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CURT VON BROCKE

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ABU 1 / KOHLENBUNKERANLAGE NEBST KESSELHAUS (Vgl. Abb. 2-4)<br />

<strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

HIERZU 49 ABBILDUNGEN<br />

Aus den Kasseler und Düsseldorfer Industriebauten,<br />

die der Architekt Curt von Brocke während der letzten<br />

fünf Jahre in so großer Zahl und darum mit so erstaunlicher<br />

Schnelle für Henschel & Sohn zu schaffen hatte,<br />

spricht so viel überzeugende Frische und unmittelbar<br />

achtunggebietende Kraft, daß man nach Genuß des<br />

Geschauten geneigt ist, über die Ursache dieser starken<br />

Wirkung nachzudenken. Vielleicht findet sich der<br />

Schlüssel des erklärenwollenden Verständnisses in der<br />

Tatsache, daß der Künstler sich nie mit dem Wahne,<br />

83<br />

7<br />

M B. IX 3


ABB. 2 UND 3 / INNERES DES KOHLENBUNKERS. (Vtf. Abb. 1 und 4)<br />

Abb. 2 (links) / Fahrbahn des Greifers. Auf den vorgekragten Konsolen soll später eine Hängebahn aufgehängt werden. / Abb. 3 (rechts) / Aufzugravm des Greifen.<br />

ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong>


ABB.4 /' KOHLENBUNKERANLAGE VOR EINEM KESSELHAUS {Vgl Abb. I-3J<br />

Die Betonflächen sind leicht kreuzseitijj scharriert.<br />

ABB.5 / KOKSBRECHERANLAGE<br />

ARCHITEKT- CURt <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

oo


ABE 6 • GEBÄUDE FÜR WASSERREINIGUNG ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong> ARB. 7 / DAMPFTURBINENHAUS '.VGL ABB. 8, 9 UND 11)


ABB. 8 UND 9 , DAMPFTURBINENHAUS MIT AKKUMULATOREN NEBST WASSERBEHÄLTER (VGL. ABB. 7 UND 8) ARCHITEKT: CÜRT <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong>


Architekt:<br />

Curt von Brocke<br />

Abb. 10<br />

Kohlenbetörderungs- und<br />

Bunkeranlage vor einem<br />

Kesselhaus<br />

Abb. 11 (unten)<br />

Inneres eines Dampfturbinenhauses<br />

(Vgl. Abb. 6-9)<br />

33


Abb. 12 (oben)<br />

Projekt eines Kohlenbunkers<br />

für ein Braunkohlenbergwerk<br />

Ardiitekt: Curt von Brocke<br />

Abb. 13 (unten links)<br />

Inneres des Pumpenhauses<br />

(vg-1. Abb. 14)<br />

Abb. 14 (unten rechts)<br />

Pumpenhaus<br />

89


Abb. 15 / Inneres des ModeUhauses (vgl Abb. 16)<br />

Abb. 16 / Modellhaus mit Holzlager, dahinter Schreinereiyebäude<br />

Architekt; Curt von Brocke<br />

90


Abb. 17 / Das Holzlager (Vjl. Abb. 16)<br />

Abb. 18 /<br />

Inneres der Schreinerei<br />

Architekt: Curt von Brodce<br />

Abb. 19 /<br />

Seh reine reijebäude<br />

91


Abb. 20 / Hallenvorbau. Erdgeschoß: Büros; zweites bis viertes Geschoß: Arbeiter-Wasch- und Ankleideräume<br />

Abb. 21 / Entwurf für eine Schreinerei nebst Modellhaus (vgl. Abb. 16 und 19)<br />

Abb. 22 /<br />

Umbau einer alten Fabrikanlag« zu einer Autogarag-e nebst Wohnung-<br />

Architekt: Curt von Brocke<br />

Abb. 23 /<br />

Hallenanbau<br />

92


Abb. 24 und 25 / Neubau einer Hammerschmiede<br />

Architekt: Curt von Brocke<br />

93


ABB. 26 / STRASSENSEITE EINER ARBEITSH ALLE (Vgl. Abb. 27)<br />

neue Formen erfinden zu müssen (der so manche<br />

unserer Jüngsten zu wirkungslosen Spitzfindigkeiten<br />

verleitet), geplagt zu haben scheint. Von Brocke<br />

betont vielmehr gerne, daß er die stets neu- und<br />

immer wieder andersartigen Aufgaben, die sich ihm<br />

täglich stellten, immer so zu lösen trachtete, wie sie<br />

vielleicht die alten Meister der Baukunst gelöst haben<br />

würden, wenn sie vor ähnlich neuartige Aufgaben<br />

gestellt worden wären. Diese nüchterne Einstellung ist<br />

selbstverständlich grundverschieden von der gekünstelten<br />

Ablehnung bewährter alter Lösungen, durch die<br />

weniger praktisch denkende Architekten auf dem Wege<br />

„reinen Mechanisierens" J ) neue Formen zu erzielen hoffen.<br />

Abb. 27 / Straßenseite der Halle {vgl. Abb. 26), dahinter alte Hallen mit<br />

AbS. 28 /<br />

„schmückenden" Aufbauten<br />

ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

Bürohaus mit anschließender Halle<br />

94


Abb. 29 / Halle mit Pförtnerhaus<br />

und Hofmauer<br />

Arckitekt: Gurt von Brocke<br />

Die Pfeiler, welche die Wand der Halle<br />

gliedern (und die innen die Krahnbahn<br />

tragen), sind nicht vorgezogen, sondern<br />

treten nutenartlg 1 hinter die Wandfüllungen<br />

zurück.<br />

Besonderer Wert wurde auf die Gliederung-der<br />

Türen in der Hofmauer g-elegi.<br />

Abb. 30 / Pumpenhäuschen<br />

(Der Architekt ist unzufrieden darüber, daß<br />

er den äußersten der drei Kränze um die Tür<br />

nicht auf 18 cm verbreitert hat)<br />

Architekt: Curt von Brocke<br />

95


31 / Beamten Wohnhäuser in der Isenburgstraße zu Kassel<br />

Abb. 32 /<br />

Arbeiterwohnhäuser in der Holländischen Straße zu Kassel<br />

(Abschrägung der Fensterumrahmungen zur Vermehrung- der Lichtzufuhr.)<br />

ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

96


Abb. 33 und 34 / Umbau einer<br />

alten Stückgießerei zu einer Erinnerungshalle<br />

(erbaut um 1800 mit Tonflaschenge<br />

wölbe)<br />

Architekt: Curt von Brocke<br />

97


Abb. 35 / Bürohaus mit Treppenanlajje. Mauerwerk im gotischen Verband. Die Fenster liegen mit dem Mauerwerk bündig-. VjL Abb. 36—42<br />

Die Schriftleitung von „Wasmuths Monatsheften für<br />

Baukunst" ist Herrn Dr. Werner Lindner zu besonderem<br />

Dank verpflichtet, weil er es war, der sie —<br />

im Zusammenhang mit seinen Vorarbeiten für die<br />

Fortsetzung des Werkes: Lindner und Steinmetz, „Die<br />

Ingenieurbauten in ihrer guten Gestaltung" — auf die<br />

wertvollen und noch ganz unveröffentlichten Arbeiten<br />

des Baumeisters Curt von Brocke aufmerksam machte.<br />

Die Schriftleitung begrüßt es dankbar, daß dieser<br />

wenig mitteilsame Künstler die hier vorgeführten Ab*<br />

bildungen seiner fast unübersehbar zahlreichen Bauten<br />

zur Verfügung stellte, und bedauert nur, daß es ihr<br />

nicht gestattet wurde, den Abbildungen erläuterndes<br />

Planmaterial beizufügen.<br />

Abb. 36 / Vgl. Abb. 35-42<br />

ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

Abb. 37 / Inneres eines Büroraumes im dritten Stockwerk<br />

98


Abb. 38 / Inneres des Dachgeschosses (Vgl. Abb. 35-42)<br />

Abb. 39 / Der Eingang-<br />

Abb. 40 / Inneres des Treppenhauses mit Ruhehank<br />

Abb. 41 / Treppe zur Dachspitze<br />

Abb. 42 / Inneres des Erdgeschosses. Blick in den ylasüberdeckten Lichthof.<br />

