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Hochschulgottesdienst in der Laurentius-Kirche am 10 - Augustana ...

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dieser Erzählung ziemlich unbequem entgegen und macht unsere Vorstellungen vom<br />

„Kuschel-Heiland“ zunichte. Drei Beobachtungen möchte ich zunächst herausheben:<br />

1) Jesus will se<strong>in</strong>e Ruhe haben<br />

Zu Anfang heißt es: „Von dort stand er auf und g<strong>in</strong>g fort…“ Dieses „von dort“ markiert, dass<br />

unserer Erzählung etwas vorausg<strong>in</strong>g. Jesus hat sich mit den Schriftgelehrten und Pharisäern<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt. Sie hatten ihn gefragt, warum se<strong>in</strong>e Jünger vor dem Essen nicht die<br />

Hände waschen, wie es die jüdischen Re<strong>in</strong>heitsgebote verlangen. Nach e<strong>in</strong>igem H<strong>in</strong> und her<br />

war Jesus gleichs<strong>am</strong> <strong>der</strong> Kragen geplatzt. Nicht was <strong>in</strong> den Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geht,<br />

verunre<strong>in</strong>igt ihn, hat er ihnen gesagt, son<strong>der</strong>n nur das, was aus se<strong>in</strong>em Mund und se<strong>in</strong>em<br />

Herzen herauskommt: böse Worte, überhebliche Gedanken, böses Tun. (Mk 7,22-23). Die<br />

Leute haben Jesus erregt und wir sehen ihn nun weiterziehen. Weg von diesen Leuten, die<br />

ihn mit ihrer aufgesetzten Frömmigkeit nerven.<br />

Aber als er dann nach Tyrus kommt, wird es auch nicht besser! Tyrus, heute heißt die Stadt<br />

<strong>am</strong> Mittelmeer Sûr und hat 120.000 E<strong>in</strong>wohner. Tyrus liegt jenseits <strong>der</strong> Grenze, außerhalb<br />

des nördlichen Israels. Die Stadt war von syrischer und phönizischer − also nicht-jüdischer −<br />

Kultur geprägt. Aber natürlich wussten die Menschen im Grenzbereich ziemlich genau, was<br />

hüben und drüben geschah. Verschiedene biblische Erzählungen spielen <strong>in</strong> diesem Gebiet. In<br />

dieser Gegend gewährte schon die Witwe von Sarepta dem Propheten Elia Unterschlupf (1<br />

Kön 17). Auch Jesus möchte sich hier zurückziehen. Aber: e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Haus gehen und<br />

hoffen, dass es niemand erfährt, erweist sich als unmöglich. Der Messias möchte se<strong>in</strong><br />

Geheimnis hüten, aber die Menschen entdecken es dennoch. Er ist noch nicht lange dort, als<br />

schon e<strong>in</strong>e Frau zu ihm kommt, <strong>der</strong>en Tochter erkrankt ist. Und erneut wird Jesus wie<strong>der</strong> mit<br />

dem Thema kultischer Re<strong>in</strong>heit und Unre<strong>in</strong>heit konfrontiert: die Tochter <strong>der</strong> Frau hat e<strong>in</strong>en<br />

„unre<strong>in</strong>en“ Geist. Das K<strong>in</strong>d ist unruhig, aufsässig, frech, macht <strong>der</strong> Mutter zu schaffen. Se<strong>in</strong><br />

Verhalten ist auffällig, auch se<strong>in</strong>e Stimme, die Bewegungen, die Art, mit an<strong>der</strong>en<br />

umzugehen. Kann Jesus nicht nur an<strong>der</strong>e über „re<strong>in</strong> und unre<strong>in</strong>“ belehren, kann er auch<br />

heilend e<strong>in</strong>greifen? Kann er <strong>der</strong> Mutter helfen wie e<strong>in</strong>st <strong>der</strong> Prophet Elisa dem Syrer Naeman<br />

(2 Kön 5)?<br />

2) Jesus hat ke<strong>in</strong>e Lust auf Dialog<br />

Jesus ist bewusst, dass diese Frau zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Volk gehört. Sie ist Syrer<strong>in</strong>, Phönizier<strong>in</strong>.<br />

Sie spricht griechisch mit ihm. Sie glaubt an Gottheiten, die man <strong>in</strong> Israel ablehnt. Aber sie<br />

erwartet etwas von ihm! Können ihr die Ärzte und ihre Priester <strong>in</strong> ihrem Land nicht helfen?<br />

Warum wirft sie sich ihm zu Füßen? Ist das nicht gespielte Unterwürfigkeit um des eigenen<br />

Vorteils willen? Wie schlimm ist es, prom<strong>in</strong>ent zu se<strong>in</strong>.<br />

Was dann passiert, ist ke<strong>in</strong> Ruhmesblatt für Jesus. Wir alle hätten das von ihm wohl so nicht<br />

erwartet. Ist es nicht e<strong>in</strong> Skandal, wie er mit <strong>der</strong> Frau umgeht? Ja, was Jesus <strong>der</strong> Frau<br />

entgegen schleu<strong>der</strong>t, ist heftig. Er versucht die Frau abzuweisen: „Ich b<strong>in</strong> nur zu den<br />

verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Da sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong> Platz zu se<strong>in</strong> für die<br />

existentielle Not e<strong>in</strong>es konkreten Menschen. „Es ist nicht recht“, so das harte Wort Jesu,<br />

„den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen!“

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