13.01.2014 Aufrufe

R. Zapfl - CVP

R. Zapfl - CVP

R. Zapfl - CVP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

<strong>CVP</strong> 3-Königspressegespräch vom 7. Januar 2013<br />

Rosmarie <strong>Zapfl</strong>-Helbling, alt Nationalrätin, Präsidentin alliance F<br />

Die Lebenserwartung der Menschen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark<br />

angestiegen. Nun könnten wir uns darüber freuen, an vielen Stellen wird jedoch<br />

darüber gejammert. Heute stellen sich ganz andere Fragen zum Alt werden als in<br />

meiner Jugend. Mein Verhältnis zum Grosmami war ein anderes als das meiner<br />

erwachsenen Enkel zu mir. Als meine Grossmutter mit 83 Jahren starb, war sie sehr<br />

alt und eigentlich über das normale Sterbealter hinaus; heute denken längst nicht alle<br />

Menschen mit 80 Jahren daran, ins Altersheim zu zügeln. Mein Mann und ich haben<br />

uns vor ein paar Monaten eine neue Eigentumswohnung gekauft und hoffen, darin<br />

noch lange leben zu können.<br />

Die Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung ist eine grosse<br />

Errungenschaft unserer Gesellschaft. Seit der Einführung der AHV 1948 ist die<br />

Lebenserwartung für 65 jährige Männer von 12 auf 17 Jahre, bei den Frauen gar<br />

von 13 auf 21 Jahre angestiegen (Höpfliger, 2005). Mich erstaunt immer wieder,<br />

dass dieser Fortschritt als Problem der Gesellschaft bezeichnet wird. Es ist<br />

durchaus möglich, dass die erwerbstätigen Generationen weiterhin zwei<br />

Generationen ernähren. Dazu braucht es allerdings eine Neugestaltung der<br />

Erwerbsarbeit und der gesellschaftlichen Institutionen, in der Frauen und Männer<br />

Kinder aufziehen können, ohne deswegen in schwierige finanzielle Situationen zu<br />

kommen, ohne wegen der Kinderbetreuung beruflich weiter zu kommen. Wenn<br />

wir das nicht in den Griff bekommen, werden die Geburtenraten weiter sinken. In<br />

vielen Fällen läuft die Hilfe von der älteren zur jüngeren Generation, aber auch<br />

von der jüngeren zur älteren Generation (Hilfe und Pflege im Alter, oder z.B.<br />

finanzielle Unterstützung bei Familiengründung und Betreuung der Enkelkinder).<br />

Der Generationenvertrag ist aus meiner Sicht absolut nicht in Frage gestellt. Die<br />

Generationen der 20 – 65 Jährigen sorgen für die nächste Generation. Im<br />

Idealfall mit einer Arbeit, die es erlaubt, für sich und die jüngere Generation zu<br />

sorgen. Sie zahlt mit der Sozialversicherung für die ältere Generation und spart<br />

3-Königs-PK 2013, Referat Rosmarie <strong>Zapfl</strong>-Helbling


2<br />

für sich selber ein Altersguthaben an. Möglich ist das geworden, weil viele<br />

Menschen gesund älter werden und auch deshalb, weil sie länger im eigenen<br />

Haushalt leben. Die Generation der über 65 jährigen lebt zum Teil noch von<br />

Teilerwerbstäigkeit, der AHV, und dem Ersparten. Sie geniesst mehr Freizeit und<br />

ist sehr stark in der Freiwilligenarbeit engagiert. Es stellt sich in Zukunft die Frage,<br />

welchen Einfluss und welche Aenderungen auf die Gesellschaft die grosse,<br />

rüstige Rentnergeneration ausübt. Die unbezahlte Arbeit von Rentnerinnen und<br />