ARCHITEKT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

99


ABB. 43 / DAMPFTURBINENHAUS ABB, 44 (oben links) / TREPPE<br />

Das Turbinenhaus ist an eine alte Halle angebaut Die Treppe zum Turbinenhaus (Abb. 44} ist in der alten Halle vor gestampft.<br />

ABB, 45 / DAMPFTURBINENHAUS. LINKS: KOHLENBUNKER<br />

ARCHITF.KT: <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> BROCKK<br />

100


ABB. 46 UND 47 / INNERES EINES TURBINENHAUSES<br />

Decke geknickter I-Träger, einbetoniert, dazwischen KassettenHecke, Kassettenfelder weiß, Rippen dunkelgrün<br />

ARCHITEKT:<br />

CUKT <strong>VON</strong> <strong>BROCKE</strong><br />

101


ABB. 48 /<br />

ARBEITSHALLE. ÄUSSERES<br />

ABB.« / AKBK1TSHALLE. INNERES / ARCHITEKT: . <strong>CURT</strong> <strong>VON</strong> I1KOCKE D.W.B.<br />

Konstruktion: Mattuliinnnfabrik Augsburg-Nürnberg<br />

102


AB&l / HAUS DER FUNKINDUSTRIE IN BERLIN.CHARLOTTENBURG / INNENANSICHT<br />

DER BAU DES HAUSES DER DEUTSCHEN FUNKINDUSTRIE<br />

ARCHITEKT: PROFESSOR HEINRICH STRAUMER :.<br />

HIERZU 17 ABBILDUNGEN<br />

Auf unsere Bitte hat uns Herr Professor Straumer über dt* R«U« Radio-Halte sehr faselnde Mitteilungen gemadtt Wir entnehmen ihnen das folgende. Die Schriftleitting<br />

