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112 Italo MicheIe ßarrafarano<br />

113<br />

einige J ahrzehnte später, a ls ein an<strong>de</strong>rer bayerischer Jesuit ßemha rd<br />

Frey, von 1673-1679 Beichtvater <strong>de</strong>s Kurfürsten Ferdinand Maria,<br />

Tanner lind die Cautio Cril11inaIJs in einem Atemzug nennt, um vor<br />

neuen Hexenprozessen zu warnen:<br />

Quam vem id periculosum, et quam multis hac in re opus sir<br />

caurelis, passim apud Theologos et maxime Tannerum et incerturn<br />

illum Theo logum Romanum in sua Cautione criminali facile<br />

vi<strong>de</strong>ri potest [ .. .j.'"<br />

G UILLAUM E VAN GEMERT<br />

»Ein Büchlein, das je<strong>de</strong>r lesen sollte«<br />

Zur Rezeption von Spees Cautio criminalis<br />

in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n im späten 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Die Auseinan<strong>de</strong>rserzung mir Spees Cautio crimina/is stand in <strong>de</strong>r Republik<br />

<strong>de</strong>r Vereinigten N ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> von Anfang an unter an<strong>de</strong>ren Vor­<br />

,eichen als im <strong>de</strong>utschen Sprachraum.' Hexenprozesse hatte es in <strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>n Generalstaaten regierten, calvinistisch dominierten nordnie<strong>de</strong>rländischen<br />

Provinzen, an<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>n unter spanischer Herrschaft<br />

srehen<strong>de</strong>n katholischen südlichen N ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, kaum gegeben .' Hugo<br />

Zwetsloor, <strong>de</strong>r Verfasser <strong>de</strong>r ersten Monographie über Spees Schrift<br />

gegen die Hexenverfolg ung, sieht <strong>de</strong>m Werk in <strong>de</strong>n p rotestantischen<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n einen Erfolg besc hie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r diesem in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

bn<strong>de</strong>n erst durch T ho masius zuteil gewor<strong>de</strong>n sei. ; Die Aufnahme <strong>de</strong>r<br />

Cautio sei in einem solchen Klima <strong>de</strong>r faktisch nicht-existenten Hexenverfolgung,<br />

das sich wohl, so Zwetsloot, aus <strong>de</strong>r N üchternheit <strong>de</strong>r<br />

N ie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r und aus <strong>de</strong>ren pragma ti schem Geschäftssinn erk lären<br />

lasse,4 uneingeschränkt positiv gewesen.<br />

Gewiß hahen die Belange <strong>de</strong>s H an<strong>de</strong>ls und die damit mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

notwendigerweise ein hergehen<strong>de</strong> behutsame Zurückhaltung, die<br />

als die vielgerlihmte ni e<strong>de</strong>rländische Toleranz <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts _<br />

wenn sie sich allch im nachhinein a ls »relativ« und keineswegs selbstlos<br />

erweist' - in die Geschichte eingegangen ist, eine umfassen<strong>de</strong> Ver-<br />

.!o Bernha rd Duhr: Zur Biographie <strong>de</strong>s r. Friedrich Spe. In : H isrorischcs Jahrbuch 26<br />

(1905), S. 327-333; hier S. 331.<br />

Vgl. Hugo Zw(' r ~ l oor: Fnedrich Spee und di e H ~Xe nrr ()7(,ssc. Die Stellung <strong>de</strong>r Caurio<br />

C ri min nh!> in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Hexenverfolg ullgen. Trier t 954. rUrspr. Phi!.<br />

Diss. Ni jmegcn l, S. 28R - 292.<br />

Vj:!L neuerdings ßnan r. Lcvack: Hexenjagd. Die Geschichte <strong>de</strong>r Hexem'crfolglmgcll<br />

In Europa, Jvhim:hen 1995, S. 185-186.<br />

, Zwersloor: Spee, S. 288 .<br />

• Ebd .• S. 289.<br />

Vgl. daLu H ,A. Enno van Gel<strong>de</strong>r: (rt'rcmper<strong>de</strong> vrijhcld. Ecn verhan<strong>de</strong>lin g over <strong>de</strong><br />

\·erhoudinl; vao Keck eil Seaat in <strong>de</strong> Republlek <strong>de</strong>r Vere nig<strong>de</strong> >Jt:dt' rlan<strong>de</strong>n cn <strong>de</strong><br />

\'rijheid Yan mcnlngsuiring 11] zakc godsdiensr, drukpers en onuerwijs geuurcn<strong>de</strong> <strong>de</strong><br />

17c et'llW, (;roningl'n 1972. (= Historische ~(udies 26),


114 Guillaurne va n Gemert<br />

" Em Büchlein, das je<strong>de</strong>r lesen sollte« 115<br />

breirung <strong>de</strong>, Hexenwahns und <strong>de</strong>r sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Verfolgungspraxis,<br />

die ja die Stabilitär <strong>de</strong>s Staares und <strong>de</strong>n aufblühen<strong>de</strong>n<br />

Wohlsrand gefahr<strong>de</strong>r hiirren, weitgehend verhin<strong>de</strong>rr. Dies paßr durchaus<br />

wm pragmatisch-politischen Kalkül <strong>de</strong>r ni e<strong>de</strong>rländischen Patrizier,<br />

<strong>de</strong>r tonangeben<strong>de</strong>n Oberschicht, <strong>de</strong>ren Machr und <strong>de</strong>ren Reichtum<br />

im Han<strong>de</strong>lsgeschäft begrün<strong>de</strong>t waren und a us <strong>de</strong>ren Rei hen sich die<br />

hohen Regierungspersonen rekrutierren. Sie waren jeglicher gesellschaftlicher<br />

