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114 Guillaurne va n Gemert<br />

" Em Büchlein, das je<strong>de</strong>r lesen sollte« 115<br />

breirung <strong>de</strong>, Hexenwahns und <strong>de</strong>r sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Verfolgungspraxis,<br />

die ja die Stabilitär <strong>de</strong>s Staares und <strong>de</strong>n aufblühen<strong>de</strong>n<br />

Wohlsrand gefahr<strong>de</strong>r hiirren, weitgehend verhin<strong>de</strong>rr. Dies paßr durchaus<br />

wm pragmatisch-politischen Kalkül <strong>de</strong>r ni e<strong>de</strong>rländischen Patrizier,<br />

<strong>de</strong>r tonangeben<strong>de</strong>n Oberschicht, <strong>de</strong>ren Machr und <strong>de</strong>ren Reichtum<br />

im Han<strong>de</strong>lsgeschäft begrün<strong>de</strong>t waren und a us <strong>de</strong>ren Rei hen sich die<br />

hohen Regierungspersonen rekrutierren. Sie waren jeglicher gesellschaftlicher<br />

Unruhe abhold und steuerten <strong>de</strong>m Fanatismus allzu eifriger<br />

Pastoren, die mit welchen Mitteln auch immer, zu <strong>de</strong>nen ja auch<br />

<strong>de</strong>r Hexenwahn hätte zii hlen können, das gemeine Volk für ihre, <strong>de</strong>r<br />

Selbstprofilierung ihrer jeweiligen Parreiung innerhalb <strong>de</strong>s durchweg<br />

zers trittenen nie<strong>de</strong>rliindischen Calvinismus jener Tage dienlichen Interessen<br />

zu mobilisieren suchten. 6<br />

Es läßt sich a llerdings über <strong>de</strong>n Geschä ftssinn und die pragmatische<br />

Nüchternheit hina us noch ein weiterer Grund für <strong>de</strong>n Verzicht auf die<br />

Hexenjagd in <strong>de</strong>n nordnie<strong>de</strong>rländischen Provinzen, und damit indirekt<br />

auch für <strong>de</strong>n positiven Wi<strong>de</strong>rhall, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Cautio do rt zuteil w ur<strong>de</strong>,<br />

dingfest machen. Er kam schon um die Jahrhun<strong>de</strong>rtmitte, aber verstärkt<br />

noch gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. Ja hrhun<strong>de</strong>rts zur Geltung - so zeIgt<br />

a uch ein Blick a uf <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Cautio-Rezeption in <strong>de</strong>n N ie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

-, zu einem Zeitpunkt also, als das nie<strong>de</strong>rländische Staatsgefüge<br />

sich längst stabilisiert hatte und beson<strong>de</strong>re Rücksichtnabme auf Volksbewegungen,<br />

die die H an<strong>de</strong>lsinteressen und damit <strong>de</strong>n Wohlstand hätten<br />

gefähr<strong>de</strong>n können, kaum noch erfor<strong>de</strong>rlich war. Gera<strong>de</strong> die ausdrückliche<br />

Stellungnahme gegen <strong>de</strong>n Hexenwahn in nordnie<strong>de</strong>rländischen<br />

reformierten Theologenkteisen scheint als eine Möglichkeit angesehen<br />

wor<strong>de</strong>n ZlI sein, sich gegen diese Art von "papistischem Abergla<br />

uben«, <strong>de</strong>r sich besond ers ausgeprägt in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Lan<strong>de</strong>n bekun<strong>de</strong>te,<br />

abzugrenzen und sich somit ein<strong>de</strong>utiger zu profilieren. Daß<br />

die gelehrten Theologen, je umfassen<strong>de</strong>r sie das konkrete Wirken <strong>de</strong>s<br />

Teufels im menschlichen Alltag in ftage stellten, zunehmend auch in<br />

<strong>de</strong>n eigenen Re ih en Wi<strong>de</strong>rsprüche a uslösten, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

praktischen Seelsorge tätigen Amtsbrü<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen<br />

