Hochschulgottesdienst in der Laurentius-Kirche am 10 - Augustana ...
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Vielleicht war das d<strong>am</strong>als e<strong>in</strong>e Redeweise wie das „Perlen nicht vor die Säue werfen“. Aber<br />
es ist stärker, verletzen<strong>der</strong>, weil es hier nicht nur um den Schutz des Ästhetischen, son<strong>der</strong>n<br />
um existenzielle Grundbedürfnisse geht. Jesus bewegt sich hier jenseits je<strong>der</strong> political<br />
correctness. Was er sagt, ist diskrim<strong>in</strong>ierend. Er provoziert.<br />
Aber war Jesus nicht sonst viel toleranter? Hatte er nicht verteidigt, dass die Jünger das Brot<br />
mit ungewaschenen Händen essen dürfen. Jetzt kommt diese Frau und bittet, dass das „Brot<br />
des Reiches Gottes“ auch <strong>in</strong> die Hände von Nicht-Juden gelangen darf. Ist das so viel an<strong>der</strong>s,<br />
als das Brot mit unre<strong>in</strong>en Händen zu essen? − Ja, ist es! Bei aller Empörung kann ich auch e<strong>in</strong><br />
wenig verstehen, dass sich Jesus nicht auch noch auf diese Herausfor<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>lassen will.<br />
Muss man alles gestatten? Gibt es nicht auch Grenzen für das religiöse Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>?! Es gibt<br />
e<strong>in</strong>e Toleranz, die geht zu weit!<br />
Aber ich merke, dass sich <strong>der</strong> Evangelist Markus diesen Standpunkt hier nicht zu Eigen<br />
macht. Er erzählt diese Geschichte offenbar, weil er selbst e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Blick auf die D<strong>in</strong>ge<br />
hat. Markus lebt ja außerhalb <strong>der</strong> jüdischen St<strong>am</strong>mlande. Er selbst ist gläubig geworden,<br />
obwohl er ke<strong>in</strong> Jude ist. Er hat die Erfahrung gemacht, dass <strong>der</strong> Gott Israels Heilung für alle<br />
will, die ihrer bedürfen – auch für Menschen aus nichtjüdischen Völkern.<br />
Der Evangelist Markus hat deshalb den Dialog, <strong>der</strong> sich zwischen <strong>der</strong> Frau und Jesus<br />
entsp<strong>in</strong>nt, genau geformt. „Es ist nicht recht, das Brot <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> den Hunden zu geben“.<br />
Me<strong>in</strong>t Jesus mit dem Wort Hunde hier die streunenden Straßenköter, vor denen wir uns<br />
ekeln? Vielleicht. Aber die Frau versteht es, die Abfuhr, die ihr Jesus gibt, noch e<strong>in</strong>mal zu<br />
„drehen“. In ihrer Entgegnung gebraucht sie das Wort Hunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verkle<strong>in</strong>erungsform. Sie<br />
spricht von Hündchen, jenen kle<strong>in</strong>en süßen Tieren, denen die Hausbewohner gern gestatten,<br />
bei <strong>der</strong> Mahlzeit dabei zu se<strong>in</strong>. Es geht nun um junge Hunde, die nicht wie alte bequem o<strong>der</strong><br />
krank <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke liegen. Junge Hunde hat man gern <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie: „Ja, Herr. Aber auch die<br />
Hunde fressen unter dem Tisch von den Fladenkrümeln <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>!“<br />
Das ist schlagfertig! Die Frau nimmt das Bild auf, das Jesus gebraucht hat, um sie<br />
abzuweisen. Und sie wi<strong>der</strong>spricht ihm auf Augenhöhe: „... aber die Krümel!“ „Die kle<strong>in</strong>en<br />
Stückchen, die Bröckchen, die den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n runterfallen, die reichen uns ja, die helfen uns<br />
schon!“<br />
Und sie ist raff<strong>in</strong>iert. Sie spricht Jesus nicht nur als Rabbi, als Lehrer und Arzt an, ne<strong>in</strong>, sie<br />
nennt ihn „Herrn“. Sie gebraucht das griechische Wort „Kyrios“. Das ist <strong>der</strong> Begriff, <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Messias-Bekenntnis bedeutet. Noch bevor Petrus im nächsten Kapitel sagen kann: „Du bist<br />
<strong>der</strong> Christus!“, wird dies Bekenntnis schon von e<strong>in</strong>er Frau aus Syrien gesprochen. Mich<br />
wun<strong>der</strong>t es nicht, dass sich d<strong>am</strong>it das Verhalten Jesu ihr gegenüber verän<strong>der</strong>t.<br />
3) Jesus lernt im Disput<br />
Der arrogante, <strong>der</strong> abweisende, <strong>der</strong> fremdenfe<strong>in</strong>dliche Jesus lernt etwas <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung<br />
mit dieser Frau. Im Streitgespräch mit den Pharisäern und Schriftgelehrten hatte er <strong>am</strong> Brot<br />
deutlich gemacht, dass es nicht auf äußere Frömmigkeit ankommt. Jetzt erteilt ihm diese<br />
Frau e<strong>in</strong>e Lektion, und zwar wie<strong>der</strong>um <strong>am</strong> Brot!<br />
Diese Frau hat das letzte Wort, nicht Jesus. Das ist ungewöhnlich. In den Evangelien ist es<br />
normalerweise so, dass jemand – e<strong>in</strong> Jünger, e<strong>in</strong> Freund, e<strong>in</strong> Gegner – Jesus e<strong>in</strong>e Frage stellt