist nicht klar, wie schnell sich bei unzureichender<br />

Pflege eine erneute Wunde auftut.<br />

Ernährung unterstützt Heilung<br />

Eine ausgewogene Ernährung, die Zusammensetzung<br />

der Nahrung hinsichtlich Eiweißen, Vitaminen und<br />

Mineralstoffen dient in jedem Fall der Vorbeugung<br />

von Hautschäden und der Heilung. Nahrungsmittel,<br />

die Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B6 und Folsäuren<br />

enthalten (Seefisch, Nüsse, Vollkornprodukte und<br />

Gemüse aller Art), sind besonders wertvoll.<br />

Da ein hohes Gewicht die Entstehung eines „offenen“<br />

Beines fördern kann, muss das Erreichen des<br />

Normalgewichts ein Ziel für übergewichtige Patienten<br />

sein. Nicht vergessen werden darf aber, dass es Menschen<br />

gibt, die aus unterschiedlichen Gründen mangelernährt<br />

sind. Bedingt durch eine körperliche Behinderung<br />

können die Betroffene nicht einkaufen<br />

oder sich Essen zubereiten. Auch seelische und soziale<br />

Faktoren können den Appetit mindern. Schlechte<br />

Zähne oder eine mangelhafte Prothesenversorgung<br />

sind weitere Gründe für eine Mangelernährung. Doch<br />

auch ein normalgewichtiger Mensch kann einen Mangel<br />

an lebenswichtigen Nährstoffen aufweisen. Dadurch<br />

wird die Abwehr geschwächt und Wunden<br />

heilen langsamer oder gar nicht. Bei Hinweisen auf<br />

eine Mangel- oder Fehlernährung sollte unbedingt<br />

nach den Ursachen geforscht und diese wenn möglich<br />

behoben werden. Eine Nährstoffsubstitution (z.B.<br />

Trinknahrung) kann in Erwägung gezogen werden.<br />

Der Körper eines Erwachsenen besteht bis zu 70%<br />

aus Wasser. Er reagiert sehr empfindlich auf kleinste<br />

Veränderungen im Wasserhaushalt. Da das Durstgefühl<br />

im Alter abnimmt, muss unbedingt auf eine<br />

ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden.<br />

Bewährt hat sich ein Trinkplan, der für ältere Menschen<br />

individuell zusammengestellt werden sollte.<br />

FA ZIT FÜR DIE PFLEGE<br />

▶▶Eine physikalische Thromboseprohylaxe beugt Venenbeschwerden vor<br />

oder lindert bestehende Beschwerden.<br />

▶▶Kompression, gesunde Ernährung, entsprechende Kleidung und passendes<br />

Schuhwerk, Hautpflege und temporäre Hochlagerung der Beine<br />

unterstützen die Heilung der Wunde.<br />

▶▶Ohne die Mithilfe des Patienten ist es nicht möglich, einen Ulcus cruris erfolgreich<br />

zu behandeln.<br />

Barbara Sporer<br />

Krankenschwester, Diabetesberaterin<br />

DDG, Wundexpertin ICW, Schwesternschaft<br />

Wallmenich-Haus vom BRK e.V.<br />

Klinikum St. Marien<br />

Mariahilfbergweg 7, 92224 Amberg<br />

sporer.barbara@klinikum-amberg.de<br />

56<br />

<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (7-8)

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