'......<br />

Die Mechanisierung der technischen Erfordernisse des<br />

modernen Lebens muß nicht unbedingt eine „Amerikanisierung"<br />

bedeuten. Wäre dies der Fall, so müßte nach<br />

allem, was man von „drüben" neuerdings hört, die Meinung<br />

aufkommen, der neuzeitliche Zweckbau bedürfe der<br />

Hand eines Baukünstlers im kontinentalen Sinne nicht<br />

mehr. Ich unterstelle, daß eine lebendige Schönheit<br />

nicht ganz ohne romantische Erinnerungen für mich begreiflich<br />

ist. Das Wesentliche bleibt dabei die aus der<br />

Weltanschauung vorhandene grundsätzliche Einstellung,<br />

aus der von selbst die Form entsteht, die dann entweder<br />

eine rein mechanisierte oder eine romantisch erinnernde<br />

Harmonie aufweist. Wie immer, beschäftigen<br />

solche Gedanken den Kopf erst nachträglich, wenn das<br />

Werk dasteht und, ohne eigentlich gewollt zu sein, nach<br />

dieser oder jener Richtung sich ausdrückt.<br />

So war der Arbeitsvorgang, nachdem mir die Aufgabe<br />

oblag, der natürlichste und einfachste von der Welt. Es<br />

handelte sich um eine lange Halle, die eine genügende<br />

Breite zur Unterbringung der Ausstellungsflächen haben<br />

sollte. Das Haus sollte in Holz gebaut werden, weil dieVertreter<br />

der Radio-Wissenschaft die Einwirkung des Eisens<br />

ausgeschaltet wissen wollten. Die energische Gerade der<br />

Hölzer auszudrücken und im Binderprofil zu steigern,<br />

erschien mir gegenüber segmentförmig geschnittenen<br />

Bohlenträgern wirkungsvoller. So entwickelte sich aus<br />

den Skizzen verschiedener Konstruktionssysteme der in<br />

straffer Linie ansteigende Binder, abgeschlossen durch<br />

ein horizontales Verbindungsstück. Je großer der Unterschied<br />

zu den senkrechten Stützen und der sehr langgestreckten<br />

Binderschrägen sich erreichen ließ, je eindrucksvoller<br />

mußte die Form der Halle in Erscheinung treten.<br />

103<br />

M. B, ix 3


Abb, 2 /<br />

Kassenhalle<br />

' •- ' ' Abb. 5 / Vortragssaal<br />

Das weitere wichtige Moment für die Innenform<br />

bilden die Fenster. Diese in die glatten, horizontalen<br />

Deckenflächen zu legen und in einer für Wasser- und<br />

Schneedruck gleich empfindlichen konstruktiven Form<br />

einzubauen, mußte widerstreben. Umsomehr, als die<br />

Erfahrung lehrt, daß horizontal auf dem Raum liegende<br />

Lichtflächen wie eine Linse wirken und durch solche<br />

Glasflächen der Raum übermäßig erhitzt wird. Auch die<br />

Lüftung durch solche Oberlichte ist schwer erreichbar,<br />

weil der warme Luftkegel auf die horizontalen Flächen<br />

drückt, demgegenüber die verbrauchte Innenluft geringeren<br />

Auftrieb hat So war zu versuchen, ob mit<br />

Abb. 3 /<br />

Haupteing-an JJ<br />

JS<br />

Abb. 4 / Freistehender Pavillon inmitten der Halle (vjl. Abb, I) ,<br />

•i • Architekt: Professor Heinrich Straumer<br />

Abb. 6 /<br />

Längsschnitt<br />

104


der<br />

&unAf/?efitsfr/e<br />

Abbildung 1 8<br />

stehenden Fensterreihen in den Binderzwischenräumen<br />

der Innenraum zu einer Form gebracht werden konnte.<br />

Ein kleines Hilfsmodell erwies, daß die enge Wiederholung<br />

der langen Binderbacken perspektivisch wie<br />

eine Fläche wirkt und daß trotz des reichlichen Lichteinfalles<br />

aus den stehenden Fenstern eine etwa mögliche<br />

Unruhe aus den Glasflächen nicht aufkommen konnte.<br />

Damit war — ohne daß über irgendwelche Formenprobleme<br />

nach Weltanschauungsgesichtspunkten nachgedacht<br />

worden ist — eine aus reiner Zweckmäßigkeit<br />

für die neue Erfindung entsprungene Form für den<br />

Innenraum gefunden. Daß diese Form nicht „amerikanisch"<br />

mechanisiert, sondern kontinental, also mit<br />

Erinnerungen mechanisiert, sich ausdrückt, scheint nach<br />

allem, was ich höre, ganz behaglich anzumuten. Diese<br />

unbewußt mitwirkende Empfindung war dann natürlich<br />

auch Triebkraft, den Einzelteilen, vornehmlich den<br />

Bindern, Fleisch zu lassen, d< h. sie mußten in einer<br />

vollen Stärke dimensioniert werden, um den Raum mit<br />

einer festen und breiten Beharrlichkeit auszustatten.<br />

Ehe ein Fundament gelegt werden konnte, mußte von<br />

dem Zentrum des radiotechnischen Betriebes, der großen<br />

Sendemaschine aus, eine sogenannte Erdung verlegt<br />

werden. Diese Erdung besteht in einem von dem genann-<br />

105


Abb. 9 / Gesamtansicht übereck von Südosten Abb. 10 (unten) / Aufriß<br />

1—- :<br />

ten Mittelpunkt unter dem gesamten Bauwerk strahlenförmig<br />

sich zerteilenden Netz aus langen Kupferbändern.<br />

Der Wunsch, einer neuen Technik ein zweckmäßiges<br />

Obdach zu erstellen, führte dazu, daß kaum ein Teil<br />

des Bauwerkes von vornherein klar feststand, denn je<br />

weiter die Entwicklung ging, je mehr klärten sich die<br />

Anschauungen, und so ergab sich Änderung auf Änderung.<br />

Nichts war fertig — so kann man sägen —<br />

bis der Bau selbst fertig war.<br />

Unentwegt mußte ich den Fertigstellungstermin allen<br />

Einwendungen gegenüber festhalten. Der Hilfe meiner<br />

langjährigen Mitarbeiter, Herrn Architekt Otto Biel<br />

bei der Gesamtentwurfsbearbeitung und Herrn Hermann<br />

Werner für den technisch-organisatorischen Teil<br />

verdanke ich, daß die entsprechende künstlerische<br />

Lösung der Aufgabe ebenso wie die technische auch<br />

in der kurzen Zeit von 37s Monaten möglich war.<br />

Die Organisation auf dem Werkplatz und auf der<br />

Baustelle stellt bei einer Aufgabe wie der hier behandelten<br />

eine besondere Leistung dar. Die Firma<br />

Deutsche Holzbauwerke Carl Tuchscheerer A. G., der<br />

die Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten übertragen<br />

wurden, hat gezeigt, was ein gut organisierter großer<br />

Betrieb in kurzer Zeit zu bewältigen vermag.<br />

Abb. 11 / Teilansicht von oben<br />

Amts<br />

Abb. 12 / Teilanaicht der Binderkonstrulction, BtnderstützpunWt<br />

ARCHITEKT: PROFESSOR HEINRICH STRAUMER<br />

Abb. 13 und 14 /<br />

Querschnitte<br />

106


ABB. 15 / DIE BINDERKONSTRUKTION IM FIRST / ARCHITEKT: PROFESSOR HEINRICH STRAUMER<br />

Spezialkonstruktion der Deutschen Holzbauwerke Carl Tuchscheerer A. G.<br />

Die Grundrißanlage zeigte im Schwergewicht den<br />

großen Hallenraum mit Galerie, auf welcher ebenso<br />

wie darunter eingebaute herausnehmbare, schallsichere*<br />

Zellen angeordnet sind. Der Strom des die Ausstellung<br />

besuchenden Publikums wird in diese Halle aus Zweckmäßigkeitsgründen<br />

— einheitliche Kontrolle und Personalersparnis<br />

— durch eine einzige große Eingangshalle<br />

geleitet. Vor dieser Kassenhalle lagert sich ein<br />

schmaler, langgestreckter Windfangraum mit vier Türen.<br />

Die Kassenhalle selbst mit einem Ausmaß von 19:12,50 m<br />

im Geviert ist mit einem in geätztem Flächenmuster belegten<br />

Oberlicht abgedeckt und nimmt vier Kassenhäuschen<br />

auf derart, daß die Schlangen der an die<br />

Kasse drängenden Besucher weit auseinandergehalten<br />

werden. In der Mitte dieser Kassenhalle ruht ein<br />

niedriger Kiosk mit Zeitschriften und Tagesblättern,<br />

107


Abb, 16 / Gesamtansicht von Nordosten<br />

dem Raum ein Haltepunkt Die Billettkontrolle findet<br />

an den Türen zwischen diesem Eingangssaal und der<br />

großen Haupthalle statt. Die Anordnung dieses einzigen<br />

Einganges in der Mitte der Längsseite verteilt<br />

die Besucher gleichmäßig in vorteilhafter Weise in den<br />

eigentlichen Ausstellungsraum. Von dieser Eingangshalle<br />

sind Verbindungen einerseits nach dem Vortragssaal<br />

und andererseits nach der Restauration angeordnet,<br />

so daß auch hier die einheitliche Kontrolle sich vorteilhaft<br />

gestaltet Um die Benutzung des Vortragsraumes<br />

Abb. 17 / Innenansicht. Stand der Arbeiten am 4. September 1924. Haus der Funkindustrie; Charlottenburg<br />

ARCHITEKT: PROFESSOR HEINRICH STRAUMER<br />

108


und der Restauration zu ermöglichen, auch wenn keine<br />

Messe abgehalten wird, haben beide besondere Eingänge<br />

von der Straße erhalten.<br />

Die Konstruktion des Hallenbaues in Holz gab der<br />

Feuer- und Theaterpolizei Veranlassung, besondere<br />

Vorschriften für die Feuersicherheit zu stellen. So<br />

wurde das gesamte Erdgeschoß massiv verlangt und<br />

ausgeführt. Die senkrechten Obergeschoßwände, in<br />

die bereits die Konstruktion der aufsteigenden Binder<br />

eingreift, ist im wesentlichen aus Fachwerk erstellt<br />

worden. Jedoch ergab sich auch hier organisch die<br />

Verwendung von massiv eingesetztem und vorgelegtem<br />

Mauerwerk. Besondere Sorgfalt mußte den Giebelwänden<br />

zukommen. Nicht nur die aufzunehmenden<br />

Lasten, sondern auch der erhebliche Winddruck ergaben<br />

die Ausführung in Massivmauerwerk bis über<br />

das Obergeschoß und die Anordnung kräftiger Stützpfeiler,<br />

so daß die in der Längsrichtung wirkenden<br />

Lasten und der zu berücksichtigende Winddruck jede<br />

Verschiebung nach der einen oder anderen Seite ausschließen.<br />

Sämtliche Holzkonstruktionsteile wurden mit<br />

Mörtel beworfen, auf Schalung und Rohrgewebe feuersicher<br />

verkleidet. Diese Ausführung tritt bestimmend<br />

bei der Wirkung des Innenraumes in Erscheinung. Die<br />

dadurch entstandene einheitliche Flächenwirkung war<br />

D


£•.*,<br />

sisii<br />

Ausstellungshalle, Köln, Herbstmesse 1924<br />

Architekt: Stadtbaurat Pieper (vyl. S. 69 Heft 2)<br />

auch maßgebend für die Formgebung aller einzelnen<br />

Teile, wie der Profilierung der Galeriebrüstung, der<br />

Treppen und der breitflächigen Binderbacken. Indem<br />

von allen kleinen und teilenden Gliederungen abgesehen<br />

worden ist, war die größtmögliche Ruhe in der<br />

Gesamterscheinung zu erreichen. Dieser Gedanke war<br />

auch ausschlaggebend für die farbige Behandlung,<br />

die im wesentlichen durch gegeneinandergestellte, verschiedenfarbige<br />

glatte Flächen gelöst worden ist.<br />

War so bei der Erstellung des Rohbaues die Ausschaltung<br />

aller Eisenteile bis auf wenige Stützträger<br />

im Vorraum möglich, so fand sich eine weitere Lösung<br />

bei der Vermeidung jeglicher Verwendung von Eisenteilen<br />

für die Heizungs- und Lüftungsanlage. Die<br />

großen Kanäle sind in Backstein-Mauerwerk ausgeführt,<br />

kleiner dimensionierte wurden in Beton gestampft<br />

und für die Zuführungskanäle, die sich in den<br />

Bindern nach der Höhe zu und in den Decken nach<br />

dem Innenraum zu fortsetzen, fand sich eine Konstruktion<br />

aus gestampfter Gipsmasse mit Stoffresten<br />

vermischt, die sich bis jetzt gut bewährt hat.<br />

Auch bei der Beleuchtungsanlage mußte die Anordnung<br />

langer, senkrechter Drähte vermieden werden.<br />

Die Zuführung der Antennen für jede einzelne der<br />

schallsicheren Zellen ist in der Weise angeordnet, daß<br />

in der höchsten Spitze des sich nach oben verjüngenden<br />

Innenraumes der Halle unterhalb der die Binder abschließenden<br />

horizontalen Querhölzer ein langer Verbindungsstrang<br />

läuft, von dem aus frei im Räume schwebend die<br />

einzelnen Zuführungsdrähte nach denZellen gehen.<br />

Die „gedeckte Straße* (25 m breit» 250 m lang) des Schlachthauses der Stadt Lyon / Architekt: Tony Garnier<br />

