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Ältestes Stadtsiegel (1227) von Freiberg;<br />
Umschrift: »SIGILLVM BVRGENSIVM IN<br />
VRIBERCH« (Siegel der Bürger in Freiberg)<br />
meinwesens lag im heutigen Gebiet von Pfarrund<br />
Donatsgasse. Als bergmännische Andachtsstätte<br />
diente die östlich des Donatsturmes<br />
gelegene Donatikirche. In nur wenigen<br />
Jahrzehnten wuchsen mehrere Siedlungskerne<br />
mit ihren Kirchen zu einem städtischen Gemeinwesen<br />
zusammen – die Sächsstadt mit<br />
St. Donati und St. Jacobi (abgetragen 1890), das<br />
Handwerker- und Kaufmannsviertel mit St. Nicolai<br />
(1175/80), das Burgviertel mit der Frauenkirche<br />
und die Oberstadt mit St. Petri.<br />
Letztlich wurde die sogenannte Bergfreiheit namensgebend<br />
für die „Stadt am freien Berg“. Seit<br />
1218 ist der Name „Vriberch“ urkundlich bezeugt.<br />
Der Freiberger Historiker Ulrich Thiel fand eine noch frühere Nennung in<br />
einem Güterverzeichnis. Darin wird den Nonnen in Quedlinburg schon vor 1203 ein<br />
jährlicher Betrag von „6 Mark Freiberger Silber“ zugesichert. Um 1300 wies Freiberg<br />
etwa 5000 Einwohner auf und gehörte somit zu den größten Städten der Markgrafschaft<br />
Meißen. Sein romanisches Stadtsiegel von 1227 zählt zu den ältesten erhaltenen<br />
des einstigen markmeißnischen Landes; es ist mit dem markmeißnischen Löwen und<br />
den Landsberger Pfählen geschmückt. Das zwischen 1296 und 1305 aufgezeichnete<br />
Freiberger Stadtrecht bildete die rechtliche Basis für ein gedeihliches Zusammenleben<br />
der Bürgerschaft, während das Freiberger Bergrecht (13./14. Jahrhundert) dem Bergbau<br />
betreffende Angelegenheiten regelte.<br />
Mitte des 13. Jahrhunderts gab es in Freiberg drei Klöster (Dominikaner, Franziskaner,<br />
Maria-Magdalenen-Kloster), zwei geistliche Hospitäler, fünf Pfarrkirchen sowie<br />
zwei Handelsplätze (Unter- und Obermarkt). Aus den Klöstern kamen bedeutende Impulse<br />
für die Kulturgeschichte. Zum Schutz des Bergbaus und der Siedlungsgebiete im<br />
wichtigen landesherrlichen Verwaltungssitz und Ort der Münzstätte wurde um 1175/80<br />
im Burglehen eine markgräfliche Burg errichtet, der Vorgängerbau des im 16. Jahrhundert<br />
folgenden Schlosses Freudenstein. Nach Auffassung des Freiberger Bauforschers<br />
und Historikers Uwe Richter – nachzulesen in den Sächsischen Heimatblättern, Heft<br />
3/2012 – konnten archäologische Grabungsfunde nach Auswertung dendrochronologischer<br />
Untersuchungen so datiert werden, dass der Prozess der Anlegung der Oberstadt<br />
nicht, wie bisher angenommen, um 1212 einsetzte, sondern bereits vor 1200.<br />
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