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Hochschulgottesdienst in der Laurentius-Kirche am 10 - Augustana ...

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o<strong>der</strong> etwas behauptet. Und Jesus kontert dann mit e<strong>in</strong>er Antwort, die korrigiert, ergänzt,<br />

den Horizont weitet. Hier behält die Frau das letzte Wort, und Jesus än<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung<br />

und entspricht ihrem Wunsch. Es ist das e<strong>in</strong>zige Mal <strong>in</strong> den Evangelien, dass es jemandem<br />

gel<strong>in</strong>gt, Jesus zu e<strong>in</strong>er S<strong>in</strong>nesän<strong>der</strong>ung zu veranlassen.<br />

Das Markusevangelium zeigt uns <strong>am</strong> Disput zwischen Jesu und <strong>der</strong> fremden Frau wie weit<br />

unser Gottesverständnis greifen muss. Gott ist größer, als wir gewöhnlich von ihm denken.<br />

Wir müssen unseren eigenen Horizont weiten. Das ist nicht e<strong>in</strong>fach. Aber Markus<br />

unterstreicht diesen Gedanken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Evangelium sehr deutlich.<br />

Vor <strong>der</strong> Begegnung Jesu mit dieser Frau hat <strong>der</strong> Evangelist von e<strong>in</strong>er Brotvermehrung<br />

erzählt. Es s<strong>in</strong>d 5000 Menschen die an e<strong>in</strong>em abgelegenen Ort zus<strong>am</strong>men gekommen s<strong>in</strong>d<br />

und dann merken, dass es schon so spät ist, dass sie nicht mehr aufbrechen und im nächsten<br />

Ort Essen kaufen können. Jesus sättigt sie dann, <strong>in</strong>dem er das Vorhandene segnet und an<br />

alle austeilt. Es bleiben sogar zwölf Körbe übrig. Zwölf ist die Symbolzeit Israels: zwölf für die<br />

zwölf Stämme dieses Volkes.<br />

Unmittelbar nach unserem Predigttext wird dann erneut e<strong>in</strong>e Speisung berichtet. Dieses Mal<br />

s<strong>in</strong>d es 4000 Menschen, die durch e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>s<strong>am</strong>e Brotvermehrung satt werden. Dieses<br />

Mal wird berichtet, dass sich Jesus im Gebiet des südlichen Syriens bef<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>er Region<br />

die überwiegend von Nicht-Juden bewohnt war. Diesmal bleiben sieben Körbe übrig. Sieben<br />

ist die Symbolzahl <strong>der</strong> Welt: drei für den Himmel, vier für die Erde. Jesus ist nicht nur für<br />

Israel da, son<strong>der</strong>n für die ganze Welt, Juden wie Nicht-Juden. Markus zeigt sehr deutlich, was<br />

er denkt.<br />

Was bedeutet das für uns?<br />

Auch für uns s<strong>in</strong>d Kultur und Religion <strong>der</strong> Fremden oft unbequem. Sie stören uns <strong>in</strong> unserer<br />

Ruhe. Am liebsten sollen sie verschw<strong>in</strong>den. Wir haben oft ke<strong>in</strong>e Lust, Brücken zu bauen. Es<br />

ist angenehm, bei den Fremden Urlaub zu machen, aber dann bleiben wir auch <strong>am</strong> besten <strong>in</strong><br />

unserem Ferien-Ressort. Und wenn wir uns doch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Altstadt und auf den Basar<br />

trauen, dann möchten wir als Touristen unerkannt bleiben und f<strong>in</strong>den es pe<strong>in</strong>lich, dass man<br />

uns nachläuft und zum Kauf von Tüchern, Le<strong>der</strong>waren o<strong>der</strong> Uhren animieren will. Ich werde<br />

nicht vergessen, wie mich vor Jahren während e<strong>in</strong>er Wirtschaftskrise <strong>in</strong> Simbabwe die<br />

Händler auf e<strong>in</strong>em Markt geradezu angefleht haben, ihre kle<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>figuren zu kaufen, da<br />

ihre F<strong>am</strong>ilien zuhause hungerten.<br />

Und: Haben wir „Lust auf Dialog“? S<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die Sprache <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu<br />

sprechen? Wie viele von uns s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen Weltsprachen so mächtig, dass sie <strong>in</strong><br />

ihnen diskutieren können? Wir gehen oft davon aus, dass Jesus nur Ar<strong>am</strong>äisch gesprochen<br />

habe – aber hier sehen wir ihn auf Griechisch disputieren. Es ist so wichtig, dass an <strong>der</strong><br />

<strong>Augustana</strong>-Hochschule auch Studierende aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n und <strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d, dass sie uns<br />

als Deutsche anregen, mit Ihnen Englisch, Französisch, Portugiesisch und vielleicht<br />

Ungarisch, Slowakisch o<strong>der</strong> Indonesisch zu sprechen. Ich f<strong>in</strong>de es großartig, wenn ich höre,<br />

dass an den Sprachkursen <strong>der</strong> Volkshochschule hier <strong>in</strong> unserem Ort auch immer wie<strong>der</strong><br />

Repräsentanten unserer Dienste und Werke teilnehmen und sich − manchmal noch nach <strong>der</strong><br />

Pensionierung − den Mühen des Erlernens e<strong>in</strong>er fremden Sprache aussetzen.

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