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Günter Dengel<br />
densgelübde ab. Damals gah es in Westeuropa versch iedene solcher<br />
weiblichen geistlichen Genossenschaften, di e sich dem D,enst des<br />
Nachsten widmeten. Sie setzten das Werk fort, das seit dem Mittelalter<br />
Beginen und »)Schwesrern vom gemeinsam en Lebeo ( begonnen<br />
hatten.<br />
Im GTB Spees steht die »geistilehe Tochter« stellvertretend für alle<br />
im Untertitel genannten »Gott-liebenden, andächtigen, frommen Seelen,<br />
vnd sonderlich den Klosrer- vnd Welt-geistlichen Personen«. Da<br />
die konkrete Adressa tin die Kölner Devotesse war, kann man sagen,<br />
das GTB ist eines der ersten geistlichen Bücher, das sich an Frauen<br />
wender. Obwohl die Jesuiten o ffizi ell ke ine Fra uenseelsorge übten,<br />
harte die D evotesse bei Spees Oberen erre icht, dass er während seines<br />
Aufenthaltes in Köln 1627 bis 1628 ihre Seelenführung übernehmen<br />
durfte, die zur Enrstehung des GTB führre.<br />
Verglichen damit ist die Entstehung des fließenden Lichts der Gottheit<br />
Mechthilds von Magdeburg noch erstaunlicher und überraschender.<br />
M echthild äußert sich selbst dazu:<br />
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" Während der ganzen Z eit, bevor ich dieses Buch begann und<br />
bevor ein einziges seiner Worte von Gott in meine Seele kam,<br />
hatte ich als einer der einfältigsten Menschen gelebt, die man<br />
jemals ein geistliches Leben führen sah. VOll des Teufels Bosheit<br />
wußte ich nicht, die Schwäche der Welt kannte ich nicht, die<br />
Falschheit der Menschen im geistlichen Stand war mir auch unbekannt.<br />
Ich muß reden - um der Ehre Gottes willen und auch wegen<br />
der Lehre, die dies Buch enthä lt.<br />
Ich unwürdige Sünderin wurde in meinem zwölften Lebensjahr,<br />
als ich allein war, vo m G ruß des Heil igen Geistes mit so<br />
überströmender Macht getroffen, daß ich mich zu keiner läßli<br />
chen Sünde schwerer Art mehr bereir fin den konnte. Der übera<br />
us li ebe Gruß wurde mir täglich zuteil und verleidete mir mit<br />
seiner Liebe die Süßigkeit der ganzen Weit - und er wird noch<br />
stärker von Tag zu Tag. Su geschah es während mehr al s einunddreißig<br />
Jahren. Ich wußte von Gott nicht mehr al s die christlichen<br />
Glaubenswa hrheiten, aber ich bemühte mich stets, mein<br />
Güldenes Tugend-Buch und fließendes Licht der Gottheit<br />
Herz rein zu halten. GOrt selbst ist mein Zeu • d·· .<br />
aß ICh<br />
arum bat ... . j . er angen<br />
I/ln d nie, weder willentlich noch mit (heimlic~:ma)f~, d l<br />
.' ' e, moge mir Lle Dinge o ffenba ren die i d · . '<br />
B_~ch a utgezelch<strong>net</strong> sind. Ich hä tte a llch nie ged~cht, d:fS ~~;~~<br />
sc en so etwas geschehen könnte. Solange ich b· . "<br />
wandr d b · . el melI1en veren<br />
un el metnen Bekannten lebte de . -h .<br />
ganz b d I· b ' nen IC lnuner<br />
N eson ers le war,wußte ich von diesen Dingen nichts<br />
UJ1 w ar es schon SeIt langer Zeit mei n Wunsch e .<br />
ohne eigene Schuld erniedrigt Zu werden. Da begab g hwese nh'<br />
a us Llebe zu G . O. le mlc<br />
außer. . Ott an emen rt, wo ICh keinen Freund ha tte<br />
emem emZlgen Menschen Wegen d· . h .<br />
Angst d ß . d · f . leses emen arte ,ch<br />
, . a . mir le romme Erniedrigung und da mit die lautere<br />
Gottesilebe mchr zuges tanden würden. Aber GOtt I· ß . -h .<br />
gends alle d f ·1 le mlC nlr-<br />
. . . ll1 un u 1fte mi ch in so beseligende Süßi k· .<br />
hedlge Erkenntnis und in so unEaISbare W g elt,. 1l1 So<br />
Irdischen D inge völlig fremd wurden.« I; under, d~ß mir die<br />
Mechthild fühlt sich bea uftr t h b<br />
ehen Erfahrungen aus ihre ~g Z l~ sc r~1 en. S ie bring t ihre a lltäglisc<br />
hiIden ihre geistlicheIl Errfah ang CI[ a sjBe g me zum Ausdruck und<br />
" , rungen ll1 (er GOtt M · S·<br />
det sich a n »alle Menschen geistlichen Sta nde: zl~sd~nl~n.e . le wen<br />
guten ,( 14 Für rAd· I ' OSen wie den zu<br />
. . d . ( Ie rmell, le r ,eologisch Ungebildeten h ·b<br />
sie m er Volkss])rache .Iber s·. , sc re, r<br />
. , , le unterwelst als »Imgeleh t M d<br />
aue h d,e »gelehrte Zunge« Jj S e d . r er un«<br />
en, Meehthild ergreift sei bs; af ~ weil et SIch als SeeJsorger an Frau<br />
Zeit männlich dominierter Th e (~l ograu dDas theodloglsehe WOrt in einer<br />
H · . le. as Ist as Unerhörte<br />
emneh VOn Halle, ihr Beichtva t f · ..<br />
sechs Büchern zusammen (0. .. b er , ; sst ,hre AufzeIchnungen in<br />
MebcJhkthild ih re letzteil L ei) en s~'~h~: vt:rbr~~~t:~t~i:h~~:.d~l{nta~T:vlo<br />
PtJ I atlonen einem ·"ß· K ' l eI -<br />
VOn Nördlingen übe rn~~got · e r eBn I re,s zugänglich gemacht. Heinrich<br />
. ' 111 ase um 1340 di e urs .. r h .<br />
ni ederdeu tsche Fassung de FI" ß d . . prung 'e e mme l<br />
sche. S le el1 en Lichts 1l1S MitteJhochdeur_<br />
I, FL IV 2, S, 229f.<br />
" FI. V 34. S. 407<br />
" FL 11 26, S. 13 ~:<br />
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