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Hochschulgottesdienst in der Laurentius-Kirche am 10 - Augustana ...

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In <strong>der</strong> Begegnung mit dieser fremden Frau lernt Jesus sich selbst besser kennen: er lernt<br />

etwas über se<strong>in</strong>e eigene Aufgabe, und er lernt etwas über se<strong>in</strong>e eigene Religion. Wenn Gott<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit dem Abrah<strong>am</strong> e<strong>in</strong> Versprechen gab, dem Mose die Tora und die<br />

Propheten beauftragte, se<strong>in</strong>en Willen kund zu tun, so ist se<strong>in</strong> Ziel mit den Menschen doch<br />

universal und nicht auf e<strong>in</strong> Volk begrenzt.<br />

In <strong>der</strong> Vorbereitung ist mir aufgefallen, dass sich Ausleger und Prediger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

vor allem für die Heilungsbitte <strong>der</strong> Frau <strong>in</strong>teressiert haben. Auf ihrer Seite haben sie sich<br />

gesehen. Mit ihr haben Sie sich identifiziert. Auch diese Ausleger wollten etwas von Jesus.<br />

Sie selbst waren <strong>in</strong> Not, Sie hatten e<strong>in</strong> Anliegen, und er sollte Ihnen helfen. Dass Jesus nicht<br />

sogleich bereit ist zu helfen, konnte sie nicht schrecken. Das haben sie als<br />

„Glaubensprüfung“ verstanden. Sie wussten sich Jesus gegenüber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> <strong>in</strong>ständig<br />

Bittenden. Mit ihm zu diskutieren o<strong>der</strong> gar zu disputieren erschien ihnen unmöglich.<br />

E<strong>in</strong>e solche Auslegung muss nicht falsch se<strong>in</strong>. Es ist aber zutreffen<strong>der</strong>, wenn wir auch den<br />

eigentlichen Bezugspunkt wahrnehmen, nämlich, dass wir als Christen heute immer wie<strong>der</strong><br />

vor Herausfor<strong>der</strong>ungen stehen, die – wie diese Frau d<strong>am</strong>als an Jesus – Menschen an<strong>der</strong>en<br />

Glaubens an uns richten.<br />

Kontroverse <strong>in</strong> H<strong>am</strong>burg<br />

Ich würde Ihnen gern e<strong>in</strong>en Fall zum Nachdenken für diesen Sonntag mit auf den Weg<br />

geben, <strong>der</strong> zur Zeit <strong>in</strong> H<strong>am</strong>burg evangelische und katholische Christen beschäftigt. Dort<br />

wurde schon vor zehn Jahren im Stadtteil Horn die evangelische Kapernaum-<strong>Kirche</strong> als<br />

Vers<strong>am</strong>mlungsort <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de entwidmet und an e<strong>in</strong>en Investor verkauft. Nun soll die<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> wie<strong>der</strong>um an<strong>der</strong>e Hände übergehen und zwar an e<strong>in</strong>en isl<strong>am</strong>ischen Vere<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sie<br />

zu e<strong>in</strong>er Moschee umbauen möchte. Den Mitglie<strong>der</strong>n des Vere<strong>in</strong>s – so sagen Sie – ist das<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von Christen und Muslimen wichtig. Bisher halten die Muslime <strong>am</strong> Freitag ihr<br />

Gebet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefgarage e<strong>in</strong>es Bürogebäudes ab.<br />

In den H<strong>am</strong>burger <strong>Kirche</strong>n und <strong>der</strong> Stadtgesellschaft sorgt die geplante neue Nutzung e<strong>in</strong>er<br />

ehemaligen <strong>Kirche</strong> für Streit. Hier werde „e<strong>in</strong>e Grenze überschritten“, es handele sich um<br />

e<strong>in</strong>en „D<strong>am</strong>mbruch“? Die <strong>Kirche</strong> werde „verunre<strong>in</strong>igt“, wenn dort jetzt Muslime beten; sie<br />

sei ke<strong>in</strong> „Gotteshaus“ mehr.<br />

Zu beachten ist auch, dass die <strong>Kirche</strong> unter Denkmalschutz steht und <strong>der</strong> Turm bei e<strong>in</strong>er<br />

neuen Nutzung nicht abgerissen werden darf. Wenn <strong>der</strong> Turm stehenbleibt, wird das dann<br />

zum Zeichen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage des christlichen Glaubens gegenüber den nun im <strong>Kirche</strong>nraum<br />

Betenden Muslimen? O<strong>der</strong> könnte <strong>der</strong> Turm dazu beitragen, dass schon durch die bauliche<br />

Struktur sichtbar ist, dass hier e<strong>in</strong> Zentrum entsteht, <strong>in</strong> dem Muslime und Christen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

begegnen?<br />

Irritation und Heilung<br />

Die Begegnung mit Menschen an<strong>der</strong>er Religion ist e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung. Sie ist voller<br />

Irritationen. Da gilt es oft etwas auszuhalten. Die an<strong>der</strong>en treten uns ja gegenüber mit ihren<br />

existenziellen Bedürfnissen und mit ihren nicht ger<strong>in</strong>gen Erwartungen an uns. Da ist es gut,<br />

<strong>in</strong> dieser Erzählung heute zu sehen, dass auch Jesus vor Herausfor<strong>der</strong>ungen stand, <strong>in</strong> denen<br />

er mühs<strong>am</strong> umdenken musste.

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