Antje Briicker rung: wenn der Kurfürst von sei nem Begnadigungsrecht für die vermeintliche <strong>Hexe</strong> keinen Gebrauch mache, so einer der Proragonisten des Romans, ",läßt er gar gegen Pater Spee als Zauberer und Mitschuldigen das gerichtliche Verfahren eröffnen und die Jesuiten VCrtreiben
Antje Bräcker --------------------------------- Das habt ihr nun in Not und Tod gelernt. Aus Jünglingen seid ihr Männer geworden. Doch nun kehrr heim! Das ernste Mannesleben 7.U beginnen! «" . Von Pazifismus kann hier keine Rede sein; der ., Kampf für Heimat und Reich .. wird als durchaus legitim und erforderlich angesehen - übrigens ausdrücklich auch von der Speetigur -, ist zugleich aber nicht nur Heldentum, sondern auch Quelle von Leid und Tod. Für Marhar ist der erste Kri egseinsa tz noch ein rite de passage, der den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen markiert. Spee ist der Wegbegleiter diese r Adoleszenz, der um den Idealismus der Jugend weiß und daher fürchtet, sie könne den Krieg unterschätze n - der aber auch den Triiumer Kleevisch nicht mit " Erfahrungshermeneutik « erschl ägt. Vielleiehr porrräriert Mathar sich in Spee auch ein wenig selber. Auch er war - zeitweise in Köln - als Lehrer tätig. achdem bereits sei t 1933 die Rede von einer u. U. auch gewaltsamen Ostexpansion war, sind aus dem Erscheinungsjahr des Buches, 1937, Weisungen für Kriegsvorbereitungen der Wehrmacht überliefert (das sog. Hoßbach-Protokoll). Vielleicht musste Mathar in jenem Jahr dieselbe Kriegsbegeisterung bei seinen Schülern erl eben, die ihm im 1. Weltkrieg eine schwere Verwundung eingetragen harre'''- Die Botschaft der Erzählung - Krieg ist kein Kiodcrspiel - sollte nur allzu bald schon in Vergessenheit ge raten. Über den autobiographischen Rahmen hinaus lässt sich die kleine Erzählung viell eicht auch in die "Spee Renaissance« der 1930er Jahre einordnen, die in Köln durch die Bestrebungen des Studienprofessors Josef Kuckhoff ausgelöst wurde. t )pee als Vorbi ld chri stlichen und kot ho li schen Glaubenslebens Spee als Modell des Scheiterns zwischen Atomkriegsangst und Postmoderne - Elke Schullz' Übergange In den bisher vorgestellten Texten erschien Spee als Hoffnungsträger, als personifizierter Aufruf, im Angesicht von Leid lind Wahn Mitmenschlichkeit zu leben_ Eine gänzlich andere Perspektive bietet die kurze Erzä hlung .,Übergänge «3! von Elke (S ilke) SdlUltZ. Die Erziihlu ng ist Bestandteil einer Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "Zwischensteinzeit «. Die ganze Sammlung ist als Ausdruck tiefsten Misstrauens ge ~en menschliche Hybris und Technikversessenheit konzipiert. Erzählungen aus zwei "Steinzeiten" bilden den Rahmen: aus der " rea len « Ste in ze it sowie a us einer fiktiven, zukünftigen Steinzeit, in dem die Mensc hen nach der Explosion einer Atombombe auf den Lebensstandard der Steinzeir reduziert sind und sich der museumspädagogischen Blätter des Rheinischen Landesmuseums Trier bedienen, um sich in dieser neuen und feindlichen Welt minimale Übe rlebenstechniken a n zueignen. Die Sammlung ist in den 80iger Jahren entstanden, als durch die Friedensbewegung weiten Bevölkerungsschichten die Ohnmacht gegenüber der Kernenergie als einer im letzten nicht mehr beherrsch baren Technik bewusst gemacht wurde. Mangelnde Sic herheitsvorkehrungen in Atomkraftwerken oder die tödliche Gefahr eines Aromkrieges - es ging das Gerücht, zwei Atombomben entsprechenden Ka libers reichten aus, eine neue Eiszeit zu provozieren - schürten Zukunftsangst, Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins an übermächtige Strukturen, die sic h der Kontrolle und Beeinfluss ung durch den Einzelnen entzie hen. Als quasi f1ei schgewordene Anthropologie jener Jahre erscheint Spee in der Erzählung von Schultz. Hinfällig, unter den Folgen einer ~ Vgl. chd., 5. 101-114. hier S. 114. \, Ludw!g Marrhar (1882- 1951», Studium in heiburg, München, Bonn. Paris und London, 1908 Promorion zum Dr. phi!., Snlthenrar in Neuss, Sp:HC( Koln . .. Ku lru f geograph und Unrerh:.hungsschrifrsteUer mir hi storischen und heimarlich-völki -;.:hen Inha lcen ; Rom:'lne und Novellen, vor allem aus der Edel lind dem Rh einland. « Vgl. 1:.ono Stahl (Bearb.): Kölner Autoren-Lex ikon 1750- 2000. BJ. J: 1750- 1900 (MitteIlungen allS dem )radtarchiv von Köln, 88) Köln 2000, hier 5. 160. 148 IL Elke Schuhz: Übergange. In: Zwischensrcinzcit. Pham3srische Geschichten um DeUlschl.lIlds al(("s[(' $Hldt. Hr:.g. VOll HnJls-Joachim Ka nn . Trier 1984, S. 74-78. Elke hzw. Si lke Schul eT. (belde Vornamen erscheinen in der inrcrcssicrcnden Anrhologie) iSf ein Pseudonym von Hms-Jo:l\.:him Kann, "" 194.1 in Neuwied, Studium der Germanisttk, Anglistik/Amerikanistik in Mainz und Lawrence (Kansas), 1968/69 Ass isrenzprofessor in Fayerrevi Ile (Arbnsas), seit 1970 Swdiend irekwr in Trier. Vgl. Lirerouisches Rheill !and ~ Pfil l z henrc. Ei n AlIlorenlexikon. Hrsg. von Bcrnd Goldmilnn U. 3. Mainz 1988, hier S. 11 S. 149