Unruhe abhold und steuerten <strong>de</strong>m Fanatismus allzu eifriger<br />

Pastoren, die mit welchen Mitteln auch immer, zu <strong>de</strong>nen ja auch<br />

<strong>de</strong>r Hexenwahn hätte zii hlen können, das gemeine Volk für ihre, <strong>de</strong>r<br />

Selbstprofilierung ihrer jeweiligen Parreiung innerhalb <strong>de</strong>s durchweg<br />

zers trittenen nie<strong>de</strong>rliindischen Calvinismus jener Tage dienlichen Interessen<br />

zu mobilisieren suchten. 6<br />

Es läßt sich a llerdings über <strong>de</strong>n Geschä ftssinn und die pragmatische<br />

Nüchternheit hina us noch ein weiterer Grund für <strong>de</strong>n Verzicht auf die<br />

Hexenjagd in <strong>de</strong>n nordnie<strong>de</strong>rländischen Provinzen, und damit indirekt<br />

auch für <strong>de</strong>n positiven Wi<strong>de</strong>rhall, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Cautio do rt zuteil w ur<strong>de</strong>,<br />

dingfest machen. Er kam schon um die Jahrhun<strong>de</strong>rtmitte, aber verstärkt<br />

noch gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. Ja hrhun<strong>de</strong>rts zur Geltung - so zeIgt<br />

a uch ein Blick a uf <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Cautio-Rezeption in <strong>de</strong>n N ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

-, zu einem Zeitpunkt also, als das nie<strong>de</strong>rländische Staatsgefüge<br />

sich längst stabilisiert hatte und beson<strong>de</strong>re Rücksichtnabme auf Volksbewegungen,<br />

die die H an<strong>de</strong>lsinteressen und damit <strong>de</strong>n Wohlstand hätten<br />

gefähr<strong>de</strong>n können, kaum noch erfor<strong>de</strong>rlich war. Gera<strong>de</strong> die ausdrückliche<br />

Stellungnahme gegen <strong>de</strong>n Hexenwahn in nordnie<strong>de</strong>rländischen<br />

reformierten Theologenkteisen scheint als eine Möglichkeit angesehen<br />

wor<strong>de</strong>n ZlI sein, sich gegen diese Art von "papistischem Abergla<br />

uben«, <strong>de</strong>r sich besond ers ausgeprägt in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n bekun<strong>de</strong>te,<br />

abzugrenzen und sich somit ein<strong>de</strong>utiger zu profilieren. Daß<br />

die gelehrten Theologen, je umfassen<strong>de</strong>r sie das konkrete Wirken <strong>de</strong>s<br />

Teufels im menschlichen Alltag in ftage stellten, zunehmend auch in<br />

<strong>de</strong>n eigenen Re ih en Wi<strong>de</strong>rsprüche a uslösten, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

praktischen Seelsorge tätigen Amtsbrü<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen<br />

Disk ussionen, die die einfachen Gläubigen verunsichern müßten, mit<br />

wachsen<strong>de</strong>r Skepsis begeg<strong>net</strong>en, dürfte kaum verwun<strong>de</strong>rn. So entwickelte<br />

sich gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrh un<strong>de</strong>rts im Gefolge einer ursprüng-<br />

, Vgl. Johan Hui zinga: Ncdcrland's Beschaving in <strong>de</strong> Zevenrien<strong>de</strong> Eeuw. Een Schers.<br />

Haa rlern 1963. bt!s. Kap. 3, S. 64 - 86.<br />

lieh fachtheologischen Ause inan<strong>de</strong>rsetzung ein e breitere Diskussion<br />

über die Macht <strong>de</strong>s Teufels, in <strong>de</strong>ren Kontex t es auch zu einer erneuten,<br />

wenn auch beschei<strong>de</strong>nen Rezeption <strong>de</strong>r Speeschen Ca"tio kam.<br />

Die Rezeption <strong>de</strong>r Cautio verlief in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gleichsam in zwei Schüben.- Der erSte ist zweifellos am intensivsten.<br />

Er setzt ein mit <strong>de</strong>m bekannten Schäferroman Johan van Heemskercks,<br />

<strong>de</strong>r Batavisehen Arcadia (1637), in <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r zwei ten Auflage<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1647 an ein Abschnitt über das Hexenwesen enthalten<br />

ist, <strong>de</strong>r weitgehend a uf die Cuutio zurückgeht." Schon hier fin<strong>de</strong>t<br />

sich bei ausdrücklicher Distanzierung von <strong>de</strong>n bedauernswerten Praktiken<br />

<strong>de</strong>r Hexenverfolgung die Auffassung, daß gera<strong>de</strong> die Deutschen<br />

sich bei <strong>de</strong>r Hexenjagd unrühmlich hervortäten und daß die Katholiken<br />

unverhältnismäßig stark im abergläubischen Hexenwahn befangen<br />

selen:<br />

Het herr doet my wee, beleef<strong>de</strong> her<strong>de</strong>rs, als ick ge<strong>de</strong>ncke hoe<br />

men met <strong>de</strong>se rampsa lige wichten, insondcrheyt in ons naebuerigh<br />

Hoogh-Duytslant, plagh om te springen, en wat voor afgrijselijcke<br />

grouwelen, on<strong>de</strong>r schijn van rec hts-vor<strong>de</strong>ringe, aen vele<br />

onnDosele menschen aldaer zijn gepleeght geweest. Seker godtgeleer<strong>de</strong><br />

en roomsch-gesint (die nochtans wat licht-gelooviger in<br />

sulcke saken geacht wer<strong>de</strong>n als wel an<strong>de</strong>re) schrijft daer va n, dat<br />

hy vele <strong>de</strong>r selver in haer uytterste gebiecht en ten vyere vergeselschapt<br />

hebben<strong>de</strong>, in goe<strong>de</strong>r gewisse niet en sou<strong>de</strong> konnen verklaren<br />

