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SILBERFUNDE UND STADTGRÜNDUNG<br />
In der östlichen Freiberger Altstadt, am Hause Wasserturmstraße 34, wird die Aufmerksamkeit<br />
auf eine Bronzetafel mit dem Text „HIER BEGANN IM JAHRE 1168<br />
DER FREIBERGER BERGBAU“ gelenkt. Dieses epochale Ereignis, das Auffinden silberhaltiger<br />
Erze, sollte richtungsweisend für die zukünftige Entwicklung der einst bäuerlich<br />
geprägten Siedlung Christiansdorf sowie der gesamten Region werden: Bis etwa<br />
1185/90 entstand die erste freie Bergstadt auf sächsisch-meißnischem Territorium.<br />
Somit gilt Freiberg als Wiege des erzgebirgischen Silbererzbergbaus. Instinktiv spürte<br />
Markgraf Otto die Folgen dieser Entdeckung für sein Land. Als Münzmetall war das<br />
Freiberger Silber von unschätzbarem Wert, so dass der markmeißnische Landesherr<br />
zu den reichsten und angesehensten Fürsten des Reiches zählte. In einem Gedichttext<br />
von Andreas Justinus Kerner (1786–1862) heißt es:<br />
„Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen,/ist mein Land und seine Macht./<br />
Silber hegen meine Berge/Wohl in manchem tiefen Schacht.“<br />
Mit dem von Kaiser Friedrich I. verliehenen Bergregal war Markgraf Otto Eigentümer<br />
der im Boden reichlich auf Abbau wartenden Silbererze geworden. Infolge des einsetzenden<br />
„Berggeschreys“ eilten Bergleute aus altsächsischen Gebieten in die glückverheißende<br />
Christiansdorfer Region, um gemäß dem Grundsatz „Wo eyn man ercz<br />
suchen will, da mag er thun mit rechte!“ an der Silberausbeute zu partizipieren. Gegen<br />
Abgabe eines bergrechtlich festgelegten Fundanteiles, des Zehnten, konnte jedermann<br />
bei Freiheit seiner Person nach Silbererz schürfen und dieses abbauen. Da in den Anfängen<br />
des Bergbaus die Silbererzgänge bis nahe an die Erdoberfläche reichten, dürfte<br />
sich die bergmännische Förderung in rasantem Tempo auf weite Gebiete Christiansdorfs<br />
ausgedehnt haben. Um 1260 sollte Albertus Magnus (um 1200–1280), ein Kölner<br />
Dominikaner, Gelehrter, Philosoph und Naturwissenschaftler, in seinem lateinisch<br />
verfassten Werk LIBER MINERALIUM (um 1260) das hier gewonnene Silber als das reinste<br />
und beste – „[…] est purissimum et optimum genus argenti […]“ – bezeichnen.<br />
Zugewanderte Bergleute aus Niedersachsen wandelten ihre Siedlung bis etwa<br />
1186/90 zur Sächsstadt (civitas saxonum) um. Das Zentrum dieses städtischen Ge-<br />
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