N 16 Königliches Kurhaus. Salzquelle mit Hygiagruppe. . '. Gondelteich. Römerhütte am Arnsgründer Kirchsteig . Aus Bad Elster.
I Auf Helgoland. Ein wohlbeleibter Herr, wie man so zu sagen pflegt : in den besten Jahren, eine schlanke junge Dame, die statt des Hutes eine weisse Seglermütze tr ägt, was sehr chic aussieht <strong>und</strong> ein junger Mann, dessen Aeusseres den Mann erkennen lässt, .der in Eng'land war" - die dreie sitzen auf der Bank <strong>und</strong> schauen auf die blutrote Sonue, die fern, ganz fern im 'Vesten untergeht, da wo Meer <strong>und</strong> Horizont zusammenzufliessen scheinen. Unbegrenzt ist der Blick, denn wenn das Auge von den roten Klippen in nächster Nähe weiterschweift, trifft es nur das unendliche Meer <strong>und</strong> an der entgE'gengesetzten Hirnmelswand steht ein prachtvoller Regenbogen, der das' ganze Firmamen t umspannt. - Angesichts des erhabenen Schauspiels stockt die Unterhaltung; erst als der letzte Teil der klein <strong>und</strong> immer kleiner werdenden roten Sichel ganz untergetaucht ist <strong>und</strong> das Rot am Horizo nt sein Leuchten mehr <strong>und</strong> mehr eingebiisst hat, da kehren auch die dreie aus ihrer stillen Versunkenheit in die Gegenwart zurück. Es ist der ältere Herr, der die Stille bricht. .Es fängt an kühl zu werden <strong>und</strong> die Seeluft hat mir Appetit gemacht; Sie würden mich verbinden, Herr Steinert, wenn Sie uns nun in ein recht behagliches Restaurant führen möchten." • Wo es recht grosse Hummern giebt," ergänzt lachend die junge' Dame, . denn auf Helgoland keine Hummern gegessen zu haben, wäre <strong>für</strong> mich ebenso <strong>und</strong>enkbn, als in Rom gewesen zu sein, ohne den Papst gesehen zu haben." .Ich werde in Ihrer Achiung siriken, 'gnädiges Fräulein, wen:n ich gestehe, dass ich mich, trotz meiner häufigeren Besuche dieser Insel noch nie zu einem hiesigen Hummer emporgeschwungen habe; will ich .mir mal solch' lukullisch Fest :bereiten, dann tue ich das zu Hause in Hamburg:" das kommt dann blos halb so teuer. .Dann bleibt mir weiter nichts übrig, als Sie zu Gast zu laden, denn deshalb, weil ihnen die Sache zu teuer ist, wird meine Tochter den Helgoländer Hummer, der sch on von vornherein eine wesentliche Nummer ihres Programms bildete, nicht fallen lassen.· Man hatte sich erhoben <strong>und</strong> bald auf der hinabfiihrenden Treppe das Unterland erreicht. Steinert hatte die Einladung angenommen unter dem Vorbehalt, sich in Hamburg r evanchieren zu dürfen <strong>und</strong> so sass man nun in einer lauschigen Ecke der Strandhalle <strong>und</strong> begoss den Hummer mit einem leichten Mosel. - Herr Feldhammer war warm geworden: der junge Mann gefiel ihm von Tag zu Tag mehr. Vier Tage währte erst die Bekanntschaft. Fellham mer hatte in Berlin eine Lampenfabrik, die er ans kleinen Anfangen auf eine recht ansehnliche Höhe gebracht hatte, sein einziger Sohn, zwei J ahre äl ter als Lucie, zeigte keine Neigung fü r den kaufmännischen Beruf, er studierte in J ena, <strong>und</strong> so hatte Papa Fellhammer seine Hoffnung auf einen passenden Schwiegersohn gesetzt. Bisher hatte sich noch keiner gef<strong>und</strong>en, denn Papa Fellhammer war wählerisch <strong>und</strong> wenn er w'rklich glaubte, einen gef<strong>und</strong>en zu haben, da= passte er seiner Tochter nicht. Hier schien ihm der Zufall zu Hilfe zu kommen. denn offensichtlich interessierte sich auch Lucie <strong>für</strong> den jungen Mann mit den weltstädtischen Manieren. F rau Fellhammer weilte zur Kur in Marienbad, um sich eil!. paar Pf<strong>und</strong> herun terzu trinken., bald nach ihrer Abreise musste das Dienstmädchen ins Krankenhaus gebracht werden, da wurde es Papa Fellhammer zu Hause ungemütlich <strong>und</strong> er ging mit seiner Tochter _ . sie waren beide kernges<strong>und</strong> - auf ein paar vVochen nach Westerland. Bei Dührkopf, wo Herr Fellhammer sein Abendessen einzunehmen pflegte, weil man dort nicht nur gut speist, sondern auch ein gutes Glas Miinchener Hofbräu. trinkt, hielt es i=er schwer, einen Platz zu bekommen, <strong>und</strong> so musste man es schon <strong>für</strong> einen glücklichen Treffer halten, vor einigen Tagen an einem Tische Platz nehmen zu können, an dem nur ein einziger Herr sass. Mit der ihm eigenen, gemütlichen Art hatte Fellhammer den Fremden gleich nach der ersten Begrüssung in's Gespräch gezogen <strong>und</strong> bald erweckte der junge Mann sein ganz besonderes Inter~ s s e. Herr Fellha?lmer hatte nämlich ein Steckenpferd, das waren Kohlen <strong>und</strong> alles was d,!mit zusammenhing ; er hatte in seiner Jugend selbst am Schmelztiegel gestanden <strong>und</strong> dann, als er in seiner Fabrik eigene Dampfkraft einrichtete, persönlich die Verdampfungsproben gemacht, um das geeignetste Material herauszufinden <strong>und</strong> we= er an der H eizung. ein .paar Pfennige ersparen konnte, dann freute ihn das mehr, als wenn er in der Lotterie gewonnen hätte. Diese Genauigkeit in allen D ingen hatte ihn zum wohlhabenden Mann gemacht, dabei war er keineswegs ein Knauser oder Pfennigfuchser. Sobald Jemand auf Kohlen zu sprechen kam, das war sein Fall! Nun stiess er gar auf Jemand, der jahrelang im grössten Kohlenrevier Englands, i.n Süd-Wales, tätig gewesen war <strong>und</strong> der so interessant über die Verhältnisse im englischen Kohlenhandel zu sprechen wusste. Am nächsten T age traf man sich auf der Strandpromenade <strong>und</strong> da plauderte man schon miteinander, _wie .alte Bekannte. Steinert war geborener Hamburger, <strong>und</strong> seine sichere, vornehme <strong>und</strong> doch dabei freie Art, sich zu ge~en, nahm ihn gleich bei dem alten Fellhammer, der Vollblutberliner iu gutem Sinne war, vorteilhaft ein. So kam es denn ganz von selbst, d