Disk ussionen, die die einfachen Gläubigen verunsichern müßten, mit<br />

wachsen<strong>de</strong>r Skepsis begeg<strong>net</strong>en, dürfte kaum verwun<strong>de</strong>rn. So entwickelte<br />

sich gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrh un<strong>de</strong>rts im Gefolge einer ursprüng-<br />

, Vgl. Johan Hui zinga: Ncdcrland's Beschaving in <strong>de</strong> Zevenrien<strong>de</strong> Eeuw. Een Schers.<br />

Haa rlern 1963. bt!s. Kap. 3, S. 64 - 86.<br />

lieh fachtheologischen Ause inan<strong>de</strong>rsetzung ein e breitere Diskussion<br />

über die Macht <strong>de</strong>s Teufels, in <strong>de</strong>ren Kontex t es auch zu einer erneuten,<br />

wenn auch beschei<strong>de</strong>nen Rezeption <strong>de</strong>r Speeschen Ca"tio kam.<br />

Die Rezeption <strong>de</strong>r Cautio verlief in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gleichsam in zwei Schüben.- Der erSte ist zweifellos am intensivsten.<br />

Er setzt ein mit <strong>de</strong>m bekannten Schäferroman Johan van Heemskercks,<br />

<strong>de</strong>r Batavisehen Arcadia (1637), in <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r zwei ten Auflage<br />

aus <strong>de</strong>m Jahre 1647 an ein Abschnitt über das Hexenwesen enthalten<br />

ist, <strong>de</strong>r weitgehend a uf die Cuutio zurückgeht." Schon hier fin<strong>de</strong>t<br />

sich bei ausdrücklicher Distanzierung von <strong>de</strong>n bedauernswerten Praktiken<br />

<strong>de</strong>r Hexenverfolgung die Auffassung, daß gera<strong>de</strong> die Deutschen<br />

sich bei <strong>de</strong>r Hexenjagd unrühmlich hervortäten und daß die Katholiken<br />

unverhältnismäßig stark im abergläubischen Hexenwahn befangen<br />

selen:<br />

Het herr doet my wee, beleef<strong>de</strong> her<strong>de</strong>rs, als ick ge<strong>de</strong>ncke hoe<br />

men met <strong>de</strong>se rampsa lige wichten, insondcrheyt in ons naebuerigh<br />

Hoogh-Duytslant, plagh om te springen, en wat voor afgrijselijcke<br />

grouwelen, on<strong>de</strong>r schijn van rec hts-vor<strong>de</strong>ringe, aen vele<br />

onnDosele menschen aldaer zijn gepleeght geweest. Seker godtgeleer<strong>de</strong><br />

en roomsch-gesint (die nochtans wat licht-gelooviger in<br />

sulcke saken geacht wer<strong>de</strong>n als wel an<strong>de</strong>re) schrijft daer va n, dat<br />

hy vele <strong>de</strong>r selver in haer uytterste gebiecht en ten vyere vergeselschapt<br />

hebben<strong>de</strong>, in goe<strong>de</strong>r gewisse niet en sou<strong>de</strong> konnen verklaren<br />

(hoe seer hy oock a lle vlijt en verstant heeft aengewenr<br />

gehadt om <strong>de</strong> waerheyt da er va n t' ont<strong>de</strong>cken), dat een eenige<br />

van allen recht sc huldigh zy geweest aen 't gene waer over datse<br />

als doot-schuldige verbra nt wier<strong>de</strong>n'<br />

- V~ 1. in diesem Zusa mmenh:mgauch Zwers!om: Spee, S. 28H-291.<br />

• VgJ. Johan va n Hcemskerck: Bar(lvischc Arcad ia. Met ~ n e inleiding en aanreekenin.<br />

gen \'oorzicn dOOf \'(f. P. \'(fo llers cn H. C Rogge. Amsrerda m 0, .1. [erw;] J 870?], hes.<br />

12-44. Vgl. auch 5. 158-1 64 (Uber die Folrer).<br />

, Ehd ., 5.34-35.

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