Die Arbeiten Tony Garniers auf Seite 109 und 110 sind Dr. Adolf Bchnes: Der moderne Zweckbau (Drei Masken Verlag, Wien) entnommen<br />

110


ZWEI HALLEN IM LUFTSCHIFFHAFEN <strong>VON</strong> ORLY BEI PARIS (VGL, S. 112)<br />

Im inneren sind noch Teile der Lehrgerüste sichtbar. Die zu verglasende Umrahmung* des Eing-angstores Ist erst teilweise ausgeführt. Die Hallen sind monolith in Eisenbeton<br />

ausgeführt, sind 275 m lanjj, 60 m hoch und am Fuß 91 m breit Das parabolische Profil ist besonders zur Überwindung- des Winddrucku hwachnet.<br />

ARCHITEKT; E. FREYSSINET<br />

Die Hauptkonstruktion der Binder gliedert sich in<br />

einen Binderbock und die Binder selbst, die nach der<br />

Spezialkonstruktion der Deutschen Holzbauwerke Carl<br />

Tuchscherer A.G. mit sogenannten Ringdübeln an den<br />

Verbindungsstellen zur Ausführung gekommen sind.<br />

Bei allen Ausführungen in Holz ist dem Umstand besonderes<br />

Gewicht beizumessen, daß das Holz unter<br />

den Temperatureinflüssen arbeitet Bei der Ausführung<br />

des Hauses der Deutschen Funkindustrie hat dies insofern<br />

besondere Bedeutung, als alle Holzteile aus<br />

feuerpolizeilichen Gründen mit Verputz bekleidet sind.<br />

Trotz der starken Temperaturschwankungen, denen das<br />

Bauwerk bereits ausgesetzt war, haben sich bisher noch<br />

keinerlei Nachteile aus den Bewegungen des Holzes<br />

gezeigt, so daß angenommen werden darf, daß die<br />

Beschaffenheit der Hölzer sowohl wie die Art der<br />

Konstruktion der Verbindungsstücke eine zweckmäßige<br />

ist. Für die Dach eindeckung wurde gespundete Holzschalung<br />

mit doppelliegendem Kiespreßdach mit darunter<br />

liegenden Korkisolierplatten in Verputz gewählt;<br />

die Fenster in der Halle sind einfach mit äußerer Verleistung<br />

ausgeführt und in Rohglas verglast, während<br />

die Fenster in den Vorbauten als Kastendoppelfenster<br />

ausgeführt wurden. Die Anordnung von Oberlichten<br />

war in den Räumen des Vorbaues notwendig. Die<br />

sparsamste Anordnung des Grundrisses war hiervon<br />

abhängig. Aus den Oberlichten entsteht naturgemäß<br />

eine starke Einwirkung auf die Raumform selbst. Der<br />

Gegensatz zwischen Lichtfläche und Massivteilen wird<br />

immer derart stark sein, daß eine künstliche Umformung<br />

des Raumes, etwa durch verschiedene Höhenlage der<br />

Oberlichte, unwirksam bleibt. Es sind deshalb die<br />

Oberlichte in allen Fällen zusammengelegt worden,<br />

so daß die Räume sich um diese Lichtflächen auch<br />

konstruktiv zwingend gliedern.<br />

In der äußeren Gestalt drückt die Formgebung des<br />

Hauses einfach das aus, was sich konstruktiv ergeben<br />

hat. Es war nur mein Bestreben, diese Massen zu<br />

ordnen und in den Abmessungen gegeneinander abzuwägen.<br />

Der farbigen Wirkung dienen in erster<br />

Linie gleichmäßig durchgeführte horizontale Streifen<br />

in Backsteinmauerwerk. Die Elemente, die so die<br />

Formgebung darstellen, sind die glatten, grauen Wandflächen,<br />

die in entsprechendem Verhältnis gelagerten<br />

Fenster und die sich wiederholenden horizontalen Streifen<br />

in Backstein, soweit Massivbau zur Ausführung<br />

kam. Um die Gleichmäßigkeit der horizontalen Gliederung<br />

auch im äußeren Aufbau der Halle betonen<br />

zu können, wählte ich die Anordnung von Holzfliesen,<br />

die mit demselben Backsteinrot, jedoch nunmehr durchaus<br />

handwerksgerecht, gestrichen worden sind.<br />

Ü (Ohne die rasch entschlossene und klar disponierte<br />

Hilfe, die mir Professor Paul Rössler, Dresden, bei der<br />

Ausmalung geleistet hat, hätte die farbige Behandlung<br />

im Innern und Äußern in der kurzen Zeit nicht erreicht<br />

werden können. Professor Heinrich Straumer.<br />

111


EXOTIK UND „AMERIKANISMUS"<br />

BETRACHTUNGEN ÜBER DIE BILDER AUF SEITE 120<br />

BIS 124 UND ÜBER DIE AUSFÜHRUNGEN HERRN<br />

PROFESSOR STRAUMERS AUF SEITE 103 BIS 111<br />

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen indochinesische<br />

Bauten, die Bewunderung verdienen,<br />

die aber deutsche Bewunderung nachahmender<br />

Art höchstens im verlorenen Kiautschou und im<br />

Reiche derBühnendekoration und des Filmswachrufen<br />

sollten. Die Zeit, in der es unseren Vätern<br />

geistvoll oder vornehm erschien, sich türkische<br />

Bader, byzantinische Synagogen, indische Festspielhäuser,<br />

gotische Kirchen, oder Landhäuser im<br />

englischen Fachwerkstil zu bauen, gilt selbst zweifellustigen<br />

Beobachtern schon dem Untergange<br />

geweiht. Wenn die Liebhaber der „quetschenden<br />

Enge" mittelalterlicher Festungsstädte heute in<br />

Ulm dem kristallisch regelmäßigen MünsterhÖchst<br />

widerspruchsvoll romantisch einen unregelmäßigen<br />

Münsterplatz vorlegen möchten, so wird das<br />

von den einen als ausnahmsweise berechtigtes Zugeständnis<br />

an den im Mittelalter stecken gebliebenen<br />

Geist einer alten Kleinstadt und von anderen<br />

schon als hoffnungslose Altersschwäche erklärt,<br />

Im Anschluß an den Aufsatz „Neuzeitliche<br />

Holzbauten" im vorigen Heft (Hft. 2, S. 67,<br />

Wasmuths Monatshefte für Baukunst) werden in<br />

diesem Hefte (S. 103 ff.) weitere Hallenbauten<br />

abgebildet, deren Formen aufs neue zu beweisen<br />

scheinen, daß dem neuzeitlichen Baumelster dank<br />

unserer entwickelten Technik beinahe jede beliebige<br />

Form zur Verfügung 1 steht. Die Frage,<br />

welche der vielen zurVerfügungstehenden Formen<br />

jeweils gewählt werden soll, wird in einer Zeit star-<br />

AUS DEN KONSTRUKTIONSZEICHNUNGEN DER<br />

BEIDEN LUFTSCHIFFHALLEN IN ORLY (VGL. S. 111)<br />

ARCHITEKT: E. FREYSSINET<br />

Ganz oben: Halbes Profil eines Halleiibogens und Längsschnitt eint jr.tr<br />

Bogen. Darunter (links): Aufriß der langen Hallenseite; (rechts): Längsschnitt.<br />