(hoe seer hy oock a lle vlijt en verstant heeft aengewenr<br />

gehadt om <strong>de</strong> waerheyt da er va n t' ont<strong>de</strong>cken), dat een eenige<br />

van allen recht sc huldigh zy geweest aen 't gene waer over datse<br />

als doot-schuldige verbra nt wier<strong>de</strong>n'<br />

- V~ 1. in diesem Zusa mmenh:mgauch Zwers!om: Spee, S. 28H-291.<br />

• VgJ. Johan va n Hcemskerck: Bar(lvischc Arcad ia. Met ~ n e inleiding en aanreekenin.<br />

gen \'oorzicn dOOf \'(f. P. \'(fo llers cn H. C Rogge. Amsrerda m 0, .1. [erw;] J 870?], hes.<br />

12-44. Vgl. auch 5. 158-1 64 (Uber die Folrer).<br />

, Ehd ., 5.34-35.


116 Gllillallme va n Gcmcrt<br />

,· Ein Büchlein, da s je<strong>de</strong>r lesen so llre « 11 7<br />

Über Hee mskerck fand vermutlich <strong>de</strong>r Dordrechter Arzr Daniel Jonktys'"<br />

(Jonctijs) zur Cautio, die er 165 1 in se iner Schrift gegen die Fo lrer<br />

Oe pijnbal1k we<strong>de</strong>rs!Jrokell en hematigt ausschöpfte:.<br />

Die erste Phase <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rl ändischen Auseinan<strong>de</strong>rserZllog mit Spees<br />

Cautio mün<strong>de</strong>r schließlich in die Übersetzung, die <strong>de</strong>r remonstrantische<br />

Pastor N icolaes Borremalls in <strong>de</strong>n vie rzige r Jahren anferrigte,<br />

aber erst 1657 unter <strong>de</strong>m Titel WaeT-borg 01/1 gee', Quaed hais-gerecht<br />

te doell veröffentli chte." Sie kann, so hat Theo van Oorschot<br />

nachgewiesen, als eine Glanzleistung uer Übersetzungskunst <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />

"Gou<strong>de</strong>n F.euw« gelten."<br />

Nach <strong>de</strong>m Erscheinen <strong>de</strong>r Überserzung ist es in <strong>de</strong>n ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

mehrere Jahrzehnre lang still um die Cautio';; Borremans' nie<strong>de</strong>rländisc<br />

he Fassung leitet aber hinüber zu <strong>de</strong>r zwe iten Ph ase <strong>de</strong>r Beschäfti ­<br />

gung mit <strong>de</strong>r Cautio in <strong>de</strong>r Republik <strong>de</strong>r Verei nigten Ni e<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, in<br />

<strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>r neunzige r Ja hre, im Gefolge <strong>de</strong>s Streites um die<br />

Unrersuchung über das Wirken <strong>de</strong>s Teufels im menschlichen Alltag, die<br />

<strong>de</strong>r reformierte Theol oge Balthasar Bekker" (1631- 1698 ), Pastor in<br />

Amsterdam, 1.wischen 1691 und 1693 in vier Teilen unter <strong>de</strong>m Titel Oe<br />

Betauer<strong>de</strong> Weereld veröffentli chte." [n <strong>de</strong>n späteren Verlauf <strong>de</strong>r Aus-<br />

10 Zu Jonkrys ( 160 WI o~ 1666?) vgl. P. C. .\ (1614/15- n:H.:h 1679) vgl. NNBW 111, Sp. 149- 150; Thco V,lIJ Oor·<br />

~chot: NlColaes Borreman !:>. Ubcrs('czcr von ~fl cdri c h Spees "Ca urio crimina li:, .. , In:<br />

Gui llaumt' va n (;emcrt, H :lIlS Esrer (Hrs,:;. ): Grenzgange. Lireratu r li nd Ku hur im<br />

KontexT. ~ur H~n s Pörn bachef t urn Sr d 17.1gsren GC bUffS[;lg und ,turn Abschied von<br />

<strong>de</strong>r UnivClsirät Ni jmegen. AlIlSlerdam, Atlama. GA '1990. (= Amsrerd


118 G uillaume va n Gemert<br />

.. Ein Büch le in , das je<strong>de</strong>r lesen soll te«<br />

11 9<br />

Het word dan eersr noodsakelik vereischt/ dat hy geheel moet<br />

vry zijn va n vooroor<strong>de</strong>ell die van een eenig dingi dat rot <strong>de</strong>r<br />

menschen kennisse gebraght werd/ een onbelcmmerd oor<strong>de</strong>el by<br />

hem sel f o pma ken sal. Dit heeft Des-can es voor een hoold stuk<br />

sijn er filosofische gedachten waargenomen: en self da ar in <strong>de</strong>n<br />

wegh gewesen/ door sij ne vindingen <strong>de</strong>n Leserop dIe W' !SC In. s'lne<br />

sc hriften voor re stellen/ als 01 sy nooH 111 emg fliosohsch<br />

schrift gelesen had<strong>de</strong>n of iets gehoord dat van dien inhoud was;<br />

so a ls aan ie<strong>de</strong>r een door 't lesen van <strong>de</strong>selve blyken magh. D,t 's<br />