Rentnern findet vor allem innerhalb der Familie statt. Ein Viertel aller Personen<br />

leisten unbezahlte Arbeit ausserhalb des eigenen Haushaltes. Am Höchsten ist<br />

der Anteil bei den 65- bis 79 Jährigen (Stutz und Strub, 2006).<br />

Es gibt grosse Unterschiede bei den finanziellen Situationen der<br />

Neupensionierten. Besonders bei den männlichen Frühpensionierten, die vom<br />

Obligatorium der zweiten Säule stark profitiert haben und daneben noch<br />

überobligatorisch gut versichert sind. Bevorzugt behandelt werden die gut<br />

verdienenden Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft und beim Staat. Für die<br />

unteren Einkommen sieht die Situation ganz anders aus. Besonders<br />

alleinstehende Frauen und Alleinerziehende gehören zu der Gruppe, die über zu<br />

wenig Einkommen im Alter verfügen (Wanner 2005). Mit ein Grund sind fehlende<br />

Vorsorgebeiträge bei im Durchschnitt niedrigerem Einkommen (Auswirkungen der<br />

Situation: ungleicher Lohn bei gleicher Arbeit). Bei den Einpersonenhaushalten<br />

liegen die Einkommen der Rentner 30% höher als die der Rentnerinnen. Diese<br />

geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede im Alter sind auf die frühere<br />

Benachteiligung der Frauen im Erwerbsleben zustande gekommen. Erschreckend<br />

ist der Unterschied bei der zweiten Säule. Nur 30 % der Rentenbezüger sind<br />

Frauen und diese erhalten nur 20% aller ausbezahlten Renten. Viel hat damit zu<br />

tun, dass vor allem Frauen Teilzeit arbeiten, sie können nicht bei der zweiten<br />

Säule versichert sein wegen des Koordinationsabzuges.<br />

Die Lebensgestaltung im Alter wird heute sehr individuell gelöst. Die<br />

Möglichkeiten, mit zu gestalten im Alter, müssen erkämpft werden. Es darf nicht<br />

sein, dass Menschen wegen ihres Alters diskriminiert werden. Ein Beispiel ist der<br />

Versuch einiger Gemeinden, die Wählbarkeit der über 70 Jährigen in öffentliche<br />

Aemter abzusprechen. Das Bundesgericht hat dann für die Alten entschieden.<br />

3-Königs-PK 2013, Referat Rosmarie <strong>Zapfl</strong>-Helbling


3<br />

Ein wichtiges Thema ist die Pflegebedürftigkeit. Der grösste Teil der<br />

pflegebedürftigen Menschen will möglichst lange zu Hause bleiben. Es gehört zur<br />

Selbstverständlichkeit, dass sich dabei die Erwartungen vor allem an die Töchter<br />

richten, ihre Eltern zu pflegen. Damit sind Frauen zwischen 40-65 in einem<br />

Konflikt und auch überfordert, Beruf und Pflege optimal auszuüben. Für die<br />

Zukunft sind Modelle zu finden, in der die Zivilgesellschaft sich engagiert. Die<br />

Lösung sind sicher nicht die Betreuerinnen aus Osteuropa, die zu<br />

Dumpingpreisen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche<br />

Betreuungsarbeit leisten und die Vermittler grosse Gewinne einstreichen. Da<br />

braucht es strenge, gesetzliche Massnahmen und Kontrollen.<br />

Die wichtigsten Massnahmen um eine zukunftsgerichtete Alterspolitik<br />

vorzuweisen:<br />

• 11. AHV Revision mit einem flexiblen, vorzeitigen Altersrücktritt ab 60/62<br />

ohne Renteneinbussen für niedrige Einkommen. Die Frauen bezahlen<br />

diesen gerne mit der Erhöhung des Rentenalters.<br />

• Die Renteneinkommen der Rentner mit früher niedrigem Einkommen sind<br />

zu erhöhen durch die Erhöhung der einfachen AHV Rente oder durch<br />

Ergänzungsleistungen ohne persönlichen Antrag.<br />

• Die soziale Teilhabe älterer Menschen ist zu fördern, indem gute<br />

Rahmenbedingungen für die Freiwilligenarbeit geschaffen werden.<br />

• Auf Gemeindeebene sind Generationenwohnformen zu fördern.<br />

3-Königs-PK 2013, Referat Rosmarie <strong>Zapfl</strong>-Helbling

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!