Darunter: DÖS Wandunjrspi-ofil. Darunter: Schnitt eines der<br />

kleinen Laufstege, die an der Decke der Halle aufgehängt sind. Dansben :<br />

Die Aufhängung des Laufsteges. Darunter (links): Verworfene rechtwinkelige<br />

Wandunjjuprofüe, die (jresehlossen) große Opfer an Verschalung<br />

(im Inneren) gefordert, und auch geöffnet die Weite(-Verwendung 1 derselben<br />

Schalung nicht im Heiben Maße gestattet hätten wie das Wellbleehprofil,<br />

das schließlich ausgeführt wurde. Darunter (links): Schnitte durch das<br />

jalousieartij durchlüftete Oberlicht (Laterne). Ganz unten links: Aufriß<br />

einer halben Stirnseite mit der verglasten Umrahmung- des Eingangs.<br />

Unten rechts: Querschnitt einer Rippe von 7,50 m Breite, darunter die<br />

Änderung; ganz unten rechts die Verschalung der ersten Rippe (am<br />

Eingang); der Querschnitt Zeig-t die Rippe am Scheitel, wo die Stege 9 cm.<br />

die Außen flansche 20 cm dick ist. Die Au&nfiansche wird von den<br />

Fenstern durchbrochen, die dank der schrsyen Stege viel Licht in d*a<br />

Innere der Halle einlassen. - .<br />

112


MALERWERKSTATT FÜR DEKORATIONEN IN RUE OLIVIER.METRA, PARIS / ARCHITEKTEN: A. UND G. PERRET.<br />

Gegenüber* der vielverbreiteten<br />

Angehauung, als erfordere Eisenbeton<br />

kubistische Formen, stellt<br />

das neue Werk der beiden Perret<br />

eine Eisenbetonhalle mit halbkreisförmigem<br />

Durchschnitt, also ein einfaches,<br />

gerades Tonnengewölbe dar.<br />

Die Halle ist 51 m lang; ihre Breite<br />

von 12,85 m (das Mittelschiff des<br />

Ulmer Münsters ist 15,27 m breit)<br />

wird überspannt von 8 Rippen<br />

(36 mal 22 cm), welche durch 6 cm<br />

starke Eisen beton platten verbunden<br />

sind. Die Senkrechtstellung- der<br />

unteren Wände schafft etwas wie<br />

ein Kämpfendes!ms, das die Entwässerung<br />

1 aufnimmt. Die Beleuchtung<br />

1 erfolgt durch einen langen seitlichen<br />

Schlitz. Über diese Fenster<br />

werden die Abwasser längs der<br />

Rippen geführt; vgl. zwei Zeichnungen.<br />

Die Konstruktionszeichnungen<br />

zeigen ferner den Querschnitt<br />

der Halle und die Armierung<br />

der Rippen.<br />

Für die Abbildungen auf Seite<br />

111 bis 114 hat die Schriftleitung<br />

Mr. Jean Badovici, dem Herausgeber<br />

von L' Architecture Vivante,<br />

zu danken.<br />

tiltLL Lj-ts"t - 11.1 .. r-^r 1 , r | „ | .<br />

113


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HÖLZERNE AUSSTELLUNGSHALLE BEI PORTE MAILLOT, PARIS / ARCHITEKTEN: E. UND G. PERRET<br />