't ook dat ik ron<strong>de</strong>l ik bely<strong>de</strong> mijn eigen groorste voor<strong>de</strong>el in dit<br />

stuk te zij n! waar door ik niet alleenlik in 't gemein in an<strong>de</strong>re saken/<br />

maar in 't beson<strong>de</strong>r in dit stuk gevor<strong>de</strong>rd ben.'"<br />

Dabei habe die ratio (»Re<strong>de</strong>n «) sogar vor <strong>de</strong>r Autorität <strong>de</strong>r H eiligen<br />

Sc hrift sieht man mal von <strong>de</strong>ren heilsgeschichtlicher Be<strong>de</strong>utung ab, zu<br />

rangie: en; die Vernunft komme ja insgesamt o hne die Schrift aus, aber<br />

die Scht ift zu interpretieren o hne Zuhilfenahme <strong>de</strong>r Vernunft, seI e111<br />

Ding <strong>de</strong>r Unmöglichkeit. " Derart operariona lisiertes cartesia nisches<br />

Gedankengut mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n merhodlschen Pram lssen SOwIe<br />

die Grundüberzeugung, daß <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Teufel zuvIel Macht<br />

zugestehe, die Ehre Gorttes in unzulässiger Weise beeinträchtige, bestimmen<br />

<strong>de</strong>n Gang vo n Bekkers Darlegungen, aus <strong>de</strong>nen, pragnant<br />

formuliert, auf Schritt und Tritt die Ansicht spricht, daß <strong>de</strong>r Teufe l in<br />

die H ö lle gehöre und in <strong>de</strong>r Menschenwelt nichts zu suchen habe.<br />

Nach einer Bestandsa ufna hme <strong>de</strong>r unterschiedlichen Auffassungen<br />

über Gott und die Geister bei <strong>de</strong>n einzelnen Völkern, Religionen und<br />

Konfessionen vom Altertum bis zur damaligen Gegenwart im ersten<br />

Buch sichtet Bekker im zweiten - nach eigener Beteuerung unter ausdrücklicher<br />

Z uhilfena hme <strong>de</strong>r kritischen Vernunft - die einschlägigen<br />

Äußerungen <strong>de</strong>r Bibel über die M acht und das W irken <strong>de</strong>r Geister. Das<br />

dritte Buch benutzt erneut vor allem die Schrift a ls Materia lfundus, aus<br />

<strong>de</strong>m diesma l die Auffassungen über solche Personen, die sich angeblich<br />

mit <strong>de</strong>m Teufel verbün<strong>de</strong>ten o<strong>de</strong>r mit ihm verkehrten, herausgefiltert,<br />

hinterfragt und ausnahmslos wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n. In einem gleichsam<br />

komplementären Verfahren wer<strong>de</strong>n im vierten Buch TeufelsgeschIchten<br />

und vermeintliche Teufelseinw irkungen, die die Alltagserfahrung<br />

an die H and gibt bzw. beobachtet ha ben will , kritisch gewerter und a ls<br />

Trug o<strong>de</strong>r Sinnestäuschungen entlarvt. H ier, im letzten Buch seiner<br />

großen Untersuchung, befaßt Bekker sich am intensivsten mit <strong>de</strong>m Hexe<br />

nwahn als Phänomen <strong>de</strong>r Zeit.<br />

Gera<strong>de</strong> fü r <strong>de</strong>n Protestantismus sei, so hebt Bekker hervor, das Verfahren<br />

<strong>de</strong>r kritisch-ratio nalen Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>s abergläubischen Teufe<br />

ls- und H exenwahns tiberlebenswichtig. Z u ergänzen wä re hier<br />

wohl: eben weil <strong>de</strong>m Protestantismus an<strong>de</strong>rs a ls <strong>de</strong>m Katholizismus eine<br />

zentrale Lehrautorität, die für alle Glä ubi gen verbindlich fes tlege,<br />

was sie zu glauben haben, a bgehe. In einer Zeit, die auf ratio nale Erkenntnis<br />

und auf Empirie setze, so <strong>de</strong>utet Be kker an, habe je<strong>de</strong>r Atheist,<br />

streife man <strong>de</strong>n irratio nalen Teufelsglauben nicht restlos ab, ei n<br />

leichtes Spiel, <strong>de</strong>r christlichen Re ligio n das Funda ment zu entziehen."<br />

Daß dieser Abergla ube in bezug auf das Wirken <strong>de</strong>s Teufels unter <strong>de</strong>n<br />

Katholiken am gräßlichsten grassiere, zumal in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n,<br />

betont Bekker beson<strong>de</strong>rs, um seiner auf sein nie<strong>de</strong>rl ändisches protestantisches<br />

Publikum zielen<strong>de</strong>n Argumentatio n, die dazu anstacheln<br />

sollte, endlich mit <strong>de</strong>n Auswüchsen <strong>de</strong>s Teufelsglaubens ins Gericht zu<br />

gehen, a us <strong>de</strong>r Abgrenzung hera us zusätzliche Aussagekraft zu verleihen.<br />

So macht er schon im 19. Kapitel <strong>de</strong>s ersten Buches <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Jesuiten Caspar Schott zu sei nem Gewährsm ann fü r <strong>de</strong>ll Hexensabbat,<br />

ein Phänomen, das Bekker seiher als <strong>de</strong>n Gipfel <strong>de</strong>s Abergla ubens hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r W irkungsmacht <strong>de</strong>s Teufels ansieht:<br />

't Voornaamste heb ik noch op 't lest gespaard. En<strong>de</strong> bestaat<br />

daar in: dat <strong>de</strong> Duivel syne Toveraa rs en Ko llen! 's nachts/ ter<br />

schoorsteen o f ter venster uit/ na hunne verga<strong>de</strong>rplaarsen voert.<br />

