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Gülltcr Dengcl<br />

3. Vielfalt der Themen und literarischen Formen<br />

Beide Autoren bieten eine Fülle von Themen in vielfältigen literarischen<br />

Formen.<br />

Friedrich Spee orientiert sich an den görtlichen Tugenden des ~lau ­<br />

bens der Hoffnung und der Liebe. Beim Einüben des Glaubens halt er<br />

sich ~ n das kirchliche Glaubensbekenntnis mit seinen zwölf Artikeln<br />

und thematisiert an diesem Leitfaden geistliches Leben. Die Tugend<br />

der Hoffnung wird dargestelIr als Vertrauen und »begierliche« Liebe<br />

zu GOtt. Die l.iebe zu GOtt zeigt sich besonders als Gorreslob: als Loblied<br />

auf die Schöpfung und ihren Schöpfer, als unaufhörlicher und unendlich<br />

großer Lohpreis Gottes. Die Liebe zum Nächsten wendet sIch<br />

den Nöten und Aufga ben der Zeit zu.<br />

Die genannte Themarik wird in einer Fülle literarischer Formen dargestellt:<br />

Parabeln, Histori en, Vergleiche, Exempel, Glelchl1lsse, VISIO'<br />

nen. Als weitere Te xtformen kommen vor: Sch dderungen, Dialoge (als<br />

Frage und Antwort), Meditationen, Gebete, Theorien (Zeichen- und<br />

Bildtheorie), Register und besonders Gedichte (vor allem Lob- und<br />

Bußgesängc, Psalmen- und Sponsa lieder). Es gehört bel Spee zum allgemeinen<br />

(Stil- )Prinzip, seine Texte inhaltlich und formal Immer wIeder<br />

zu variieren, um durch ständige Abwechslung bel den <strong>Lesen</strong>den<br />

(Übenden) die Aufmerksamkeit zu erhalten. Denn er weiß: »Es thut<br />

vii i zur andacht vnd auffmercksamkeit, wan man ,ewer/en eme veränderung<br />

im gebett har(( . 16<br />

Reichtum an Formen und Inhalten ze ich<strong>net</strong> auch Mechthilds Fließendes<br />

Licht aus." Das Werk reflektiert da s geistliche Leben in seiner<br />

ganzen Breite und Vielfalt. "Neben den' persönlichen Heilsweg der<br />

Einzelseele [...] wird [... J Heilsgeschichte als Mcnschheltsgeschlchte<br />

th ematisiert.« 18 Gisela Vollmann-Profe verweIst 10 dIesem Zus~mmenhang<br />

auf die In tensität und LeidenschaftlichkeIt der göttlIchmenschlichen<br />

Beziehung bei Mechthild. "SIe erschell1tln Ihre r absoluten<br />

Form, der unia mystica, als bräutliches VerhältOls ZWischen der<br />

11> GTB I 4. S. 48; vg l. auch I 9. S. 75 : »so wi ll ich dir ei ne sc höne lüstige weiß an die<br />

hand geben«, . 674 676<br />

I" Vgl. Volimann-ProfC' ln: Mcchrhild von Magdeburg (Wl~ Anm. 4), S, - .<br />

" Ebd., S. 675.<br />

100<br />

Güldenes Tugend-Ruch und Fließendes Licht der Gottheit<br />

liebenden See le und ihrem göttlichen Partner. Dies schliefst für die Sec­<br />

Ie auch die Erkenntnis ein, daß höchste Liebe in dcn Grenzen irdischer<br />

Redingtheit immer die untrennbare Einheit von höchster Beselig ung<br />

lind tlcfster Verlassenheit hedeutet. .. " Da s sprechende leh (die Braut,<br />

die Seele, der Mensch) ist trotz seines persönlichen Gottesbezuges fest<br />

In dIe klfchhche Gemeinschaft eingegliedert. Dies ist fü r Mystiker<br />

l1Ieht seihstverständlich. Mechthild freut sich der Kirche und leidet<br />

Ml ihJ,'em "a ktuellen Unheilsz ustand«2(l. Die Betrachtung der »HeilsgeschIchte<br />

als Menschheitsgesc hichte,, 21 gipfelt in Visionen der Endzeit,<br />

des Himmels und der Höll e und der DreifaltigkeitD<br />

Wie bei Spee wird die Fülle der Themen durch vielerlei literarische<br />

Formen dargestellt: Lehr- und Streitgespräche, trakratartige Abhand­<br />

Ilingen, DIaloge, Allegorien, Visionen, Gehete, Merkverse, persönliche<br />

Bekenntnisse, Liebespreis und Liebesklage der Braut. Dies alles<br />

wird in Prosa , rhythmischer Prosa oder in Versform ausgedrückt, ek ­<br />

statisch oder sac hlich . .,Die Ubergänge sind olr fliellend, denn erzä h­<br />

lende, poetische und refl ektierende Texte gehen in einander über«. 2.1<br />

4. Das Braulschaftsverhältnis - die Brautmystik<br />

Inh altlich und formal ist bei beiden Autoren da s Brautschalrsverhält.<br />

nis - gesreigert in der Brautmystik - H öhepunkt des geistlichen Leben<br />

s . ., D,e hebende Zuwendung Gottes zum Menschen und die angemessene<br />

Antwort auEdieses Liebesangebot «2< wird bei Mechthild und<br />

Spe< dargestellt in den Gestalten der Braut und des Bräutigams. Für<br />

be,de ISt da s ., Hohelied der Liebe« Vorbild für die Beschreibung des<br />

Brautschattsve rhältnisses von Gort und Mensch. Seide verweisen ausdrucklich<br />

auf das "Hohelied ,,".<br />

19 Ebd .• S. 674.<br />

~ [ bel .. S. 675.<br />

11 t hJ.<br />

" Vgl. fL IV U , S. 267; IV 2, S. 2.ll.<br />

2l KC'tl l: Mrc.: hthdJ (wie Amn. 9), S. 11.<br />

11 VOlllll al1Il-Proie (w ie Amu. 4 ), ~. fi74.<br />

" MechrhM FLlIJ 20, S. 207, 1l1 3. S. 163 - Sre", GTß 111 2, 10, S. 201; 111 18. S . . l87.<br />

JO]

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