kenKunstempfindens<br />

eher einheitlich<br />

beantwortet<br />

als heute, wo die<br />

Anschauungen in<br />

anarchischerWeise<br />

auseinandergehen.<br />

Die Bedeutung*<br />

der „reinen<br />

Zweckmäßigkeit"<br />

und ihrer<br />

formbestimmenden<br />

Kraft wird,<br />

genau wie die<br />

Bedeutung überlieferter<br />

Formen,<br />

obenso oft überschätzt,<br />

wie sie<br />

unterschätzt wird.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

sind<br />

114


Abb. 1 • Aufriß der Vorderseite<br />

Abb. 2 /<br />

ENTWURF FÜR EINE HÖLZERNE HALLE<br />

ARCHITEKT: STADTBAURAT BRUNO TAUT<br />

manche der in diesem Hefte (S. 103 ff.) wiedergegebenen Ausführungen<br />

Professor Straumers von großem Werte. Professor<br />

Straumer setzt darin sehr fein die Worte „Amerikanisierung" und<br />

alles, was man von „drüben" hört, in Anführungszeichen und hat<br />

sicher recht, wenn er damit andeutet, daß die „Amerikanisierung"<br />

und das „drüben", wovon manche unserer Architekturjünger<br />

schwärmen, nicht „drüben", sondern nur in den Köpfen unserer<br />

unpraktischsten Schwärmer vorhanden ist. Die Gleichstellung<br />

von „Amerikansierung" mit „reiner Mechanisierung", deren sich<br />

Professor Straumer in Anlehnung an europäischen Sprachgebrauch,<br />

aber durchaus nicht kritiklos bedient, ist in der Tat etwas wie<br />

ein Schlagwort, das mindestens in der amerikanischen Architektur<br />

nicht entfernt die Geltung hat, die ihm in Deutschland oft beigemessen<br />

wird. Die „reine Mechanisierung" wird im Gegenteil<br />

von den erfolgreichen amerikanischen Architekten genau so oder<br />

eigentlich hoch entschlossener abgelehnt wie von Professor<br />

Straumer, für den „eine lebendige Schönheit nicht ganz ohne<br />

romantische Erinnerungen begreiflich ist". Die Mehrzahl unter<br />

den angesehenen Architekten Amerikas geht noch weiter, als<br />

Professor Straumer es tut. Sie sehen in der Anlehnung an<br />

überlieferte Formen keineswegs „romantische Erinnerungen",<br />

sondern dai Selbstverständliche, Unvermeidliche, das Gesunde,<br />

Praktische und — das Ehrlichste.<br />

In diesem Zusammenhang ist ein soeben erschienener Aufsatz<br />

des englischen Architekten Arthur J. Penty beachtenswert, welcher<br />

unter der Überschrift: „Das Land, wo die Architektur<br />

lebendig ist", die Beziehungen zwischen den Geschäftsleuten<br />

und den Architekten Amerikas beschreibt (vgl. Januarheft der<br />

Abb. 3 und 4 / Grundrisse. Erdgvschofl und<br />

115


ABB. 1-7 / ENTWURF EINER HÖLZERNEN HALLE FÜR MAGDEBURG<br />

ARCHITEKT; STADTBAURAT BRUNO TAUT<br />

englischen Society ofArchitectsJ. Penty sagt: „Man findet<br />

im amerikanischen Geschäftsleben viel mehr Romantik<br />

und Einbildungskraft als bei uns . . . Auf der Jagd<br />

nach dem Dollar ist der Amerikaner großzügig, als<br />

handle es sich um ein großartiges Spiel . . * und er<br />

empfindet keinen Gegensatz zwischen seinen Idealen<br />

und seinem Geschäft. Das kommt auch in seiner<br />

Haltung der Kunst gegenüber zum Ausdruck. Der<br />

amerikanische Fabrikant ist nicht wie so mancher<br />

europäische zur Annahme geneigt, daß gute Kunst und<br />

schlechtes Geschäft<br />

Hand in<br />

Hand gehen. Im<br />

Gegenteil, er hält,<br />

auch wenn er<br />

baut, einen künstlerisch<br />

guten Entwurf<br />

für den Vorboten<br />

guter Geschäfte,<br />

und dieses<br />

Vertrauen ist<br />

so fest, daß die<br />

guten Geschäfte<br />

nicht ausbleiben.<br />

Der amerikanische<br />

Geschäftsmann<br />

verlangt<br />

nur, daß der baukünstlerischeEntwurf<br />

sich den<br />

neuzeitlichen Geschäftsverfahren<br />

anpaßt. Es ist beachtenswert,<br />

wie<br />

sich die amerikanische<br />

Architek-<br />

LJL<br />

tenschaft des Vertrauens<br />

würdig<br />

zeigte, das ihr bewiesen<br />

wurde. Als<br />

das Stahlrahmengebäude<br />

erfunden<br />

wurde, mußte<br />

die Frage entschieden<br />

werden,<br />

ob derartige Gebäude<br />

nicht ganz<br />

von Ingenieuren<br />

gebaut werden<br />

sollten. Aber die<br />

amerikanischen<br />

Architekten<br />

der waneuen<br />

ren<br />

Lage gewachsen,<br />

und sie schufen angesichts der neuen Anforderungen eine<br />

Neugestaltung ihrer Büros, die dem künstlerischen Entwurf<br />

in der späteren Entwicklung der Baukunst eine ganz<br />

neue Bedeutung sicherte. Diese Neugestaltung ist eine<br />

wesentliche Ursache für den gewaltigen Fortschritt der<br />

neueren amerikanischen Baukunst. Die Amerikaner haben<br />

es verstanden, daß der Architekt im alten Sinne den neuzeitlichen<br />

Erfordernissen gegenüber geradezu unmöglich<br />

ist Ein Architekt kann unmöglich gleichzeitig<br />

gute Schauseiten und gute Grundrisse zeichnen und<br />

116


ABB. 8—14<br />

HALLE<br />

„STADT<br />

UND LAND"<br />

MAGDE-<br />

BURG<br />

ARCHI-<br />

TEKTEN:<br />

BRUNO<br />

TAUT UND<br />

JOHANNES<br />

GÖDERITZ<br />

Abb. 8 (oben)<br />

Vorderansicht<br />

Abb. 11 (unten)<br />

Innenansicht<br />

\<br />

1 i 1 r~—i<br />

I<br />

:<br />

?<br />

-- w---*-*<br />

Abb. 9 /<br />

Querschnitt, Bewehrung des Binders<br />

Abb. 10 /<br />

Längsschnitt<br />

ein Techniker, ein städtebaulich<br />

denkender Landmesser,<br />

ein wirtschaftlich<br />

denkender Geschäftsmann,<br />

Anwalt und noch<br />

vieles andere gleichzeitig<br />

sein. Mehr oder weniger<br />

aber wird das alles heute<br />

von einem Architekten<br />

verlangt, und viele Architekten<br />

opfern ihre beste<br />

Zeit für Aufgaben, zu<br />

deren Erfüllung sie nicht<br />

geschult sind. Unter solchen<br />

Verhältnissen ist die<br />

Entwicklung der Architektur<br />

unmöglich. Das<br />

haben die amerikanischen<br />

Architekten verstanden,<br />

und haben ihre Büros<br />

so neugestaltet, daß sie<br />

117


Abb. 12 (oben) /<br />

Vorderansicht<br />

v<br />

' Abb. 13 / Grundriß des Erdjreschosses (1:750) . X ^ \ßürol Abb. 14 / Grundriß des<br />

ABB. 8—14 / HALLE „STADT UND LAND-, MAGDEBURG / ARCHITEKTEN: BRUNO TAUT UND JOHANNES GÖDERITZ<br />

An Stell* dar geplanten Holzhslle (vjfl. Abb. 1—7) kam eins jfanz leichte Betonhalle zur Ausführung-. Zweck: Landwirtschaftliche, sport'iche, theatralisch« Veranstaltungen.<br />

Di« Aren* Ut 75 m lang; und 25 m breit. Nä!i*r«s veröffentlichte Bruno Taut in „Frühlicht" 1921 und „Der Neubau" 10.5.1924. .<br />

ein großzügiges Zusammenwirken von Spezialisten ermöglichen.<br />

Und was ebenso wichtig ist, sie haben<br />

offen die grundlegende Bedeutung anerkannt, die der<br />

künstlerische Entwurf in der Organisation eines Baubüros<br />

haben muß. In den amerikanischen Büros ist<br />

dem Mann, der sich in erster Linie mit dem künstlerischen<br />

Entwurf beschäftigt, weitgehender Einfluß,<br />

freie Hand, sowie das höchste Gehalt zugesichert.<br />

118


Breslau, Jal.rl.underthalle (Hintergrund links), Architekt: Max Bery. Im Vordergrund und rechts Bauten der Ausstellung 1913 von Hans PShiy.<br />