Schoon verschei<strong>de</strong> ne Paapsche schryvers self onrkennenl dat<br />

sulx waarlik geschied: aangesien 't nochtans een gemeen gevoelen<br />

is/ daar <strong>de</strong> Toverreghters seer veel staats op m aken; so<br />

magh ik d it wel veil ig op <strong>de</strong>r Roomschgesi n<strong>de</strong>n rekeninge steilen/<br />

gelyk her o nse schryve r [Schott] op <strong>de</strong> syne neemt."<br />

1n einen ähnlichen Kontext a us Verweisen a uf die scho nungslose H e­<br />

xenjagd in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n und die unkriti sche Leichtglä ubigkeit<br />

<strong>de</strong>r Katholi ken in Sachen Zauberei und H exerei ist auch die wichtigste<br />

Stelle eingebettet, die Bekker in Oe Betover<strong>de</strong> Weereld aus Spees<br />

" Ebd., Bd. 4, S . .3 .<br />

! II Vgl. ebd., Bd. 3, Naakte ui tbeeldinge, S. 8-t l.<br />

" Ebd., Bd. 2, S. 229- 230.<br />

" Fbd., Bd. 1, S. lOS.


120 Gui l1 aume van Gemert<br />

" Ein BuchJein , das je<strong>de</strong>r lesen sollte" 121<br />

Cautio in Borremans' Übersetzung übernommen hat.23 Sie fin<strong>de</strong>t sich<br />

im 24. Kapitel <strong>de</strong>s vierten Buches, in <strong>de</strong>m dargetan wird, daß das Ermittlungsverfa<br />

hren im Hexenprozeß kei neswegs <strong>de</strong>n Beweis zu erbringen<br />

vermag, daß die Angeklagte wirklich eine Hexe sei. Der Indizienproze!;<br />

mit semer Betonung <strong>de</strong>r richterl ich en Urteilsfahigkelt und <strong>de</strong>r<br />

Beweisk ra ft von Zeugenaussagen müsse hier, an<strong>de</strong>rs als bei offenkundigen<br />

Verbrechen wie Diebstahl o<strong>de</strong>r Totschlag, versagen, da, wie die<br />

Gerichtspraxis in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n, und zwar beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>ren<br />

ka rho lischen Gebieten, belege, we<strong>de</strong>r die Richter noch die Zeugen<br />

o<strong>de</strong>r die Angeklagten gena uer wüßten, was Zauberei sei, und <strong>de</strong>r<br />

ganze Prozeß somit gleichsam im Teufelskreis ve rl aufe:<br />

Neemr dat ik nooit <strong>de</strong> dieven self sie stelenl oft iemallt dood-<br />

51agh ofte overspel begaan: sa l my dat niet genoegh zijnl dat ik<br />

sulke menschen op'r schavot sie staanl hun vonnis self heb horen<br />

lesenl en by 't uitvoeren regenwoordig ben; om te gelovenl dar er<br />

dief5tall overspel of doodslagh zy begaan? Op <strong>de</strong>sen grond behoeft<br />

men sieehs uir Ne<strong>de</strong>rl and; en son<strong>de</strong>rling in D uitschla ndl en<br />

wel meesr daar't paapsch isl slechs re gaan en volgens dien <strong>de</strong> rekeninge<br />

makenl dar dievenJ overspelersl doodslagersl tsamen<br />

geen so groot getall uitmaken al s <strong>de</strong> Hexen en <strong>de</strong> Toveraa rs a l­<br />

leen. Ik stemme geerne toe het gene van die an<strong>de</strong>re misda<strong>de</strong>n is<br />

geseid; die weet ik elk watse zij n: maar geensins van <strong>de</strong> Toveryl<br />

die niemant weet; <strong>de</strong> Regter nietl noch <strong>de</strong> getuigel noch <strong>de</strong> beschuldig<strong>de</strong>;<br />

noch die daar bystaanl en daar na verklarenl dat sy<br />

<strong>de</strong>r hebben sien om tovery verbran<strong>de</strong>nl en dat er daarom sekerlik<br />

ook sulke zijn."<br />

Um zu zeigen, welche formaljuristischen Fehl er <strong>de</strong>m Ermittlungsverfahren<br />

im H exenprozeß anhaften, zitierr Bekker anschli eEend ausführlich<br />

a us <strong>de</strong>m 51. Dubium <strong>de</strong>r Cautio in Borremans' Übersetzung. Dabei<br />

reduzierr er die 46 Thesen, di e im Grun<strong>de</strong> die ganze Cautio zusam-<br />

!l Heinz Dierer Ki[[Sreiner befaßt sich in seinem Aufsatz zum geistigen Umfe ld <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>Ulscht' 1l Cautio-Rezeprion ($pee - Thomasius - Bekker: "C anti() Crimll1alis« und<br />

»prin zipielles Argumenr ... ln: Doris Srockmann , Perer Eicher (H rsg.): Die politische<br />

Theo logie Friedrich von $pees. München 199 1, S. 19 1-2 L8) nur ganz: allgemein mit<br />

Bekkcrs Denke n, wie es sich in Dc Betover<strong>de</strong> \fIcereld ni e<strong>de</strong>rgeschl agen har, und<br />

srelh von daher ei ne Beziehung zu Spee her, ohne auf <strong>de</strong>n ko nkreten Srel lenwerr <strong>de</strong>r<br />

Cautio in Bekkers Sch rift elllwgehcn.<br />

l ' Bekker: Becover<strong>de</strong> Weereld, Bd. 4. 5.205.<br />

menfassen, in einem Verfa hren <strong>de</strong>r rigorosen Ra Hung a uf insgesamt 15<br />

und führt <strong>de</strong>n ihm un bekannten Verfasser, Spee also, von <strong>de</strong>m er weiß,<br />

daG er als katholische, Geistlicher vermei ntlichen Hexen beistehen<br />

l1luGte, als mit <strong>de</strong>r Autorität <strong>de</strong>r Erfa hrung beklei<strong>de</strong>ten Gewährsma nn<br />

für die Unmensch lichkeit <strong>de</strong>r Fol ter ins Feld."<br />

In sgesamt dreima l" bezieht sich Bekker in De Betoller<strong>de</strong> Weereld<br />

auf di e CautlO, immer in Borremans' nie<strong>de</strong>rländischer Übersetzung;<br />

einmal han<strong>de</strong>lt es sich um einen bloßen Querverweis auf die Ausz üge<br />

im eben erwähnten Kapitel über die Zauberei im vierten Buch" , einmal<br />

ziti ert er einen Brief über die H exenwaage im nie<strong>de</strong>rländischen Städtchen<br />

Ou<strong>de</strong>water, <strong>de</strong>n Borremans <strong>de</strong>r Übersetzung beigegeben hatte.'"<br />

Nur einmal kommt somit Spee über die Borremanns'sche Wa er-borg in<br />

De Bet(JUer<strong>de</strong> We ereld selber Zu Wort, und zwar in <strong>de</strong>n Auszügen, die<br />

das 24. Kapitel <strong>de</strong>s vierten Buches bringt. Immer jedoch lobt Bekker,<br />

bei aller kritischen Distanz zur <strong>de</strong>utschen Hexenjagd und zum Katholizismus,<br />

die Speesche Cautio überschwenglich: sie sei Een boexken<br />

zueerdig dal van alle man gelesen wer<strong>de</strong>·" , ein Büchlein also, das je<strong>de</strong>r<br />

lesen sollte; er wünscht sich, daE es in all en europäischen Sprachen<br />

nachgedruckt wer<strong>de</strong> und daß alle Obrigkeitspersonen sich Spees Wo, ­<br />

tc zu Herzen nehmen w ür<strong>de</strong>n:<br />

H et is niet om te seggenl wat al verschoningen en vlaawe ui t­<br />

vlughren by <strong>de</strong> toverreghters wor<strong>de</strong>n voorgewend: nachtans te<br />

sien uit so veel vragen als d'auteur va n 't self<strong>de</strong> boexken daarin<br />

hedt bea ntwoord en verklaa rd. Waarom ik nochmaals seggel<br />

dat die Waars chouwinge [sie!] Om geen q/taad halsgereght te<br />

doel!, behaart in alle talen va n Europa nagedruktl en voorts va n<br />

alle stands personen wel betracht te wor<strong>de</strong>n."<br />

:< Ebd.) S. 206- 208.<br />

e, Fran:c: Druckge5.c: hichre, S. 533-534, weisr aut zwei Stellen hlß.<br />

Vg l. Bekker: ßero ver<strong>de</strong> Weereld, S. (222) [Fehlpaginierung): "Wann eer men acht<br />

geeft up 'r bewijsl dar sy op her gerlllgenls van twee oudc mannen (weinig wc ren<strong>de</strong><br />

war Tovery of Duive! is) en op <strong>de</strong>r menschen eigene bekencenisse bow<strong>de</strong>n: so js dar<br />

won<strong>de</strong>r sIecht. Wanr son<strong>de</strong>r pynigen vntken<strong>de</strong>n sy 't meest alle, met ene grote herdnekkigheid,<br />

(so noemen sy srandvasrighcld) en da! (lett hier eens op) met tegenstaan<strong>de</strong><br />

datse hen danr toe dwvngcn. Men heefr dan w i1\en hebben/ darse 'r sruk bekennen<br />

sOll<strong>de</strong>/ en<strong>de</strong> Iietse eer<strong>de</strong>r nier in rllst. Dir is her dat ik boven XXIV. §. 4/5. uit her<br />

boexken Waarborg ook heb aang!!rekend.«<br />

" Ebd. , Bd.1, S. 11 6- 117 (K ap. 21, § 10- 11 ).<br />

" Ebd., Bd. 4, S. 206 .<br />

• EGd., S. 208.


122 Guillaume van Gemert<br />

»Ein Büchlein, das je<strong>de</strong>r lesen sollre« 123<br />

* >} '"<br />

Di e Veröffentlichung von BeHers Bel


1 2~4 _____________________________________ G_u_i_lI_a_u_n __ ,e__<br />

v_a_n_G __ e_n_,c_r_t<br />

"Fin Büchlein, das je<strong>de</strong>r lesen so llte" 125<br />

brach er ihn schon, um ausführlich - und lei<strong>de</strong>nschaftlich bewegt - seinen<br />

Lesern Spees Cautio vorzustellen." Z uerst wer<strong>de</strong>n auch hier di e<br />

<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong> als Hochburg <strong>de</strong>s Hexenwahns hingestellt und <strong>de</strong>r<br />

Karholizismus als <strong>de</strong>ssen fru chtbaret Nährbo<strong>de</strong>n. Dies alles dient jedoch<br />

bloß dazu, Spees Schrift vor einem solchen traurigen Hintergrund<br />

<strong>de</strong>sto glänzen<strong>de</strong>r hervortteten zu lassen. Die Cautio sollebeson<strong>de</strong>rs<br />

in Deutschland, a ber auch überall sonst, von groG und klelll ge lesen<br />

wer<strong>de</strong>n, aUen Unsc huldigen zum Gcdächtnis, die als vermeintliche<br />