Während in Europa die Vergrößerung der Architekturbüros<br />

zur Mechanisierung und zu schlechten künstlerischen<br />

Leistungen geführt hat, haben die Amerikaner<br />

schlagend bewiesen, daß die allerbesten Leistungen<br />

aus sehr großen Büros (mit 100 oder mehr Angestellten)<br />

hervorgehen können, wenn dort in neuzeitlicher Weise<br />

gearbeitet wird. Die großen und neuzeitlichen Architekturbüros<br />

ermöglichen den zahlreichen Spezialisten,<br />

die zur Lösung wirklich großer Bauaufgaben erforderlich<br />

sind, die geistreiche Zusammenarbeit, und sie befreien<br />

die führenden Köpfe dieser Organisation von<br />

den kleinlichen Rücksichten, die an der Wurzel unserer<br />

Verwirrung liegen. Auch ein hervorragender Baukünstler<br />

kann seine künstlerische Anschauung selbst<br />

in der kleinsten Gasse nicht siegreich zum Ausdruck<br />

bringen, wenn er Hans Dampf in allen Gassen sein muß."<br />

Mit anderen Worten, es ist den Amerikanern durch<br />

geistreiche Organisation gelungen, wieder etwas wie<br />

die alten Bauhütten im besten Sinne des Wortes zu<br />

schaffen, und es berührt beinahe schon als falsch, diese<br />

Baumeister- und Gesellenverbände noch „Architekturbüros"<br />

statt Bauhütten zu nennen. Eine entschlossenere<br />

und erfolgreichere Abwehr des „reinen Mechanisierens"<br />

könnte es sicher nicht geben als diese amerikanische,<br />

und es liegt auf der Hand, daß die ausschließlich mit<br />

dem künstlerischen Entwurf beschäftigten Köpfe, denen<br />

alle am Bau mitwirkenden Mechaniker und Wirtschaftler<br />

nur unermüdliche Handlanger sind, für ihr höchstes<br />

Ziel ganz besonders fein geschult sein können.<br />

Das ist sehr wichtig. Selbst beim Versuche „rein<br />

zu mechanisieren", wenn er je gemacht würde, stellt<br />

sich unvermeidlich und immer wieder die Notwendigkeit<br />

der Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten<br />

zu mechanisieren ein, und bei dieser Wahl wird der<br />

Künstler, gleichviel, ob er es wie Professor Straumer<br />

ehrlich zugesteht oder nicht, von seinen „Erinnerungen",<br />

d. h. also von seiner Geschmacksbildung und der Feinheit<br />

seines Auges beeinflußt.<br />

Niemals vielleicht wurde der Wahn, als könne man<br />

ohne Anlehnung an überlieferte Formen „rein mechanisieren",<br />

scherzhafter aufgedeckt als durch die manchmal<br />

sehr geistreichen Leistungen des in Chicago ansässigen<br />

Architekten Frank Lloyd Wright, dessen meist<br />

in Deutschland und Holland lebende Bewunderer oft<br />

— nicht immer — verschweigen, daß seine Werke<br />

voll „romantischer Erinnerungen" stecken. Bei Wright<br />

sind diese Erinnerungen in der Tat geradezu krankhaft<br />

romantisch, weil sie nicht eine gesunde und offen<br />

eingestandene Weiterentwicklung vertrauter und bewährter<br />

Überlieferungen, sondern ein mutwilliges Herübernehmen<br />

von Reiseerinnerungen aus China und<br />

Japan sind, deren Auswirkungen zwar als bodenständige<br />

Heimatskunst (amerikanischer Präriestil!) angezeigt<br />

werden, aber darum nicht im geringsten weniger<br />

exotisch sind. Die Innendekorateure des achtzehnten<br />

Jahrhunderts, die sich ja auch einmal vorübergehend<br />

an „Chinoiserien" ergötzten, haben es wenigstens verstanden,<br />

von dem Fremdgute ganz Besitz zu ergreifen<br />

und es völlig dem eigenen Kunstdenken einzuverleiben.<br />

Dagegen wirken die romantischen Spielereien<br />

F. L. Wrights in der amerikanischen Baukunst als Fremdkörper<br />

und werden deshalb auch von den meisten<br />

amerikanischen Architekten mit gutmütigem oder geringschätzigem<br />

Lächeln abgelehnt.<br />

Wenn wir uns wieder zu einer einheitlichen, lebenden<br />

Kunst durchringen wollen, wird ganz besonders viel<br />

davon abhängen, daß die „romantischen Erinnerungen",<br />

von denen Professor Straumer spricht, nicht etwa ungezügelt<br />

umherschweifen und spielerisch exotische Geschmackslaunen<br />

aus aller Welt aufgreifen, sondern daß<br />

ein einheitlicher großer Wille sie lenkt. Nur so können<br />

neue bauliche Taten getan werden, die der „Erinnerung"<br />

an das Beste unserer großen Überlieferung würdig sind.<br />

Nur so wird es allmählich dahin kommen, daß jeder<br />

Neubau sich zwar neuartig, aber kongenial dem Alten<br />

angliedert, wie Blüten an die Blatter und Zweige, aus<br />

denen sie ersprießen. Nur dann werden so bedauerliche<br />

Durcheinander vermieden werden, wie wir sie<br />

in Berlin z. B. in der Gruppe um das Preußische Abgeordnetenhaus<br />

besitzen oder in jener Gruppe von drei<br />

Ausstellungshallen, unter denen Professor Straumers<br />

Radiohalle die schönste ist. Werner Hegemann.<br />

119<br />

9<br />

M. B. IX, 3


ABB. 1 / HAUPTPORTAL DER „ÄUSSEREN GALERIE" DES TEMPELS <strong>VON</strong> ANGKOR-VAT<br />

Im Vordergrund eine Tänzerin in ihrem rituellen Kostüm<br />

INDOCHINESISCHE BAUKUNST ; - ^;<br />

ACHT ARCHITEKTURAUFNAHMEN AUS DEM FRANZÖSISCHEN INDO-CHINA<br />

120


ABB. 3 /<br />

EINE ECKE DES TEMPELHOFES IN ANGKOR-VAT<br />

121


ABB. 4 /<br />

ANNAMITISCHER TEMPEL<br />

ABB. 5 /<br />

DIE RUINE CHAM • ANNAMITISCHE PAGODEN IN DEN RUINEN DES HEILIGTUMS CHAM BEI TANKY<br />

122


ABB. 6 /<br />

ÄUSSERE SCHAUSEITE DES HAUPTGEBÄUDES DES TEMPELS <strong>VON</strong> ANGKOR-VAT<br />