H exen hingerichtet wor<strong>de</strong>n se ien. Der Verfasser, Spee also, sei durch<br />

eigene Erfahrungen bei <strong>de</strong>n H exenprozessen zu <strong>de</strong>r ElIlslcht gelangt,<br />

daG die H exenverfolgung eines <strong>de</strong>r gröGten Schandmale seI, dIe <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Katholizismus anhafreten und von <strong>de</strong>nen<br />

man sich ni cht leicht wer<strong>de</strong> reinwaschen können:<br />

Zel<strong>de</strong>n zag ik eenig boek, het welk in ziin opschrift zoo mm<br />

loog, als dito want het is ten uiterste noodzakeliik, dat het 111<br />

Hoogduirschland, en alle an<strong>de</strong>re lan<strong>de</strong>n, gelezen .wer<strong>de</strong> . van<br />

grooren en kleinen, ter gedagtenisse van zoo vele dUlzen<strong>de</strong> )ammerwaardige<br />

menschen, die on<strong>de</strong>r <strong>de</strong> Christenen (en byzon<strong>de</strong>rlijk<br />

in 't gezei<strong>de</strong> Hoogduitschland) alomme, op betichting van<br />

zoo genaam<strong>de</strong> Toovery, onschuldig verbrand zijn.<br />

Ja het strekke ook ten nutte va n ontelbare onnoozele, zoo mannen<br />

als vrouwen, die op vele plaatsen ten prooy van <strong>de</strong> boosheld<br />

en onwerendheid staan, en tot welker helschverzonne moor<strong>de</strong>ry<br />

met <strong>de</strong>n vyere niets meer noodig is, dan <strong>de</strong> haat van een Regter,<br />

en Paap_ .<br />

Dat toont (waaragtig!) <strong>de</strong>ze Schrijve r, zelfs een Roomsgezmd<br />

Priester, die, in zijn gewisse overtuigd van <strong>de</strong> godvergetene gtUwelen<br />

aan <strong>de</strong> gezei<strong>de</strong> beklaageliike slagtoffers gepleegd, Go<strong>de</strong> en<br />

<strong>de</strong> regtvaardigheid ter eere dit werkje heeft opgesteld, en gevest<br />

op onwrikbare gron<strong>de</strong>n, na dat hy alvorens het heilloos woe<strong>de</strong>n<br />

van zijne domme me<strong>de</strong>papen, en blin<strong>de</strong> tooverregters door lange<br />

ervarendheid was vroed gewor<strong>de</strong>n, en <strong>de</strong>n godloozen han<strong>de</strong>l<br />

met eigen ooren en oogen had<strong>de</strong> doorstikt; daar on<strong>de</strong>rtussen<br />

omtrent zijne landstreek ge heeie dorpen, en gehuchten, wler<strong>de</strong>n<br />

ledig gebrand_<br />

" Ebd., September/Oktoher 1696, S. 273-286. Vgl. dazu auch: Guill au me van Gemerr:<br />

Spees Ca urio Criminalis in <strong>de</strong>n N ie<strong>de</strong>rhm<strong>de</strong>n. Pieter Rabus' Besprechung <strong>de</strong>r<br />

Sulzbacher Ausgabe von 1695. In: Morgen-Glanr z 3 ( 1993), S. 207- 222.<br />

Oe man heefr voorwaar geen ongelijk, dar hy, als een Roomsch<br />

Katholijk, het Hexen- en Tooveraarsbraen voor ee n van <strong>de</strong><br />

grootste schandvlekken ac ht, die zijn geloof, en 't Hoogduitsch<br />

volk nier ligrelijk zal afwissen.<br />

Gezegend moer dan <strong>de</strong>ze Schrijver zijn, zoo Paapsch als hy is, by<br />

aldien hem God nog 't leven geeft: a n<strong>de</strong>rs wensche ik, dar het<br />

zijn ziele wel ga. 4 !<br />

Rabus faßt daraufhin <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r Cautio zusammen, wie Bekker<br />

übrigens unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>s 51. Dubiums, wobei<br />

auf Schritt und Tritt sein Engagement für das Thema und seine Sympathie<br />

für <strong>de</strong>n Verfasser durchsc heinen. Spees Integrität ist für Rabus<br />

über je<strong>de</strong>n Zweifel erhaben: er habe inmitten aller moralischen Verkommenheir<br />

die gesun<strong>de</strong> Vernunfr walten lassen:<br />

Kort om, Dit boekje is een onbedriege lijke spiegel, in welke niet<br />

a lleen l11er voorbeel<strong>de</strong>n, en gezon<strong>de</strong> re<strong>de</strong>n, <strong>de</strong> godlooshe<strong>de</strong>n en<br />

vloekwaardige regtsplegingen regen een <strong>de</strong>el onnoozele en siegte<br />

menschen, in vele plaatsen van D uitsland aangeregt, wor<strong>de</strong>n<br />

vertoond; maar ook regtsgeleer<strong>de</strong>li jk a lles bygebragt wat tot<br />

zinnczuivering <strong>de</strong>r gener dient, die met tooverwaan bezeten<br />

zijn. H<br />

Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r nord nie<strong>de</strong>rländischen protestantischen Rezipienten<br />

<strong>de</strong>r Cautio stelIr Spee gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17_ Jahrhun<strong>de</strong>rts die rühmliche<br />