ABB. 7<br />

TREPPE<br />

MIT<br />

DRA-<br />

CHEN-<br />

ORNA.<br />

MENTEN<br />

IM<br />

ANNA-<br />

MITI-<br />

SCHEN<br />

STIL<br />

123


ARB. 8 / BRONZE-PORTALE IM GARTEN DES KAISERLICHEN PALASTES ZU HUE<br />

CHRONIK<br />

ULMER MÜNSTERPLATZ<br />

Das gleichzeitig erscheinende Doppelheft 3/4 von „Städtebau"<br />

ist hauptsächlich den Fragen des Ulmer Münsterplatzes<br />

gewidmet. Auf 34 Seiten mit 170 Abbildungen wird der<br />

kürzlich entschiedene Wettbewerb um die Bebauung des<br />

Ulmer Münsterplatzes im besonderen, und die Kirchenvorplatzfrage<br />

im allgemeinen eingehend erörtert. Besonders behandelt<br />

das Heft den Streit um die sogenannte „Fischerschule**<br />

und den jetzt wieder erwogenen romantischen<br />

Plan, durch eine gewollt unregelmäßige Bebauung des<br />

Münsterplatzes die Täuschung erwecken zu wollen, als handle<br />

es sich bei der Neubebauung nicht um ein aus einem Gusse<br />

geschaffenes Kunstwerk, sondern um etwas zufällig „Gewachsenes'*»<br />

altertümelnd „Gemütliches".<br />

Das Heft kostet im Einzelverkauf 2.50 Mark. Im Jahresbezug<br />

kostet „Städtebau" 12 Mark, für die Bezieher der<br />

„Monatshefte" nur 8 Mark.<br />

RÜCKKAUFANGEBOT FÜR HEFT 2 <strong>VON</strong><br />

WA5MUTHS MONATSHEFTEN FÜR BAUKUNST<br />

In den letzten Wochen hat sich die Zahl unserer Abonnenten<br />

wieder über Erwarten schnell vermehrt, diesmal um<br />

700. Wir möchten darum gern guterhaltene Exemplare des<br />

Februarheftes (Heft 2, Jahrg. 9) zurückkaufen und bieten<br />

2 Mark (d. h, den Abonnementspreis) dafür.<br />

Verlag Ernst Wasmuth A.-G.<br />

UNSER WETTBEWERB<br />

Das Preisausschreiben: „W eiche baukünstlerische<br />

Aufgabe in Groß-Berlin ist die wichtigste<br />

und volkstümlichste ?" hat 97 Antworten gebracht,<br />

darunter einige sehr beachtenswerte. Die Preise betrugen insgesamt<br />

1000 Mark, der erste Preis 300 Mark. Von der<br />

Berliner Tagespresse wurde gleichzeitig ein Kreuzworträtsel-<br />

Preisausschreiben veranstaltet; die Preise betrugen zusammen<br />

500 Mark, der erste Preis 200 Mark, die Zahl der Antworten<br />

5500. Hieraus geht hervor, daß die Teilnahme der<br />

vier Millionen Groß-Berliner für die baukünstlerische Gestaltung<br />

der Hauptstadt wesentlich geringer ist, als für ein<br />

Kreuzworträtsel. Man sage nicht, daß das baukünstlerische<br />

Preisausschreiben nicht genügend bekannt geworden sei. Der<br />

„Vorwärts", von dorn man annimmt, daß er die verständigeren<br />

Teile der Arbeiterschaft erreicht, brachte einen<br />

besonderen Aufsatz über das baukünstlerische Preisausschreiben,<br />

und wenn sich auch die übrige Tagespresse dem<br />

baukünstlerischen Preisausschreiben gegenüber mehr passiv<br />

verhielt, so wurde es doch an den Litfaßsäulen Groß-Berlins<br />

auf 4200 Anschlägen bekanntgegeben. Das Ergebnis lehrt,<br />

daß noch sehr viel geschehen muß, um die allgemeine<br />

Teilnahme an baukünstlerdschen Fragen zu heben.<br />

Die Preisverteilung soll im nächsten Hefte bekanntgegeben<br />

werden.<br />

124


BÜCHERSCHAU<br />

Brinckmann, A. F. Michelangelo. Zeichnungen. Quart,<br />

68 Seiten, mit 106 Tafeln. Verlag R. Piper, München, 1925.<br />

Preis, gebunden . . M 16.—<br />

Am 6. März ist der 450. Geburtstag Michelangelos. Die Gestalt<br />

Michelangelos stand seit langem im Mittelpunkte der<br />

Forschung Brinckmanns. Hatte er in seiner Geschichte der<br />

Baukunst Michelangelo als Baukünstler gewürdigt, so in<br />

seiner Barockskulptur als Plastiker. Dabei war manches<br />

treffliche Wort auch über den Zeichner Michelangelo gefallen.<br />

So schließt sich jetzt folgerichtig der neue Band<br />

Handzeichnungen den früheren Veröffentlichungen an. Bereits<br />

in seiner Barockskulptur hatte Brinckmann die Behauptung<br />

aufgestellt, daß jedes Kunstwerk nur ein Querschnitt<br />

einer Entwicklungsreihe sei und daß die Reihe, nicht<br />

aber der Querschnitt das eigentlich Wichtige sei. Diesen<br />

Gedanken führt der Verfasser in diesen Handzeichnungen<br />

weiter aus. So versucht er nicht nur, in die Fülle von<br />

Zeichnungen mit ordnender Hand Klarheit zu bringen, sie<br />

zu bestimmten Gruppen zusammenzuschließen, sondern er<br />

legt gern innerhalb dieser Schichten den Wandel der Vorstellungen<br />

scharfsinnig und klar dar. So erst tritt der<br />

Zeichner Michelangelo und damit auch der Plastiker in<br />

seiner ganzen Bedeutung hervor, zumal Brinckmann seine<br />

Zeichnung im Gegensatz zu den Zeichnungen eines Dürer und<br />

Rembrandt zu stellen weiß. Die großartige Deutung aber der<br />

Werke Michelangelos selbst setzt die Deutungen Justis fort,<br />

indem sie diese zugleich erweitert. Alfred Heuer.<br />

Burghardt, Richard. Praktische Anleitung zum Kalkbrennen<br />

im Schachtofen. Berlin, 1924. 28 S., Oktav, mit acht<br />

Abbildungen. Preis, geheftet - . M 1.20<br />

Das Bücfilein schildert ausführlich den Verlauf des Kalkbrennens<br />

im Schachtofen mit verschiedener Befeuerungsweise.<br />

Burghardt teilt die verschiedenen Konstruktionen der<br />

Schachtöfen ganz allgemein in drei Hauptgruppen, nämlich<br />

Schachtöfen mit Mischfeuerung, Schachtöfen mit Außenfeuerung<br />

und Schachtöfen mit Gasfeuerung, und umfaßt damit<br />

alle im Schachtofenbetrieb vorkommenden Möglichkeiten.<br />

Acht Ofenbilder erläutern den Text. Das kleine<br />

Schriftchen ist ein wichtiger Leitfaden für jeden Schachtofenbesitzer<br />

und sollte deshalb ausgiebige Verwendung finden.<br />

Gröber, Konrad* Reichenauer Kunst. Karlsruhe, 1924.<br />

2. Auflage. 80 S., Quart, mit 54 Abb. Preis kart. Mk. 2.—<br />

Wer Belehrung über die alte Reichenauer Kunst, über sein<br />

Münster, über Niederzeil, Oberzell, mit ihren frühen Fresken<br />

und ihren Kirchenschätzen wünscht, wer Einblicke tun will<br />

in eine der bedeutendsten und frühesten süddeutschen Kulturstätten,<br />

wer den geschichtlichen Hintergrund zu Scheffels<br />

„Ekkehard" kennen lernen will, greife zu diesem anschaulich<br />

und doch wissenschaftlich geschriebenen Büchlein mit seinen<br />

schönen Abbildungen. Jeder, der den Bodensee und die<br />

Reichenau liebt, wird dem Verfasser für seine von warmer<br />

Liebe für sein Thema getragenen Ausführungen Dank wissen,<br />

Kühnel, Ernst Kunst des Orients. (Die sechs Bücher der<br />

Kunst, Bd. 2). Wildpark-Potsdam, o. J. 127 S., Quart, mit<br />

172 Abb. Preis, in Halbleinen gebunden . . . . M 10.—<br />

Kühnel hat bei aller Zusammendrängung und Kürze es<br />

verstanden, die entscheidenden Merkmale und Wesenszüge<br />

der gewaltigen Kulturen des Islams, Indiens und Ostasiens<br />

darzustellen. Es wird hier eindringlich klar, wie die heutige<br />

europäische Wissenschaft sich mit einer die Erde umspannenden<br />

Weite des Gesichtskreises das Verständnis dieser<br />

fernen, den europäischen ebenbürtigen Hochkulturen erarbeitet<br />

hat. Die großen und zahlreichen Abbildungen, darunter<br />

seltene farbige Stücke, stellen dem Text anschauliches<br />

Erläuterungsmaterial zur Seite,<br />

Pfandl, Ludwig. Spanische Kultur und Sitte des 16, und<br />

17. Jahrhunderts. Kempten, 1924. 288 S., Quart, und 43 Taf.<br />

Preis, in Halbleinen gebunden M 12.—<br />

Ein starkes Buch, diese Einführung Pfandls in die Blütezeit<br />

der spanischen Literatur und Kunst- Stark, weil es<br />

offenbar die Lebeasarbeit eines mit großer Begeisterung und<br />

tiefer Gründlichkeit begabten Menschen darstellt, der ein<br />

überaus feines Einfühlungsvermögen in die von ihm behandelte<br />

Epoche und deren Menschen besitzt. Stark auch, weil<br />

er weniger Kritiker und Verneiner, als glühender Bewunderer<br />

und Verteidiger spanischen Lebens, Könnens, Fühlen» und<br />

Denkens ist. Nur ein Katholik konnte dieses Buch schreiben.<br />

Aber dieses Buch war notwendig. Es ist ein Bollwerk gegen<br />

die allzuschnellen Literaten und „Kunstkenner", die mit geschäftiger<br />

Hand, aber unbeschwert von Sachkenntnis, aus<br />

Spaniens Kulturboden immer neue Ausgrabungsprodukte zu<br />

fördern wissen. Es ist eine Apologie Spaniens schlechthin.<br />

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DER BAEDEKER<br />

DES ARCHITEKTUR^ UND KUNSTFREUNDES<br />

e i n B a n d u n s e r e r<br />

STÄTTEN DER KULTUR<br />

HERAUSGEGEBEN <strong>VON</strong> PROF. DR. GEORG BIERMANN<br />

Bisher erschienen;<br />

1. BERLIN. Von Wolfg. v. Oettingen<br />

2. FRANKFURT A. M. Von Paul<br />

Ferd. Schmidt<br />

3. BREMEN*). Von K. Schaefer<br />

4. ROTHENBURG OB D. T. Von<br />

H. Uhde=Bernays<br />

5. LEIPZIG. Von Ernst Kroker<br />

6. DAN ZIG. Von A. Grisebach<br />

7. LUZERN, der Vierwaldstätter See<br />

u. der St.Gotthard. VonHerm. Kesser<br />

8. WIEN*). Von Franz Servaes<br />

9. LÜBECK. Von Otto Grautoff<br />

10. ALTHOLLAND.VonJos.Aug.Lux<br />

11. KÖLN. Von Egbert Delpy<br />

12. GRANADA. Von E. Kühnel<br />

13. WEIMAR. Von Paul Kühn<br />

14. DRESDEN. Von Willy Doenges<br />

15. SANSSOUCI. VonKurtF. Nowak<br />

16. NEAPEL. Von Th. v. Scheffer<br />

17. UMBRISCHE STÄDTE<br />

Diese Bände sind z. Z. vergriffen<br />

Weit entfernt von jeder einseitigen historisch-politischen Darstellung verfolgen die Bände die Aufgabe, dem Leser<br />

die Organismen der Städte als Kulturschöpfungen in ihrer allmählichen Entwicklung unter Betonung aller Lebensfaktoren<br />

nahezubringen. Es ergab sich von selbst, daß dabei von Seiten der zum Teil sehr bekannten Verfasser<br />

das künstlerische und architektonische Bild einer Stadt wie ihre Kulturs&ätze mit besonderer Liebe beschrieben<br />

wurde. Die künstlerische Ausstattung der reichbebilderten Bände paßt sich in vorzüglicher Weise der Darstellung an.<br />

Preis jedes Bandes geheftet A4. 3. —, geBunden M. 5- —<br />

KLINKHARDT BIERMANN • VERLAG • LEIPZIG

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