Ausnahme da r in einer Welr voll er Sirrenverrohung, Unmenschlichkeit<br />

und Aberglauben, als welche ihnen die <strong>de</strong>urschen Lan<strong>de</strong>, wo nicht einmal<br />

die Formalien <strong>de</strong>r ProzeGordnung eingehalren wur<strong>de</strong>n, erscheinen<br />

mu ßten. Bei ihrem Bedürfnis zur Sclbstprofilierung a us <strong>de</strong>r Abgrenzung<br />

heraus, muGte er all erdin gs die Ausnahme bleiben, di e die Regel<br />

bestiitigt. Spee be<strong>de</strong>utere ihnen aber mehr. Als Vertreter <strong>de</strong>r sich anbah<br />

nen<strong>de</strong>n Aufklärung in <strong>de</strong>n N ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n bzw. als Verfechter ca rtesianischer<br />

Positionen bewun<strong>de</strong>rten sie in ih m <strong>de</strong>n radikalen Rückgriff<br />

1': Rabu:-: BochJ.;3 I, Septemhcr/üktober 1696, 5.274- 275; van Gelnerr: Spees C3lUio.<br />

S.2 15.<br />

" ILlhu !>: Bocbaal, September/Oktober 1696, S. 282- 283; van Gemert: Spee!> Caurio,<br />

S.2 19.


126 Guillaume van Gemert<br />

127<br />

auf die eigene Erfahrung und die Zentralsetzung <strong>de</strong>r autonomen Vernunft,<br />

gera<strong>de</strong> weil diese ihrer Meinung nach zu <strong>de</strong>n dog matisch-auroritativen<br />

Strukturen, in die er a ls Kalholik und Geistlicher - da!! er zu<strong>de</strong>m<br />

noch <strong>de</strong>r Gesellschafl Jesu angehörre. war ja Bekker wie Rabus<br />

nicht bekannr - eingebun<strong>de</strong>n wäre, im Wi<strong>de</strong>rspruch stün<strong>de</strong>. Aus ihrer<br />

Perspeklive konnre Spee lelztendlich - und das scheint seinen eigentlichen<br />

Stellenwert in <strong>de</strong>r protestantischen nordnie<strong>de</strong>rländischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m Teufels- und Hexenglauben auszumachen - a ls<br />

Beleg für die Universalität <strong>de</strong>r menschlichen Vernunft gelten, die sie sogar<br />

dort walten sahen, wo sie sie am wenigsten erwa rtet hä nen: in <strong>de</strong>n<br />

rücksrändigen, vom Hexenwahn verseuchten <strong>de</strong>urschen Lan<strong>de</strong>n und<br />

im aberglä ubischen " Pa pismus«. So wird Spees Cautio. noch vor Thomasi<br />

us' Beschäftigung mit ihr, zum geistigen Besitz einer europäischen<br />

Aufklärung."<br />

GUNTHER FRANZ<br />

Der Druck <strong>de</strong>r Cautio Criminalis in Köln<br />

und <strong>de</strong>ssen Behandlung<br />

in <strong>de</strong>r neuesten Literatur*<br />

Auf Wunsch von Theo van Oorschot habe ich für seine historisch-kriti<br />

sche Ausgabe <strong>de</strong>r Cautio Criminalis die Druckgeschichte übernommen.'<br />

Dabei ging es nicht nur um die verschie<strong>de</strong>nen Ausgaben, Druckvarianten<br />

und erhaltenen Exempla re, son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n<br />

Ausgaben von 1631 und 1632 um zentrale Fragen <strong>de</strong>r Entstehung.<br />

Spees etwas durchsichtige Entschuldigung, daß die Cautio Criminalis<br />

in Rinteln ohne sein Wi ssen gedruckt wor<strong>de</strong>n sei, war sogar vom Or<strong>de</strong>nsgeneral<br />

Murius Vitelleschi in Rom akzeptiert wor<strong>de</strong>n. Da erschien<br />

eine zweite Auflage, in <strong>de</strong>r die Kritik sogar noch verschärft und<br />

zugespitzt wor<strong>de</strong>n war. N ac h <strong>de</strong>m Impressum und <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong> ist die<br />

Ausgabe in Frankfurt am Main a uf Kosten eines österreich ischen Juristen,<br />

Johannes Gronaeus, gedruckt wor<strong>de</strong>n. Was sollte Spee dafür können,<br />

wenn von <strong>de</strong>r evangelischen Universitätsstadt Marburg ein Manuskript<br />

an einen Juristen in <strong>de</strong>r M essestadt Frankfurt gegeben w ur<strong>de</strong>?<br />

In Köln und Rom wu!!te man a ber, da!! Spee 3m Druck <strong>de</strong>r 2. Auflage<br />

beteiligt war. Der Or<strong>de</strong>nsgeneral for<strong>de</strong> rte verärgert dreimal, Spee wegen<br />

Ungehorsams aus <strong>de</strong>m Jesuitenor<strong>de</strong>n auszuschließen. Der Kölner<br />

Provinzial Goswin Nickel hat aber Spee beschützt und a ls Professor<br />

nac h Trier versetzt. Forschungen, an <strong>de</strong>nen auch Walther Gose beteili<br />

gt war, haben ergeben, daß di e zweite Auflage in Köln von Cornelius<br />

von Eg l11 0ndt verlegt wor<strong>de</strong>n ist. Nach <strong>de</strong>m Vergleich <strong>de</strong>r Typen und<br />

Zierstücke erfolgte <strong>de</strong>r Druck wahrscheinlich bei <strong>de</strong>m Kölner Drucker<br />

., .. Da ~ Periodisierllngsproblem, das sich KirlSle incr (w ie Anm. 13, bes. S. 213- 2 18)<br />

~lIfrur , sc heinr mir we mger relevanr 2U se in lind beson<strong>de</strong>rs von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>urschcn Per­<br />

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